Traurigster deutscher Journalismus

von Michael Obergfell (fortunanetz)

Wir erinnern uns an die Syrien-Krise 2013. Syrien war schon seit dem sogenannten arabischen Frühling in einen mittlerweile jahrelang anhaltenden, grausamen Bürgerkrieg verwickelt. Sie ausländischen Sponsoren der FSA und anderer syrischer Oppositionsgruppen (insbesondere Saudi-Arabien und Qatar) hofften, dass Assad durch einen Bürgerkrieg aus dem Amt entfernt werden könnte.

Schon zu Beginn des Jahres 2013 war absehbar, dass dieser Plan nicht gelingen wird, sondern dass es Assad mit Hilfe Russlands und des Iran schaffen kann und wird, die aufständischen Verbände militärisch erfolgreich zu bekämpfen. Und in dieser Lage war guter Rat teuer. Und der Rat kam – von den USA und Israel.

Schon zu Beginn des Jahres 2013 gab es einen ersten Einsatz von Giftgas im syrischen Konflikt. Und schon damals wurden die USA aktiv mit der Behauptung: Assad war es, Assad war es. Leider war bei diesem ersten Versuch die Täterschaft zu deutlich. Die USA machten sich vom Feld und schwiegen eine Zeit lang. Schließlich sollte die Leserschaft in den Leitmedien sich später nicht daran erinnern, dass schon bei der ersten Attacke Assad nicht der Täter war… Und dann kam es im August 2013 zu einem erneuten „Zwischenfall“ dieser Art, bei dem erneut Assad als der Täter hingestellt wurde.

Diesmal gingen die USA und ihre Freunde etwas geschickter vor. Und die Behauptungen, Assad würde Giftgas einsetzen, wurde vehementer und lauter artikuliert, als dies beim ersten Mal der Fall war. Und da es schon erste „Übungen“ mit Raketenabschüssen im Mittelmeer gab, also eine glaubhafte Drohkulisse aufgestellt wurde, rechnete eigentlich jeder damit, dass die USA in den Syrien-Konflikt militärisch eingreifen würden und im Endeffekt damit den Kampfgruppen gegen Assad eine reelle Chance geben würden, Assad zu vernichten.

Doch es kam dennoch alles anders. Wider Erwarten drängte Russland unter Putin Syrien in letzter Minute dazu, der Vernichtung ihrer Chemiewaffen zuzustimmen und verhinderte so durch eine diplomatische Initiative einen Krieg. Und da Syrien diese Chance ergriff, wurde ein Angriff der USA auf Syrien unmöglich gemacht. Die USA wären gleich mehrfach unglaubwürdig gewesen, wenn sie angegriffen hätten.

Im Nachgang zu diesen insgesamt unglaublichen Vorgängen im Nahen Osten behauptet ein deutscher Journalist, Obama hätte sich auf diese Weise den Friedensnobelpreis verdient, denn schließlich seien nun auf dessen Betreiben in Syrien die Chemiewaffen nicht mehr da! Das ist eine Behauptung, bei dem einem der Atem stockt, wenn man die näheren Umstände bedenkt.

Fakt ist, dass Obama einen Bürgerkrieg duldete, der durch die engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten, nämlich Saudi-Arabien und Qatar, finanziert wurde. Man könnte sogar sagen, die USA haben diesem Vorgehen gegenüber Syrien letztlich durch Duldung zugestimmt.

Anschließend haben die USA, als man sah dass der Plan nicht funktioniert, eine Giftgas-Attacke, deren Urheberschaft bis heute nicht geklärt ist, dazu genutzt, einen Angriffskrieg gegen Syrien zu inszenieren. Alle von den USA vorgetragenen Behauptungen der Täterschaft Assads sind bis heute ungeklärt. Dies ist entgegen der Behauptungen in dem N-TV Artikel deshalb so, weil die UN – Waffeninspektoren nach der Aussage der US Sicherheitsberaterin Susan Rice gar kein Mandat hatten, die Täterschaft festzustellen, sondern lediglich das Mandat besaßen, festzustellen, ob überhaupt Giftgas zum Einsatz kam. Eine Täterschaft festgestellt haben die Inspektoren nie!

Unverdrossen wird daraus in der deutschen Presselandschaft die Bestätigung, dass es Assad war, obgleich bis heute (!) lediglich sicher ist, dass Giftgas eingesetzt wurde. Es ist also nicht so, dass der Bürgerkrieg allein Assads Schuld ist und es ist nicht sicher, dass Assad Giftgas eingesetzt hat. Dennoch reicht beides dazu aus, das Land mit Krieg zu bedrohen. Die Parallele zum Irak-Krieg mit den Lügen über Massenvernichtungswaffen, die auch noch Chemiewaffen gewesen seien, ist frappierend. Wer meint, dass Obama mit einer solchen Politik den Friedensnobelpreis verdient hätte, der sollte doch bitte gleich Bush Junior für seinen Irak-Krieg des Jahres 2002 ebenfalls zum Friedensnobelpreis vorschlagen, der ihm dann schon aus Gründen der Gerechtigkeit ebenfalls schnellstens zuerkannt werden sollte. Natürlich sollte dann auch sein Vater diesen Preis erhalten, denn alles andere wäre ungerecht und posthum schlagen wir Ronald Reagan ebenfalls vor und zwar für seine Invasion auf Grenada und seine Luftangriffe auf Libyen. Da Bill Clinton keine derartigen militärischen Einsätze vorzuweisen hat und auch nicht Jimmy Carter, müssen beide leider leer ausgehen. Beide waren für einen Friedensnobelpreis einfach zu friedlich…

Obama überredete Syrien nicht dazu, auf seine Chemiewaffen zu verzichten, sondern das waren die Russen mit Putin. Klar ist nach dieser Logik: Putin sollte für sein Verhalten für immer, auch posthum, vom Friedensnobelpreis ausgeschlossen werden, denn das geht ja einfach schon gar nicht, was er da machte. Der böse Putin hat nämlich Assad durch diesen weisen Rat in die Lage versetzt, seinen Krieg gegen die bewaffnete Opposition im eigenen Land mit konventionellen Waffen fortzusetzen.

Der Große Bruder hatte also recht. „Krieg bedeutet Frieden.“ Und genau deshalb hat sich Obama ja den Friedensnobelpreis jetzt nachträglich verdient, wie Christoph Herwartz in seinem N-TV Artikel ausführte. Oder was meinen Sie?

 

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