von Egon W. Kreutzer
Das investigativste Sturmgeschütz der Demokratie, die reich und bunt und vielfältig bebilderte Illustrierte „Stern“, hat Jahrzehnte nach der Veröffentlichung ihrer teuer erworbenen Hitler-Tagebücher endlich wieder einmal einen Knaller.
Ob die Enthüllungen direkt aus dem Kriegstagebuch des Friedrich Merz abgeschrieben sind, ob es sich dabei um wahrheitsgemäße oder nur um wunschgemäße oder gar keine Eintragungen des Sauerländers, sondern nur um einer Relotiusiade handelt, halten die Genossen vom Stern noch unter der Decke, bwz. unter jenem berüchtigten Teppich, unter den schon so manches gekehrt werden musste.
Da gehen dem braven Michel die Augen über. Seit Monaten schon, und damit lange vor der Wahl, soll Friedrich Merz sinnierend am Sandkasten des CDU-Generalsstabs gestanden und Fantastilliarden an der Kontaktlinie zur SPD aufgetürmt haben. Geld, von dem er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgegangen sein soll, dass – Esken voran, Klingbeil elastisch nacheilend – die SPD sich einem solchen Angebot nicht verschließen können werde.
Auch die Möglichkeit, alleine mit der SPD nicht mehr über die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit verfügen zu können, soll er schon so klar vorhergesehen haben, wie sie am Ende im vorläufigen amtlichen Endergebnis veröffentlicht wurde. Damit nicht genug: Auch der Dreh, die Sache dann eben noch mit dem alten Bundestag über die Bühne zu bringen, sei keine spontane Entscheidung nach der Wahl gewesen, sondern von vorneherein Teil des Plans, der ja nicht nur ihn zum Kanzler, sondern vor allem Deutschland kriegstüchtig machen sollte, weil die EU ohne die Bundeswehr niemals den Tigersprung nach Moskau wagen würde, der aber – und auch das war Teil des Plans – nach dem Rückzug der USA aus Europa, schon wegen der ukrainischen Bodenschätze, als unabdingbare Voraussetzung für die neue neofriederizianische Friedensordnung angesehen werden musste.
Sorry.
Ich glaube dem Stern kein Wort.
Enthüllung wäre gewesen, wenn die Sterndeuter ihre Erkenntnisse und die zugehörigen Beweise dem geschätzten Publikum spätestens eine Woche vor der Wahl vorgelegt hätten.
Haben sie aber nicht. Vermutlich hatten sie da auch noch gar nichts. Wahrscheinlich werden sie beteuern, da noch nichts gehabt zu haben, denn sie hätten sich ja nie, nie, niemals durch Stillschweigen der Mittäterschaft am Wahlbetrug schuldig gemacht.
Warum aber haben jetzt „Eingeweihte“ aus dem engsten Führungszirkel Merzens ihr Schweigen gebrochen und ausgerechnet beim Stern ausgeplaudert, was nie jemand hätte wissen sollen?
Die Story stinkt zum Himmel!
Viel wahrscheinlicher ist, dass sich Merz mit dem bescheidenen Wahlergebnis und der unausweichlichen Koalition mit der SPD derart in die Ecke gedrängt fühlte, dass er einsehen musste, ohne ein Brautgeschenk in Billionenhöhe an die SPD auch diesmal wieder nicht Kanzler werden zu können. Ob er es noch am Wahlabend oder erst eine Woche später beschlossen hat, all seine Überzeugungen von einer Politik zum Nutzen des Landes fallen zu lassen, spielt keine Rolle.
Als er mit dem Sondervermögen für die Infrastruktur und der Aufhebung der Schuldenbremse für den Wehretat herausgekommen ist, musste er jedoch feststellen, dass er damit nicht überall auf begeisterte Zustimmung gestoßen ist, auch nicht in der eigenen Partei, und dass ihm daher das Etikett „Umfaller“ angehängt wurde, mit dem er sich nun aber gar nicht identifizieren wollte. Es war ja nicht er, der umgefallen ist, es waren die Wähler und die Umstände. Dies so einfach zu erklären, ist jedoch des Politikers Wesen nicht. Einer Notwendigkeit nachzugeben und dies auch noch zuzugeben, das wäre ja Populismus und Entzauberung zugleich. Ein neuer Plan musste her.
So wurde Merz, vermittels einer auf den ersten Blick gar nicht als wohlwollend zu erkennenden Berichterstattung des Stern, vom Makel des Umfallers restlos gereinigt und stattdessen zum großen, weit vorausschauenden Strategen hochgeschrieben, dem der Lauf der jüngeren Geschichte schon vor Monaten vollkommen klar war, so dass er seine großen, einsamen Entscheidungen zum Wohle des Landes, nebst aller Vorbereitungen treffen konnte und dabei die menschliche Größe bewies, sich von den Unwissenden und Kleingeistern als Umfaller oder Zurückruderer bezeichnen lassen zu müssen, ohne die Wahrheit jemals enthüllen zu dürfen.
Nun, ER musste es am Ende nicht selbst gestehen. Investigative Journalisten haben herausgefunden, dass ER von den Entwicklungen weder überrascht, noch dem Lauf der Ereignisse hilfos ausgeliefert war. Investigative Journalisten, deren Berichte durchaus nach Enthüllung klingen sollten, haben damit aber keine Empörung, keine Rücktrittsforderungen (wovon sollte ER auch zurücktreten?) ausgelöst, sondern jene stille Ehrfurcht ausgelöst, die unter CSU-Genossen in Bayern ihren Ausdruck in dem Spruch findet:
„Hund‘ samma scho!“
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