They like to do it all the time

von Michael Obergfell (fortunanetz)

Tja, nun ist es geschehen. Draghi hat seine Ankündigungen wahr gemacht. Jetzt gibt es den Strafzins für Bankeinlagen bei der Zentralbank. Eigentlich fällt mir dazu nur noch wenig ein. In meinem vorangegangenen Artikel „Armenhaus Europa“ habe ich deutlich gemacht, dass es NULL Chance gibt, dass die angekündigte Ankurbelung des Wirtschaftswachstums irgendwie tatsächlich auf diesem Weg gelingen könnte. Die Fakten sprechen trotz jahrelangem billigem Geld eine deutliche Sprache. Nun wird den Menschen auch noch der Impuls zu sparen abgewöhnt und wenn es dann später eine Investitionsmöglichkeit gibt, ist dann halt nichts mehr da, was man investieren kann, wenn diese Politik so beibehalten wird.

Selbst Peter Bofinger, der zu den Eurorettern zu zählen ist, dämmert es langsam: Die Geldpolitik ist langsam am Ende. Das ist ein recht zaghaftes Eingeständnis, dass die derzeitige Rettungsaktion des Euro auf Kosten der Sparer möglicherweise das Finale einleiten könnte. Bis dahin allerdings kann sich die Politik noch eine Weile damit beschäftigen, die Lebensleistung der Menschen in diesem Land langsam und in kleinen Scheinchen zu verbrennen. Und Merkel sitzt im Hintergrund und lallt: „Die Sparbücher sind sicher!“ Bei Bofinger frage ich mich, weshalb die Geldpolitik „langsam“ zu Ende sein soll. Der gestrige Beschluss war eine Bankrotterklärung der Retter. Und wie bekannt, kommt ja das Wort Bankrott von banca rotta. Im mittelalterlichen Venedig war die Bank tatsächlich noch genau das: Eine Bank auf der man Geld hinlegen konnte und dafür einen Schuldschein mit Verzinsung bekam. Und banca rotta bedeutete, dass sich ganz viele Menschen vor der Bank, an der der Bankier saß, zusammen rotteten und mit ihren Papieren wedelten um ihr Geld wieder zu bekommen.

Heute ist das nicht mehr so dramatisch. Es gibt keine banca im Wortsinn mehr und auch keine rotta, sondern nur noch ein stilles vor sich hin leiden wenn man sein Bankkonto sieht… Draghi sei Dank! Und das ist schon vor diesem „Beschluss“ so gewesen!

Während Bofinger noch an er Wahrheit, dass die Geldpolitik am Ende ist, herum deutelt, spricht ein anderer Fachmann, nämlich Prof. Dr. Joachim Starbatty Klartext. Er spricht deutlich von einer Enteignung der Sparer einzig und allein nur um die Eurozone zusammen zu halten.

Würden anstatt dieser „Geldpolitik“ endlich einmal die Verträge über die Stabilitätskriterien und vor allem über die Klausel, dass kein Land für die Schulden eines anderen Landes einstehen darf eingehalten, so könnten wenigstens einmal jene Staaten, für die der Euro schlicht und einfach zu stark ist, diesen zu verlassen. So könnten diese Länder mit einer nationalen Währung ihre mittlerweile kaputten Volkswirtschaften selbst reparieren. Stattdessen vergreift sich Draghi ohne jede wirtschaftlich und politisch sinnvolle Perspektive an der angesparten Lebenszeit der Menschen. Die trugen ihre nämlich Groschen zur Bank um in Notzeiten, die uns durch DIESE Politik bevorstehen, etwas Geld für die täglichen Einkäufe zu haben. Aber genau diese Notgroschen will er jetzt auf dem Euroaltar für die Europakirche opfern – mit bitteren Folgen für uns alle.

Leider wehren sich die Bürger immer noch viel zu wenig. Leute die eine geld- und wirtschaftspolitische Geisterfahrt veranstalten, haben Mehrheiten in den Parlamenten Europas. Erhalten haben sie diese mit dummen Sprüchen wie z. B. „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“ Von solchen Sprüchen werden sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, in Zukunft etwas kaufen können! Ein kluger Kopf wie Prof. Starbatty hingegen, der dieses Desaster schon seit Jahren kommen sah, bekommt statt 100 Prozent Zustimmung leider nur 7 Prozent… Das spricht Bände!

In meinen jungen Jahren, als Deutschland sozusagen noch „fett“ im Saft stand und die sexuelle Befreiung eines der Steckenpferde der deutschen Bevölkerung war, trällerte die „The graeme edge band“ das Lied „We like to do it (all the time)“ und feierten damit das sexuelle Vergnügen. Das Lied geht dann weiter mit den Worten:

„And when we’ve done it
You know my honey
You know that you will feel so fine“

Mittlerweile sind diese sonnigen Zeiten für sonnige Gemüter vorbei. Der Text lautet daher heute in Bezug auf Draghis Geldpoltik anders. Das Vergnügen ist nun nur noch auf der Seite der Retter und das Lied müsste heute lauten:

„They like to do it, they like to do it all the time
and we, my honey, we don’t feel fine“

Da ich jetzt bestraft werde wenn ich mein Geld demnächst zur Bank bringe, habe ich mich heute entschieden, in eine Buchhandlung zu gehen und – passend zu Draghis Geldpolitik – Sören Kierkegaards „Die Krankheit zum Tode“ zu kaufen. Da kann mich Draghi dann nicht bestrafen und mein „Gewinn“ besteht in einem enormen Erkenntnisgewinn, den mir auch eine Zentralbank nicht nehmen kann.

Es ist bald Pfingsten, die Sonne scheint. Ich hoffe, sie haben trotz alledem ein gutes verlängertes Wochenende. Und ich hoffe auch, dass sie sich nach den Feiertagen verstärkt politisch engagieren. Denn nur so können sie es verhindern dass sie weiterhin bestraft werden weil sie fleißig waren! Und immer dran denken: They like to do it!!!!

meint
Michael Obergfell

 

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