US-amerikanische Phantasien über Kuba

Von Margaret Kimberley, BlackAgendaReport, 25/12/2014
Übersetzt von Hergen Matussiuk, Tlaxcala

„Hinter den Maßnahmen der Regierung Obama stehen keine wohlmeinenden Absichten“

Am 17. Dezember kündigte die Regierung Obama einen Wechsel der Beziehungen zu Kuba an, der seit über 50 Jahren bestehende Entscheidungen der US Außenpolitik über den Haufen wirft. Die USA werden zum ersten Mal seit 1961 eine Botschaft in Havanna eröffnen. Alle fünf der als „die fünf Kubaner“ bekannten politischen Gefangenen befinden sich jetzt auf freiem Fuß. Während der amerikanische Kongress noch die endgültige Aufhebung des Handelsembargos bestätigen muss, wurden schon jetzt einige Beschränkungen gelockert.

Natürlich gab auch hier der Yankee-Imperialismus mit der einen Hand, während er mit der anderen Hand nahm. Am Tag nach der Ankündigung der Aufhebung der Blockade unterschrieb Präsident Obama Gesetze, die Sanktionen gegen die Regierung Venezuelas verhängen. Anstatt sich zu fragen, warum die Vereinigten Staaten Kuba entgegenkommen, während sie gleichzeitig den größten Unterstützer Kubas bestrafen, feiern die Amerikaner, was ihrer Hoffnung zufolge die Rückkehr Kubas zu seiner einstigen Rolle als de-facto Kolonie der USA ist.

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Jeder, der den dämlichen Lobhudeleien der Konzernmedien und sogenannter Linker Gehör schenkte, musste denken, dass Kuba seit dem 1. Januar 1959 bis heute nicht existierte. Es wird so getan, als wenn Kuba sich in einem Zustand künstlicher Lebenserhaltung, einer Art Koma befunden habe, bis die USA es mit einem Kuss wiedererweckten, ganz wie in einem Märchen. Während die Amerikaner noch glauben, dass Kubaner eine Art von Relikten aus den 50er Jahren sind wie die Autos jener Zeit, hat diese Nation eine Reihe von Dingen erreicht, die anzuerkennen die Amerikaner sich weigern. Das geht natürlich ganz leicht, wenn das revolutionäre Kuba nicht als eine wirkliche Nation betrachtet wird. Bis ungefähr hier reicht auch das durchschnittliche Verständnis der US Amerikaner.

Kubanische Soldaten beschleunigten den Niedergang des Apartheidregimes in Südafrika. Der Sieg bei Cuito Cuanavale bewies, dass die südafrikanische Armee nicht unbesiegbar war. Während die Vereinigten Staaten Truppen sandten um ein einziges dürftiges Krankenhaus während der jüngsten Ebola Epidemie zu bauen, schickte Kuba über 400 Ärzte um die Patienten in den betroffenen Gebieten zu behandeln. Die Kubaner haben ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem, das verglichen mit dem privaten und astronomisch teuren System in den USA recht gut dasteht.

Kuba ist eine Nation mit eigenen Interessen und einer Geschichte des Kampfes zunächst gegen den spanischen Kolonialismus, dann gegen die Kontrolle durch die USA. Aber in der allgemeinen Vorstellung ist Kuba immer noch die Mafia-Hochburg, wo die Amerikaner Sonne und Sünde suchten. Die Konzernmedien helfen kräftig, in dem sie Wunschvorstellungen über die Rückgabe von Grundbesitz über 50 Jahre nach der Enteignung verbreiten.

Sogar mutmaßlich ernsthafte Denker wurden schwach und verrieten mehr über ihre eigenen Phantasien, als dass sie brauchbare Erkenntnisse über Kuba lieferten. Der liberale Kommentator David Corn konnte in seinem im Wesentlichen am Thema vorbeigehenden Text auf Twitter nur seine eigenen Klischees verbreiten. „Kuba ist ein tolles Reiseziel. Strände, Rum, Baseball, Musik. Großartig, wenn mehr Leute aus den USA das Land besuchen, könnte auch gegen die Repression dort helfen.“ Wenn es einen Preis für unüberbietbar dumme Posts auf Twitter gäbe, müsste er an Medea Benjamin von Code Pink gehen, die folgendes veröffentlichte: „Obama sprach gestern mit Raul Castro. Das Eis schmilzt. Mojitos für alle!“

Man weiß nicht recht, wo man beginnen soll solchen Blödsinn zu analysieren. Es ist nicht klar, was Corn mit Repression meint, aber sicher ist, dass die Gegenwart von Amerikanern, die ihren Spaß haben wollen, niemals irgendwen irgendwo auf der Welt sicherer gemacht hat. Was Benjamin betrifft, so sollte jeder, dessen Antwort auf außenpolitische Entscheidungen Bemerkungen zu Cocktails beinhaltet, ignoriert werden, und zwar für immer.

Die törichterweise begeisterten Liberalen werden noch übertroffen von Leuten, die in Gemeinheiten schwelgen und dabei tief blicken lassen. So äußerte sich Blogger Matt Forney: „Was Russland für die Generation X war, wird Kuba für die Generation der Jahrtausendwende sein: Ein Land in dem der weiße Mann Gott ist.“

Das ist der springende Punkt: Kubas Geschichte und die Politik des Landes haben weder für die Rechten noch für Liberale, die vorgeblich moralisch hochstehende Ziele verfechten, irgendeine Bedeutung. Kuba ist ein Traum für Leute, die auf der Suche nach einem Platz sind, wo sie so richtig „weiße Herrenrasse“ sein können. Sie können davon träumen ihren Spaß zu haben, während ihre Regierung eine größtenteils farbige und dienstbare Bevölkerung kontrolliert.

Vielleicht aber feiern die Fans des Imperiums zu früh. Selbst eine teilweise Aufhebung der Blockade wird den Kubanern nützen. Gleichzeitig hat die Regierung des Landes deutlich gemacht, dass es keine Rückkehr zu früherer Servilität und Fügsamkeit geben werde. Präsident Raul Castro erklärte unmissverständlich, dass Kuba sozialistisch bleiben und weder Assata Shakur noch sonst jemanden ausliefern werde, dem die Regierung Asyl gewährt habe.

Obama selbst sagte, „Worum es bei der Normalisierung der Beziehungen eigentlich geht, ist unsere Möglichkeiten zu vergrößern, Einfluss auf diese Regierung zu nehmen.“ Keiner der Eingeweihten wagte zu fragen, was diese Worte bedeuten. Der Imperialismus ist auf dem Vormarsch wie nie zuvor. Die Machenschaften der USA und Saudi-Arabiens haben den Ölpreis erfolgreich nach unten gedrückt und fügen damit Russland, Venezuela und dem Iran schweren Schaden zu. Sanktionen und Marktmanipulationen können erfolgreich sein, wo es aussichtslos ist, Truppen zu senden.

Niemand kann ernsthaft gegen das Ende des 16 Jahre währenden Leidensweges der Kubanischen Fünf sein, aber hinter den Handlungen der Regierung Obama stehen keine wohlmeinenden Absichten. Die USA haben nicht plötzlich ihre Pläne für ihre unipolare Vorherrschaft aufgegeben. In der Tat ist anzunehmen, dass diese jüngsten Maßnahmen Teil eines größeren Planes sind, letztlich alle Nationen zu unterwerfen.

Kuba ist eine Nation, die für ihre Freiheit gekämpft und gelitten hat. Es spielt keine Rolle, ob das Land für die Amerikaner eine nachträgliche psychologische Überlegung ist. Vielleicht können sie so tun, als wären die letzten 50 Jahre nicht geschehen, aber es gibt keine Rückkehr in die Zeit vorher. Die Menschen in den USA mögen unter selektiver Amnesie leiden, die Kubaner aber sicher nicht.

Margaret Kimberleys Kolumne Freedom Rider  erscheint wöchentlich im BlackAgendaReport. Sie unterhält einen Blog unter http://freedomrider.blogspot.com, der häufig aktualisiert wird. Frau Kimberley lebt in New York und kann per e-mail unter Margaret.Kimberley[at]blackagendareport.com kontaktiert werden. 

Posted by Tlaxcala at 1/06/2015 06:35:00 PM

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