US Notenbank übernimmt Zweijahresgarantie für das Bankensystem und den Kapitalmarkt

von Norbert Häring

In Reaktion auf den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank hat die US-Notenbank Federal Reserve am Wochenende ein Bank Term Funding Program beschlossen. Dieses erlaubt den Banken, gegen Sicherheiten unbegrenzt Geld von der Notenbank zu leihen. Dabei werden die als Sicherheiten hinterlegten Wertpapiere nicht wie üblich mit dem Marktpreis bewertet, sondern mit ihrem nominalen Wert, auch wenn der Marktwert viel niedriger ist.

Die Notenbank fürchtete – wohl zu Recht – eine Kettenreaktion, weil die Banken massenhaft Staatsanleihen und andere Wertpapiere in den Büchern haben, deren Wert aufgrund der zwischenzeitlich stark gestiegenen Zinsen deutlich unter den Nominalwert der Anleihen gefallen ist. Anleihen mit festem (niedrigen) Zins reagieren auf einen Marktzinsanstieg durch fallende Preise. Bezogen auf den gefallenen Kaufpreis der Anleihe steigt dadurch für die Käufer der effektive Zins, die Rendite der Anleihe.

Die Banken dürfen ihre Staatsanleihen, Anleihen von staatlich garantierten Agenturen, durch Hypotheken gesicherte Wertpapiere und andere „erstklassige“ Wertpapiere, deren Wert deutlich unter den Nominalpreis gesunken ist, zum vollen Preis nutzen, um dafür günstige Kredite von der Notenbank zu bekommen. Damit wird sichergestellt, dass sie in aller Regel, wenn sie nicht sonstige Misswirtschaftsprobleme haben, genug Geld besorgen können, um alle Einleger auszuzahlen, die das wünschen.

Müssten sie dafür ihre Wertpapiere zum gesunkenen Preis verkaufen, wäre das nicht unbedingt gewährleistet. Außerdem würde der Verkaufsdruck den Wert der Wertpapiere noch weiter nach unten treiben.

Üblicherweise werden Sicherheiten im Rahmen der Notenbank-Kreditprogramme zum Marktpreis bewertet und es wird von der resultierenden Summe noch etwas abgezogen.

Die Federal Reserve hat sich festgelegt, das Programm mindestens ein Jahr lang bis 11. März 2024 anzubieten. Die Kredite, die die Banken in diesem Programm bekommen, laufen bis zu einem Jahr, statt der sonst üblichen drei Monate. Effektiv kompensiert die Federal Reserve damit mindestens zwei Jahre lang die Wirkung der Wertverluste von Anleihen auf die Liquidität der Banken.

Weil der Anleihemarkt im Zentrum des Kapitalmarkts steht, sichert die Fed damit den gesamten Kapitalmarkt ab.

Diese extreme Maßnahme zeigt, wie schlecht es um das Finanzsystem steht. Fast 15 Jahre Geldflutung des Finanzmarkts durch die Notenbanken haben eine riesige Blase bei den Vermögenswerten aufblasen helfen, die zu platzen droht. Es wird sehr schwer sein, da herauszukommen. Hohe Inflation für einige Jahre, um die Wertpapierpreise allmählich nominal zu entwerten, ist ein möglicher Weg. Dieser scheint derzeit versucht zu werden.

(Visited 136 times, 1 visits today)
US Notenbank übernimmt Zweijahresgarantie für das Bankensystem und den Kapitalmarkt
3 Stimmen, 5.00 durchschnittliche Bewertung (99% Ergebnis)

4 Kommentare

  1. Ich finde die folgende Darstellung zur Bankenkrise sehr gut verständlich:

    https://www.mmnews.de/wirtschaft/195618-wenn-die-svb-pleite-ist-dann-sind-praktisch-alle-banken-pleite

    Nicht realisierte Verluste der Banken sind Verluste, die durch Anleihen entstehen, die zu ganz niedrigen Zinsen, etwa Null, gekauft wurden und die dann abgewertet werden müssen, wenn die Zinsen steigen. Denn wer kauft eine Anleihe, die nur 1 % abwirft in den nächsten 10 Jahren, wenn er aktuelle zu 4 % bekommen kann? Er wird die alte Anleihe nur kaufen, wenn sie zur Differenz 4-1= 3 mal zehn Jahre, also 30 % niedriger verkauft wird. Ich verzichte hier auf Einzelheiten, etwa den Zinseszinseffekt.

    Es wird jetzt interssant sein, mit welchem Taschenspielertrick gelöst wird, daß die Banken durch die Zinserhöhungen früherer Staatsanleihen riesige nicht realisierte Verluste haben, aber trotzdem gerettet werden, im Unterschied zu den kleinen Leuten.

    Wie Herr Häring sagt, soll das durch das Bank Term Funding Program geschehen, vermutlich indem die Bank in Höhe der nicht realisierten Verluste einen (vermutlich zinslosen) Kredit von der Zentralbank bekommt, bis die Bank am Ende der Laufzeit vom Gläubiger den Nennwert der niedrig rentierenden Anleihe enthält. Wir haben also einen zweigeteilten Markt: Die Bank erleidet keine Verluste durch die Zinserhöhungen, wohl aber die kleinen Immobilieneigentümer, wenn deren Kredite auslaufen und prolongiert werden müssen, was sie häufig in den Bankrott bzw. Zwangsversteigerung treiben wird. Es handelt sich um ein Paradebeispiel dafür, daß in unserem Wirtschaftssystem immer die kleinen mit Gewalt in die Bredouille gebracht werden, während die Großen, denen der Staat gehört, von ihm immer wieder gerettet werden.

    Ob diese Strategie die Weltreservewährung $ wohl retten wird, zu dessen Rettung die Zinserhöhungen erfolgen? Warten wir es ab!

  2. Wenn man weiter die Banken mit Gelddrucken unterstützt, so wie die Schweizer Zentralbank die Credit Suisse um ca. 50 Milliarden Franken und mehr, und wie es jetzt auch die EZB machen will, kann man ruhig wie jetzt die EZB die Zinsen weiter um 0,5 % erhöhen. Dies wird wenig Eindruck auf die Inflation machen, weil diese, soweit sie nicht künstlich von den 5 Discountern produziert wurde, auf der Energieknappheit beruht, auf die jedoch die Zinserhöhung sich kaum auswirkt.

    Allerdings wird es die kleinen Leute ziemlich in Bedrängnis bringen aufgrund ihrer überzogenen Dispokredite, und wenn sie die Kredite ihre Immobilien prolongieren müssen.

    Auch unsere Banken werden dann von der EZB Unterstützung erhalten, so daß die Inflation, unabhängig von der Zinserhöhung der EZB, zunehmen MUSS.

    Es lebe die Chancengleichheit im Kapitalismus, weil die kleinen immer gearscht sind!!

    https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/ezb-sitzung-leitzins-steigt-maerkte-erwarten-ende-der-serie-von-erhoehungen/29038122.html

    „Frankfurt Christine Lagarde und ihre Kollegen aus dem EZB-Rat haben die selbst gesteckten Erwartungen erfüllt. Die Zinsen im Euro-Raum steigen wie im Vorfeld signalisiert um 0,5 Prozentpunkte. Das teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt im Anschluss an ihre jüngste Ratssitzung mit.

    Allerdings legt sich die Notenbank nicht mehr auf weitere Erhöhungen fest. Zudem machte Lagarde deutlich, dass die EZB bei Bedarf bereit ist, den Banken bei Bedarf zu helfen, wenn diese Liquiditätsprobleme bekommen. Ein Überblick über die wichtigsten Beschlüsse und Reaktionen.

    Die Entscheidung

    Die EZB hat die Zinsen im Euro-Raum um 50 Basispunkte erhöht. Der Leitzins liegt fortan bei 3,5 Prozent. Der Einlagenzins, den Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank erhalten, steigt auf 3,0 Prozent.“

  3. Um die Credit Suisse zu retten, weil sie von natinalem Interesse sei, too big too fail, hat die Schweizer Zentralbank (Nationalbank genannt) ihr eine Liquiditätslinie von 50 Milliarden Franken eingeräumt, die angeblich durch Vermögenswerte gesichert seien, was ziemlich unglaubwürdig ist, weil der rapide Aktienpreisverfall gerade für wenig Substanz spricht. Wie dem auch sei. Jedenfalls bedeutet dies, daß dieses Geld nicht durch Ersparnis der Leistungsträger, sondern durch Drucken zustande kommt, so daß auch die „solide“ Schweiz sich spätestens jetzt auf den Weg in die Inflation begibt. Dasselbe gilt auch bei uns, weil die Überforderung der Bürger durch die Wahnsinnspolitik nicht durch Ersparnis, sondern nur durch Drucken der EZB „finanziert“ werden kann. Jetzt beginnt auch bei uns die Bankenrettung nur durch gedrucktes Geld! Da ein Ende der Wahnsinnspolitik nicht in Sicht ist, man hat 2 Jahre Schulzeit durch Corona vergammeln lassen, will jedoch dies mit 100 Milliarden Euro Sondervermögen nachholen, auch die ausufernde Flüchtlingspolitik kann nur mit gedrucktem Geld „finanziert“ werden. Das Ende ist also gewollt: Inflation, was vor allem die Alten treffen wird, weil ihre Rentenanwartschaften vorsätzlich vernichtet werden, gemeinsam mit ihren Erspanissen und sonstigem Geldvermögen, wie Versicherungen, Bargeld usw. Ich habe noch einen 100-Mark-Schein meiner Großeltern von 1912, den man 1912 in 5 geprägte Goldmünzen a 20 Mark hätte umtauschen können! Jetzt nur noch Papier! Also Schopenhauer: „Armut im Alter ist ein großes Unglück“, weil man diejenigen, die noch arbeiten können, immer irgendwie entlohnen muß! “ Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Lukas 10, 7,

    https://bibeltext.com/1_timothy/5-18.htm

    Aber wie ist es mit den arbeitsunfähigen Alten, den nutzloen Rentnern, die nicht durch Corona beseitigt wurden?

    Was sagte die Pythia, die damals Aristonike hieß, den Athenern?

    „Nun geht hinaus und haltet euch brav, wenn das Unglück hereinbricht.“

  4. „Hohe Inflation für einige Jahre, um die Wertpapierpreise allmählich nominal zu entwerten, ist ein möglicher Weg. Dieser scheint derzeit versucht zu werden.“

    Wenn die Wertpapiere von den Banken nicht mehr den diskontierten Wert haben und zum Nominalwert bei der Zentralbank zu Geld gemacht werden dürfen, bedeutet dies natürlich, daß die Zinssenkung konterkariert wird, eine enorme Menge Geld zusätzlich gedruckt wird, was die Inflation anschiebt und auch der Gleichbehandlungsgrundsatz (Artikel 3 GG) verletzt wird; denn den Banken wird geholfen, nicht aber den privaten Kreditnehmern, die – etwa als Häuslekäufer – weiter den hohen Zins an die Bank entrichten müssen. Es handelt sich also um eine weitere Staatskrücke, die nur einem kleinen Teil der Wirtschaftssubjekte zugute kommt.

Schreibe einen Kommentar zu Jürgen II Antworten abbrechen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*