Vonwegen: Gedanken zum US-Wahlk(r)ampf

von Gert Flegelskamp (flegel-g)

Ich habe in der Vergangenheit dem US-Wahlkampf kaum Beachtung geschenkt und tue das auch dieses Mal nicht, mit einer Ausnahme, ich lese die Beiträge der Leser in der Presse zum Thema, soweit solche überhaupt noch zugelassen sind. Die Springer-Presse klammere ich dabei aus, denn deren Leserkommentare werden aus meiner Sicht intensiv zensiert und das spielt speziell beim US-Wahlkampf eine große Rolle, da sich jeder Redakteur der Springer-Presse verpflichten muss, positiv über die USA zu berichten, egal, welches Unheil sie anrichten.

In letzter Zeit habe ich mich daher auf die ZEIT konzentriert, die ja immer noch von vielen Menschen in diesem Land als seriöses Blatt angesehen wird. So durfte ich heute in den Leserkommentaren lesen, die ZEIT sei ein links-liberales Blatt, eine Kombination, die dazu geführt hat, dass ich vor Staunen den Mund erst nach ein paar Sekunden wieder schließen konnte. Wie kann man links UND liberal sein? Ich weiß natürlich, dass der Begriff „liberal“ vom Wortursprung her positiv besetzt ist, aber spätestens seit Adam Smith im Zusammenhang mit Wirtschaft, Politik und Presse ist ein Zusammenspiel dieser 3 „Gewalten“ unter dem Deckmantel „liberal“ gegen die breite Masse zum alleinigen Vorteil des Kapitals gerichtet und alles andere als liberal (das ist natürlich meine subjektive Sicht, obwohl ich dafür etliche Beispiele anführen könnte).

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die deutsche Presse im derzeitigen US-Wahlkampf die Kandidatin Hillary Clinton favorisiert, aus welchen Gründen auch immer. Doch auch das verwundert mich nicht sonderlich, sind doch die verantwortlichen ZEIT-Redakteure (wie auch die anderer Presse-Organe) in den transatlantischen Bündnissen aktiv tätig und die Arbeit dieser Bündnisse ist aus meiner Sicht in etwa so gestaltet, dass sie, verglichen mit einem Unternehmen, die „Verwaltungsarbeit“ für die Führungsebene machen und die Führungsebene ist der CFR (Council on Foreign Relations) und das Chatham House ist der britische Bruder.

Diese meine persönliche Sicht habe ich schon mehrfach geäußert und ist für diesen Beitrag eigentlich auch nur von sekundärer Bedeutung, denn ich will mich dieses Mal über die Leserkommentare auslassen, die ich heute Morgen, am sonnigen (in OF) Sonntag, dem 21.08. 2016 in dem ZEIT-Artikel(1) „Donald Trump hat deutlich mehr Schulden als behauptet“ gelesen habe.

Derzeit hat Propaganda und vor allem Kriegspropaganda wieder Hochkonjunktur und erklärte Gegner sind China und vor allem Russland. Vor allem Russland macht man den Vorwurf, mit der deutschsprachigen RT-Redaktion russische Propaganda zu betreiben und in den Foren der deutschen Presse wird jeder, der auch nur ansatzweise eine russische Sicht zu einem Thema befürwortet, als Putin-Troll, Nazi, Rechter und Schlimmeres bezeichnet. Putin-Troll ist dabei die Unterstellung, Lohnschreiber für Putin und damit Teil der russischen Propaganda zu sein und man löst damit einen regelrechten „Shit-Storm“ aus.

Ich gehe davon aus, dass dieser „Shit-Storm“ zum Teil von wirklich überzeugten US-Anhängern betrieben wird, die immer noch glauben, die Amerikaner hätten uns von den Nazis befreit, obwohl es Russland war, welches die militärischen Kräfte Hitlers unter unsäglichen eigenen Verlusten (mehr als 30 Millionen Russen mussten durch den deutschen Überfall ihr Leben lassen) so massiv gebunden haben und an der Ostfront immer weiter vordrangen, dass die Westflanke für die Landung der US-Truppen durch das zu geringe Kontingent von deutschen Truppen offen war. Es waren vor allem Reservisten und oft auch halbe Kinder, die die Westflanke sichern sollten. Dass das vielen Deutschen nicht bewusst war, dafür haben vor allem etliche Kriegsfilme gesorgt, die die Landung der Amerikaner in der Normandie heroisiert dargestellt haben. Und in einer Propaganda-Schlacht gäbe es neben den Putin-Trollen auch noch Obama-, Clinton- und NATO-Trolle.

Nun wird man mir zwei Vorwürfe machen:
1.) dass ich mich zu lange bei der Vorrede aufhalte und
2.) Dass ich „ein Putin-Troll“ bin.

Punkt 1 stimmt zwar, doch ich neige dazu, immer erst zu erklären, was meine Sicht der Dinge beeinflusst hat. Ein Putin-Troll bin ich ganz sicher nicht (sonst wäre vermutlich mein Kontostand erfreulicher), doch sind mir die Russen und auch Putin entschieden lieber, als die USA und Leute wie Obama oder Hillary Clinton. Trump ist für mich politisch gesehen ein unbeschriebenes Blatt und ich werde mich hüten, die Sichtweise der deutschen Presse auf seine Person zu übernehmen. Das habe ich bei Obama und seinem „yes, we can“ gemacht und seine Verwandlung vom „Paulus zum Saulus“ entsetzt mitverfolgen müssen.

Doch nun zum eigentlichen Thema, dem US-Wahlkampf. Wie verläuft ein Wahlkampf in den USA? Es ist ein Schlammschlacht übelster Sorte und die Presse ist dabei alles andere als neutral. Ein Teil der US-Presse ist republikanisch, einer anderer Teil demokratisch orientiert. Dabei sollte man die Termini „republikanisch“ und „demokratisch“ nicht wörtlich, sondern im Sinne der politischen Parteien auslegen. Dementsprechend wird auch die Presse ihre „neutralen“ Berichte gestalten.

Die Bewerber für eine Kandidatur engagieren für den Wahlkampf Profis, die nach Schwachpunkten des politischen Gegners suchen, um möglichst Treffer unter der Gürtellinie zu landen. Es geht nicht um echte Verfehlungen, sondern darum, was man einem Kandidaten vorwerfen kann, ohne dafür rechtlich belangt werden zu können. Dabei werden echte politische Verfehlungen, die man z. B. bei der Clinton zuhauf finden könnte, bewusst ausgespart, weil sie das „hehre“ Bild der Realpolitik amerikanischer Regierungen beschädigen würden. So wird z. B. die Rolle der Clinton zusammen mit der CIA im Zusammenhang mit dem Giftgas-Angriff in Syrien, den man Assad angehängt hat, totgeschwiegen. Nicht verschwiegen wird hingegen die Geschichte mit den Mails auf dem eigenen Server, denn dass es dazu Ermittlungen des FBI gibt, ist bekannt und findet daher auch im Wahlkampf Verwendung.

Ausgeschlachtet werden Vorwürfe wie im vorliegenden Fall. Trump ist nach Presseaussagen Milliardär. Na ja, nach Aussagen der Deutschen Presse. In den USA gibt es aber keine „Milliardäre“ weil die Milliarde in den USA keine Zahlenbegriff ist. Nach der Million kommt sofort die Billion, doch das nur als kleiner Hinweis auf die ein wenig sonderbare Berichterstattung deutscher Medien, die scheinbar mehr darauf gerichtet ist, den Denkapparat der Leser so wenig wie möglich zu belasten und das würde passieren, wenn man Trump als Billionär bezeichnen würde, während man ihm gleichzeitig einen Schuldenberg anlastet.

Bleiben wir beim Begriff „Milliardär“. Milliardäre haben ihre Finger in vielen gewinnversprechenden Unternehmungen (Beispiel Soros). Dass sie für die Finanzierung von Unternehmen nicht mehr Eigenkapital verwenden, als unbedingt erforderlich und den Hauptanteil durch Banken finanzieren lassen, ist eine übliche Vorgehensweise, nicht nur in den USA. Das bietet verschiedene Vorteile, man kann die Zinsen steuerlich absetzen, man kann für den Einstieg in weitere Unternehmen ein erforderliches und ungebundenes Eigenkapital nachweisen und geht eines der Unternehmen pleite, kann man den Verlust nicht nur auf die lange Bank schieben, sondern daraus auch wieder steuerliche Vorteile ziehen. Wo man sich das erforderliche Fremdkapital besorgt, hängt nicht davon ab, dass man den Geldgeber „lieb hat“, sondern zu welchen Konditionen man es bekommen kann und welche Sicherungsvereinbarungen damit verbunden sind. Und Kapitalbeschaffung findet heute international statt.

Wenn man Trump also heute vorwirft, dass er sowohl über Goldmann Sachs als auch über China geschimpft habe, obwohl er sich bei beiden Kapital beschafft hat, ist das schlicht albern, denn die Geschäftswelt funktioniert nicht auf den Grundsätzen moralischer Werte. Sie tut es nicht einmal beim so genannten kleinen Mann, der zwar über ALDI schimpft, aber dennoch dort einkauft. Das Prinzip „das Hemd ist mir näher als der Rock“ ist in der Wirtschaft noch weitaus wirkungsmächtiger als beim „kleinen Mann“.

Außerdem muss man den US-Wahlkampf anders sehen, als z. B. den deutschen Wahlkampf. Ich kann die Amerikaner als Menschen nicht beurteilen. Sehe ich mir allerdings US-Komödien an, fällt mir auf, dass das, was man dort offenbar als lustig empfindet, eher ein wenig (mitunter auch ein wenig mehr) primitiv ist und dabei reinen Klamauk produziert.

Folglich sehe ich den US-Wahlkampf auch ein wenig anders als den bei uns (oder irre ich mich??). Ich denke, die Amerikaner lieben diese Schlammschlachten. Es geht nicht um Sachlichkeit, um Charakter oder um die Glaubwürdigkeit. Es geht um die Show.

Doch werfen wir einen Blick auf unsere Presse und auf die erkennbaren Wünsche der ZEIT-Leser, die sich in Kommentaren äußern. Da geht der Trend im Wunschkonzert eindeutig hin zu der Clinton. Ich denke, auch die politische Einstellung unserer Regierungsparteien, vermutlich auch die der Opposition (die wir nur dem Namen nach haben) hofft auf den Wahlsieg von Hillary Clinton und ich stelle mir mal vor, was passiert, wenn die Clinton wirklich Präsidentin wird. Sie hat einen Hang zu Kriegen und wir als Vasallen richten uns ja derzeit darauf ein, international „mehr Verantwortung zu übernehmen“, wie es im politischen Deutsch so verharmlosend heißt. Gemeint sind dabei aber militärische Einsätze außerhalb Deutschlands und in diesem Zusammenhang stößt man dann auf eine lapidare Zeitungsmeldung wie die der FAZ(2), die uns unterrichtet: So will die Bundesregierung im Kriegsfall reagieren. Nie wieder Krieg? Vonwegen!

Wenn das kein ziemlich deutlicher Hinweis darauf ist, dass man (Merkel, von der Leyen, de Maizière, Gabriel, Schäuble usw.) wieder bereit ist, Kriege nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern sie vielleicht auch unter dem Stichwort „mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen“ aktiv einzuleiten. Wenn Clinton an die Macht kommt, müssen wir uns darauf einrichten, dass wir in Kriege eingebunden werden, die wir nicht wirklich wollen, außer natürlich unsere politischen Heuchler.

Die Propaganda der letzten Jahre war dann nicht umsonst. Und sicher warten bei uns schon hohe Militärs darauf, endlich mal wieder Menschen in den Tod schicken zu dürfen, selbst natürlich in sicherer Entfernung und nicht zu vergessen, endlich wieder andere Völker zu massakrieren. Wir sollten auch bedenken, das bedeutet Wachstum für Unternehmen wie Kraus und Maffei, Heckler und Koch, EADS und natürlich auch deren Zulieferer. Auch die Kleider-Industrie für Uniformen wird wieder wachsen und die Herzen der Mädels werden schneller schlagen, wenn sie einen der jungen Burschen in seiner schnieken Uniform sehen. Was sie ja nicht sehen ist, wenn er in irgendeiner Ecke der Welt blutbesudelt im Dreck liegt, während das letzte bisschen Leben ihn verlässt. Den wenigen Mädels, die das zu sehen bekommen, bleibt stattdessen das Herz stehen.

Wer weiß, vielleicht dürfen wir ja sogar gegen den bösen Russen losziehen, das würde der Chefin dort überm großen Teich sicher sehr gefallen. Und wir? Wir müssten uns ums Wachstum dann keine Sorgen mehr machen, denn noch einmal wartet man in Russland nicht ab, bis Millionen massakriert wurden. Dieses Mal klärt man das rechtzeitig, ein bis zwei Bomben reichen.

Und ich? Nun, bis alle Vorbereitungen dazu abgeschlossen sind, habe ich sicherlich bereits bei Petrus an die Pforte geklopft und, vorausgesetzt, er lässt mich überhaupt rein, werde ich mich bei ihm einschleimen, dass er mir die Pforte zur Einlasskontrolle der Deutschsprachigen überlässt und dann werde ich all die Narren, die dieses Inferno angerichtet haben oder auch lediglich durch wegschauen unterstützt haben, mit Begeisterung in die Hölle schicken, vor allem die, deren Parteibuch „christlich“ ,“grün“ oder „sozialdemokratisch“ war.

Fußnoten

(1) Donald Trump hat deutlich mehr Schulden als behauptet ZEIT-Artikel
(2) So will die Bundesregierung im Kriegsfall reagieren FAZ

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