Vampirkrake Deutschland

Deutschland, der „Vampirkrake“ Europas

Herrlich, wie das Gedicht von Grass in diesen Tagen die wahren Probleme in Europa verdeckt. Berlin, Paris und Brüssel müssen dankbar sein für diese dichterische, medienwirksame Steilvorlage. Selbst in den österlichen Online-Ausgaben der deutschen Wirtschaftszeitungen stehen die Auseinandersetzungen um die Grass’schen Vorwürfe gegen Israel an erster Stelle.

Nur, die Krise geht anders. Die deutschen Jubelarien über die vermeintliche eigene Stärke und die Schuldzuweisungen, bisher vornehmlich an die Adresse der Südeuropäer, verwechseln Ursache und Wirkung.

Egal, welchen Aspekt der Krise wir betrachten, immer auch steht Deutschland im Mittelpunkt. Entweder als maßgeblicher Verursacher zu Beginn oder als Krisentreiber heute. Weit, weit weg vom deutschen Modell der sozialen Marktwirtschaft, fristet der Exportvizeweltmeister ein Dasein als Speerspitze ultrakonservativer Wirtschaftslehren, denen sich selbst die Demokratie unterordnen muss (“marktkonforme Demokratie” nennt es die Bundeskanzlerin).

Selbst wenn die Nachrichtenlage eine andere ist, Deutschland betreibt eine parasitäre Wirtschaft zu Lasten seiner Nachbarn. Rücksichtslos wurde die Gemeinschaftswährung dazu genutzt, um sich durch geringe Inlandsnachfrage, niedrige Lohnerhöhungen und weniger Inflation im Vergleich zu seinen europäischen Handelspartnern massive Wettbewerbsvorteile  zu verschaffen. Da ist es nur logisch, dass alle angeblichen Hilfsmaßnahmen für die PIIGS-Staaten diese Vorteile erst einmal weiter festigen.

Deutschlands vermeintliche wirtschaftliche Stärke wurde innerhalb der Euro-Zone befördert durch eine expansive Kreditvergabepolitik seiner Banken, die jahrelang hemmungslos mit Milliardendarlehen den exzessiven Konsum – inklusive diverser Immobilienblasen – im übrigen Europa finanziert haben.

Es gilt eine einfache Regel: Solange Deutschlands Wirtschaft und seine (Pleite-)Banken von der europäischen Krise profitieren, wird es keine Maßnahmen geben, die sich ernsthaft mit den Ursachen der Krise und ihrer Lösung beschäftigen. Die Ungleichgewichte innerhalb Europas werden sich bis zum bitteren Ende verschärfen, viele Länder in den Ruin treiben und letztlich auch die deutschen Ersparnisse kosten. Wir sind heute schon auf die wortgewaltigen Erklärungen gespannt, mit denen die verantwortlichen Politiker und ihre Berater aus Wissenschaft und Wirtschaft dem Volk die unausweichliche Zerstörung seines Vermögens “schmackhaft” machen werden. Die faulen Südeuropäer reichen dann nicht mehr aus, wenn selbst Länder wie Frankreich, Österreich, Belgien, Holland, Dänemark, Finnland, usw. von der Krise tief getroffen sind.

Der so gerne geforderte Austritt Deutschlands aus der Gemeinschaftswährung zur Rettung der deutschen Tugenden Fleiß und Sparsamkeit würde den Niedergang nur beschleunigen. In dem Fall müßte Deutschland seine Banken alleine retten, was (noch) niemand will. Keiner kennt nämlich bis heute den tatsächlichen Giftmüll in den Bilanzen der deutschen Banken. HRE und Commerzbank sind nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs, alleine die Deutsche Bank versteckt in ihrer Bilanz geschätzte 1/10 des weltweiten Derivateschrotts von rund 700 Billionen US-Dollar (aktuelle Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, BIZ). Bei einer Bilanzsumme von 2.164 Mrd. Euro ( Geschäftsbericht 2011), rund 2,9 Billionen US-Dollar, der blanke Wahnsinn. “Leistung aus Leidenschaft”, der Werbeslogan der Bank, erscheint so in einem völlig neuen Licht, wie die folgende Grafik eindrucksvoll zeigt. Selbst unter Annahme einer geringeren Summe Derivatemüll, von der die Urheber der Grafik gutmütig ausgehen, ist die Entwicklung beängstigend.

 
© Mack & Weise, 2012

Nur Trottel oder Ignoranten können noch daran glauben, daß die Sache irgendwie glimpflich ausgehen wird.

Es ist ein Irrtum anzunehmen, Deutschland wäre ein Wachstumsmotor und müßte wegen seiner Wirtschaftskraft die finanzielle Last von Europas Aufbau tragen. Diese Wirtschaftskraft gibt es in Wahrheit nicht (mehr). Sie wurde längst ausgehöhlt durch die üppigen Einsätze der deutschen Banken im weltweiten Finanzcasino-Spiel. Diese Lektion müssen die Deutschen in den nächsten Jahren erst noch lernen. Ein schmerzhafter Prozess, in dessen Verlauf bittere Wahrheiten ans Licht kommen. Vor allen Dingen, wie sehr sich Politik und Kapital in Deutschland über Jahre hinweg verbündet haben. Wohlwollend begleitet von den Gewerkschaften und den Sozialverbänden. Der Begriff “Deutschland-AG” erhielt in den vergangenen zehn Jahren eine ganz neue Bedeutung.

Die Wahrheit ist: Der Krake Deutschland ist in der Euro-Zone um zu nehmen, nicht um zu geben. Ausgesaugt und ausgepresst werden die schwachen Länder bis nur noch die leere Hülle übrig bleibt.
Allen, die uns für Spinner halten, antworten wir mit einem Zitat von Arthur Schopenhauer:

„Alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft. Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen..”

Quelle: oekonomiker

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