Vollgeld… oder der Staat soll´s richten!

von Susanne Kablitz (cafeliberte)

Ja, sie hört sich in der Tat sehr verführerisch an. Die Vollgeld-Initiative in der Schweiz gewinnt mit jedem Tag der sogenannten Finanzkrise Verbündete und Förderer hinzu. Die Vollgeld-Initiative, die hier in Deutschland in ähnlicher Form unter der sogenannten Monetative um Prof. Huber einem immer breiteren Publikum bekannt wird, bietet vordergründig durchaus gute Argumente und enorme Vorteile gegenüber unserem derzeitigen System.

Die Schuldigen der Finanzkrise sind schnell ausgemacht und so soll es dem privaten Bankensystem an den Kragen, das als Verursacher allen Übels mit dem zweifellos grundsätzlich machtvollen Instrument der Geldschöpfung aus dem Nichts unmoralische Gewinne erzielt, der Spekulation Tür und Tor öffnet und somit zwangsläufig Finanzkrisen auslöst.

Die Argumente für die Einführung des Vollgeldes auf der entsprechenden Homepage gehen sodann auch gleich wirksam in den Kopf des von Sorgen und Ängsten geplagten Lesers, dem von den Medien wirkungsvoll eingeredet wird, dass das private Bankensystem Teufelszeug ist und die Geldschöpfung doch nun bitte in staatliche Hände gehört (wo es im Übrigen längst ist).

Grundsätzlich ist es in der Tat so, dass viele Bankiers schon vor Jahrhunderten Mittel und Wege fanden, Ihre Kunden zu benachteiligen. Es hat zwar mit der Bank von Amsterdam auch positive Beispiele gegeben, aber sie sind bis heute selten. Das Grundübel liegt darin, dass Banken nicht zwischen einer Einlage, für die vom Einleger ein Zins oder eine Gebühr zu zahlen ist und die Einlage grundsätzlich nur zur sicheren Aufbewahrung und im Eigentum des Einlegers hinterlegt wird und der Tatsache, dass Ersparnisse gegen einen Risikozins an andere Marktteilnehmer verliehen werden, unterscheiden. Es kommt zu einem Missbrauch der Rechtsgrundlagen und dieses Argument der Vollgeldanhänger ist ohne jeden Zweifel überaus angebracht.

Da Banken grundsätzlich „Geld aus dem Nichts“ schaffen können, weil sie nur eine Mindestreserve halten müssen, ist in wirtschaftlichen Aufschwungzeiten in der Tat ein großes Problem, wie man das sehr schön in Spanien mit der Immobilienblase gesehen hat. Grundsätzlich verleiht die Bank jedoch kein Geld, wenn nicht entsprechende Sicherheit hinterlegt und davon ausgegangen werden kann, dass das Geld vereinbarungsgemäß mit Zins zurückgezahlt wird. Denkt man an die Zeit des „Wirtschaftswunders“ in den 50er Jahren zurück, so wird schnell klar, dass Kredite, die kluge Investitionen möglich machen, durchaus sinnvoll sind.

Die Vollgeld-Initiative sieht in dieser Geldmengenausweitung der privaten Banken DIE große Problematik und fordert, dass nur noch die Nationalbank oder hier in Deutschland eine „vierte Gewalt“- die Monetative – darüber die Macht und die Entscheidungsgewalt haben soll, wieviel Geld geschöpft werden soll.

Bei all diesen Forderungen wird konsequent ignoriert, dass es ohne Zentralbanken die derzeitige Krise und andere davor gar nicht gegeben hätte. Es spricht für die etatistische Dressur der Bürger, dass sie immer noch der Überzeugung sind, dass staatliches Geld über Zentralbanken oder Notenbanken für Stabilität sorgen. Die Liquidität, die massenhaft in die Märkte geströmt ist, haben die Zentralbanken zu verantworten, die Geschäftsbanken haben davon lediglich enorm profitiert. Die Finanzierung der Schulden, deren Ursache in den nicht mehr bezahlbaren Wohlfahrtsstaaten zu finden ist, ist zur Hauptaufgabe der Zentralbanken geworden. Die D-Mark, die unter Aufsicht der deutschen Bundesbank angeblich stabil war, hat zwischen 1948 und der Einführung des Euro rund 85 Prozent ihres Wertes verloren. Es war schon immer so, dass Regierungen Geld zu ihrem eigenen Zweck missbraucht haben. Dass eine Notenbank mit dem Monopol der Geldschöpfung oder auch eine „vierte Gewalt“ nun urplötzlich die Moral neu entdecken, ist eine gefährliche Utopie. Die Menschen werden so in eine noch größere Abhängigkeit getrieben, indem sie vom Staat (der aus Menschen besteht) oder einer sonstigen Institution (die aus Menschen besteht) noch abhängiger werden als sie es ohnehin schon sind.

In einer nachvollziehbaren Wut auf die Kasinomentalität der Banken ist das ein oder andere Argument der Vollgeldbefürworter durchaus nachvollziehbar, man darf aber in keinem Fall Ursache und Wirkung verwechseln.
Dass eine Behörde genau feststellen kann, was die optimale Geldmenge ist, bezeichnete schon Friedrich August von Hayek als Anmaßung von Wissen und stellte klar, dass nur der Markt, also die miteinander im Handel stehenden Menschen, darüber entscheiden können, was optimal ist.

Die Vollgeld-Initiative basiert auf der gleichen Kunstwährung wie dies derzeit der Fall ist; mit der Forderung, dass das Geld ausschließlich von der Notenbank oder wie in Deutschland durch die „vierte Macht“ geschöpft und dann zinslos der Regierung überlassen wird, die es durch öffentliche Ausgaben in Umlauf bringt, sind wir inmitten einer Voodoo-Ökonomie, die nur eines kennen kann: Die permanente Geldentwertung.

Dieser Artikel erschien zunächst in der “Jungen Freiheit”.

 

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