Unsere Währung, euer Problem

von Michael Krieger (theblogcat)
https://libertyblitzkrieg.com/2019/11/04/our-currency-your-problem/

Große Spieler“ wie China, Russland und die Europäische Union haben ein starkes „Motiv zur De-Dollarisierung“, sagte Korin, die Co-Direktorin eines Energie- und Sicherheit Think Tanks am Mittwoch.

Wir wissen nicht was als Nächstes kommt, aber was wir wissen ist, dass die gegenwärtige Situation unhaltbar ist“. – Anne Korin, Institute for the Analysis of Gobal Security

Unabhängig davon, wo man auf der Welt lebt: Es könnte sein, dass man sich irgendwie unwohl fühlt, mit nagenden Bedenken über die Zukunft und dem tiefsitzenden, instinktiven Verständnis darüber, dass einem das Zeitalter, das man sein ganzes Leben lang gekannt und bewältigt hat, entgleitet und nicht mehr zurückkehrt.

Wir haben weit verbreitete Proteste und Demonstrationen quer durch Länder erlebt, mit unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systemen, etwa Hongkong, Frankreich, Chile, Spanien, Ecuador, Libanon und Venezuela, nur ein paar zu nennen. Die mit Eigeninteressen und ideologischen Lösungen als Heilmittel bestehen darauf, das käme wegen des Sozialismus, des Kapitalismus oder sonst einem ismus, aber die Wahrheit ist, dass das viel tiefer geht. Was tatsächlich geschieht: Das geopolitische und ökonomische Paradigma, das den Planeten für Jahrzehnte dominiert hat, es scheitert, und anstatt das Scheitern auf vernünftige Weise anzugehen, haben sich die globalen Eliten dazu entschieden, alles zu plündern was sie nur können – bis das Kartenhaus zusammenfällt.

@LibertyBlitz: „Dieser Chart ist fast so verstörend wie die Charts der negativ verzinsten Schulden. Das gesamte Finanzsystem ist eine Farce und ein Betrug. All das ist Blendwerk, eine Vertuschungsmaschine für die Plünderung durch die Eliten.

Auch wenn euch Leute mit Eigeninteressen versichern, dass das normal sei, das ist es nicht.“

@zerohedge: „Hier der Grund, warum der Aktienmarkt niemals zusammenbrechen kann oder die USA in eine historische Depression schlittern können: Die Finanzvermögen der USA sind jetzt 5,6 mal so hoch wie das BIP.“

Man kann das fest verwurzelte globale Paradigma nicht ordentlich diskutieren, wenn man nicht das amerikanische Imperium anspricht, und man kann keine Diskussion über das Imperium haben, ohne über das monetäre und finanzielle System zu reden, das alles an seinem Ort hält. Das letzte Mal habe ich das in einem Artikel im letzten Jahr diskutiert: „The Road to 2025 (Part 3) – Das US-Dollar-dominierte Finanzsystem wird zerbrechen“. Der heutige Artikel soll ein Update zu diesem Stück sein, eine Bestandsaufnahme darüber, wo wir eineinhalb Jahre später stehen.

Im Artikel aus dem letzten Jahr wurden einige Annahmen gemacht, die man wissen muss um zu verstehen, wie ich die Situation sehe. Die erste ist die Ansicht, dass wir bereits in einer Übergangsphase zu einer multipolaren Welt sind, mit anderen Worten: Die USA besitzen keine weltweite geopolitische Dominanz mehr, so wie wie sie das Mitte und Ende der 1990er genossen haben. Auch wenn das Gegenteil verkündet wird, die Geschichte ist tatsächlich nicht zu Ende. (Anm.d.Ü.: eine Anspielung an Fukuyamas Buch von 1992: „Das Ende der Geschichte“)

Die US-Führung hatte sich daran gewöhnt, rund um den Globus buchstäblich alles zu bekommen was sie wollte, mittels nackter Gewalt, verdeckten Geheimdienstoperationen oder ökonomischem Zwang, aber das ist 2019 nicht mehr der Fall. Auch wenn das vielen im außenpolitischen Establishment nicht gefällt, so ist es doch Realität. Der jüngste Beweis kam gerade letzte Woche, als Dänemark entschied, die Gaspipeline Nordstream 2 zu genehmigen, etwas, wogegen sich die USA heftig gesträubt haben.

Tom Luongo lieferte eine interessante Analyse dazu, warum das so von Bedeutung ist:

„Die letzten drei Jahre haben die USA den Bau der Nordstream 2 Pipeline von Russland nach Deutschland stets bekämpft.

Zuletzt drehte sich der Kampf buchstäblich um die letzten paar Kilometer, da Dänemark monatelang die Umwelt-Erlaubnis für Nordstream 2 aufgeschoben hat.

Die USA, vor allem unter Trump, haben sich einer „einheitlichen Vorgehensweise der Regierung“ verpflichtet, um die 55 bcm Erdgasleitung vor dem Erreichen Deutschlands zu stoppen…





Auf gewisse Weise ist diese Pipeline Deutschlands Unabhängigkeitserklärung von mehr als 70 Jahren amerikanischer Politikentscheidungen.Ja wahrhaftig. Aber noch beziehen Deutschland und andere westeuropäischen Länder kein günstiges Gas aus Russland, auf das Deutschland aufgrund der desaströsen Energiepolitik, mehr denn je angewiesen ist. [Anm. der Redaktion]

Die Tatsache, dass das außenpolitische Establishment der USA es als unsere Sache betrachtet, zu bestimmen, von welchem Land und wie die EU Erdgas kaufen darf, das bietet einen Einblick in die imperialen Gedankengänge. Es ist der gleiche Gedankengang, der darauf pocht, dass der Iran niemandem ohne Zustimmung der USA Erdöl verkaufen darf. Das zeigt das Festhalten an einer totalen globalen Kontrolle, an einer Sichtweise, dass die Welt aus wenig mehr besteht als dem US-Hegemon und seinen Vasallenstaaten.

Was uns zum Hauptpunkt bringt, der sich um die unhaltbare Natur des weltweiten Geld- und Finanzsystems dreht. Genau gesagt leben wir in einer Welt, in der mehrere Mächte (nämlich China und Russland) ganz öffentlich und sehr deutlich ausgeführt haben, dass sie auf ihrem weiteren Weg nicht als Vasallenstaaten der USA fungieren werden. Sie schienen auf der Siegerseite der Geschichte zu stehen, da es viel schwerer ist, ein Imperium aufrecht zu halten als es gegenwärtig zu frustrieren. Aber die USA haben einen enormen Vorteil, wenn es um die Schritte auf dem geopolitischen Schachbrett geht. Das sind nicht die allgegenwärtigen Militärbasen oder fortschrittliche Technologie, sondern eher eine esoterische und getarnte Waffe – der US-Dollar.

Der US-Dollar dominiert weiter die globalen Finanztransaktionen, was bedeutet, dass die Welt niemals wirklich multipolar sein kann, solange diese einseitige, strukturelle Realität nicht angegangen wird. Das ist natürlich nichts Neues, auch wenn es nun eine erhöhte Sensibilität für die Dringlichkeit bei jenen Ländern gibt, die nicht bereit sind, als US Vasallenstaaten zu dienen, wenn man den zunehmend aggressiven und schonungslosen Einsatz des Finanzsystems als geopolitische Waffe durch die Trump-Administration betrachtet.

Die Bedeutung des US-Dollars als Waffe wurde vor einigen Wochen offensichtlich, während einer Kongressanhörung zum Libra-Projekt von Facebook. Schaut euch den Clip in diesem Tweet an: https://twitter.com/tayvano_/status/1187070270760030208

@LibertyBlitz: „Bitte nehmt das als einen Weckruf, für all jene, die es nicht verstehen.

Ein Kongressabgeordneter gibt zu, dass der US-Dollar das wichtigste Werkzeug des Staates für den Imperialismus ist.

Zuckerberg gibt dann zu, dass er das versteht und dass Libra auch als Werkzeug des Imperiums eingesetzt werden wird.“

Somit haben Länder, die sich entschlossen haben, als souveräne Staaten zu funktionieren, eine eindeutige Wahl. Finde heraus, wie man auf der Weltbühne etwas ungestört transferiert, ohne den US-Dollar zu benutzen – oder füge dich, ein Vasallenstaat zu sein. Da Letzteres für eine zunehmende Anzahl von Ländern als nicht akzeptabel angesehen wird, glaube ich, dass man einen Weg für Ersteres finden wird, und ich denke, das wird spätestens bis 2025 geschehen.

Immer wenn ich solche Dinge sage, pochen Menschen darauf, dass es nichts gibt, was den US-Dollar als globale Reservewährung ersetzen könnte. Soweit stimme ich zu, aber mein Argument ist nicht, dass ein weiteres nationales Fiat-Geld in den kommenden Jahren weltweit den US-Dollar vollständig ersetzen wird (und das sollte auch keiner wollen). Meine Sichtweise ist eher, dass konkurrierende Mächte einen Weg finden werden, den Dollar bei einem steigenden Anteil der globalen Transaktionen zu vermeiden, ganz einfach weil sie keine andere Wahl haben, wenn der Dollar weltweit als Waffe benutzt wird, um geopolitische Ziele der USA zu erreichen.

Ich muss die Einzelheiten darüber nicht wissen, wie sich diese Transaktionen entwickeln, nur dass es so kommen wird. Aus diesem Grund macht es Sinn, Bitcoins und Gold zu besitzen, zwei politisch neutrale, alternative, globale monetäre Instrumente, die in den kommenden Jahren wahrscheinlich um ein vielfaches höher gehandelt werden, wenn die Menschen die Bedeutung solcher Werte in der momentanen historischen Übergangsperiode erkennen.

Zum Schluss hoffe ich, dass die Menschheit aus den Erfahrungen vergangener Jahrzehnte lernt und nie wieder zulässt, dass ein einzelnes Land die monetäre Politik des gesamten Planeten kontrolliert. Eine Reservewährung, die von nur einem Land kontrolliert wird, ist im Grunde die mächtigste geopolitische Waffe, die je erfunden wurde. Kein Land oder eine Institution sollte jemals so eine Macht besitzen, nicht jetzt und nicht in der Zukunft.

@LibertyBlitz:

„Eine globale Reservewährung muss politisch neutral sein. Sonst ist sie nur eine Waffe.“

Ich hoffe, dass wir endlich diese Lektion kapieren.

 

Wandere aus, solange es noch geht!

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Unsere Währung, euer Problem
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1 Kommentar

  1. Das Kernproblem auf den Punkt gebracht – nur "vergaß" der Verfasser zu beleuchten, wessen Geschöpf dieser "Dollar" (US-$, aber "IS-$" wäre auch nicht falsch) ist.
    Zweifellos wäre das Ende des US-$ auch das Ende von "Zionist Entity" – es wäre aber auch das Ende der billigen Verschuldung vieler "westlicher" Staaten (nicht gemeint der Nicht-Staat "B.R.D.", dieses Konstrukt ähnlich Pufendorfs "irregulare aliquod corpus et monstro simile" und ein seit 1918 fortdauernder Großversuch in viele -nur keine deutschen- Richtungen, stellt sich übrigens auch als eine unmittelbare Folge eben jenes US-$ dar), die -noch- im durchaus nicht mehr unverwundbaren US-$-"€"-Geleitzug mitschwimmen.
    Schließlich sind der militärisch-industrielle und militärisch-hegemoniale Komplex der U.S.A. und der US$ fast symbiotisch eineiige Zwillinge: Das eine bedingt das andere, und wenn eben der eine Teil verschwindet, vergeht auch der andere.
    Die Frage ist nur, wie wird sich die "Neue Ordnung" darstellen, die folgt.
    Die U.S.A. sind noch auf die eine oder andere Weise ein Kind Europas, selbst noch was "bestimmte, [nicht nur] dort alles dominierende Gruppen" betrifft, die -für sich besehen- nach ihren Ursprüngen nie europäisch sind oder waren; oder jedenfalls nicht abstellend auf das Europa, das sich seit den Merowingern herausgebildet hat.
    Doch wurden sie, unbewußt vielleicht, durch das europäische Umfeld, dem ggü. sie innerlich fremd blieben, dennoch durch die Jahrhunderte in ihrer Sozialisation geprägt.
    Und das ohne Rücksicht auf die Wurzeln eben jener Merowinger, die wohl durchaus im Nebel liegen.
    Eine neue Konstellation könnte Europa nur noch -über die Vertretung des "halbeuropäischen" Rußland, nicht etwa die "€U"- als Juniorpartner sehen, aber die Zügel dieser neuen Welt würden das erste Mal seit 1000 Jahren durch Asien geführt.
     
     
     
     
     

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