von Manfred Gburek, 26. April 2013
Als der Spekulant und Buchautor André Kostolany nach dem Crash vom Oktober 1987 gefragt wurde, wie viel Geld er dabei verloren hätte, antwortete er: „Nichts, ich habe ja nicht verkauft.“ Daran musste ich in den vergangenen Wochen mehrfach denken, nachdem der Goldpreis abgestürzt war und sich anschließend erholt hatte. Wer nun einwendet, 1987 seien Aktien betroffen gewesen, zuletzt dagegen Gold, und das könne man doch nicht so einfach vergleichen, dem halte ich entgegen: In beiden Fällen haben die Gesetzmäßigkeiten der Börse funktioniert. Sie scheren sich nicht darum, womit gerade spekuliert wird. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, ganz egal, ob es mit rechten Dingen zugeht oder nicht, ob nur spekuliert oder auch manipuliert wird.
Wie wir heute wissen, war während der heißen Phase der Goldpreisschwankungen Mitte April viel Manipulation im Spiel. Ich hoffe, Sie haben sich dadurch nicht allzu nervös machen lassen. Halten Sie es stattdessen einfach mit einem anderen Spekulanten, Marc Faber. Der antwortete, nachdem der Goldpreis am 15. April vorübergehend in den freien Fall übergegangen war, im Fernsehsender Bloomberg TV auf die Frage, wie tief der Preis noch fallen könne: „Auf 1300 Dollar.“ Er schob allerdings nach: „Bei so starken Preisschwankungen sollte man stets einen ausreichenden Betrag an Cash haben, weil es immer wieder Kaufgelegenheiten geben wird. Und wenn man Cash hat, kann man zu niedrigen Preisen einsteigen. In einem solchen Umfeld ist auch Geduld sehr wichtig.“
Cash in Form von Geld auf dem Konto einschließlich Geduld, wie vereinbart sich das mit Emotionen, die zwangsläufig ins Spiel kommen, sobald etwas derart Außergewöhnliches geschieht wie der Absturz des Goldpreises im April? Es vereinbart sich gar nicht, und das ist leicht zu begründen: Emotionen wie die an der Börse vorherrschenden, in erster Linie Angst und Gier, sind irrational. Dagegen handelt es sich bei der Steuerung von Geld, Gold und Wertpapieren um eine rationale Tätigkeit. Und auch wenn der Geduld von so mancher Seite irrationale Elemente angedichtet werden, geht sie letzten Endes doch immer rational vom Verstand aus.
Wenn Sie als Anleger Ihre Emotionen im Zaum halten wollen, beginnen Sie damit am besten, indem Sie immer einen bestimmten, auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmten Anteil in Cash als Reserve vorhalten. Das lässt Sie zwar nie zu hundert Prozent an interessanten Preis- oder Kursentwicklungen teilhaben, bringt aber mindestens die drei folgenden Vorteile mit sich: Erstens sind Sie bei plötzlichem Geldbedarf nicht gezwungen, einen Teil Ihrer Wertpapiere, Edelmetalle oder sonstigen Vermögensgegenstände zu verkaufen, zweitens können Sie Gelegenheiten wahrnehmen, die Ihnen die Börse nahezu täglich bietet, oder alternativ bestehende Positionen bei temporären Abwärtsbewegungen aufstocken, und drittens – siehe oben – kann eine Geldreserve auf dem Konto extrem beruhigend wirken.
Für weitere Beruhigung sorgt das Verteilen des Geldeinsatzes über mehrere sogenannte Asset-Klassen, im Wesentlichen Edelmetalle, Aktien, Immobilien, Tagesgeld und Anleihen, Letztere allerdings nicht gerade jetzt – womit wir beim Timing und damit auch bei der hohen Kunst der optimalen Kombination von Asset Allocation (Verteilung über verschiedene Anlagen) und zeitgerechter Geldanlage wären. Wer sie beherrscht, gehört zu den ganz wenigen, die es verstehen, Geld nachhaltig aus Geld zu machen – eine verschwindend kleine Minderheit.
Das sollte Sie jedoch nicht davon abhalten, die Zugehörigkeit zu dieser Minderheit anzustreben. Dafür bieten sich nach dem Preissturz besonders Gold sowie zum Teil auch Silber, Platin und Palladium an. Haben Sie diesbezüglich bereits reichlich in Münzen und Barren investiert, ist zu überlegen, ob nicht zusätzlich Gold- und Silberaktien infrage kommen – starke Nerven vorausgesetzt, denn die Kursschwankungen fallen in diesem Sektor erfahrungsgemäß recht kräftig aus.
Eine einfache Methode bei der Auswahl passender Aktien besteht darin, dass Sie den Index XAU zu Hilfe nehmen. Klicken Sie dieses Kürzel zum Beispiel auf der Internetseit kitco.com an. Darin sind 16 Aktien enthalten, von führenden Nordamerikanern wie Barrick, Goldcorp und Newmont bis zu den großen Südafrikanern Anglogold, Gold Fields und Harmony, außerdem die interessanten Spezialitäten Royal Gold, Silver Wheaton und Yamana sowie einige andere. Unter den Aktien gibt es welche, die sich besser als der XAU entwickeln. Sie können sie ermitteln, indem Sie ihre relative Stärke durch Kursvergleiche zwei oder drei Monate zurückverfolgen. Erfahrungsgemäß dürften diese Aktien beim nächsten allgemeinen Kursaufschwung zu den Favoriten gehören.
Falls Ihre Bank oder Ihr Broker keine Verbindung zu einer Börse in den USA oder in Kanada unterhält, können Sie die Edelmetallaktien auch in Deutschland kaufen. Hier empfiehlt es sich wegen der engeren Märkte in der Regel, die Kurse zu limitieren. Die meisten Umsätze dieser Aktien finden hierzulande in Frankfurt und bei Tradegate statt, einem Ableger der Deutschen Börse. Währung ist dann der Euro. Neben der Währungsumrechnung ist die Zeitverschiebung zu beachten: Die deutschen Kurse spiegeln bis zum frühen Nachmittag unserer Zeit neben Angebot und Nachfrage die Entwicklung des Vortags an den nordamerikanischen Börsen wider, danach die dortige Entwicklung vom selben Tag.
Für Edelmetalle und ihre Aktien – alle anderen Wertpapiere auch – gilt gleichermaßen: Obwohl das in Währungseinheiten, hier also in Euro, gemessene Schwankungsrisiko wie im April vorübergehend immens sein kann, sollte gewährleistet sein, dass die Anlage auf absehbare Zeit unter dem Strich einen Gewinn abwirft. Absehbare Zeit, das kann ein Jahr, das können abhängig von der persönlichen Finanzplanung indes auch drei, fünf oder zehn Jahre sein. Das bedeutet: Im Fall von Fehlern beim Timing, wie sie zuletzt besonders vielen Anlegern unterlaufen sind, sollte es nach menschlichem Ermessen möglich sein, dass bei der Liquidation am Tag x ein Betrag herausspringt, der real mindestens über dem Einsatz liegt.
Warum ist das beim Gold zu erwarten? Weil, wie in den vergangenen Monaten immer wieder betont, die weltweiten Experimente mit den Staatsschulden und folglich mit den Währungen auf dem Umweg über eine extrem lockere Geldpolitik zum Kollaps der Währungen führen werden. Das heißt, in absehbarer Zeit werden diese, wie viele Beispiele aus den vergangenen Jahrhunderten bewiesen haben, ihrem inneren Wert zustreben, und der wird – im Gegensatz zu Gold, aber auch zu manch anderen Sachwerten – bei Null liegen.
Quelle: gburek
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