Über welche Alternativen zum Dollar die BRICS nachdenken

Die BRICS arbeiten an der Schaffung einer Alternative zum Dollar als Handels- und Reservewährung. Vom kommenden BRICS-Gipfel ist zwar noch kein Durchbruch zu erwarten, aber es wird langsam sichtbar, in welche Richtung die Reise gehen könnte.

Quelle: anti-spiegel

Da die USA ihre Währung zu einer Waffe gemacht haben, mit der sie immer mehr Länder bekämpfen, wächst auf der Welt der Wunsch, die Dominanz des Dollar loszuwerden. Die BRICS haben sich die Aufgabe der Schaffung einer Alternative zum Dollar als Handels- und Reservewährung gestellt und 2024 aktiv daran gearbeitet. Am Wochenende, wenn sich die Staats- und Regierungschefs der BRICS im russischen Kasan treffen, sind zwar noch keine bahnbrechenden Entscheidungen zu erwarten, aber ein Kurs könnte festgelegt werden.

Darüber hat Andrej Schitow, ein sehr erfahrener russischer Journalist und ausgewiesener USA-Kenner, von dem ich schon viele Artikel übersetzt habe, für die russische Nachrichtenagentur TASS einen sehr interessanten Artikel geschrieben, der zeigt, wie weit die BRICS in ihren Bemühungen, sich vom Dollar zu befreien, gekommen sind. Ich habe seinen Artikel übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Wie lange muss man die Dominanz des Dollars noch tolerieren? Die BRICS suchen nach Alternativen

Andrej Schitow über die Diskussionen der Finanziers aus den meisten Ländern der Welt in Moskau

In einem kürzlich erschienenen Artikel für die Zeitschrift Foreign Affairs zählte US-Außenminister Anthony Blinken die Grundlagen der amerikanischen Macht auf und stellte die „dominante Währung“ seines Landes auf eine Stufe mit der „militärischen und technischen Überlegenheit“ und dem „unvergleichlichen Netzwerk von Allianzen und Partnerschaften“. Dieser Stolz ist verständlich: Bereits in den 1960er Jahren bezeichnete Valéry Giscard d’Estaing, der unter Präsident Charles de Gaulle der französische Wirtschafts- und Finanzminister war, die Emission des Dollars als wichtigste Reservewährung der Welt als „fabelhaftes Privileg“ der USA. Heute erkennen Experten wie mein alter Freund Alexej Mozhin, der Exekutivdirektor des IWF aus Russland, den Dollar als eine der drei Säulen des gesamten derzeitigen Internationalen Finanzsystems an, zusammen mit frei schwankenden Wechselkursen und freien grenzüberschreitenden Kapitalströmen.

Etwas anderes ist es, dass die USA selbst in letzter Zeit die Grundlagen dieses Systems untergraben haben, indem sie ihre Währung in eine Art „Waffe“ verwandelt haben. Auf Englisch nennt man das „weaponization“. Vor sechs Monaten veröffentlichte Saleha Mohsin, eine Journalistin von Bloomberg News, ein ganzes Buch zu diesem Thema: „Paper Soldiers: How the Weaponization of the Dollar Changed the World Order“.

Doch indem die USA diese „Soldaten“ in den Kampf schicken, sägen sie in Wirklichkeit an dem Ast, auf dem sie sitzen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat wiederholt auf diese Tatsache hingewiesen. So betonte er kürzlich bei einem von der TASS organisierten Treffen mit den Leitern der weltweit führenden Nachrichtenagenturen: „Einer der kolossalen Fehler der US-Regierung besteht darin, dass sie die Verwendung des Dollars bei internationalen Abrechnungen verbietet und ihn zu einem Instrument für eine Art Kampf macht. Das ist völliger Blödsinn, denn sie untergraben das Vertrauen in den Dollar (…) Sie vernichten ihn einfach selbst, mit ihren eigenen Händen.“

Weil sie andere Länder, darunter auch Russland, ermutigen, zu im Zahlungsverkehr nationalen Währungen überzugehen und generell nach Alternativen zum Internationalen Währungssystem zu suchen, das nach dem Zweiten Weltkrieg vor 80 Jahren in den USA unter dem Namen Bretton Woods entstand.

Für Entwicklung und Sicherheit

Das wurde kürzlich bei den Treffen der Finanziers der BRICS-Länder, die zum Gesicht und zur Stimme der Weltmehrheit werden, im Rahmen des russischen Vorsitzes in dieser internationalen Organisation in Moskau diskutiert. Ich möchte daran erinnern, dass neben den fünf Namensgebern (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) seit diesem Jahr auch Ägypten, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Äthiopien Mitglieder sind und mehr als drei Dutzend Länder in der einen oder anderen Form beitreten wollen. Ich nenne das die „Beitrittsbewegung“.

Im Finanzbereich finden die wichtigsten Treffen auf der Ebene der Finanzminister und der Zentralbankgouverneure statt. In Moskau wurden die Gäste (übrigens auf Russisch und Englisch) vom Finanzminister und der Chefin der russischen Zentralbank, Anton Siluanow und Elwira Nabiullina, begrüßt.

Die Diskussionen fanden sowohl auf Minister- als auch auf Expertenebene statt. Insbesondere wurde der neue Bericht „Improving the International Monetary and Financial System: Strengthening Multilateralism for Equitable Global Development and Security“ diskutiert. Der Bericht gilt als zentrales Ergebnis des russischen Vorsitzes in der BRICS-Finanzgruppe und soll den Staats- und Regierungschefs der BRICS-Länder auf dem Gipfeltreffen vom 22. bis 24. Oktober in Kasan vorgelegt werden.

Die Logik, die hinter dem Bericht steht, ist klar: Auf dem Seminar zur Vorstellung des Berichts wies Siluanow darauf hin, dass die BRICS bereits „der Wachstumsmotor“ der Weltwirtschaft sind, dass aber gleichzeitig das derzeitige Internationale Finanzsystem „faktisch von westlichen Ländern kontrolliert“ und in deren Interesse genutzt wird, und dass „in letzter Zeit über die Finanzen auch politischer Einfluss“ auf Russland und andere unerwünschte Länder ausgeübt wird. Das veranlasst dazu, „nach Alternativen zu suchen“, bei denen die Finanzinfrastruktur „gerechter zugänglich“ wäre und die Einnahmen daraus „gerecht“ verteilt würden, betonte der Minister.

Seine Worte stützten sich auf Zahlen. Siluanow wies darauf hin, dass „die durchschnittliche Wachstumsrate für die BRICS-Wirtschaft bereits in der neuen Zusammensetzung in den Jahren 2024 und 2025 4,4 Prozent pro Jahr betragen wird, während der Weltdurchschnitt bei 3,2 Prozent liegt“, und während die „Wachstumsrate der G7-Länder 1,7 Prozent betragen wird“. „Der Anteil der BRICS-Länder am weltweiten BIP in Kaufkraftparität wird in diesem Jahr den Rekordwert von 36,7 Prozent erreichen, während der Anteil der G7-Länder bei 29,6 Prozent liegt“, fügte der Minister hinzu.

Er erinnerte daran, dass die Nutzung der westlichen Finanzinfrastruktur, einschließlich Banken, Börsen, Kreditagenturen, Versicherungsgesellschaften etc., die davon abhängigen Länder „Dutzende von Milliarden Dollar“ koste. Als Alternativen schlägt der Bericht eine Reihe praktischer Lösungen vor, darunter eine grenzüberschreitende Zahlungsinitiative, ein Inter-Depot-System und die Gründung einer eigenen Rückversicherungsgesellschaft. Die Arbeit sieht die Nutzung der neuesten digitalen Technologien vor.

Brasilien übernimmt den Stab

All das sind jedoch nur Konzepte, die noch weiter ausgearbeitet werden müssen. Ich habe mich bei Iwan Tschebeskow, unserem stellvertretenden Fachminister, erkundigt, und er hat mir bestätigt, dass es noch keine Lösungen gibt, die von den Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfel in Kasan verabschiedet werden könnten. Moskau erwartet, dass die russischen Initiativen von Brasilien aufgegriffen und weiterentwickelt werden, das nach uns für ein Jahr den BRICS-Vorsitz übernehmen wird.

Natürlich beabsichtigt Russland seinerseits, unsere Vorschläge weiter voranzutreiben, und zwar nicht nur im Format der Organisation als Ganzes, sondern auch individuell mit den Partnern, die dazu bereit sind. Nach Ansicht von Tschebeskow steht das nicht im Widerspruch zum Konsensprinzip in den BRICS. „Ich denke, das ist der Weg, den wir gehen werden“, so der Experte. „Das heißt, wir werden es zunächst auf bilateraler Basis erschaffen und es dann anderen Ländern anbieten, die an einem Beitritt interessiert sind.“

Aber dazu den Worten in jedem Fall Taten folgen. Ich habe den Leiter der brasilianischen Delegation bei der aktuellen Tagung, Antonio Freitas, der im Finanzministerium seines Landes für Fragen der internationalen Zusammenarbeit zuständig ist, gefragt, ob Brasilien dazu bereit ist.

Darauf versicherte er mir, dass Brasilien die Erwartungen seiner Partner erfüllen werde. Er erinnerte daran, dass unter dem brasilianischen Vorsitz im Jahr 2014 das Abkommen über die Gründung der Neuen Entwicklungsbank in Shanghai (NDB, informell als „BRICS-Bank“ bezeichnet) unterzeichnet wurde und andere für das Thema wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Freitas erklärte, sein Land sei entschlossen, „die Messlatte für konkrete Ergebnisse (deliverables) so hoch wie immer zu halten“. Allerdings gab es auch einen Vorbehalt: „In internationalen Angelegenheiten werden Fragen selten innerhalb eines Jahres gelöst; es ist besser, sie auf mittlere und lange Sicht anzugehen“, sagte er.

Ein oder fünf Jahre?

Auch andere Experten haben lieber fünf Jahre als ein Jahr in die Zukunft geblickt. „Wir legen jetzt den Vektor der zukünftigen BRICS-Finanzinfrastruktur fest“, sagte Siluanow, als er auf der Sitzung um entsprechende Prognosen gebeten wurde. „Die BRICS-Länder brauchen Schutzmaßnahmen und alternative Mechanismen. Wir gehen davon aus, dass wir in einem Jahr zu Lösungen im Zahlungs- und Abwicklungsbereich kommen werden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind. In fünf Jahren hoffen wir auf weitere integrierte Finanzmarktinstrumente, einschließlich Versicherungen und Kreditratings.“

Mit der gleichen Frage, ob wir in einem Jahr oder vielleicht in fünf Jahren einen Wandel hin zu mehr Fairness im globalen Finanzwesen erwarten sollten, wandte ich mich an unseren bekannten internationalen Finanzfachmann Sergej Stortschak. Dieser antwortete, dass es nicht angebracht sei, in diesem Zusammenhang von Fairness zu sprechen, fügte aber hinzu, dass „die Wahrscheinlichkeit des Erscheinens eines parallelen Systems hoch ist, insbesondere angesichts der rasanten Entwicklung der digitalen Technologien“.

„In fünf Jahren kann sich die Situation deutlich ändern, zumal viele mit der zu starken Dominanz des Dollars unzufrieden sind“, so der Experte. „Niemand wird gegen den Dollar kämpfen, aber man ist von seiner Dominanz müde.“

Der Gesprächspartner führte ein aktuelles Beispiel an: Erst am 30. September trat das Abkommen zwischen Südkorea und Indonesien über die Verwendung nationaler Währungen im bilateralen Zahlungsverkehr in Kraft. Diese Länder stehen den USA keineswegs feindlich gegenüber, aber der Jakarta Globe, ein indonesisches Online-Portal, betrachtete ihren Schritt als einen offensichtlichen „Vorstoß zur Entdollarisierung“.

Wieder die gleiche Grube

Ausländische Experten – der ägyptische Finanzminister Ahmed Kuchuk, der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs (online) und sein brasilianischer Kollege Paulo Nogueira Batista – sprachen ebenfalls auf demselben Seminar wie Siluanow.

Sachs ist ein weltweit anerkannter Experte für nachhaltige Entwicklung und leitet nicht nur ein Zentrum in diesem Bereich an der Columbia University in New York, sondern auch ein ganzes Netzwerk unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen (UN Sustainable Development Solutions Network). In seiner Rede packte er den Stier bei den Hörnern und erklärte: „Leider hat die US-Regierung den Dollar in eine Waffe verwandelt, das ist eine Tatsache. Anstatt ein Mittel des Austauschs und der Akkumulation zu sein, ist er zu einem Instrument einer sehr aggressiven Außenpolitik geworden. Und natürlich werden nicht nur russische Konten eingefroren, sondern auch iranische Konten, venezolanische Konten, afghanische Konten – die Liste ist lang.“

„Die USA versuchen, eine Außenpolitik ohne hohe Kosten zu betreiben, denn unser Präsident kann im Alleingang, mit einem Federstrich, russische Vermögenswerte im Wert von 300 Milliarden Dollar beschlagnahmen“, so der amerikanische Experte weiter. „Aber unter solchen Bedingungen ist es unmöglich, den Dollar als Zahlungsmittel zu verwenden. In den letzten 15 Jahren habe ich meiner Regierung ständig gesagt: Hört auf damit, das ist Wahnsinn! Ihr werdet das Vertrauen in den Dollar völlig zerstören!“

Erinnern Sie sich an das Zitat von Putin zu Beginn unseres Gesprächs? Hier kann man verschiedene Sprichwörter zitieren: sowohl über Äste als auch über Gruben…

Was braucht man für ein „Nicht-Dollar-System“?

Sachs wiederholte mehrfach, dass er den Bericht des Finanzministeriums und der Zentralbank der Russischen Föderation für „absolut richtig“ halte, denn das derzeitige globale Währungs- und Finanzsystem zu erhalten, sei „unmöglich – und nicht nur für Russland“. China zum Beispiel „möchte normalen Handel ohne die Androhung von Sanktionen betreiben, aber die chinesischen Banken sind Teil des SWIFT-Systems, und obwohl sie geopolitisch gesehen keinen Grund haben, die Sanktionen zu befolgen, tun sie es dennoch – aus Angst, von SWIFT abgeschnitten zu werden“, betonte er.

Dementsprechend stimmt der Amerikaner zu, dass „Alternativen nötig sind“. Das Beste wäre seiner Meinung nach, wenn die USA zur Vernunft kämen, zu Anstand und Rechtmäßigkeit zurückkehren und aufhören würden, einseitige Sanktionen gegen jeden zu verhängen, der ihnen nicht gefällt. Er versprach, „seiner Regierung das immer wieder zu vermitteln“.

Konkret, so Sachs, brauche man vor allem neue Zahlungsmechanismen, die nicht an den US-Dollar und SWIFT gebunden sind. Und in Zukunft auch „eine grundlegendere Reform“, einschließlich der Funktion des „Kreditgebers der letzten Instanz“ (lender of last resort) für das „Nicht-Dollar-System“. Ursprünglich sollte der IWF diese Rolle für die ganze Welt übernehmen, aber er wird vom Westen kontrolliert und erfüllt diese Funktion nicht für Länder, die „arm“ und für die USA „unfreundlich“ sind.

Übrigens rief Sachs zum Schluss dazu auf, „die ärmsten“ Länder nicht zu vergessen. Ihm zufolge erreicht der „Risikoaufschlag“ auf Kredite für afrikanische Länder „nicht einmal 6, sondern in vielen Fällen 10 bis 15 Prozentpunkte“, was „völlig unfair ist und keine Entwicklung zulässt“ (erinnern Sie sich an Siluanows Erwähnung der enormen Kosten westlicher „Dienstleistungen“?). Eigentlich ist im Rahmen des derzeitigen Systems für Außenstehende auch alles andere – Kreditratings, Standards, Prognosen – ungerecht, aber das ist den USA egal, so der Amerikaner.

Wo bleibt der Widerstand gegen die Sanktionen?
Ich mache einen halben Schritt zur Seite. In dieser und anderen Reden auf der Veranstaltung betonte Sachs, dass einseitige US-Sanktionen „nach internationalem Recht, nach den Standards der UN-Charta“ illegal seien. Das werde jährlich durch ein Votum der UN-Generalversammlung bestätigt.
In diesem Zusammenhang brachte der Amerikaner seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, warum Moskau die illegalen Maßnahmen gegen sich selbst nicht in Frage stellt und ihnen im globalen Informationsraum und vor internationalen Gerichten keine entschlossene Antwort gibt. Ich leitete diese Frage an Senator Alexej Puschkow weiter, der das Thema BRICS genau in den Tagen des Treffens der Finanziers in die Diskussion der Kommission für Informationspolitik und Medienbeziehungen des Föderationsrates eingebracht hatte. Der Abgeordnete war überrascht: na, weil unsere wichtigsten Partner, darunter Indien und Brasilien, das nicht wollen.
Ich fragte Michael Patra, den Leiter der indischen Delegation und stellvertretenden Gouverneur der indischen Zentralbank, danach. Er war seinerseits überrascht und sagte: „Nein, wir haben überhaupt nichts dagegen. Wir sind gegen Sanktionen (wir kaufen übrigens russisches Öl). Wir unterstützen voll und ganz die Einhaltung der Normen des internationalen Rechts.“
Unser Finanzministerium, das ich ebenfalls um eine Antwort gebeten habe, erklärte, dass politische Fragen in die Zuständigkeit des Außenministeriums fallen. Und dort hat man sich bisher mit einer Stellungnahme zurückgehalten.

„Das System ist nicht reformierbar“

Nogueira Batista ist in Brasilien keine geringere Autorität für die Wirtschaft als Sachs in den USA. Er war Exekutivdirektor für eine ganze Gruppe von Ländern beim IWF und Vizepräsident der „BRICS-Bank“, der NDB.

Anders als der Amerikaner ist der Brasilianer der Meinung, dass das derzeitige Währungssystem überhaupt nicht zu korrigieren ist. „Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass das derzeitige System nicht reformierbar ist“, betonte er. Und er verwies als Beispiel auf den IWF, wo die Führungsstruktur und das zugrunde liegende Quotensystem im Grunde eingefroren sind.

„Seit 14 Jahren hat sich nichts geändert, und es ist auch nicht zu erwarten, dass sich das ändern wird“, sagte der Experte. Der IWF sei schon immer ein „politisches Instrument des Westens“ gewesen und werde es auch bleiben; in den letzten Jahren sei das „aufgrund der sich verschlechternden geopolitischen Lage“ noch deutlicher geworden, betonte er. Batista fügte hinzu, dass die Rechnungseinheit des Fonds, die SDR (Sonderziehungsrechte), „niemals in die Nähe des Status einer Weltwährung kommen wird“ und SWIFT als Instrument des Blacklisting, also der schwarzen Listen, erhalten bleiben wird.

Daher ist Nogueira Batista überzeugt, dass es man das alte Internationale Währungssystem nicht reformieren, sondern ein neues System schaffen muss, angefangen bei den Zahlungsmechanismen. In diesem Zusammenhang betonte er, dass die Tradition des Konsenses, die in den BRICS-Staaten verwurzelt ist, „auch ein Rezept für Lähmung sein kann“ und dass eine neue Zahlungsinfrastruktur besser auf der Grundlage „einer Koalition derer, die willens und fähig sind“, geschaffen werden sollte.

Zur Untermauerung seiner Worte verwies der Experte auf die Erfahrungen der NDB. Das Management der Bank lässt seiner Meinung nach viel zu wünschen übrig, unter anderem wegen des Wunsches, sich an den Konsens zu halten, obwohl es dort keine solche formale Anforderung gibt. Die Kritik des Insiders ist auch deshalb bemerkenswert, weil die NDB jetzt von seiner Landsfrau Dilma Rousseff geleitet wird.

Das „Weltteam“

Neben anderen Auszeichnungen ist Nogueira Batista Mitglied der internationalen Expertengruppe der BRICS-Länder, die von seinem Freund und ehemaligen IWF-Vorstandskollegen Mozhin gegründet wurde. Letzterer war 32 Jahre lang Mitglied des IWF-Direktoriums, wird aber in naher Zukunft nach Moskau zurückkehren, wo er Berater der Präsidentin der russischen Zentralbank wird.

Mozhin bezeichnet sein Team von Spezialisten für globale Finanzen ohne allzu große Bescheidenheit als das Weltteam. Zu den „Top Five“ gehören neben dem Brasilianer der Russe Jaroslaw Lisowolik (ehemaliger Chefanalyst der Sberbank, heute Gründer seines eigenen Unternehmens BRICS+ Analytics), der Inder Rakesh Mohan (ehemaliger stellvertretender Gouverneur der Reserve Bank und Wirtschaftsberater der indischen Regierung), der Chinese Li Daokui (Professor an der Pekinger Tsinghua-Universität) und der Südafrikaner Daniel Bradlow (Professor an der Universität von Pretoria). Mozhin nennt den Amerikaner Sachs als weiteres Mitglied der Gruppe und Initiator ihrer Gründung, während er sich selbst nur die Rolle des „Moderators“ zuschreibt.

Auf dem Weg zu R+?

Aber egal, ob als Moderator oder als Duane, er ist in der Lage, den Verlauf der allgemeinen Diskussion zu beeinflussen. Und nun hat er in seiner Gruppe ein Brainstorming über die Notwendigkeit einer Umstrukturierung des Systems Internationalen Währungsfonds durchgeführt, das auf mehreren Voraussetzungen beruht.

Er ist der Ansicht, dass die Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte (mit Ausnahme der Hypothekenkrise 2007-2008 in den USA) einen ähnlichen Charakter haben: Sie wurden alle durch unkontrollierte Kapitalzuflüsse und -abflüsse verursacht. Die vorgeschlagene Lösung zur Vermeidung von Wiederholungen, die Anhäufung von Reserven, ist seiner Ansicht nach ebenfalls fehlerhaft: Es sei zwar üblich, Reserven zu loben, sie seien aber in Wirklichkeit „totes Geld“, das man lieber für das Wachstum des Wohlstands ausgeben könnte. Generell führe das derzeitige System nicht nur zu einer wirtschaftlichen, sondern auch zu einer politischen (und äußerst schädlichen) „Diktatur der Finanzmärkte“, die kaum jemand in Frage zu stellen wagt.

Daher muss, wie der berühmte sowjetische Witz über den Klempner besagt, „das System ersetzt werden“. Die unmittelbaren Aufgaben, einschließlich der Schaffung spezieller Zahlungsmechanismen außerhalb der westlichen Infrastruktur, wurden bereits erörtert. Mozhin und seine Partner (wobei zu betonen ist, dass in der Gruppe keine völlige Einstimmigkeit herrscht und auch nicht herrschen kann, was sie so wertvoll macht) haben jedoch noch eine andere Idee: die Schaffung einer BRICS-Rechnungseinheit auf der Grundlage eines Korbs von Währungen der Mitgliedsländer der Vereinigung. Eine Art Analogie zu den SDR im IWF.

Diese Idee ist schon recht alt und Mozhin und Lisowolik haben sich sogar einen Namen für eine solche Rechnungseinheit einfallen lassen: R5. Damit sind der russische Rubel, der brasilianische Real, die indische Rupie, der südafrikanische Rand und der chinesische Yuan (auch bekannt als Renminbi) gemeint, alle die alle mit R beginnen. Diese phonetische Regel wurde jedoch durch die Erweiterung der BRICS-Staaten durchbrochen, aber Lisowolik hat einen Ersatz parat: R+.

Aber es geht natürlich nicht um den Namen. Die Mitglieder des „Weltteams“ sind der Meinung, dass es an der Zeit ist, von Worten zu Taten überzugehen, zumal es ihrer Meinung nach ganz einfach ist und die neue Rechnungseinheit technisch gesehen „schon morgen“ in Umlauf gebracht werden kann. Man kann den Währungskorb „zeichnen“ und mit der Notierung der Wechselkurse beginnen, ebenso wie mit der Notierung der wichtigsten Tauschgüter, einschließlich Öl und Getreide.

Was man braucht, ist politischer Wille, und die Frage ist, wer ihn zeigen wird. Am Rande der Veranstaltung spekulierte Lisowolik mit mir, dass wir wahrscheinlich auf die Entschlossenheit Brasiliens und des Irans zählen könnten, aber er war sich nicht sicher, ob irgendjemand anderes sie unterstützen würde, um zumindest ein „Dreier-Abkommen“ zu erreichen.

Ich wunderte mich: „Tun wir das nicht?“

Doch als Antwort bekam ich zu hören: „Das ist noch nicht sicher“.

Und die Beamten des Finanzministeriums bestätigten später: „Wir werden für unsere Initiativen werben, aber bei allem anderen müssen wir uns mit den Einzelheiten befassen. Ich denke, wir können daraus ersehen, wie schwierig der Weg zu einer neuen Rechnungseinheit, ganz zu schweigen von der hypothetischen zukünftigen neuen Reservewährung, zu sein verspricht.“

Gesottenem Fisch hilft das Wasser nichts

Wo ein Wille, da ein Weg, wie man so schön sagt. So oder so, wir wollen etwas Neues aufbauen, während die Amerikaner und andere am Alten festhalten.

Der Artikel von Blinken, mit dem wir begonnen haben, trägt den Titel „Amerikas Erneuerungsstrategie: Wiederaufbau der Führerschaft für Erneuerung“. Erneuerung heißt auf Englisch „renewal“; das erinnerte mich an eine Werbung für ein Medikament namens Renewal (obwohl das Originalwort anders klingt) in unserem Fernsehen.

Blinken „entscheidet sich sozusagen für Renewal“. Ich kann die medizinischen Vorteile des Medikaments nicht beurteilen, aber politisch gesehen dürfte der Ansatz sowohl dem Außenminister der scheidenden Regierung Joe Biden als auch Washington insgesamt nicht helfen. Jede Erneuerung hat ihre Grenzen. Russen sagen solchen Fällen üblicherweise: „Gesottenem Fisch hilft das Wasser nichts“.

Ende der Übersetzung

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