Uhupardo Interviewt krisenfrei

Interview mit krisenfrei: “Je früher der Crash desto besser!”

In diesem Interview äussert sich Dieter Sordon zur aktuellen Lage. Der Mann, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit den Finanzmärkten beschäftigt und auch durch seine viel frequentierten Seiten krisenfrei.de und krisenfrei.wordpress.com immer auf dem neuesten Stand der Dinge ist, schwimmt bewusst gegen den Strom, will sich von keiner Seite vereinahmen lassen.

Es ist eine wahrhaftige „Wall of text“ geworden, die unsere Leser hoffentlich trotzdem so interessant finden wie wir selbst.

uhupardo:
Dieter, Sie machen mit ihrer täglich aktualisierten Link-Liste krisenfrei.de und Ihrem Blog krisenfrei.wordpress.com einen hervorragenden Job, der mit Sicherheit viel Zeit kostet. Viele der Uhupardo-Leser werden das wissen. Heute haben Sie sich freundlicherweise für ein Interview zur Verfügung gestellt. Die wirtschaftliche Situation ist komplett verfahren, der Euro droht in die Luft zu fliegen, die schlechten Nachrichten geben sich die Klinke in die Hand. Jeder kennt die Lage mehr oder weniger gut, deswegen müssen wir jetzt nicht anfangen aufzuarbeiten, was falsch gelaufen ist und wer Schuld hat an dem Schlamassel. Deswegen lautet die direkte Frage: Was jetzt? Wo liegen die Lösungen? Was müsste ab heute geschehen?

krisenfrei:
Ich nehme an, Sie wollen eine ehrliche Antwort von mir und kein Drumherumgerede. In den nächsten Wochen soll der ESM und Fiskalpakt für die Euro-Zone verabschiedet werden. Dieses Monster darf unter gar keinen Umständen kommen, weil 1.) die EU-Staaten damit ihre finanzpolitische Souveränität verlieren und 2.) die gigantische Schuldenmacherei erst so richtig beginnt.

Der Euro ist definitiv nicht mehr zu retten. Er war von Anfang eine Fehlkonstruktion. Alles was hochdotierte Ökonomen in den Mainstream-Medien, ob Geuro-, Süd- oder Nordeuro, von sich geben, ist Unsinn und nichts anderes als Schönfärberei. Unsere Volkszertreter, bis auf ganz wenige, haben keine Ahnung oder haben irgendwelche merkwürdigen Drogen eingeworfen, die ihr Gehirn komplett vernebeln.

Was ab heute geschehen müsste? Nicht Griechenland oder sonstige hochverschuldete Euro-Länder müssten zur alten Währung zurückkehren, sondern Deutschland. Je länger der Euro aufrecht erhalten wird, desto gewaltiger der Aufprall gegen die Wand. Natürlich würde die D-Mark sofort 30 – 40 Prozent aufwerten. Eine Gegenfrage: Was meinen Sie, was dann mit dem US-Dollar passieren würde? Würde das den Amerikanern gefallen?

Das häufig genannte Argument bei einer Rückkehr zur D-Mark, das die Politiker uns einreden, sei ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, ist pure Angstmacherei. Dieses Problem hatte Deutschland zu Zeiten der D-Mark häufiger. Man darf dabei nicht vergessen, dass eine starke D-Mark die Einfuhren entsprechend verbilligt. Dieser Vorteil wird aber gerne verschwiegen.

uhupardo:
Deutschland tritt aus und sagt “So, wir sind weg, nun macht mal ohne uns weiter”? Damit ist dann alles geregelt? Und was glauben Sie, passiert zuerst: Der Euro-Austritt Deutschlands oder dass der Papst sein Doppelbett bei Ikea kauft? Spielen wir jetzt Science-Fiktion-Wunschkonzert?

krisenfrei:
Nein, natürlich hätte der Euro ohne Deutschland keine Überlebenschance. Er hat sie aber auch nicht mit Deutschland. Bisher war Deutschland der Zahlmeister der EU. Das kann sowohl für Deutschland und für die anderen EU-Länder auf Dauer nicht von Vorteil sein. Deutschland hat weit mehr Schulden, inklusive Garantien für EFSF, ESM … usw. als offiziell angegeben. In meinem letzten Artikel, „Europa scheitert am Euro“, finden Sie auf Seite 9 eine entsprechende Auflistung hierzu.

Nicht nur Deutschland sollte den Euro verlassen, sondern alle Euro-Länder. Jedes dieser Länder sollte zu seiner alten Währung zurückkehren. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ein Land muss halt den Anfang machen.
Schauen Sie sich doch nur Spanien an. Rajoy wollte niemals unter den Rettungsschirm. Jetzt hat auch Spanien die Troika im Nacken. Soll das so weitergehen?

uhupardo:
Nun, zunächst gibt es vertraglich geregelt gar keine Möglichkeit, aus dem Euro auszutreten, wie Sie sicher wissen .
Aber gut, Merkel sorgt federführend zuerst dafür, dass halb Europa kaputt gespart wird und schleicht sich dann aus dem Euro, das ist das, was Sie vorschlagen? Dann also zurück zu Peseten, Lira und Franc. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere kann nur Euro-Bonds, Fiskalunion und mehr Europa statt Nationalstaaten lauten. Der neue Regengott (“die Märkte”) würde es nicht wagen, dann noch gegen ganz Europa zu spekulieren. Ist der Schritt hin zu “mehr Europa” nicht der viel logischere Schritt, nachdem man in den vergangenen Jahrzehnten schon so weit auf diesem Weg gegangen ist? Oder anders: Wann, glauben Sie, fällt Merkel (erneut, wie immer) um und nickt dazu?

krisenfrei:
Verträge? Was ist denn z.B. mit dem Maastricht-Vertrag. Wurde dieser nicht mehrfach gebrochen? Max. 60 Prozent Staatsverschuldung, bzw. max. 3 Prozent jährliche Neuverschuldung. In der Wirtschaft muss sich jeder Vertragspartner an die vereinbarten Vertragsbedingungen halten, sonst geht es ganz schnell vor’s Gericht. Für die Politik und die Affen in Brüssel gilt dies nicht. Sorry, ich wollte damit nicht unsere Vorfahren beleidigen.

Der einzige Weg ist, wie gesagt, jedes Euro-Land kehrt zu seiner eigenen Währung zurück. Euro-Bonds würde zwar die “Märkte” kurzfristig beruhigen, aber letztendlich würde Deutschland dadurch noch mehrin Schieflage geraten wegen der höheren Zinsen. Deutschland würde dadurch Gefahr laufen, das Triple-A der schmutzigen Ratingagenturen zu verlieren. Wäre das im Sinne der Märkte?

Übrigens, was die Märkte anbetrifft. Wer sind denn eigentlich “Die Märkte”? Nichts als Zockerbuden. Superreiche, die sich mittels Banken und mit Hilfe der unverantwortlichen Politiker auf Kosten der Steuerzahler eine goldene Nase verdienen.

Wenn Frau Merkel den ESM mit Hilfe der Opposition – wobei hier auch klar gesagt werden muss, dass es in Deutschland im eigentlichen Sinne gar keine Opposition mehr gibt – durchbekommt, sind die Euro-Bonds nur noch eine Frage der Zeit, um “Die Märkte” zu beruhigen. Bis zur nächsten Bundestagswahl im Herbst 2013 wird in Berlin noch viel Unsinn verzapft. Ob Merkel (CDU), CSU, FDP, SPD, GRÜNE – es gibt keinen Unterschied. Nichts weiter als ein Sumpf – ein politisches Konglomerat, wenn Sie so wollen.

uhupardo:
Die Linke haben Sie ausgespart im Sumpf. Das ist also der einzige Hoffnungsschimmer im Parlament Deutschlands? – Jetzt mal Tacheles: Sie glauben doch selbst nicht im Ernst daran, dass sich Deutschland aus dem Euro verabschiedet. Dann wird also der ESM verabschiedet, wahrscheinlich schon Ende Juni. Was bedeutet das dann für Europa? Wie geht´s weiter?

krisenfrei:
DIE LINKE hat zumindest angekündigt, dass sie gegen den ESM eine Verfassungsbeschwerde einreichen wird. Was daraus wird, liegt nicht in meinen Händen. Hoffungsträger haben Sie gesagt.
Vielleicht haben Sie mich missverstanden. Das politische Konglomerat denkt gar nicht daran, in Deutschland wieder die D-Mark einzuführen. Dieses Pack ist einfach zu dämlich und hört nicht auf hochangesehene und kompetente Wissenschaftler, wie z.B. Prof. W. Hankel, Prof. Schachtschneider (Verfassungsrechtler) … u.v.a.

Natürlich werden die Polit-Dummis den ESM absegnen. Provokant sage ich, wobei ich es für einen fatalen politischen Fehler halte, warum nicht?! Denn dann geht es den Deutschen, die immer noch glauben – “doch nicht wir, was interessieren mich die Griechen, die Portugiesen, Spanier …” – so richtig ans Eingemachte. Wenn aber der Letzte das erkennt, ist es leider zu spät.

Man kann nur hoffen, dass die Bürger in ganz Europa zusammenstehen und sich nicht gegenseitig Vorwürfe machen. Am 14. Juli 1789 fand ein Sturm auf die Bastille statt. In Frankreich ist der 14. Juli ein Nationalfeiertag.
Möglicherweise könnte ein “Sturm auf Brüssel” in naher Zukunft ein gesamteuropäischer Nationalfeiertag werden.

uhupardo:
In Europa brennt es an allen Ecken. Die USA sind mehr pleite als ganz Europa. Wahrscheinlich gehen Sie auch, wie viele andere, davon aus, dass der Zusammenbruch des Wirtschafts- und Finanzsystems eine reine Zeitfrage ist, richtig? Glauben Sie, dass das mit Krieg verbunden sein wird? – Und jetzt zum Eingemachten – zu dem Thema, das den Uhupardo mehr interessiert als jedes andere. Stellen Sie sich vor, Sie bekämen den Auftrag, ein komplett neues System auf die Beine zu stellen. Nur Sie allein bestimmen! Wie sähe das aus?

krisenfrei:
Oh, ein komplett neues System auf die Beine zu stellen, würde ein ganzes Buch füllen. Zunächst zu Ihrer Frage zum Zusammenbruch des Wirtschafts- und Finanzsystems verbunden mit einem möglichen Krieg. Haben wir nicht jeden Tag auf der Erde Krieg? Zwischen Kriegen und Wirtschafts-, sowie Finanzzusammenbrüchen gibt es keine kausalen Zusammenhänge. Kriege werden heutzutage doch nur geführt, um sich Ressourcen (Öl, Gas u.a. Rohstoffe) einzuverleiben. Kriege sind das größte Verbrechen an der Menschheit. Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt Kriege. Die US-Notenbank (FED) ist der größte Kriegsfinanzierer weltweit, womit wir bei Ihrer eigentlichen Frage sind.

Ein neues System zu installieren, überlasse ich lieber Experten, die sich täglich mit derartigen Fragen beschäftigen. Wenn allerdings Machthaber gewillt wären, wirklich etwas zu verändern, dann wäre m.E. die erste Maßnahme, das „FED-Kartell“ in der jetzigen Form sofort abzuschaffen. Dieses Kartell ist ein wesentlicher Bestandteil dieses maroden Finanzsystems. Dieses „Ungeheuer“ hat seit bestehen vor hundert Jahren das weltweite Finanzsystem regelrecht verseucht. Wozu brauchen wir Zentralbanken.

Jeder Staat solle selbst über die Kontrolle des Geldes verfügen. Wenn dieser erste Schritt vollzogen ist, wäre der nächste Schritt die Abschaffung des staatlichen Zwangsgeldes und die Einführung von freiem Marktgeld. Das beste Geld würde sich dann langfristig durchsetzen. Damit wäre uns schon viel geholfen.

Weiter dürften Staaten keine Schulden machen, sondern nur das ausgeben, was durch Steuereinnahmen in die Staatskasse fließt. Schauen Sie, die tägliche Neuverschuldung in Deutschland liegt derzeit bei ca. 88,128.766 Mio. Euro – wohlgemerkt Neuverschuldung, und ein Ende ist nicht absehbar. Sie haben vollkommen Recht, der Zusammenbruch des Finanzsystems ist nur eine Frage der Zeit. Deshalb besser jetzt den Reset-Knopf drücken und einen Neuanfang starten, bevor alles in Schutt und Asche fällt. Je länger dieses Schuldensystem aufrecht erhalten wird, umso härter werden der Aufprall und die damit verbundenen Schmerzen.

uhupardo:
Was verstehen Sie unter “freiem Marktgeld”? Ganz generell hört es sich so an, als seien Sie der Meinung “Zurück zu den alten Währungen und dann wird das schon”. Das regelt aber gar nichts. Was ist denn mit dem ganzen aufgehäuften Schuldenberg? Die Umverteilung von unten nach oben – besser: von der Mitte nach oben (Zinsen) und unten (Sozialleistungen), das wäre auch nicht vom Tisch. Was ist mit der Ressourcenvernichtung durch ständig nötiges Wachstum? Machen Sie es sich jetzt nicht etwas zu einfach?

krisenfrei:
Freies Marktgeld bedeutet nicht zurück zu den alten Währungen, sondern der Käufer und Schuldner entscheidet, welches Tauschmittel für beide akzeptabel ist (Greshamsches Gesetz). Wenn beide sich z.B. auf Gold und/oder Silber einigen, ist dies das entsprechende Tauschmittel für Waren und/oder Dienstleistungen.
Nur zu Ihrer Information. Saddam Hussein (Irak) und Gaddafi (Libyen) wollten ihr Öl nicht länger in US-Dollar faktorieren. Die Konsequenzen sind Ihnen sicherlich bekannt.

Ich sagte ja bereits, oder habe ich mich missverständlich ausgedrückt, dass die Schuldenberge letztendlich zu Staatsbankrotten führen werden. Nicht einmal die Zinsen auf die angehäuften Schulden können bezahlt werden. Daher müssen die Staaten weitere Schulden aufnehmen. Nichts anderes als ein Schneeballeffekt. Dabei müssen die Sozialleistungen letztendlich auf der Strecke bleiben. Hier wird versucht, zuerst Einsparungen vorzunehmen. Nützt aber alles nichts. Wenn ein Staat in die Pleite schlittert und unten nichts mehr zu holen ist, wird das große Vermögen (Steuer auf Immobilien, Vermögenssteuer … etc.) angegriffen.

Wachstum ist ein Dogma der Politelite. Wenn nichts mehr geht, holen sie diesen Begriff immer gerne aus der Mottenkiste. Wachstum ist nicht unendlich. Das trifft auch auf alle Rohstoffe zu. „Wohlstand durch Wachstum“ ist nichts anderes als ein Verzweiflungsspruch von Politikern, der die Bürger beruhigen und in Sicherheit wiegen soll. Das Problem ist, dass Arbeit in Zukunft ganz anders verteilt werden muss. Es kann auf Dauer nicht gutgehen, das viele Menschen 40-45 Stunden die Woche plus zehn Überstunden und mehr schuften. Wohin das führt, ist allgemein bekannt. Die staatlichen Transferleistungen nehmen jährlich zu. Über die gefälschten statistischen Arbeitslosenzahlen möchte ich in diesem Zusammenhang nicht näher eingehen.

uhupardo:
Sie haben offensichtlich keine Zweifel daran, was falsch läuft, verstecken sich aber unter dem Tisch, wenn es darum geht, was richtig wäre. Sehr verständlich, dass Sie in einem Interview kein detailliertes neues System entwickeln wollen. Das wäre zu umfangreich. Aber Sie sollten doch zumindest eine Idee haben, was ein neues System in der Zukunft bewirken müsste, damit es besser werden kann? Auf welche Ziele müsste es ausgelegt sein?

krisenfrei:
Ich habe ja bereits Lösungen vorgeschlagen, z.B. die Abschaffung der Zentralbanken, sowie die Einführung von freiem Marktgeld. Das Geldmonopol muss dem Staat obliegen und jeder Bürger muss selbst entscheiden dürfen, welches Zahlungsmittel er/sie als Käufer/Verkäufer nutzen möchte.
Das Ziel eines neuen Systems sollte darin bestehen, dass der Staat dem Bürger weniger Gesetze aufzwingt und auf ihm mehr Verantwortung überträgt. Der Staat sollte in seiner Funktion eher die Aufgabe eines Schiedsrichters haben. Gesetze muss es natürlich geben, aber nicht so unsinnige Gesetze, hier kann ich nur für Deutschland reden, wie z.B. ein Raucherverbot in Gaststätten. Der Betreiber einer Gaststätte darf in diesem Fall nicht selbst entscheiden. Der Staat entzieht dem Bürger immer mehr Freiheiten. Außerdem sollte der Wasserkopf eines Deutschen Bundestags wesentlich verkleinert werden.
Für einen ganz wichtigen Aspekt einer „Direkten Demokratie“ plädiere ich auch bei wesentlichen Themen zu mehr Volksentscheide, insbesondere was die EU, den ESM und sonstige unsinnige Gesetze, die in Brüssel beschlossen werden.

uhupardo:
Unsinnige Gesetze – wie die von Ihnen genannten – will man natürlich nicht. Hat aber gerade die jüngste Lage nicht gezeigt, dass es in manchen Bereichen eher mehr Gesetze braucht als weniger? Zum Beispiel die viel striktere Regulierung des Zocker-Finanzmarktes? Und was gibt Ihnen die Hoffnung, dass ein Volksentscheid zum Beispiel den ESM verhindern würde, solange kein Wahlführerschein existiert? Glauben Sie im Ernst, dass Tante Elli und Onkel Willi das Thema durchschauen und nicht nach Belieben durch entsprechende Medien-Kampagnen für ein “Ja zum ESM” zu bewegen sind? Ich behaupte, ein Volksentscheid würde heute eine breite Unterstützung für den ESM bringen.

krisenfrei:
Sie sprechen da ein sehr interessantes Thema an. Die Medien. Wer oder was sind denn die Medien? Meinen Sie die Verlagshäuser „Springer“ und „Bertelsmann“, die zum Großteil die deutsche Medienlandschaft kontrollieren? Natürlich wird das Volk von diesen staatsgelenkten Medien massiv beeinflusst. Von daher wäre es dringend erforderlich, und das wäre ebenfalls eine Forderung in einem neuen System, dass auch freie Medien zur Berichtserstattung im Bezahlfernsehen (ARD und ZDF), die eine Zwangsgebühr (GEZ) von den deutschen Bürgern eintreiben, zu Wort kommen.

Nein, wir brauchen nicht mehr Gesetze, was die Finanzmärkte anbetrifft. Die Rot-Grüne Regierung unter dem Bundeskanzler Gerhard Schröder hat ja gerade diese Zockerei ermöglicht. Es ist eine Perversion dieses Systems, dass auf Lebensmittel spekuliert werden darf. Die Welt schwimmt im Geld und ich weiß nicht wieviel hunderte oder tausende Menschen auf diesem Planeten täglich wegen Unterernährung sterben und die Superreichen Milliardäre wissen nicht wohin mit ihrem, im Grunde genommen, wertlosen Papiergeld.

Der IWF und die Weltbank, die größten Verbrecherorganisationen, tragen maßgeblich ihren Beitrag dazu bei. Man muss nur ein wenig recherchieren und schon erkennt man, wer hinter diesen Organisationen steckt.

Die Finanzmärkte sind inzwischen zu einem Zockerkasino verkommen. Schauen Sie sich doch nur den Derivatemarkt an. Kein Mensch braucht so ein unsinniges Zeug. Einiges Tages wird diese völlig „wertlose“ billionenschwere Bombe platzen. Die Folgen werden verheerend sein. Vielleicht ist das ja alles gewollt, um die Menschheit drastisch zu reduzieren. Auch zu diesem Thema muss man nur ein wenig recherchieren. Allerdings, vertieft man diese Thematik, wird einem schnell das Etikett eines Verschwörungstheoretikers aufgestülpt.
„Wer mit dem Strom schwimmt, ist ein Systemling, wer gegen den Strom schwimmt, sucht die Herausforderung“ (Dieter Sordon).

uhupardo:
Moment! Sie klagen zurecht die Perversionen des Finanzmarktes an und leiten das ein mit dem Satz “Nein, wir brauchen nicht mehr Gesetze, was die Finanzmärkte anbetrifft”? Wie soll man das denn verstehen?

krisenfrei:
Wissen Sie, ich beschäftige mich seit über 30 Jahren mit den Finanzmärkten. Früher gab es nicht so unsinnige Finanzprodukte wie z.B. CFDs, CDS, Zertifikate … usw. Wem nützen solche Produkte? In erster Linie doch nur den Zockern und den Investment-Banken. Fragen Sie mal einen Landwirt, einen Hochofenarbeiter oder andere schwer arbeitende Menschen, ob sie derartige Produkte zum Leben benötigen.
Solche Zockerprodukte hätten gar nicht erst eingeführt werden dürfen. Wenn es aber um Banken geht, verschließen Politiker gerne ihre Augen und Ohren. Banken dürfen alles, wenn es darum geht, bei der Bevölkerung abzukassieren. Versicherungen nehme ich da nicht aus. Nur ein Beispiel: Wer profitiert denn wirklich von der „Riester-Rente“? Der Sparer wohl kaum. Die Nutznießer sind die Banken und Versicherungen!

Gäbe es solche betrügerischen Abzockerprodukte nicht, bräuchte man für die Finanzmärkte auch keine verschärften Gesetze. Sind nicht gerade die Banken mit solchen Papieren in Schieflage geraten? Und die Dummen sind wie immer die Steuerzahler, die für die Zockerei der Banken aufkommen müssen. Von mir aus können die Banken so viel zocken wie sie wollen, aber bitte schön nicht mit den Einlagen ihrer Kunden. Wenn dies nur über Gesetze geht, dann sind allerdings strenge Gesetze zwingend notwendig. Aber auch dahingehend, dass Banken- und Versicherungsmanager für die Verluste der Einlagen ihrer Kunden haftbar gemacht werden müssen.

uhupardo:
So wird es in der Tat verständlicher. Allerdings wird man den Eindruck während des Interviews nicht los, dass ihre Ansätze sehr “deutschlanzentriert” sind. In Europa hat Deutschland erhebliches Gewicht, weltweit gesehen ist es ein Land unter vielen. Die so enormen Unterschiede im Lebensstandard in den verschiedenen Teilen der Erde werden und müssen immer wieder für Konflikte sorgen. Macht es Ihnen keine Kopfzerbrechen, dass kein System auf die Dauer funktionieren kann, wenn die Unterschiede zwischen arm und reich derart gross bleiben?

krisenfrei:
Die Kluft zwischen Arm und Reich war vor hundert und mehr Jahren noch viel größer als heute. Leider aber geht die Tendenz wieder in diese Richtung. Ja, in der Tat, es bereitet mir sehr große Kopfzerbrechen, wenn nur wenige tausend Menschen auf unserem Planeten über unvorstellbare Vermögen verfügen und Millionen Menschen an Hunger leiden. Nicht das ich den Reichen ihr Vermögen nicht gönne, aber irgendwo hört es auf. Wo aber sollte das bestehende System eine Grenze setzen?
Schauen Sie, z.Z. ist das bestimmende Thema in Europa und zum Teil auch weltweit die Fussball-Europameisterschaft. Geht es hier wirklich nur um den Sport? Vor 40-50 Jahren war es vielleicht noch so, aber heute geht es nur noch um eines. Geld, Geld, und nochmal Geld! Letztendlich werden solche Veranstaltungen doch nur noch von Sponsoren bestimmt, die die Kassen klingeln lassen. Der Sport ist dabei lediglich zur Nebensache geworden. Auch hier ist Wachstum das Zauberwort. Hunderttausende Fans kaufen sich Fanartikel, die danach entweder in einer Ecke, im Keller oder nach einer gewissen Zeit im Müll landen. Der Rubel muss halt rollen – sonst kein Wachstum. Sorry, ich schweife von Ihrer eigentlichen Frage ab.

Nein, es kann nicht angehen, dass nur einige tausend Menschen weit über die Hälfte des weltweit gesamten Geldvermögens verfügen. Die Gier ist grenzenlos. Zum Thema „Gier nach Geld und Macht“ habe ich im März 2010 diesen Artikel geschrieben.

In diesem maroden System gibt es leider keine Vermögensbegrenzung. Und deshalb mein Vorschlag für ein neues System, wobei diese Meinung nicht allein auf meinem Mist gewachsen ist:
Ein Vermögen ab 500 Mio. Euro müsste mit min. 80 Prozent versteuert werden. Diese Einnahmen jedoch erlauben den Politikern nicht, weitere Staatschulden anzuhäufen. Es gibt noch viel zu tun, um ein neues System zu installieren. Allerdings muss auch die Bereitschaft dazu vorhanden sein, an der ich jedoch zweifle.

Sorry, aber ich kann hier wirklich nur meine Meinung für Deutschland wiedergeben, da mir die Missstände in dem Land, in dem ich wohne, am besten bekannt sind. Grundsätzlich sollte aber meine Einschätzung und Meinung auf andere Länder übertragbar sein.

uhupardo:
Letzte Frage. Was glauben Sie, wie Europa in einem Jahr aussieht? Die best- und schlechtmöglichste Version, die sie kommen sehen.

krisenfrei:
Wie es in Europa in einem Jahr aussieht, ist schwer vorhersehbar. Bedenken Sie, dass von jetzt ab in einem Jahr sich Deutschland in einem Wahlk[r]ampf befindet. Ob bis dahin das Finanzsystem schon in Schutt und Asche liegt, vermag ich nicht zu prognostizieren.
Mit einem „Alles wird gut“-Szenario, das uns die Politiker und einige Propagandamedien einreden wollen, kann ich Ihnen leider nicht dienen.

Ich hatte neulich eine interessante Diskussion. Mein Diskussionspartner sagte zu mir: „Was soll denn schon passieren, die EZB und das FED drucken einfach nimmer neues Geld … bis nichts mehr geht“. Genau das ist der Punkt, und diese Geldvermehrung wird einen gewaltigen Tsunami auslösen, mit Folgen, die heute sich kaum jemand vorstellen kann und will. Die richtige Krise kommt erst noch. Was wir jetzt haben, ist nur die Ruhe vor dem Sturm, der verheerende Auswirkungen haben wird. Der Himmel wird uns auf den Kopf fallen.
Wie dies aussehen könnte, möchte ich hier nicht näher erläutern, denn das würde den Rahmen dieses Interviews bei weitem sprengen.

Nur so viel sei abschließend noch gesagt. Die Menschen sollen endlich ihre Ersparnisse von ihren Bankkonten holen und bitte nicht auf ein anderes Bankkonto einzahlen, denn dadurch ändert sich gar nichts – das Geld bleibt somit weiterhin im System. In meinem jüngsten Artikel, „Europa scheitert am Euro“, gehe ich näher darauf ein. Dieses Zinsgeldsystem, schon allein mathematisch bedingt, wird kollabieren. Je früher der Crash, desto besser. Schmerzhaft wird es allemal. Jegliche Rettung ist verlorene Zeit.

uhupardo:
Herzlichen Dank für das interessante Interview und Ihre Zeit. Bitte bleiben Sie nach der Veröffentlichung in den Kommentaren präsent, falls Uhupardo-Leser Fragen zur Materie haben sollten. Wir bedanken uns ausserdem bei dieser Gelegenheit herzlich für die Übernahme vieler unserer Artikel auf Ihrer viel beachteten Seite krisenfrei.de und wünschen Ihnen alles gute für die kommenden Monate, die sicher für uns alle sehr spannend und hoffentlich nicht zu unangehm werden.

Quelle: uhupardo

Wer es lieber in pdf mag, hier

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