Warum China seine US-Bonds loswerden will und welche Folgen dies hätte

Natalja Dembinskaja (sputniknews)

Die neue Runde des von Trump ausgelösten Handelskriegs gegen China hat dem Yuan stark zugesetzt. Die Importzölle für Waren aus Amerika werden erst in zwei Wochen erhöht, und Analysten warnen: Um eine weitere Abwertung des Yuans zu verhindern, könnte Peking auf eine starke Waffe zurückgreifen – den umfassenden Teilverkauf seiner US-Staatsanleihen.

Welche Folgen dieser Schritt für Washington haben könnte, erklärt Sputnik in diesem Beitrag.

Gescheiterte Hoffnungen

Der „Waffenstillstand“ im Handelskrieg zwischen Washington und Peking, auf den alle lange gewartet hatten, ist nie zustande gekommen. Noch Ende April hatten US-Präsident Donald Trump und sein Finanzminister beteuert, die Gespräche würden positiv verlaufen, aber Trumps jüngste Twitter-Beiträge haben alle diese Hoffnungen durchkreuzt.

China: Neue Beteiligung an der Weltpolitik – Bedrohung oder Chance für Stabilität?

Am 6. Mai, als der US-Staatschef sich auf Twitter äußerte, stürzten die chinesischen Börsenkurse um fünf Prozent ein. Und schon am 10. Mai setzte Washington seine Worte in Taten um: Die Importzölle wurden von zehn auf 25 Prozent erhöht. Davon sind Waren aus dem Reich der Mitte für insgesamt 200 Milliarden Dollar betroffen.Der Yuan wurde dadurch um 2,4 Prozent geschwächt – das war der Tiefpunkt seit Dezember 2018. Am 14. Mai senkte die chinesische Zentralbank den Wechselkurs der nationalen Währung um 0,6 Prozent. Ein schwacher Yuan macht den Export (in US-Dollar) billiger, und dadurch bleiben chinesische Waren auf dem US-Markt auch bei höheren Importzöllen konkurrenzfähig. Aber der Import wird teurer, und zudem wird die Kapitalflucht aus der Volksrepublik intensiver.

Allerdings versicherte die chinesische Zentralbank, dass der Yuan keineswegs zur „Wechselmünze“ im Handelskrieg werde – der Wechselkurs werde rational und stabil bleiben.

Experten der Firma Capital Economics zweifeln daran, dass Peking eine weitere Abwertung des Yuans wegen der US-Importzölle akzeptieren wird. Im Gegenteil: Sie sehen Hinweise darauf, dass China das nicht zulassen wird.

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Die Zinssätze für kurzfristige Kredite sind auf dem Yuan-Offshore-Markt wesentlich gestiegen. Die Behörden bemühen sich darum, den „Leerverkauf“ des Yuans an der Börse und dadurch seine weitere Schwächung zu verhindern, erläuterten die Branchenkenner von Capital Economics.

Letzter Tropfen

Trump plant seinerseits weitere Importzölle für chinesische Waren für 325 Milliarden Dollar – de facto ginge es dann um den gesamten Export aus dem Reich der Mitte in die USA. Peking hätte jedoch eine radikale Antwort parat: die Kürzung seiner Anlagen in US-Treasuries.

Entsprechende Befürchtungen löste bereits der Twitter-Beitrag eines chinesischen Reporters aus, man würde in Peking den Verkauf von US-Staatsanleihen schon erwägen.

Ein richtiger „Ausverkauf“ der US-Schuldverschreibungen wäre unwahrscheinlich (China hat solche Papiere im Wert von 1,13 Billionen Dollar), denn das würde eher Peking und nicht Washington schaden.

Allerdings könnten die Chinesen ihre Investitionen in US-Bonds reduzieren – um mehrere Dutzende Milliarden Dollar, und zwar nicht aus Rache, sondern nur um den Yuan-Kurs aufrechtzuerhalten, falls dieser einstürzen sollte.





So hatten sie 2016 US-Wertpapiere für 188 Milliarden Dollar (fast 15 Prozent aller US-Staatsanleihen, die China damals hatte) verkauft, nachdem der Yuan vor dem Hintergrund einer intensiven Kapitalflucht sieben Prozent seines Wertes verloren hatte. Später wurden diese Wertpapiere teilweise zurückgekauft, aber im vorigen Jahr ging der „Ausverkauf“ erneut los. Insgesamt hat Peking sein Portefeuille von US-Staatsanleihen um 13,8 Prozent gekürzt.Der Schaden des von Washington provozierten Handelskrieges für beide Seiten wird schon jetzt auf Milliarden Dollar geschätzt. Peking warnte wiederholt: Sollte das so weitergehen, müsste es die US-Bonds loswerden, und zwar ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen.

„Sollte China den ‚Ausverkauf‘ der US-Staatsanleihen beginnen, wäre das weniger mit den neuen Importzöllen als mehr mit der Aufrechterhaltung seiner eigenen Währung verbunden“, zitierte die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg den Analysten Gene Tannuzzo von Columbia Threadneedle Investment. „Falls die Kapitalflucht an Intensität gewinnt, müsste Peking den Yuan schützen und die Treasuries verkaufen.“

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Zinssätze werden in die Höhe springen

Durch die Emission von Staatsanleihen kann Washington seine immer größeren Ausgaben finanzieren, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln, und die niedrigen Zinssätze aufrechterhalten.

„Falls die Chinesen sich für den Ausstieg aus den US-Staatsanleihen oder für eine wesentliche Kürzung ihres Anteils an diesem Markt entscheiden, würde in den USA eine Dysbalance entstehen. Washington verlässt sich viel zu stark auf die ausländischen Käufer seiner Treasuries“, so der Sender CNBC. „Der Verkauf von größeren Mengen der US-Staatsanleihen würde einen explosionsartigen Aufschwung der Zinssätze auslösen, und das würde der größten Wirtschaft der Welt sehr schaden.“

Peking werde in dieser oder jener Form auf die Unterstützung der US-Staatsschulden verzichten, glauben Experten des weltweit größten privaten Investmenthauses BlackRock. „Für das US-Finanzministerium könnte das sehr schlimme Folgen haben, wenn man das immer größere Haushaltsdefizit bedenkt. Am Ende würde die Staatskasse verlieren“, hatte BlackRock-Boss Laurence Fink zuvor erläutert.

Handelskrieg: Plant China doch einen Schlag auf US-Dollar?

Ein „Ausverkauf“ der US-Staatsanleihen würde zu ihrer Abwertung und zu einem starken Anstieg ihrer Rentabilität führen, was sie für US-amerikanische Unternehmen und Verbraucher teurer machen würde. Am Ende würde sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen.Sollte darüber hinaus noch der Dollar einstürzen, würde das für die internationalen Märkte ein noch verheerender Schlag als die Weltwirtschaftskrise 2008 sein.

„Ob das Federal Reserve System die Zinssätze erhöhen und eine Rezession der US-Wirtschaft auslösen müsste, um das zusätzliche Angebot von Treasuries bei einer geringeren Nachfrage zu fördern, ist nur eine von vielen Fragen, die das Weiße Haus beantworten muss“, stellte Fink fest. „Aber vor allem müsste man daran denken, wer der neue Käufer der US-Staatsschulden werden könnte.“

„Der ‚Ausverkauf‘ der Treasuries ist tatsächlich Pekings stärkste Waffe“, stimmte Sung Won Sohn, Wirtschaftsprofessor an der US-amerikanischen Universität Loyola Marymount und Leiter von SS Economics, zu. „Die Chinesen könnten in der Konfrontation mit den USA darauf zurückgreifen. Und sollte sich die Situation weiter zuspitzen, wird es dazu auch kommen.“

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2 Kommentare

  1. Diese Meinung halte ich für eher unzutreffend. Vermutlich wird das Gegenteil eintreten, Wenn China anfängt im großen Stil US Securities zu verkaufen, werden die Preise verfallen. China hatte die Bonds vor der neuerlichen US Zinserhöhung gekauft, das macht zusätzlichen Druck auf den Marktpreis, so dass China schon deshalb mit fallenden Kursen rechnen muss. Wenn die USA den Chinesen noch ein wenig Druck machen wollen, dann erhöhen sie nochmals die Zinsen und China verliert weitere Milliarden. Die USA tun ganz recht den Chinesen endlich mal die Grenzen ihrer Wirtschaftsexpansion aufzuzeigen. China ist kein offenes Land sondern nutzt die offenen Märkte des Westens mit Dumpingpreisen und stiehlt nach wie vor westliche Technologie um diese dann als Waffe gegen den Westen einzusetzen. Das ist die selbstmörderische Folge des angeblich freien Welthandels internationalistischer, jüdischer Prägung, dass nur wenige bestimmte Gruppen daraus Vorteile ziehen. während große Bevölkerungsteile in allen teilnehmenden Staaten darunter leiden. Am meisten leidet die BRD, deren verrückte Politik dem Ausverkauf der deutschen Industrie und des geistigen Eigentums regelrecht gefördert hat.

    Dem verfemten Nationalsozialismus ist es gelungen mit einer nationalkonservativen Wirtschaft Deutschland innerhalb von wenigen Jahren wieder hochzupäppeln, während viele Briten unter  dem laissez-faire des 19. Jahrhunderts hungerten und erfroren. Der Nationalsozialismus verstand sich nicht als Rassenpolitik, wie uns heute die Machthaber der BRD Glauben machen, sondern als Alternative gegen eine Wirtschaftspolitik des „sozialen Darwinismus des Laissez-faire“. So verkündete Hitler, dass er nicht zulassen würde, dass in Deutschland, im Gegensatz zu Großbritannien, die Menschen verhungerten und erfroren. Ebenfalls warnte Hitler vor eine Abhängigkeit von Exporten, da diese im Krisenfall zu Hungersnöten führen. So wurde der 2. Weltkrieg auch zu einem Krieg des sozialen Darwinismus des Laissez-faire gegen den sozialen Nationalismus, der dem von China heute äußerst ähnlich war.

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