Sind die „NachDenkSeiten“ ein Pro-Merkel-Medium ?

Wenn Merkel und NachDenkSeiten in einer deutschen Schicksalsfrage fast einer Meinung sind, hat diese Linke jedes Realitätsgespür verloren

von Joachim Jahnke

Es war immer schon zu befürchten, daß man Links-Außen in Deutschland die Finanzwelt nicht verstehen würde. Die dazugehörige Internetplattform NachDenkSeiten ließ schon aufhorchen, als der Herausgeber Albrecht Müller keinen Zusammenhang zwischen der Finanzkrise und den immer weiter auseinanderklaffenden Einkommensverhältnissen in der Welt sehen wollte und sich mit dieser seiner Meinung selbst mit Gewerkschaftlern anlegte.

Dann begannen NachDenkSeiten, die Finanzierung der Staatshaushalte der Eurozone durch billiges Geld der EZB zu fordern, als hätte das keine Konsequenzen für den deutschen Steuerzahler bei anbrennenden Staatsanleihen oder den deutschen Verbraucher bei mehr Inflation, sozusagen eine Aktion im Gratishimmel. Jetzt wo Draghi seine Bazooka scharf macht, um Italien und Spanien via Kauf von Staatsanleihen zu finanzieren, bekommt er Beifall von NachDenkSeiten und deren Links-Guru Flassbeck, wenn auch mit der Kritik, noch nicht weit genug gegangen zu sein:

„Die Europäische Zentralbank hat im Prinzip mit der Entscheidung, massiv, ja sogar unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen, einen großen Schritt in die richtige Richtung getan, aber sie tut es unter Konditionen, die, wie schon beim letzten Mal, den Misserfolg des Programms vorprogrammieren. Das ist tragisch, wird das in einem oder zwei Jahren doch all denen in Deutschland scheinbar Recht geben, die, wie die Bundesbank, mit dieser „Monetisierung der Staatsschulden“ das Ende der Welt heraufziehen sehen.“

Und dann läßt sich der bei NachDenkSeiten angeheuerte Journalist Berger in natürlich der gleichen Richtung aus (bei NachDenkSeiten herrscht Gleichschritt):

„Was EZB-Chef Mario Draghi gestern der Öffentlichkeit als geldpolitische Maßnahme zur Eindämmung der Eurokrise präsentierte, ist bestenfalls eine Spritzpistole. Umso mehr erstaunt der Katzenjammer der weidmanntreuen konservativen Leitartikler. Was übrig bleibt, ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, der jedoch nicht ausreichen wird, um die Eurozone wieder in ruhige Gewässer zu manövrieren.“

Doch Draghis Programm wird nicht an einer durchaus leichten Konditionalisierung scheitern, sondern an den fortbestehenden enormen Wettbewerbsunterschieden von Ländern, die nie zusammen in einer Einheitswährung hätten sein dürfen, und deren Zusammenhalt Unsummen gerade den deutscher Steuerzahler kosten wird, was NachDenkSeiten nicht begreifen wollen. Diese Unterschiede sind teilweise kultureller Art und jedenfalls viel zu groß, um von der EZB per zusätzlicher Kredite verkleistert zu werden. Charles Dumas von Lombard Street Research hat soeben eine neue Schätzung vorgelegt, wonach die Staatshaushalte von Griechenland, Portugal, Italien und Spanien in den vier Jahren zwischen 2012 und 2015 in einem optimistischen Szenario etwa 1,25 Billionen Euro an Unterstützung von den Partnern (besonders Deutschland) brauchen, in einem pessimistischen sogar 2,4 Billionen (etwa die gesamte deutsche Wirtschaftsleistung eines Jahres).

Doch richtig komisch sollte es nun für NachDenkSeiten werden, wenn sie sich weitgehend auf demselben Pro-EZB-Kurs wiederfinden, den auch die immer gern von ihnen angefeindete Angela Merkel trotz des Widerstands in ihrer CDU/CSU vertritt. Die nämlich stellte sich demonstrativ hinter Draghi. Auf die Frage, wie sie das neue EZB-Anleihenkaufprogramm für klamme Euro-Staaten bewerte, ließ sie durch ihren Pressesprecher unterstützend erklären : „Die Europäische Zentralbank handelt in Unabhängigkeit sowie im Rahmen ihres Mandats.“

NachDenkSeiten werden ihre Liebe für die EZB und ihren Chef aus der Zockerbude Goldman Sachs und aus der mit der Notenpresse verheirateten Banca d’Italia noch bitter bereuen.

Quelle: jjahnke

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