Spaniens Banken tricksen sich die Bilanzen schön

von Marco Maier (neopresse)

An Kreativität mangelt es den Bankern nicht. Toll verpackte und benannte Namen für toxische Papiere zeigten schon beim Ausbruch der Subprimekrise, dass die Phantasie der Finanzwelt offenbar grenzenlos ist. Ähnlich kreativ zeigen sich nun die spanischen Banker in Sachen schönrechnen der Bilanzen.

Das marode spanische Bankensystem kämpft mit einer extrem niedrigen Ausstattung an Eigenkapital. Dieses ist jedoch notwendig, damit Kreditausfälle nicht zur Pleite der Kreditinstitute führen. Eigenkapital ist allerdings teuer, und so durchforsteten die Banker schon im vergangenen Jahr die Vermögensbestände, um eventuell unterbewertete Positionen zu finden und deren Wert anzupassen. Die Wertberichtigung der unzähligen toxischen Papiere im Keller hingegen lag nicht wirklich in deren Interesse. Doch damit nicht genug.

Inzwischen haben die spanischen Banken einen weiteren, effektiven Trick gefunden, um ihre desolaten Bilanzen ein wenig aufzubessern. So sollen neuerdings aktivierte Steuerguthaben umklassifiziert werden. Wie das funktionieren soll, wird in der NZZ anschaulich dargestellt:

Solche «latenten» Steuerbeträge entstehen auf der Aktivseite, wenn Gesellschaften Verluste ausweisen und sie durch die Berücksichtigung der Fehlbeträge künftig mit Steuererstattungen rechnen können. Infolge der Finanz- und Immobilienkrise erlitten die Banken Spaniens hohe Jahresfehlbeträge, und dadurch konnten sie auch hohe Werte in ihren Bilanzen für künftige Steuerrückzahlungen aktivieren. Problematisch ist dabei allerdings, dass die Steuererstattungen nur erfolgen, wenn bei den Unternehmen tatsächlich auch Gewinne angefallen sind. Weil dies mit Blick auf die Ertragssituation mancher Institute auf absehbare Zeit wahrscheinlich nicht der Fall sein wird, ist die Werthaltigkeit dieser Aktiva nicht mehr in jedem Fall gegeben.

Nun sollen diese Steueransprüche also quasi in staatliche Darlehen umgewandelt werden, was sowohl für den spanischen Staat, als auch für die spanischen Banken durchaus äußerst attraktiv ist. Immerhin können die Geldhäuser so deutlich höhere Aktiva vorweisen ohne wirklich mehr Geld beiseite legen zu müssen, und der finanziell ohnehin äußerst klamme Fiskus muss nicht einmal neue Schulden aufnehmen um den Banken diese Garantien zu gewähren. Problematisch wird es dann, wenn ein Teil dieser Bilanzpositionen tatsächlich abgeschrieben werden müssen. Immerhin handelt es sich hierbei nach Analystenmeinungen um 30-50 Milliarden Euro, welche in Folge einer solchen “kreativen Bilanzierung” als Aktiva geführt werden, obwohl sie eigentlich gar nicht da sind.

Sollte dieses gefährliche Spiel ohne Einwände durch die EZB, die im Zuge der Europäischen Bankenunion eine Aufsichtsfunktion übernimmt, gestatten werden, könnte die immer noch andauernde Finanzkrise eskalieren. Schon jetzt hält das fragile Finanzsystem nur notdürftig geflickt zusammen, so dass von Spanien ausgehend erneut eine Schockwelle durch die europäische Bankenlandschaft dringen könnte.

 

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