Währungs-Wirrwarr, China-Gold, Xetra-Gold

von Manfred Gburek

Der Euro ist wieder mal im Gerede. Warum, dafür haben einige Aussagen von EZB-Chef Draghi während seiner Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag so manchen Hinweis gegeben. Zum Beispiel, man wolle beobachten, „ob die Aufwertung von Dauer ist“. Aber die wirklichen Ursachen liegen tiefer verborgen: Der aus 17 ganz verschiedenen Ländern mit jeweils anderen Strukturen und zum Teil entgegengesetzten Zielen bestehende Euroblock ist und bleibt in sich gespalten.

Nun werden Sie einwenden, das sei schon beim Eurostart Anfang 1999 so gewesen. Richtig, doch seitdem wurde der Euro im Vergleich zum Dollar, zu anderen Währungen und nicht zuletzt zur einzig wahren Währung, dem Gold, derart heftig durchgeschüttelt, dass man nicht mehr die Maßstäbe von einst anlegen kann. Er startete schwach, tauchte von Anfang 2000 bis zum Herbst 2002 sogar unter die Parität zum Dollar, also unter den Gleichstand, und legte danach – wie zuletzt bis Donnerstagmittag – so manchen Höhenflug hin.

Dass der Euro während Draghis Pressekonferenz dann auf einmal abkippte, reiht sich zunächst nahtlos in dieses Bild. Zumal der EZB-Chef die Lage an den Finanzmärkten als verbessert, aber fragil bezeichnete und zur Eurostärke während der vergangenen Monate anmerkte, man müsse abwarten, ob sie nachhaltig sei. Allerdings konnte Draghi sich nicht verkneifen, Wechselkursziele zu kritisieren – ein versteckter Seitenhieb auf Frankreichs Präsident Hollande, der zuvor just für eine aktive Wechselkurspolitik plädiert hatte. Erst der offensichtliche Knatsch zwischen den beiden Herren lässt das starke Abkippen des Euro vom vergangenen Donnerstag plausibel erscheinen.

Dazu beigetragen hat natürlich auch die Diskussion über den möglichen Einfluss der Finanzminister auf die Geldpolitik der EZB. Das heißt, Schäuble könnte mit seinem französischen Kollegen Moscovici und weiteren Finanzministern eventuell bestimmen, was Draghi mit seiner Mannschaft zu tun habe. Die Vermischung von Geld- und Fiskalpolitik im Euroraum ist ansatzweise ja schon vorhanden. In den USA gilt sie als selbstverständlich. Und in Japan hat die Regierung so heftig Druck auf die Notenbank ausgeübt, dass diese nachgegeben und den Yen mit ihrer Geldpolitik in wenigen Monaten drastisch abgewertet hat.

Seitdem macht ein Begriff Schlagzeilen: Währungskrieg. Manche Leute vergleichen die aktuelle Entwicklung der Währungen sogar mit der vor 80 Jahren, als es einen Abwertungswettlauf gab. Doch das ist ebenso übertrieben wie die martialische Metapher vom Krieg. Denn wir haben es heute mit einer Reihe etablierter Währungen zu tun, die alle ihre spezifischen Probleme mit sich herumschleppen: Der Dollar ist zwar immer noch die Leitwährung, aber wegen der lockeren US-Geldpolitik nicht mehr dauerhaft zu retten. Der Euro bleibt eine Fehlkonstruktion, solange starke und schwache Länder ihn als Währung haben. Das britische Pfund hatte seine beste Zeit im 19. Jahrhundert. Der Schweizer Franken kann sich seit 2011 nur mit Ach und Krach gegen die weitere Aufwertung wehren; derweil kauft die Schweizerische Nationalbank fleißig Anleihen und sogar Aktien aus dem Euroraum. Der Yen: siehe oben. Und Chinas Yuan ist immer noch nicht voll konvertibel.

Wir haben es also insgesamt mit einem derartigen Währungs-Durcheinander zu tun, dass ein neues Weltwährungssystem eher heute als morgen vonnöten wäre. Doch wenn schon innerhalb eines Währungsblocks, beim Euro, die Interessen Frankreichs und der EZB weit auseinander gehen, wie soll es dann zu einer weltweiten System-Einigung kommen? Ausgeschlossen. Daraus folgt: Bis auf Weiteres kochen alle ihr eigenes Süppchen. Bald werden Währungsunruhen in immer schnellerer Folge über uns hereinbrechen. Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere werden im Verlauf der kommenden Jahre wahre Achterbahnfahrten durchmachen. Gold wird in neuem Glanz erstrahlen und auch die anderen Edelmetalle glänzen lassen.

Das Erstrahlen darf man sich indes nicht so vorstellen, dass Sie mit Ihrem – hoffentlich genügend großen – Schatz an Edelmetallen einschließlich Gold- und Silberaktien über Nacht reich werden, sondern dass Sie Ihr Vermögen und damit letztlich Ihre Kaufkraft erhalten: Wir alle verfolgen mehr oder weniger intensiv, was sich an den Börsen abspielt, und stellen fest: Der Goldpreis notiert in Dollar oder in Euro gerade so und so hoch, der Euro ist zum Dollar um so und so viel gefallen oder gestiegen, die Aktienkurse haben dieses oder jenes Niveau erreicht usw. Also Währungen als Maßstab für andere Werte, speziell solche, die traditionell als Sachwerte gelten – wie Gold, aber auch andere Edelmetalle, außerdem Rohstoffe und Immobilien – oder als kombinierte Sach- und Ertragswerte – wie vor allem Aktien.

Doch genau diese Maßstabfunktion wird zukünftig immer mehr in Frage zu stellen sein, weil der bereits vorhandene und sich von nun an weiter stark ausbreitende Wirrwarr um die Währungen diese als Gradmesser für andere Werte untauglich machen wird. Zugegeben, eine solche Betrachtungsweise ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Erinnern Sie sich nur daran, wie lange Sie brauchten, um nach Einführung des Euro alles auf diesen umzurechnen. Und bald werden wir es nicht mit einer einzigen Umrechnung zu tun haben, sondern mit einem ständigen Hin und Her. Denken Sie zum Beispiel daran, wie seltsam es Ihnen immer wieder vorkommt, wenn der Dollar-Goldpreis im Fernsehkanal n-tv mit einem Minus angezeigt wird, während in der ARD-Börsensendung kurz vor der Tagesschau – zeitversetzt – vor dem Euro-Goldpreis ein Plus steht.

Die Wirren vor und nach Einführung des Euro waren harmlos, verglichen mit dem, was uns in den kommenden Jahren an Währungsunruhen insgesamt erwartet. Wie das Ganze ausgehen wird, lässt sich allerdings kaum vorhersagen. Nur so viel steht fest: Gemessen an der schon stattfindenden Verschiebung der wirtschaftlichen Kräfte in Richtung Asien werden die dortigen Länder unter der Führung Chinas im späteren Weltwährungssystem eine viel größere Rolle spielen als heute. Am besten, Sie machen es so wie die Chinesen und kaufen weiter Gold. Immerhin hat Festland-China nach Angaben des Statistikamts in Hongkong die Goldeinfuhr 2012 im Vergleich zu 2011 offiziell auf gut 114 Tonnen verdoppelt.

Zum Schluss noch ein Tipp zu indirekten Goldanlagen, speziell Xetra-Gold: Einige Finanzämter behandelten das Gold, das diese mit einem Lieferanspruch auf das Edelmetall ausgestattete Inhaberschuldverschreibung verkörpert, steuerlich offenbar genauso wie Direktanlagen in physischem Gold (Barren und Anlagemünzen) und erkannten wohl auch Einsprüche von Steuerzahlern entsprechend an. Daraufhin legte das Bundesfinanzministerium in einem Schreiben vom 9. Oktober 2012 fest (beachten Sie vor allem den zweiten Satz):

„Werden Inhaberschuldverschreibungen veräußert oder eingelöst, die einen Lieferanspruch auf Gold oder einen anderen Rohstoff verbriefen und durch Gold oder einen anderen Rohstoff in physischer Form nicht gedeckt sind, sind die Einnahmen Einkünfte i.S. des § 20 Absatz 2 Satz 1 Nummer 7 EStG. Entsprechendes gilt bei verbrieften Ansprüchen, die börsenfähige Wertpapiere darstellen, auch wenn der Lieferanspruch in physischer Form gedeckt ist.“

Nur was zum Teufel sind hier Einnahmen? Was also ist zu tun, falls Sie Gold aus der eingelösten Xetra-Inhaberschuldverschreibung besitzen? Legen Sie im Rahmen der gesetzlichen Frist Einspruch ein. Denn wie ich erfahren habe, bereiten führende Wirtschaftsprüfer gerade eine Klage vor, die Klarheit schaffen soll.

Quelle: gburek

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Xetra-Gold ist letztendlich auch nur Papier-Gold. Das einzig wahre Gold ist das, was glänzt und man physisch in den Händen hält. Wenn Gold, dann nur in Form von Münzen, Barren oder Schmuck. Physiches Gold ist „alternativlos“.  Das Gleiche gilt übrigens auch für Silber.

 

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