Warum der Ölpreisdeckel die EU-Wirtschaft endgültig tötet

Wirtschaftlicher Suizid

Die EU hat eine Obergrenze für russisches Öl beschlossen und Politik und Medien feiern das als Erfolg. Dabei ist die Wahrheit, dass dieser Beschluss die Wirtschaft der EU-Staaten endgültig vernichten wird. Hier zeige ich auf, warum das so ist.

Quelle: anti-spiegel

Die deutsche Presse feiert seit dem 2. Dezember, dass die EU einen Höchstpreis für russisches Öl, das mit Tankern in die EU transportiert wird, beschlossen hat. Dieser Beschluss ist für die Wirtschaft – und damit für den Wohlstand – in der EU jedoch ein Todesurteil. Das kann jeder schnell verstehen, wenn er sich die nackten Fakten anschaut.

Europa und das russische Öl

Die EU importierte im Jahr 2021 2,2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag, davon 0,7 Millionen Barrel pro Tag über Pipelines, sowie 1,2 Millionen Barrel pro Tag an raffinierten Ölprodukten, wie aus Daten der IEA hervorgeht. 2019 kamen 25 Prozent des in die EU importierten Öls aus Russland. Russland war damit der mit Abstand größte Öl-Lieferant für die EU. Auf Platz zwei folgte mit großem Abstand Norwegen mit etwa zehn Prozent, auf Platz drei der Irak mit knapp neun Prozent, auf Platz vier Nigeria mit acht Prozent und auf Platz fünf Kasachstan mit ebenfalls knapp acht Prozent. Übrigens sind die kasachischen Ölexporte stark von Russland abhängig, weil sie über russisches Hoheitsgebiet laufen.

Um die aktuelle Lage zu verstehen, muss man zwischen Pipeline-Öl und Tanker-Öl unterscheiden, denn der Ölpreisdeckel richtet sich nur gegen Tanker-Öl. Für russisches Öl, das über Pipelines in die EU fließt, gilt der Ölpreisdeckel nicht. Diese Ausnahme hat Ungarn zur Bedingung für seine Zustimmung zu der Maßnahme gemacht, weil Ungar nicht weiß, wie es fehlendes russisches Öl ersetzen könnte und für den ungarischen Ministerpräsidenten Orban – im Gegensatz zu allen anderen Regierungschefs der EU – das Wohl seines eigenen Volkes (und nicht die geopolitischen Interessen der USA) an erster Stelle steht.

Ungarn importiert etwa 120.000 Barrel Rohöl pro Tag, das ist angesichts der Gesamtzahlen der EU sehr wenig und kann fast schon vernachlässigt werden. Da davon auszugehen ist, dass die anderen EU-Länder, die russisches Öl über Pipelines bezogen haben, dieses Öl nun ablehnen (wie zum Beispiel von der deutschen Bundesregierung beschlossen wurde), dürfte die EU insgesamt vor der Aufgabe stehen, für knapp ein Viertel ihrer Öl-Importe neue Lieferanten finden zu müssen, wie wir gleich sehen werden.

Der Ölpreisdeckel

Die EU hat beschlossen, das für russisches Öl ab sofort ein Höchstpreis von 60 Dollar pro Barrel gelten soll. Jeder Volswirtschaftsstudent weiß, dass staatlich festgelegte Höchstpreise noch nie funktioniert haben. Sobald sich im Spiel von Angebot und Nachfrage ein höherer Preis bildet, wird derjenige, der einen Höchstpreis festgesetzt hat, keine Ware mehr bekommen, weil niemand sie unter Wert verkauft.

In der Praxis wird das beim Ölpreisdeckel der EU dazu führen, dass Öl in Europa knapp wird, weil es fast unmöglich ist, spontan ein Viertel des europäischen Bedarfs an Öl woanders zu aufzutreiben. Die EU wird sicherlich Öl beziehen können, aber erstens dürfte sich, dank der Maßnahme der EU, der Ölpreis auf den Weltmärkten erhöhen und zweitens wird es in der EU in jedem Fall zu wenig Öl geben, was innerhalb der EU zwangsläufig zu einem höheren Preis für Ölprodukte wie Benzin führen wird.

Russland hat von Anfang an mitgeteilt, dass den Export von Öl an jedes Land unterbinden wird, das sich einer Deckelung der Ölpreise anschließt. Sobald der Ölpreisdeckel, dem sich auch die G7 anschließen wollen, in Kraft tritt, werden die betroffenen Staaten kein Öl mehr per Tanker aus Russland bekommen.

Wie die EU ab heute bis zu 25 Prozent ihres importierten Öls ersetzen will, hat Brüssel übrigens nicht mitgeteilt.

Die Folgen für Russland

Um den Ölpreisdeckel weltweit durchzusetzen, haben die EU und die G7 unter anderem auch beschlossen, dass sie die Versicherung von Öltankern, die russisches Öl, das für mehr als 60 Dollar verkauft werden soll, transportieren, verbieten. Auch Reedereien drohen Strafen, wenn sie russisches Öl, das für mehr als 60 Dollar verkauft werden soll, transportieren. Diese Maßnahmen werden eine gewisse Wirkung haben, weil Russland bisher kaum eigene Tanker hatte.

Russland ist in den letzten Monaten jedoch nicht untätig geblieben und hat laut Medienberichten mehr als 100 Öltanker gekauft, um sich von der Abhängigkeit westlicher (oder generell ausländischer) Reedereien zu befreien. Diese Flotte kann zwar nicht das gesamte bisher von Russland exportierte Öl transportieren, aber sie ist ein erster Schritt in die Richtung.

Russland ist gezwungen, auf eine eigene Tankerflotte zu setzen und geht den Weg konsequent. Der Zwang resultiert auch daraus, dass Russland bei den Ölexporten durchaus von der EU abhängig war, denn etwa die Hälfte des russischen Öls und der russischen Rohölerzeugnisse sind bisher in die EU gegangen. So, wie die EU nun neue Lieferanten finden muss, muss Russland auch neue Abnehmer finden.

Das Thema Versicherung der Öltransporte ist ebenfalls problematisch, denn Öltanker werden auf dem internationalen Markt rückversichert. Das Risiko wird also auf mehrere Versicherungsgesellschaften verteilt, weil die Folgen zum Beispiel einer Ölpest nach einem Tankerunfall zu teuer sind, als das eine Versicherungsgesellschaft sie alleine übernehmen könnte. Aber da die russische Versicherungswirtschaft durch die westlichen Sanktionen ohnehin von den westlichen Rückversicherungsmärkten abgeschnitten ist, hat Russland auch dafür bereits eine eigene Lösung gefunden und einen staatlichen Rückversicherer eingeschaltet, der die Risiken übernimmt, die bisher international platziert wurden. Das wird zwar zu einem Anstieg der Versicherungsprämien führen, ist aber insgesamt kein ernsthaftes Problem.

Der Ölpreisdeckel wird Russland finanziell wohl vorübergehenden Schaden zufügen, aber für Russland ist das „nur“ ein überschaubarer finanzieller Schaden. Die EU hingegen wird einen konkreten Mangel an Öl haben, was erstens die Preise innerhalb der EU in die Höhe treiben wird und zweitens sogar zu einem echten Mangel an Öl führen kann. Die wirtschaftlichen Folgen davon wären vielleicht noch verheerender als das, was wir bei der derzeitigen Gaskrise erleben.

Russland stoppt die Exporte

Russland hält Wort und hat nach dem Beschluss der EU und der G7 über den Ölpreisdeckel einen Exportstopp an die teilnehmenden Länder verkündet. Der Ständige Vertreter Russlands bei den internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, schrieb auf Twitter:

„Ab diesem Jahr wird Europa ohne russisches Öl auskommen müssen. Moskau hat bereits klargestellt, dass es kein Öl an die Länder liefern wird, die eine marktfeindliche Preisobergrenze unterstützen“

Welchen Unsinn der Spiegel über das Thema schreibt

Der Spiegel hat am 5. Dezember einen Artikel mit der Überschrift „Sanktionen im Ukrainekrieg – DIW-Chef Fratzscher rechnet Ölpreisdeckel gute Erfolgschancen aus“ veröffentlicht. Angesichts der geschilderten Tatsachen ist es auf den ersten Blick unverständlich, wie ausgerechnet der Chef des renommierten DIW dem Ölpreisdeckel „gute Erfolgschancen ausrechnen“ kann. Aber so überraschend ist das gar nicht, wenn man weiß, wer DIW-Chef Marcel Fratzscher ist.

Ich will hier daher nur kurz auf das eingehen, was dieser angebliche Wirtschaftsexperte als Begründung für seine Fantastereien von sich gibt. Der Spiegel schreibt:

„DIW-Präsident Marcel Fratzscher befürwortet den Preisdeckel westlicher Staaten für russisches Öl. Dies sei »ein Experiment mit guten Chancen auf Erfolg«, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) der Nachrichtenagentur Reuters. Zwar habe Russland angekündigt, den seit Wochenbeginn geltenden Preisdeckel von 60 Dollar nicht zu akzeptieren, aber die meisten Marktakteure würden diese Drohung nicht für realistisch halten.“

Selbst wenn Fratzscher selbst glaubt, was er erzählt, ist es in meinen Augen unverantwortlich, die europäische Wirtschaft und den Wohlstand der Menschen in Europa einem „Experiment mit guten Chancen auf Erfolg“ auszusetzen, denn so ein Experiment kann auch gewaltig in die Hose gehen. Aber das zeigt eindrücklich, wie verantwortungslos Politiker und sogenannte Experten in der EU inzwischen sind. „Nach mir die Sinnflut“ ist als Beschreibung für deren „Verantwortungsbewusstsein“ noch harmlos ausgedrückt.

Fratzscher ist ein Propagandist

Fratzscher dürfte sich seinen Job als DIW-Chef durch seine politischen Einstellungen und nicht durch sein wirtschaftliches Fachwissen verdient haben. Man muss wissen, dass Fratzscher ein „Claqueur der SPD“ ist, wie es die FAZ 2017 formuliert hat, und dass er Schlagzeilen gemacht hat, als er in einer ziemlich sinnfreien Studie vorgerechnet hat, dass die Einwanderungswelle von 2015 wirtschaftlich positiv sei. Fratzscher nimmt seine Arbeit als Wirtschaftswissenschaftler nicht allzu ernst, wenn es darum geht, Themen, die SPD und Grünen am Herzen liegen, als wirtschaftlich sinnvoll darzustellen, auch wenn sie es nicht sind.

Mir ist Fratzscher das erste Mal in diesem Jahr aufgefallen. Erinnern Sie sich noch, wie Bundesinkompetenzminister Habeck in der ARD-Sendung „Maischberger“ erzählt hat, dass Firmen, die ihre Tätigkeit wegen der hohen Energiepreise einstellen müssen, „nicht automatisch insolvent“ seien, sondern sie „vielleicht aufhören, zu vekaufen„? Das war so ein peinlicher Beleg für Habecks komplette Unkenntnis in wirtschaftlichen Themen, dass sogar die den Grünen gegenüber treu ergebenen „Qualitätsmedien“ nicht wussten, wie sie damit umgehen sollten.

Der Spiegel hat damals eine Lösung gefunden und einen Artikel mit der Überschrift „DIW-Chef Fratzscher – »Ich verstehe die Kritik an den Aussagen von Habeck zu Insolvenzen nicht, denn sie sind zutreffend«“ veröffentlicht. Um seinen Liebling Habeck zu unterstützen, hat der Spiegel ausgerechnet den „Wirtschaftsexperten“ Fratzscher zitiert, der immer alles so hindreht, dass sogar von Grünen geäußerter Unsinn sinnvoll erscheint.

Und dieser „Wirtschaftsexperte“ durfte im Spiegel nun erklären, dass der Ölpreisdeckel eine gute Idee ist. Ich wünsche viel Spaß dabei, abzuwarten, ob das „Experiment mit guten Chancen auf Erfolg“ auch tatsächlich ein Erfolg wird.

Wenn es kein Erfolg wird, dann gilt in der EU: Mach’s gut, lieber Wohlstand, es war schön mit Dir…

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6 Kommentare

  1. Gut so Russland wird sein Öl dahin verkaufen wo es am meisten Geld bringt!
    Jedoch das AUS der Industrie ist gut, wir müssen zurück zur Natur und NUR erneuerbare Rohstoffe verwenden, so erhalten wir unsere Erde!

  2. Der anglo-zionistische Westen stochert im Nebel, um irgendwie Rußland dann doch noch zu treffen. Und die blöden antideutschen Vasallen verraten ihre Bevölkerung, weil sie sich vormachen, es sei ein „Experiment mit guten Chancen auf Erfolg“ und dazu noch über Macron herfallen, weil er meinte, man habe die Sicherheitsinteressen Rußlands nicht genügend berücksichtigt. Da die Deutschen häufig alles, was sie machen, gründlich machen, ist zu erwarten, daß sie uns gründlich in die Scheiße hineinreißen. Siehe die Inkompetenz hoch drei der Baerbock!!!

    Fazit: Inkompetenz und Gleichgültigkeit gegenüber den Sorgen der Bevölkerung sowie Verachtung des Grundgesetzes werden diejenigen, die durch Beamtensalär und -pension bestens vor Unbill abgesichert sind uns in Not und Armut treiben!

  3. „Experiment mit guten Chancen auf Erfolg“.

    Europa scheint zum „Experimentierfeld“ umgewandelt zu werden. Hier läuft mittlerweile alles nach dem Motto….. wenn, dann…..

    Wenn genug Wind weht…..
    Wenn genug Sonne scheint…..
    Wenn wir nur einmal in der Woche duschen…
    Wenn alle geimpft sind….
    Wenn wir bei 19 Grad Raumtemperatur frieren….
    Wenn wir nur noch Lastenfahrrad fahren….
    Wenn wir nachts alles verdunkeln….
    wenn, wenn, wenn….

    Aber WENN wir kein Öl mehr haben, können wir uns die ganzen WENNS sparen. Man muß nur mal darüber nachdenken, für was Öl alles gebraucht wird. Ohne Gas kann die Industrie kaum noch was produzieren. Ohne Öl braucht sich keiner mehr um Gasknappheit Gedanken machen, denn dann ist aus die Maus, weil Öl für allerlei Produktherstellungen gebraucht wird. Angefangen bei Medikamenten. Den Rest braucht man gar nicht auzuzählen.

  4. In der ex DDR war auch Alles gedeckelt!
    Und wenn die westlichen korrupten und lügenden Politiker nicht immer klamm heimlich soviel Geld rüber geschaufelt hätten, wäre der Zusammenbruch schon 1980 erfolgt! Aber es dauerte noch eine Weile, weil sich Politiker beider Seiten erst eine Geschichte erfinden mussten, um beide Seiten zu beruhigen!
    Das Vermögen der SED wurde da schon unter den westlichen Parteien aufgeteilt!

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