Warum Trump plötzlich mit dem Iran reden will

Das große Bilderberg-Geheimnis 2019

von Pepe Escobar (theblogcat)

http://thesaker.is/why-trump-now-wants-talks-with-iran/

Falls Teheran die Straße von Hormuz blockiert, könnte das den Ölpreis explodieren lassen und eine globale Rezession auslösen.

Im Gegensatz zu Deep Purples legendärem „Smoke on the Water“ („We all came out to Montreux, on the Lake Geneva shoreline“) hat das 67. Treffen der Bilderberg-Gruppe in dem luxuriösen Fairmont Le Montreux Palace Hotel kein Feuer und keinen Rauch produziert.

Die 130 elitären Gäste hatten bei ihrem „informellen Diskussions-Forum über große Themen“ eine ziemlich gute – und theoretisch ruhige – Zeit. Wie üblich waren mindestens zwei Drittel europäische Entscheidungsträger, der Rest kam aus Nordamerika.

Die Tatsache, dass einige der großen Player dieser atlantischen Walhalla eng mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ, die Zentralbank der Zentralbanken) in Basel verbunden oder direkt mit ihr verknüpft sind, ist natürlich nur ein Detail am Rande.

Das Hauptthema dieses Jahr lautete „Eine stabile strategische Ordnung“, ein hochtrabendes Unterfangen, das man entweder als das Entstehen einer Neuen Weltordnung interpretieren kann, oder einfach den edlen Versuch einer selbstlosen Elite, die Menschen zur Aufklärung zu führen.

Andere Diskussionsthemen waren viel pragmatischer – von „Die Zukunft des Kapitalismus“ bis „Russland“, „China“, „Die Sozialen Medien als Waffe“, „Brexit“, „Wie geht es weiter mit Europa“, „Die Oral in der Künstlichen Intelligenz“ und last but not least „der Klimawandel“.

Schüler von Antisthenes (Anm.d.Ü.: Ein cooler Philosoph: „Meinen Feinden wünsche ich, daß ihre Kinder in Luxus leben!“) würden argumentieren, daß diese Themen exakt die praktischen Grundlagen der Neuen Weltordnung ausmachen.

Der Vorsitzende des Führungskomitees der Bilderberger ist seit 2012 Henri de Castries, ehemaliger CEO von AXA und der Direktor des Institut Montaigne, einem bedeutenden französischen Think Tank.

Einer der wichtigsten Gäste in diesem Jahr war Clement Beaune, der Europa- und G20-Berater des französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Die Bilderberger sind stolz darauf, daß sie nach den Chatham House-Regeln verfahren, wonach die Teilnehmer all die wertvollen Informationen frei verwenden können, denn jene, die an diesen Treffen teilnehmen, sind daran gebunden, die Quelle jeder sensiblen Information und das genau Gesagte nicht offen zu legen.

Das hilft bei der legendären Geheimhaltung von Bilderberg – und ist der Grund für zahllose Verschwörungstheorien. Aber das heißt nicht, dass nicht das eine oder andere Geheimnis nach außen dringt.

Die Achse Castries/Beaune liefert uns das erste offene Geheimnis von 2019. Es war Castries vom Montaigne Institut, der Macron „erfunden“ hat – dieses perfekte Experiment mit einem M&A-Banker, der dem Establishment dient und sich als Progressiver ausgibt.

Eine Bilderberg-Quelle ließ diskret verlauten, daß das Resultat der jüngsten EU Parlamentswahlen als ein Sieg interpretiert wurde. Schließlich ging es am Ende um eine neoliberal/grüne Allianz und rechten Populismus; und das hat nichts mit progressiven Werten zu tun.





Die Grünen, die in Europa gewonnen haben, sind – im Gegensatz zu den amerikanischen Grünen – allesamt humanitäre Imperialisten, um diese großartige Wortneuschöpfung des belgischen Physikers Jean Bricmont zu zitieren. Und sie alle beten vor dem politisch korrekten Altar. Was aus der Bilderberger-Perspektive von Bedeutung ist: Das Europäische Parlament wird weiterhin von einer Pseudo-Linken dominiert, die weiter die Zerstörung der Nationalstaaten verteidigt.

So wie Castries und sein Schüler Macron.

Die Zeitbombe der Derivate tickt

Das große Bilderberg-Geheimnis 2019 hat damit zu tun, warum Trumps Regierung so plötzlich entschieden hat, „ohne Vorbedingungen“ mit dem Iran reden zu wollen.

Das Ganze hat mit der Straße von Hormuz zu tun. Eine Blockade der Straße könnte Öl und Gas aus dem Irak, Kuweit, Bahrain, Katar und dem Iran abschneiden – das sind 20% des gesamten Erdöls der Welt. Es gab einige Diskussionen darüber, ob dies geschehen könnte – ob die Fünfte US-Flotte, die in der Nähe stationiert ist, Teheran dabei aufhalten könnte und ob der Iran, der Anti-Schiffs-Raketen auf seinem Gebiet entlang des Persischen Golfs stationiert hat, soweit gehen würde.

Eine amerikanische Quelle sagte, dass auf dem Schreibtisch von Präsident Trump eine Reihe von Studien landete und in Washington Panik auslöste. Diese Studien würden zeigen, dass im Falle einer Schließung der Straße von Hormuz, aus welchem Grund auch immer, der Iran die Macht besitzt, das Weltfinanzsystem zu vernichten, indem der globale Handel mit Derivaten explodiert.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sagte letztes Jahr, daß die „beachtliche Summe ausstehender Derivate-Kontrakte“ $542 Billionen betrage, obwohl der Brutto-Marktwert auf $12,7 Billionen geschätzt wird. Andere schätzen eine Summe von $1,2 Billiarden oder mehr.

Teheran hat diese „Nuklear-Option“ öffentlich nicht geäußert. Dennoch hat General Qasem Soleimani, der Chef der Quds-Streifkräfte des Korps der Revolutionsgarden und rotes Tuch für das Pentagon, das in internen iranischen Diskussionen angesprochen. Diese Information wurde pflichtgemäß an Frankreich, UK und Deutschland weitergereicht, die EU-3 Mitglieder des iranischen Atomabkommens (Joint Comprehensive Action Plan), was ebenfalls Panik auslöste.

Die Spezialisten für Derivate rund ums Öl wissen nur zu gut, daß bei einer Blockade des Energieflusses im Golf der Ölpreis für einen längeren Zeitraum auf $200 pro Barrel steigen wird, oder noch höher. Ein Zusammenbruch des Derivate-Marktes würde eine nie dagewesene globale Depression verursachen. Trumps Finanzminister (und zuvor bei Goldman Sachs) Steve Mnuchin sollte das ebenfalls wissen.

Und Trump selbst hat anscheinend die Segel gestrichen. Er hat im Grunde gesagt, daß der Iran für die USA keinen strategischen Wert besitzt. Gemäß der amerikanischen Quelle: „Er will wirklich einen gesichtswahrenden Ausweg aus diesem Problem, das ihm seine Berater Bolton und Pompeo eingebrockt haben. Washington braucht jetzt einen gesichtswahrenden Ausweg. Nicht der Iran sucht Gespräche. Die USA wollen sie.“

Und das bringt uns zu Außenminister Mike Pompeos langem, nicht geplanten Aufenthalt in der Schweiz, am Rande der Bilderberger. Nur weil er „ein großer Fan von Käse und Schokolade“ ist, so seine Worte.

Aber jede gut informierte Kuckucksuhr hätte gemerkt, dass er ganz dringend die Ängste der transatlantischen Eliten dämpfen musste, abgesehen von den Gesprächen hinter verschlossenen Türen mit der Schweiz, die bei der Kommunikation mit Washington den Iran repräsentiert.

Nach Wochen düsterer Drohungen gegen den Iran sagen nun die USA, daß es bei Gesprächen mit Teheran „keine Vorbedingungen“ geben würde, und das wurde von Schweizer Boden aus geäußert.





China zieht seine Linie im Sand

Bilderberg kam nicht um eine Diskussion über China herum. Die geo-poetische Gerechtigkeit brachte es mit sich, daß just zur selben Zeit China beim Shangri-La Dialog in Singapur eine mächtige Botschaft aussandte – an den Osten und an den Westen.

Der Shangri-La Dialog ist Asiens jährliches Top Sicherheits-Forum und wird im Gegensatz zu Bilderberg stets im selben Hotel in Singapurs Orchard Road abgehalten. Wie auch Bilderberg diskutiert Shangri-La „relevante Sicherheitsthemen“.

Man kann sagen, dass Bilderberg diese Diskussion so wie in einer Cover-Story einer französischen Wochenzeitschrift (die einem Macron-freundlichen Oligarchen gehört) darstellt: „Als Europa die Welt regierte“. Shangri-La diskutiert die nahe Zukunft – in der China tatsächlich die Welt regieren könnte.

Peking hat dieses Jahr eine hochrangige Delegation zu diesem Forum geschickt, angeführt von Verteidigungsminister General Wei Fenghe. Und am Sonntag hat General Wei die unmissverständlichen roten Linien Chinas dargelegt: eine ernste Warnung an „äußere Kräfte“, die von einer Unabhängigkeit Taiwans träumen, und dem „legitimen Recht“ Pekings, die künstlichen Inseln im Südchinesischen Meer zu erweitern.

Da hatte schon jeder vergessen, was der geschäftsführende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan am Tag zuvor gesagt hatte, als er Huawei beschuldigte, zu nah an Peking zu sein und für die „internationale Gemeinschaft“ ein Sicherheitsrisiko darstelle.

General Wei fand auch die Zeit, Shanahan zu zerlegen: „Huawei ist eine private Firma, keine militärische Firma… Nur weil der Vorsitzende von Huawei einst in der Armee gedient hat, bedeutet das nicht, daß seine Firma Teil des Militärs ist. Das ergibt keinen Sinn.“

Shangri-La ist wenigstens transparent. Was Bilderberg betrifft, da wird es keine Leaks geben, was die Masters of the Universe den westlichen Eliten über die Profitabilität des Kriegs gegen Terror erzählt haben; über die Entwicklung zur Digitalisierung des Geldes; die totale Herrschaft genetisch veränderter Organismen; und wie der Klimawandel zu einer Waffe umgewandelt wird.

Das Pentagon hat wenigstens kein Geheimnis daraus gemacht, schon vor Shangri-La, daß Russland und China um jeden Preis eingedämmt werden müssen – und daß die europäischen Vasallen dabei mitmachen müssen.

Henry Kissinger war auch 2019 Teilnehmer bei Bilderberg. Gerüchte, daß er seine ganze Zeit damit zubrachte, atemlos seinen „umgekehrten Nixon“ zu propagieren – Russland zu verführen um China einzudämmen – sind vielleicht völlig übertrieben.

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1 Kommentar

  1. "Und Trump selbst hat anscheinend die Segel gestrichen. Er hat im Grunde gesagt, daß der Iran für die USA keinen strategischen Wert besitzt."

    Das wußten wir alle schon vorher, vor allen Dingen daß der Iran friedliebend ist und seine letzten Kriege Mitte des 19. Jahrhundert gegen den Emir von Buchara stattgefunden haben dürften.  Hermann Vámbéry:  "Der zum Verkauf ausgestellte Sklave männlichen Geschlechts wird ganz öffentlich untersucht, und der Verkäufer muß für solche geistige oder körperliche Fehler seiner Ware garantieren, die etwa später zum Vorschein kommen mögen. Für den Sklaven selbst ist die Stunde, die ihn aus den Händen des Händlers befreit, eine der glücklichsten, denn selbst die härteste Behandlung, die im Dienste seiner wartet, soll nicht so drückend und peinvoll sein als die Zeit, die er im Laden als Geschäftsartikel verleben muß. Der Preis differiert, je nachdem die politischen Verhältnisse den Turkmanen, denn diese sind die ausschließlichen Lieferanten, mehr oder weniger Gelegenheit geben, ihre Alamane (Raubzüge) in die Nachbarländer zu schicken. Während jetzt der höchste Preis eines rüstigen Mannes 40 — 50 Tilla (à 13 englischen Schillingen) war, konnte man nach der Niederlage der Perser bei Merw, wo 18.000 persische Soldaten auf einmal gefangen wurden, denselben um 3 oder 4 Tilla bekommen."

    Es ist sehr beruhigend, daß die zionistische Intrige gegen den Iran abrupt zum Ende gekommen ist, weil dann notwendigerweise das "westliche" Wirtschaftssystem zusammenkracht via Derivate.  (Das Benzin ist schon billiger geworden!)) Warum haben dies die klugen Strategen in Washington nicht schon früher erkannt, als sie ihre Flotte in den Persischen Golf schickten? Hatten sie nicht erwogen, daß der Iran in einer Harakiri-Aktion die Straße von Hormuz unpassierbar machen könnte?

    Wie das Gleichgewicht des Schreckens bisher unter den Großmächten die Atombomben grantierten, garantiert uns jetzt die Offenhaltung der Straße von Hormuz das Hinauszögern der Implosion des "westlichen" Wirtschaftssystems.  Die Zionisten müssen jetzt erkennen, daß ihre Stunde erst gekommen ist, wenn das Wirtschaftssystem global kollabiert, und es auf die Katastrophe "Hormuz" nicht mehr ankommt.  Bis dahin werden sie den Iran weiter strangulieren und ihm in jeder Hinsicht das Leben schwer machen in der Hoffnung, daß die enorme Bevölkerungsexplosion zur innenpolitischen Revolution führt.

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