Verplappert oder Inszenierung?

Wie und warum Raketen in der Ukraine Wohnhäuser zerstören.


In der Millionenstadt Dnjepropetrowsk (Dnipro) wurde ein Hochhaus durch eine Rakete schwer getroffen. Nun hat einer der meistzitierten ukrainischen Politiker der letzten Monate überraschend wie vorsichtig an ehernen Narrativen gekratzt. Ohne dass er dabei auch nur ansatzweise den Kriegskurs seiner Regierung in Frage gestellt hätte. Der Mann heißt Oleksij Arestowytsch und er war zuständig für strategische Kommunikation im Bereich der nationalen Sicherheit und Verteidigung der Ukraine. Allein schon diese Rolle erlaubt die Unterstellung, dass er um die Folgen seiner Aussage wusste.


von Peter Frey (peds-ansichten)

Es ist immer wieder interessant zu erfahren, wie man sich bei den öffentlich-rechtlichen Medien strapaziert, um die selbst oder von außen vorgegebenen Narrative in der Berichterstattung zu stärken — oder zumindest nicht in Frage zu stellen.

Zwar sprechen die Redakteure, Korrespondenten und Journalisten im vorliegenden Falle selbst nicht von einem „Terrorangriff“ oder gezieltem Angriff. Was ja schon fast als Fortschritt angesehen werden muss. Dafür wird einfach ausgeklammert, warum die Rakete das Hochhaus so schwer beschädigt haben könnte. So hat man wenigstens nicht gelogen — desinformiert aber sehr wohl.

Oleksij Arestowytsch ist, richtiger war Berater von Andrij Jermak, der wiederum Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten ist. Arestowytsch ist zuständig für strategische Kommunikation im Bereich der nationalen Sicherheit und Verteidigung gewesen. Er war der Sprecher der ukrainischen Delegation in der Trilateralen Kontaktgruppe von Minsk (1).

Die Gleichstrommedien zitierten ihn so fleißig, wie sie ihn interviewten. Nun aber ist er, praktisch über Nacht, zum Unberührbaren geworden. Nur weil er sich „verplappert“ hat?

Vom Framing bis zur Volksverhetzung

„Fauxpax“, „umstrittene Äußerungen“, die einen „Shitstorm“ und eine „Welle der öffentlichen Empörung“ ernteten“ (2, 3). Das ist das typische emotionale Rauschen im narrativen Raum, um den Abgang eines hochgestellten Politikers vorzubereiten. Meinungsverstärkung durch Wiederholung, Herstellung einer Illusion gleichlautender, kollektiver Meinung, deren Überschrift Empörung lautet. Es ist immer das Gleiche, so leicht durchschaubar, und doch erst dann, wenn man tatsächlich in der Lage ist, sich außerhalb dieser Blase zu bewegen.

Einen Tag zuvor hatte man noch vermieden, von einem Raketenangriff auf das Wohnhaus zu sprechen und getextet „Angriff auf Dnipro“. Was wohl der Wahrheit näher kam. Doch die ausführliche Zeichnung der Opfer, ja allein schon die Betitelung („Feuer, Tote und Verzweiflung“) sowie die wiederholten entsprechenden, emotional geschäften Stellungnahmen ließen dem gehirngewaschenen Konsumenten kaum eine Chance zur Differenzierung.

Das Folgende nennt die Tagesschau wohl Berichterstattung — und doch ist es nichts weiter als Kiewer Propaganda:

„Der Leiter des Präsidialamts in Kiew, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: »Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle – ohne Ausnahme«.“ (4)

Auch der Schauspieler in der größten wie tragischsten Rolle seines Lebens bekam, wie inzwischen gewohnt, sein Millionenpublikum:

„Wir kämpfen um jeden Menschen, um jedes Leben. […] Die Verantwortlichen für diese Bluttat würden gefunden und bestraft.“ (4i)

Die Kiewer Politik operiert absolut im Kriegsmodus und das ist nachvollziehbar, auch die ihnen damit angelegten Scheuklappen. Aber was ist mit der ARD-Tagesschau? Ist sie in ihrer Berichterstattung objektiv, nur weil sie Empörung delegiert, eben zitiert? Wir kommen gleich noch einmal darauf zurück.

Und beim Lügen erwischt man sie dann bei der ARD doch noch, trotz aller noch so ausgefeilten Manipulationstechniken, hier nämlich: „Tote und Verletzte nach Angriff auf Hochhaus in Dnipro“ (5).

Merke: Erst wenn unzweifelhaft klar ist, dass der Einschlag in dieses Hochhaus beabsichtigt war, kann man von einem „Angriff auf das Hochhaus“ sprechen. Diese semantischen Feinheiten sind von großer Bedeutung, weil ihre Wirkungen auf die Emotionen der Empfänger so groß sind. Man könnte der russischen Seite mit dem aktuellen Stand und mit aller gebotenen Zurückhaltung allenfalls Fahrlässigkeit und das Inkaufnehmen von sogenannten Kollateralschäden unterstellen. Man müsste aber gleichzeitig nach allen Seiten und ergebnisoffen forschen, was tatsächlich zu dem Einschlag führte. DAS wäre sauberer Journalismus, den man jedoch bei der ARD ein ums andere Mal vermissen lässt.

Noch eine Kleinigkeit sei zitiert: „Der Raketeneinschlag in Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag“ (5i). Frage an die ARD: Sie wissen, dass der (möglicherweise) folgenreichste Raketeneinschlag dieses Tages ein russischer war – woher? Haben Sie exakte Informationen über die anderen Ziele, die von russischen Raketen an jenem Tage getroffen wurden und „komischerweise“ allesamt nicht auf Wohngebäude zielten (6)?

Doch die entscheidende Frage, ganz wie Anfang April 2022 in Butscha oder kurz darauf in Kramatorsk lautet:

Mit welchen belastbaren Belegen kann die ARD-Tagesschau aufwarten, was sie dazu ermächtigt, festzustellen, dass dieses Hochhaus das Ziel der russischen Rakete war?

Der Focus dickte die Lüge sogar noch an (b1):

Weder direkt noch indirekt hat der „Kreml-Propagandist“ (bereits diese Wortwahl ist unzweifelhaft abwertend tendiert) in irgendeiner Weise „Freude über [den] Wohnhaus-Angriff“ zum Ausdruck gebracht. Diese Intention wurde ihm von der Focus-Redaktion böswillig wie verleumderisch in den Mund gelegt. Warum schreitet hier nicht die Justiz ein, nachdem doch vor wenigen Wochen der Paragraf 130, gerichtet gegen Volksverhetzung, im Strafgesetzbuch „nachgeschärft“ wurde? Ist Volksverhetzung gegen Russen etwa davon ausgenommen? Ist es nicht: „Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, […]:

die Menschwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen dessen Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft […]“ (7)

Wenn zwei (nicht einmal) das Gleiche tun

Wie gesagt: Arestowytsch wurde oft und gern zitiert. Sein Rücktritt ging nun überraschend zügig vonstatten und war wohl von existenzieller Bedeutung für ihn selbst und das in mehrfacher Hinsicht. Es gibt also einen guten Grund und manchmal bedarf es zusätzlich eines Anlasses: Einmal um den Grund genüge zu tun. Gelegentlich aber auch, um diesen selbst nicht offenzulegen. Dann wird der Anlass als vermeintlicher Grund vorgeschoben. Als Anlass taugte auf jeden Fall das:

„Arestowytsch hatte in einer Internetlivesendung als eine mögliche Ursache für den Einschlag in einem Wohnhaus in der Großstadt Dnipro erklärt, möglicherweise sei die Kh-22 von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen worden. Nach seiner Äußerung wurde der ehemalige Offizier unter anderem der Arbeit für die russische Propaganda bezichtigt.“ (8, 9, a1)

Arestowytsch war also früher ein Militär im Offiziersrang, hat in Odessa an der Militärakademie studiert. Daher können wir davon ausgehen, dass er sich da auch mit den in Russland und der Ukraine gängigen Waffensystemen auskennt. Sowohl die Kh-22, eigentlich eine Antischiffsrakete, jetzt aber auch für strategische Bodenziele (wozu Wohnhäuser nicht gehören) verwendet, ist ein gängiges Waffensystem. Und (zum Beispiel) das Raketenabwehrsystem S-300 in seinen verschiedenen Versionen ist ihm selbstverständlich auch geläufig.

Wir basteln uns die Welt, wie sie uns gefällt, oder? Die ukrainischen wie westlichen Medien und Politiker nahmen den Mund voll in den letzten Monaten. Sie erweckten den Eindruck, fast alle russischen Raketen würden von der eigenen Luftabwehr abgeschossen. Was natürlich im Gegensatz zum händeringenden Bitten um Patriot-Flugabwehrkomplexe steht. Nun plötzlich offenbart man uns, dass es doch ganz anders ist.

„Die ukrainische Luftwaffe wies zudem die Möglichkeit zurück, dass sie in der Lage sei, russische Überschallraketen des Typs Kh-22 abzufangen. Vorherige offizielle Veröffentlichungen, in denen dies behauptet wurde, seien nicht richtig gewesen.“ (8i)

Wie bitte? „Nicht richtig gewesen“? Heißt das, dass man bis heute gelogen hat oder lügt man ab heute?

In einem westlichen Militärtechnik-Portal fand ich zu den russischen Raketen vom Typ Kh-22 ein paar interessante Details. So attackiert die Rakete, ein Monster mit einer hochexplosiven, konventionellen Sprengladung von einer Tonne, ihr Zielobjekt schräg von oben (10). Die Zerstörungen an dem Hochhaus bestätigen das.

Wobei obiges Bild (b2) allerdings nicht das Hochhaus in Dnepropetrowsk, sondern „nur“ ein durch US-amerikanische HIMARS-Mehrfachraketenwerfer zerstörtes Wohnhaus in Donezk zeigt. Aber das, ein gezielter Angriff auf zivile Infrastruktur in russisch kontrollierten Gebieten ist ja für unsere Medien kein Grund zur Empörung. Dabei geschieht so etwas dort täglich!

Der NATO-linientreuen, kriegstreibenden Medienmeute ist wahrscheinlich längst eine auch nur vage Vorstellung abhanden gekommen, dass Menschen im Donezker Gebiet sich die Rückkehr der Kiewer Administration eher als Albtraum denn als Rettung vorstellen. Allein hervorgerufen durch den systematischen, täglichen Beschuss ziviler Infrastruktur aus den Waffen ihrer potenziellen „Befreier“.

Noch etwas fand ich im Artikel der weiter oben erwähnten Militärtechnik-Plattform bemerkenswert:

„Russland setzt diese Marschflugkörper trotz ihres Alters und veralteter Lenksysteme sowie der Tatsache, dass sie von modernen Luftabwehrsystemen leicht abgefangen werden können, weiterhin ein.“ (10i)

Wo aber liegt hier das Problem für die ukrainische Propaganda? Es müsste doch toll für sie sein, wenn man „alte“ Marschflugkörper vom Himmel holen kann, oder nicht? Zwingenderweise werden die abgeschossenen Raketen dann natürlich trotzdem dem Boden entgegen streben. Warum aber fallen sie auf dicht bewohnte Gebiete?

Die aktuellen S-300-Systeme sind in der Ukraine nicht nur gängig, sondern auch modern. Ob es so leicht ist, eine Kh-22 vom Himmel zu holen, wie es der Autor von Military Today behauptet, darf zwar in Frage gestellt werden. Denn die Zielleitsysteme für die Rakete wurden ebenfalls modernisiert. Aber die S-300 ist genau für die Bekämpfung solcher Ziele, nämlich ballistischer Raketen und Marschflugkörper entwickelt worden.

Im Sommer des Vorjahres bezeichnete man in ukrainischen Medien die Kh-22 als „archaisch“ (11). Die Ukrainska Pravda (zu deutsch ironischerweise ukrainische Wahrheit) am 30. Mai 2022:

„Flugabwehrraketeneinheiten in der Region Donezk zerstörten eine Luft-Boden-Rakete vom Typ X-59MK und in der Region Odessa einen Marschflugkörper vom Typ X-22 [Kh-22] mit einem Sprengkopf von etwa einer Tonne. Das Pressezentrum der ukrainischen Luftwaffe veröffentlichte ein Foto des Wracks der X-22.“ (12)

Das Foto sei hiermit an Sie weitergegeben. Fachkundige können ja mal recherchieren, ob zumindest dieses Triebwerk zur Kh-22 passt (13, b3):

Brisant ist, dass der inzwischen ehemalige Präsidentenberater angab, dass die russische Rakete von der lokalen Luftverteidigung über der Stadt abgefangen worden wäre (14). Welche Luftverteidigungssysteme stehen in Dnepropetrowsk?

Meine persönliche Sicht hierzu möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Diese meint, dass die Kh-22 tatsächlich nicht von der ukrainischen Raketenabwehr getroffen wurde. Das heißt, dass diese Rakete ihren Weg fortgesetzt und das anvisierte Ziel getroffen hat. Was aber schlug dann in dem Wohnhochhaus ein?

Der Einschlag einer Rakete aus einem S-300- oder auch BUK-, IRIS-T- oder NASMAS-System, oder auch nur der von Trümmern eines solchen Projektils ruft ebenfalls große, teils verheerende Zerstörungen hervor. Dazu nochmals die Frage: Wo stehen diese Luftabwehrsysteme? Stehen sie etwa auch in bewohnten Gebieten? Es ist keinesfalls bewiesen, dass es wirklich ein russischer Marschflugkörper war, der in das Wohngebäude in Dnepropetrowsk einschlug. Das lassen Interpolationen aus Videoaufnahmen vermuten. Zumal es offenbar eine starke Sekundärexplosion durch austretendes Gas gegeben hat (15). Der Einschlagwinkel wie auch die Geschwindigkeit, mit welcher die Rakete in das Gebäude einschlug, unterschieden sich deutlich von den Parametern, die eine Kh-22 identifizieren helfen (16).

Wem nützt es? Russland betont, dass es nicht auf zivile Einrichtungen zielt, bei allen Weichzeichnungen die es diesbezüglich um den Begriff „zivile Infrastruktur“ gibt. Es hat rein gar nichts davon, seine Munition, die nach westlichen Angaben seit einem Jahr in einer Woche aufgebraucht ist, durch Beschuss auf Wohngebiete zu verballern, in denen zu hohen Anteilen ihre ethnischen Brüder und Schwestern leben, Russen eben. Im Falle des hier thematisierten Ereignisses sprechen russische Quellen viel mehr von einer Tragödie (17).

Zeichen von Schwäche

Warum auch immer Arestowytsch seine Äußerung tätigte, so hat er uns Eines auf jeden Fall verraten: Er weiß um das Problem „herunterfallender“ Raketen auf bewohnte Gebiete. Raketen welche diese bewohnten Gebiete nicht in ihren Zielkoordinatan hatten. Und es geht hier beileibe nicht nur um russische Raketen.

Die ukrainische Luftabwehr hat ein sehr großes Problem. Gedacht dafür, militärische und strategische Objekte zu schützen, ist sie selbst völlig unzureichend geschützt. Würde das ukrainische Militär seinen Krieg „fair“ führen, hätte es praktisch keine Luftabwehr mehr. Was ließe sich zur Abhilfe tun? Eine komplexe Luftverteidigung aufbauen? Dafür gibt es weder die Kompetenzen noch die Zeit.

Also ändert man die Spielregeln und so kommen wir ein weiteres Mal zum Thema „ziviler Schutzschilde“. So wie sich die nationalistischen Glaubenskrieger von Asow in den Wohngebieten von Mariupol verschanzten, so positioniert man seit Monaten auch die Luftabwehrsysteme, damit diese durch Zivilisten „geschützt“ werden. Damit hat man durchaus Erfolg, aber den Preis zahlt die Zivilbevölkerung. Luftabwehrraketen schlagen in zivile Objekte ein oder treffen russische Raketen in der Luft, worauf ein lebensgefährlicher Trümmerregen auf bewohnte Gebiete fällt (18).

Das ist nicht nur „unfair“, sondern ein Kriegsverbrechen und so etwas in das Narrativ vom heldenhaften Kampf gegen barbarische Aggressoren einzuschleusen, hat etwas Zersetzendes. Die politische Kultur der Ukraine ist längst außer Rand und Band geraten und geht, gelinde gesagt, ungeschminkt aggressiv gegen jeden angenommenen „Zersetzer“ vor. So zum Beispiel verkündete der Bürgermeister von Dnepropetrowsk:

„Vom ersten Tag an habe ich gesagt, dass Arestowytsch ein narzisstischer Mistkerl und ein Großmaul ist. Aber jemand aus dem Präsidialamt setzt offensichtlich auf ihn. Es tut mir leid, es sagen zu müssen, aber der SBU und die Spionageabwehr sind verpflichtet zu reagieren.“ (17i)

Ähnlich gelagert war ein Aufruf von Abgeordneten des ukrainischen Parlaments, den Geheimdienst SBU auf den „narzisstischen Mistkerl“ anzusetzen, was eine wirklich pikante Note hat und das Ganze in das Licht einer Inszenierung rückt (19, 20). Aber dazu gleich mehr.

Die ukrainische Luftabwehr hat ganz offensichtlich große Probleme, den russischen Luftschlägen wirksam entgegen zu treten. Aufgrund ihrer Verletzlichkeit ist sie extrem sensibilisiert. Nachdem sie seit Eintritt Russlands in den Ukraine-Konflikt stark dezimiert wurde, verfügt sie über einen Zoo komplexer Waffensysteme, aber mitnichten über ein konsistentes, ineinander greifendes, zuverlässiges und damit wirksames Luftabwehrsystem (21).

Und es wäre keine Überraschung, wenn sich herausstellen sollte, dass hohe Mitglieder der ukrainischen Regierung durch „Friendly Fire“, durch die Luftabwehr der eigenen Militärs aus dem Leben befördert wurden. Am Morgen des 18. Januar stürzte ein Hubschrauber mit hochrangigen Politikern des Innenministeriums in der Nähe von Kiew ab. Die deutschen Massenmedien berichteten davon, einschließlich der Spekulationen über die Ursache des Absturzes. Eine Variante jedoch, die gerade in Kriegszeiten stets in Betracht gezogen werden muss, ließen sie weg (22, 23, a2).

Der brasilianische Analyst Lucas Leiroz schreibt dazu:

„Noch merkwürdiger ist jedoch die Tatsache, dass mehrere Einwohner von Brovary angaben, eine Rakete in der Luft gesehen zu haben, die den Airbus traf. […] Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass das ukrainische Luftabwehrsystem in letzter Zeit schwerwiegende Fehler begangen hat, bei denen zivile Gebiete zerstört und unschuldige Menschen aufgrund der Ungenauigkeit der Angriffe getötet wurden.“ (24i)

und weiter:

„Es gibt viele Faktoren, die helfen, diesen Prozess zu verstehen. Erstens hat Kiew seit Beginn des Konflikts gezeigt, dass es keine Militärdoktrin befolgt, die auf die Zivilbevölkerung Rücksicht nimmt, so dass die Artilleristen nicht besonders darauf bedacht zu sein scheinen, nichtmilitärische Opfer zu vermeiden. Zweitens gibt es ein technisches Problem. Aufgrund der hohen Verluste auf dem Schlachtfeld rekrutiert Kiew derzeit Personal ohne militärische Qualifikation, das nicht in der Lage ist, das in dem Konflikt eingesetzte Kriegsgerät zu bedienen.“ (24ii)

Motive

Dazu als Randbemerkung: In den Massenmedien ist Arestowytsch aus der Berichterstattung verschwunden. Ob das als endgültig anzusehen ist, darf zumindest bezweifelt werden.

Wer in der Ukraine etwas „falsch macht“, muss nicht mehr nur mediale Schelte sondern glattweg um sein Leben fürchten. So gesehen war Arestowytsch in seiner Aussage ziemlich weit gegangen.

Es stellt sich wohl nicht nur mir die Frage, ob sich Arestowytsch tatsächlich nur „verplappert“ hat, oder ob es sich um eine wohlkalkulierte Aussage handelte, welche lediglich die Heftigkeit der Reaktionen darauf unterschätzte. Es ist gut möglich, dass er oder andere (!) gezielt seinen Abgang aus dem Dunstkreis von Selenskyj anstrebten (25).

Anfang August 2022 machten ukrainische Medien bekannt, dass Arestowytsch bereit sei, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren (26). Das sind interessante Ambitionen, wie ich meine. Auch interessant kann uns erscheinen, dass Arestowytsch vor exakt einem Jahr schon einmal von dem gleichen Posten als Berater des Präsidialamtes zurückgetreten war. Außerdem quittierte er seine Funktion als Sprecher der ukrainischen Delegation in der Kontaktgruppe zu Minsk 2 (27). Einen Monat später betrat er wieder die Büros des Präsidialamtes, so als sei nichts geschehen.

Arestowytsch war sozusagen eine populäre Person geworden, ein Meinungsmacher der seine Karriere als Blogger gestartet hatte. Das klingt nach einer Tellerwäschergeschichte. Tellerwellergeschichten sind Erzählungen, aber keine über die Realität. Hier ist es ein Narrativ, welches eine auf die öffentliche Person zugeschnittene Vita enthält, an der sich der gläubige Konsument emotional erwärmen möge. Es ist sicher recht nützlich zu wissen, dass Arestowytsch auch ein Geheimdienstmann ist.

„Diese Person spielt seit langem ein kompliziertes Spiel, bei dem jedes Wort sorgfältig abgewogen wird. Jetzt haben diese Worte [über den Raketeneinschlag] begonnen, radikal von der Hauptlinie der ukrainischen Propaganda abzuweichen, was die Idee nahelegt, für wen Arestowitsch wirklich arbeitet und welche strategischen Ziele er verfolgt.“ (28)

Was tun Nachrichtendienste? Sie sammeln Nachrichten und sie verbreiten Nachrichten. Die Nachrichten, die sie sammeln, dienen dem Verständnis einer komplexen Realität. Die Nachrichten die sie verbreiten, dienen einer angestrebten zukünftigen Realität. Letztere Nachrichten sind also manipulativ und bedienen den Erzählraum. Sie füttern die Medien, Politiker und Konsumenten. Wer die Kontrolle über die Geheimdienste inne hat, bekommt Möglichkeiten zur Kontrolle und Steuerung der Gesellschaften. Arestowytsch dürfte ein anderes Kaliber sein, als jener Mensch, den er in den vergangenen beiden Jahren beraten hat:

„Von 2019 bis 2020 hält Arestovich Vorträge, Trainings und Beratungen zu den Themen Gruppenpsychologie, Widerstand gegen Manipulation, Kunst der Kommunikation, Rhetorik, Verhandlungstechniken, Rhetorik in der Öffentlichkeit, Schauspielerei und Psychologie der sozialen Kontakte.“ (29)

Als Absolvent der Odessaer Militärkademie, sein derzeitiger Rang ist der eines Reservemajors, arbeitete Arestowytsch von 1994 bis 2005 in der Hauptverwaltung des Nachrichtendienstes, mit engen Verbindungen zum Militär (30). Irgendwann habe ich mal aufgefangen: Einmal im Geheimdienst, immer im Geheimdienst. Zudem hielt er, verdeckt auch in der Rolle des Geheimdienstoffiziers, Kontakte nach Russland, unter anderem zum russischen Politikwissenschaftler Alexander Dugin (31).

Die Hatz auf den nun geschassten Präsidentenberater könnte daher eine Inszenierung sein.

Nach außen hin, wir reden also wieder vom angebotenen Erzählraum, würde sich das für den machtbewussten Politiker als Glücksfall erweisen. Nämlich dann, wenn im Zuge einer Götterdämmerung nach einem neuen Führer gesucht wird. Arestowytsch könnte sich dann als Alternative, als ein Geschasster, der aufgemuckt hatte, präsentieren.

Oder drücken wir es anders aus: Man würde ihn, zuvor herausgeputzt als „Mitglied des Widerstands“, als personelle Lösung präsentieren. Das hängt in hohem Maße davon ab, wer in welcher Art ukrainische Politik im Ergebnis des militärischen Konflikts auf dem Boden des Landes, nachfolgend am besten die Interessen der Strippenzieher in Washington und London vertreten kann.

Die Dinge laufen schlecht für die Kiewer-Regierung, sehr schlecht sogar. Für die Paten läuft es dagegen noch immer gut. Während die Ukraine und auch Russland bluten, blüht das Geschäft mit Waffen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und nebenbei stutzt man das EU-Europa als ernsthaften politischen – und wirtschaftlichen Konkurrenten auf Zwergenmaß zurecht. Doch irgendwann wird der Punkt erreicht sein. Nämlich der, an dem sich die Frage stellt, ob die „westliche Wertegemeinschaft“ die Ukraine in Gänze verlieren oder doch noch, wenn auch mit schmerzhaften Kompromissen, einen gewissen Einfluss behalten wird.

Es ist also lebhaft vorstellbar, dass der Geheimdienstmann und Reservemajor Oleksij Arestowytsch in naher oder mittlerer Zukunft als geeignete Figur für ein hohes politisches Amt wieder wie Kai aus der Kiste geholt werden wird.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen – insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors – kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(a1) Alle Übersetzungen, insbesondere die aus dem Russischen und Ukrainischen wurden unter Zuhilfenahme von Deepl.com vorgenommen.

(a2) Der beim Absturz des Helikopters bei Kiew ums Leben gekommene Innenminister „Monastyrski war nämlich vor seiner Ernennung zum Minister Rechtsanwalt, und zwar für die Produktionsfirma, die die Fernsehserie produzierte, durch die Selenskij bekannt wurde.“ (siehe Artikel von Dagmar Henn bei RT deutsch).

(1) 07.06.2022; Deutsche Welle; Selenskyjs Berater Arestowytsch: „Unser größter Verlust ist der Fall von Mariupol“; https://www.dw.com/de/selenskyjs-berater-arestowytsch-unser-gr%C3%B6%C3%9Fter-verlust-ist-der-fall-von-mariupol/a-62055538

(2) 17.01.2023; Berliner Zeitung, dpa; José-Luis Amsler; Shitstorm: Ukrainischer Präsidentenberater kündigt nach Fauxpax; https://www.berliner-zeitung.de/news/nach-russischem-raketen-angriff-auf-dnipro-ukrainischer-praesidentenberater-olexij-arestowytsch-kuendigt-li.307830

(3) 17.01.2023; RND; Berater des Präsidentenbüros kündigt Rücktritt an; https://www.rnd.de/politik/ukrainische-flugabwehr-grund-fuer-einschlag-in-dnipro-berater-kuendigt-nach-aussage-ruecktritt-an-HLCXP5TJSP4LIH7IPRFGFYIINQ.html

(4, 4i) 16.01.2023; ARD-Tagesschau; Noch viele Menschen unter Trümmern vermutet; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-dnipro-101.html

(5) 14.01.2023; ARD-Tagesschau; Tote nach Angriff in Dnipro; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-samstag-231.html#Dnipro

(6) 15.01.2023; Southfront; UPDATED: OVERVIEW OF RUSSIAN MISSILE STRIKES THROUGHOUT UKRAINE ON JANUARY 14, 2023; https://southfront.org/overview-of-russian-missile-strikes-throughout-ukraine-on-january-14-2023/

(7) Bundesministerium der Justiz; Gesetze im Internet; Strafgesetzbuch § 130 Volksverhetzung; https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__130.html

(8, 8i) 17.01.2023; MDR; Selenskyj-Berater tritt nach Einschätzung zu Dnipro-Raketeneinschlag zurück; https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/liveblog-ukraine-russland-krieg-ruecktritt-selenskyj-berater-dnipro-rakete-100.html

(9) 15.01.2023; hromadske; Арестович заявив, що в Дніпрі на будинок упала ракета, яку збила ППО. У Повітряних силах спростували; https://hromadske.ua/posts/arestovich-zayaviv-sho-u-dnipri-na-budinok-vpala-raketa-yaku-zbila-ppo-u-povitryanih-silah-sprostuvali

(10, 10i) Military Today; Kh-22; https://www.military-today.com/missiles/kh_22.htm, abgerufen: 17.01.2023

(11) 21.07.2022; Ukraine Reporters; Western analysts have estimated how many more Kh-22 missiles the Russians have left; https://www.ukrainereporters.com/military-reports/western-analysts-have-estimated-how-many-more-kh-22-missiles-the-russians-have-left-photo/

(12, b3) 30.05.2022; Ukrainska Pravda; Valentyna Romanenko; Ukrainian attack aircraft strike Russian positions, and anti-aircraft missile forces destroy 2 Russian missiles; https://www.pravda.com.ua/eng/news/2022/05/30/7349548/

(13) https://t.me/s/stranaua/85845

(14) 18.01.2023; War on Fakes; Proof of Ukrainian army’s responsibility for destroying a house entryway in Dnipro; https://waronfakes.com/vsu/war-on-fakes-exclusive-proof-of-ukrainian-army-s-responsibility-for-destroying-a-house-entryway-in-dnipro/

(15) 14.01.2023; https://t.me/warfakes/10858?single

(16) Airwar; Х-22 Буря; http://www.airwar.ru/weapon/kr/x22.html; abgerufen: 19.01.2023

(17, 17i) 15.01.2023; Southfront; TRAGEDY IN DNIPRO: ACCIDENT OR DELIBERATE CRIME; https://southfront.org/tragedy-in-dnipro-accident-or-deliberate-crime/

(18) 16.11.2022; Southfront; RUSSIAN STRIKES THROUGHOUT UKRAINE ON NOVEMBER 15: CITIES PLUNGED INTO DARKNESS. POLAND ON HIGH ALERT; https://southfront.org/russian-strikes-throughout-ukraine-on-november-15-cities-plunged-into-darkness-poland-on-high-alert/

(19) 16.01.2023; Top War; Deputies of the Verkhovna Rada began collecting signatures for the dismissal of an adviser to the Office of the President of Ukraine Arestovich; https://en.topwar.ru/208852-deputaty-verhovnoj-rady-nachali-sbor-podpisej-za-uvolnenie-sovetnika-ofisa-prezidenta-ukrainy-arestovicha.html

(20) 16.01.2023; Telegram-Kanal von ukrainische Abgeordnete Alexei Gontscharenko; https://t.me/oleksiihoncharenko/30243

(21) 19.01.2023; Top War; Lies and cynicism of the Kyiv regime: the incident with the Kh-22 missile in Dnepropetrovsk; https://en.topwar.ru/209037-lozh-i-cinizm-kievskogo-rezhima-incident-s-raketoj-h-22-v-dnepropetrovske.html

(22) 18.01.2023; ARD-Tagesschau; Kommission soll Hubschrauberabsturz untersuchen; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-innenminister-hubschrauberabsturz-103.html

(23) 18.01.2023; Southfront; UPDATED: HELICOPTER WITH LEADERSHIP OF UKRAINIAN MINISTRY OF INTERIOR ON BOARD CRASHED NEAR KINDERGARTEN IN KIEV REGION; https://southfront.org/breaking-helicopter-with-leadership-of-ukrainian-ministry-of-interior-on-board-crashed-near-kindergarten-in-kiev-region/

(24, 24i) 19.01.2023; Southfront; Lucas Leiroz; Ukrainian Interior Minister’s Death Leaves Many Questions Unanswered; https://southfront.org/ukrainian-interior-ministers-death-leaves-many-questions-unanswered/

(25) 18.01.2023; BRICS; Lucas Leiroz; Alexey Arestovich’s resignation exposes  Kiev regime’s internal problems; http://infobrics.org/post/37539

(26) 11.08.2022; Focus (Ukraine); Arestowitsch sagt, er sei bereit, für das Amt des Präsidenten der Ukraine zu kandidieren (Video); https://focus.ua/politics/525068-arestovich-zayavil-chto-gotov-ballotirovatsya-v-prezidenty-ukrainy-video

(27) 17.01.2023; Southfront; Kiev Staged Another Fairy Tale For Ukrainians; https://southfront.org/kiev-staged-another-fairy-tale-for-ukrainians/

(28) 15.01.2023; Reporter; Who does Aleksey Arestovich really work for?; https://en.topcor.ru/31089-na-kogo-v-dejstvitelnosti-rabotaet-aleksej-arestovich.html

(29) https://en.wikipedia.org/wiki/Oleksii_Arestovych#Military_career; abgerufen: 19.01.2023

(30) 25.02.2021; DS News; Dossier: Oleksij Arestowitsch; https://www.dsnews.ua/dosie/oleksiy-arestovich-24022021-416782

(31) 12.08.2022; Cholod; Кто такой и чем знаменит Алексей Арестович; https://holod.media/2022/08/12/arestovich/

(b1) Focus; 16.01.2023; Russland-Hetze; https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/im-russen-tv-kreml-propagandist-freut-sich-ueber-wohnhaus-angriff-mit-40-toten_id_183220268.html; Bildschirmfoto

(b2) 16.01.2023; Top War; Armed Forces of Ukraine fired at the Children’s Rehabilitation Center, a supermarket and a pharmacy in Donetsk; https://en.topwar.ru/208819-vsu-obstreljali-detskij-reabilitacionnyj-centr-supermarket-i-apteku-v-donecke.html

(Titelbild) Bühne, Inszenierung, Scheinwerfer; Klaus P. Rausch (Pixabay); 11.04.207; https://pixabay.com/de/photos/b%c3%bchne-lightshow-show-performance-2223130/; Lizenz: Pixabay License

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1 Kommentar

  1. Ch-55 (Kh-55) -„NATO“ Bezeichnung AS [„anti-ship“] 14 „Kent“ ist kein Marschflugkörper, sondern eine speziell für den taktisch/strategischen Schwenkflügelbomber TU-22M [„NATO »-Bezeichnung « Backfire »] entwickelte, ballistische Anti-Schiff-Rakete von ca.600
    KM Reichweite mit einer Geschwindigkeit zwischen Mach 3,5 und Mach 4,5.
    Das Waffensystem wurde mit dem Ziel entwickelt, die grossen Flottenflugzeugtraeger der US-amerikanischen « Nimitz »-Klasse (CVN 68 bis 78) im « Erstschuss » zu versenken.
    Das sollte durch die Kombination von sehr hoher Geschwindigkeit und schwerem Gefechtskopf (wahlweise konventionell oder atomar) erreicht werden.
    Die Rakete selbst ist vom Entwicklungsalter her nicht aelter als das auch schon betagte Boden-Luft Raketensystem S-300.
    Beide Waffensysteme entwickelte die Sowjetunion in den 1970er Jahren.

    S 300 und Ch-55 waren in den 1980er Jahren in ihrer Klasse die wohl leistungsfaehigsten Waffensysteme.

    S300 war das wohl erste Luftverteidigungssystem (abgesehen von monströsen, stationären Systemen wie das US-amerkanische „Sprint“ und der sowjetischen S-200 [„NATO“-Bezeichnung SA-5 „Gammon“] aus den 1960er Jahren), das effektiv in der Lage war, schnell fliegende, ballistische Raketen abzuschiessen.

    Theoretisch ist die UA also in der Lage, Ch-55 zu bekämpfen.

    Aber die Vernichtung einer Mach 4,5 schnellen Lenkwaffe durch eine Boden-Luft-Rakete bleibt ein
    schwieriges Unterfangen. Ich denke nicht, dass die reale Abschusswahrscheinlichkeit über 10% liegt.
    Zumal Ch-55 über elektronische Gegenmassnahmen zur Abwehr dieser Luftabwehrraketen verfügt und zudem sozusagen „random“ Ausweichmannöver fliegt.
    Die in Hollywood-Schinken glorifizierte und in den US-Medien gehypte, tragbare Boden-/Luftrakete « Stinger », jetzt massenhaft an die UA geliefert, hatte bei der Bekaempfung von Luftzielen in Afghanistan nur eine Vernichtungswahrscheinlichkeit von <10%.
    M.a.W. fuehrten +90% der verschossenen Raketen nicht zur Zerstoerung des angegriffenen Luftzieles.
    Die bis heute im « Westen » selbst in Fachpublikationen stetig wiedergekaeute Behauptung, « Stinger » waere in Afghanistan der « Game Changer » gewesen, weil durch die durch dieses Waffensystem eingetretenen Verluste das sowjetische Militär ihre kampfstarken Mil-Mi 24 Kampfhubschrauber hätte „grounden“ müssen, ist ein PR-Mythos. Nach einer kurzen Unterbrechung der Einsätze nach dem Auftreten von „Stinger“ wurden die sowjetischen Hubschrauber mit veränderter Turbinenkühlung und sog.“Flares“
    (automatisch verschossene Leuchtkugelsätze zur Verwirrung des IR-Suchkopfes der „Stinger“) nachgerüstet, was die „Stinger“ weitgehend wirkungslos machte.

    Auch jetzt in der UA, der wie gesagt zig tausende dieser tragbaren Boden-/Luftraketen verschiedene Bautypen durch den „Westen“ geliefert wurden, blieb der Einsatz dieser Raketen weitgehend ineffektiv: So behauptet die als Quelle zweifelhafte, als Desinformationsinstrument „westlicher“ Geheimdienste und „Think Tanks“
    anzusehende Digital-Enzyklopädie „Wikipedia“ die Zahl der in fast 1 Jahr Krieg in der UA verloren gegangenen Kampfhubschrauber des Typs KA-52 (der dort die Hauptlast der Angriffe gegen Bodenziele traegt und sowohl extensiv als intensiv eingesetzt wird) mit 23 (einschl. Unfälle) an – nicht ohne reisserisch hinzuzufuegen, dies « sei fast 1/4 der gesamten Hubschrauberflotte dieses Typs »
    (was nicht zutreffend ist).
    Unterstellt, diese Zahlen sind zutreffend: Das bedeutete den Verlust von nicht einmal 2 Maschinen im Monat in einem klassischen Grosskrieg, bei mutmasslich zehntausenden geflogener Einsaetze und zig tausend von der UA verschossener, tragbarer Boden-/Luftraketen. M.a.W. ist die Verlustquote bedeutungslos, v.a. verglichen mit jener von US-Kampfhubschraubern in Vietnam (mehrere tausend insgesamt).

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