Suchtverhalten: die Schulden in der EU

Es muß schon Feuer auf dem Dach sein, wenn Kanzlerin Merkel und ihr Kassenwart Schäuble, der EU-Paladin zu jedem Preis, ihre propagandistische Leitlinie in Sachen Griechenland verlassen und nun, im Vorfeld einer Griechenwahl, die einiges über den Haufen schmeißen könnte, erklären, ein Austritt des Landes sei gegebenenfalls „verkraftbar“. Man kann nur vermuten, welches Explosiv-Potential diesen Umschwung veranlaßt haben mag.

In einer anderen Propaganda-Linie bleiben sich indes diese beiden samt ihren gesamten EU-Kumpanen treu: Sie lenken den Blick auf Griechenland und suggerieren so den Eindruck, alle Probleme der EU und des Euro seien in Athen konzentriert, außerhalb davon sei alles in schönster Ordnung. Diese Vernebelung wird gerne unterstützt durch den Hinweis, die einstigen Sorgenkinder Irland und Portugal hätten sich erholt und befänden sich nun auf sicherem Boden. Wobei es schon als Erfolg gilt, wenn ein Bankrotteur mit viel fremdem Geld in Stand gesetzt wird, auf die alten Schulden neue zu häufen.

Dabei wird geflissentlich verschwiegen, wie es sich mit den Schulden dieser beiden Länder verhält, die ja der Urgrund aller Übel ist, in Irland, Portugal und in der ganzen EU. Ein Blick zeigt die grausame Wirklichkeit. Portugal hatte im Jahr 2014 mit Schulden in Höhe von 127 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes abgeschlossen, bei Irland waren es 124 Prozent. Zur Erinnerung: Nach geltendem EU-Recht liegt die zulässige Obergrenze der Verschuldung für Euro-Länder bei 60 Prozent. Das zeigt nicht nur den  regierenden finanzpolitischen Wahnsinn, sondern auch den täglichen Rechtsbruch, der in der EU zur gemütlichen Normalität geworden ist.

Und es sind nicht nur Irland und Portugal, die derart drinhängen. Bei Italien sind es 135 Prozent, bei Frankreich 96. Auch Deutschland reißt mit 75 Prozent die Latte deutlich. Unter den zehn am meisten verschuldeten Ländern der Erde finden sich fünf Euro-Länder. Auf den besseren Plätzen liegen so gut wie alle Entwicklungsländer wie meinetwegen Ruanda mit 29 Prozent oder die Salomonen mit 14 Punkten.

Diese Zahlen kommen nicht aus dem Propaganda-Zentrum der AfD, sondern vom Internationalen Währungsfonds. Übrigens: Einen guten Platz hält auch Rußland mit 13 Prozent Verschuldung. Das dürfte eine der wenigen Aussagen zu Rußland sein, bei der es hierzulande nicht reflexartig heißt, daran sei Putin schuld.

Florian Stumfall

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