Russland hat zur Welt gerade „Nein“ gesagt

von Tom Luongo (theblogcat)

https://tomluongo.me/2020/03/06/russia-just-told-the-world-no/

In dem Wort „Nein“ steckt echte Macht.

Ja, ich möchte behaupten, dass es in jeder Sprache das mächtigste Wort ist.

Inmitten des schlimmsten Markteinbruchs seit zig Jahren, dessen Grund Probleme innerhalb des Dollar-finanzierten Marktes sind, findet sich Russland in der Lage, die Macht des Neins auszuüben.

Mehrere sich überlappende Krisen passieren gerade weltweit und sie alle verbinden sich zu einem chaotischen Gewebe.

In der politischen Instabilität in Europa, dem präsidialen Vorwahl-Mumpitz in den USA, dem Corona-Virus, der Massenhysterie auslöst, und den militärischen Abenteuern der Türkei in Syrien, dem östlichen Mittelmeer und Libyen, erkennen die Märkte endlich den Bluff der Zentralbanker, die seit Jahren die Vermögenswerte finanziell unterstützen.

Aber in ihrem Kern enstand die gegenwärtige Krise durch die einfache Wahrheit, dass diese Werte rund um die Welt riesig überbewertet sind.

Westliche Regierungen und Zentralbankpolitik haben die Macht des Dollars benutzt, um die Welt in diesen Zustand zu treiben.

Und dieser Zustand ist bestenfalls meta-stabil.

Aber wenn dieser Haufen Kacke so real wird, nun… dann muss er zu dampfen anfangen.

Und um eine Korrektur in eine komplette Panik zu verwandeln, musste Russland nur „Nein“ sagen.

In den Rohstoffmärkten war die Realität schon seit Monaten zu erkennen. Kupfer und andere Industrie-Metalle dümpeln schon seit längerem vor sich hin, während die Börsen nach oben schossen.

Aber es war das Erdöl, das am meisten verwirrte.

Im Jahr 2019 sahen wir die meiste Zeit, dass sich die Ölpreise seltsam verhielten, als sich regelmäßig Dinge ereigneten, die den Preis treiben sollten, aber letztendlich zu keinem Erfolg führten.

Seit dem Höchstpunkt nach der Ermordung von General Qassem Soleimani kennen die Ölpreise nur eine Richtung. Nach unten.

Unsere unfähigen Führer wollen dem Corona-Virus die Schuld geben für das Zittern der Märkte.

Aber das verdeckt die Wahrheit. Die Probleme gibt es schon seit Monaten, sie wurden aber durch eine unablässige Intervention der Fed in den Dollar-finanzierten Märkten nach hinten geschoben.

Die Finanzkrise 2008 wurde nie richtig angegangen, nur mit Papier zugekleistert.

Die Repo-Krise vom letzten September ging nie zu Ende, sie ist immer noch da.

Und sie ist diese Woche mit Wildheit zurückgekehrt, denn die Menschen haben Dollar verkauft und US-Schatzbriefe gekauft, was die langfristigen US-Renditen auf absurde Höhen getrieben hat.

Die Kreditmärkte schmelzen zusammen. Die Aktienmärkte sind der Schwanz, die Kreditmärkte sind der Hund. Und dieser Hund wurde von einem Bus überfahren.





Die Fed interveniert, damit die kurzfristigen Zinssätze nicht steigen, um das Märchen zu bewahren, dass man noch immer die Kontrolle habe.

Die Märkte wollen höhere Zinsen für den kurzfristigen Zugang zu Dollars.

Die Fed hat versucht, durch eine 0,5% Zinssenkung gegenzusteuern, aber damit wurde den Menschen nur vermittelt, dass die Fed genauso verängstigt ist wie wir. Der Verkauf ging weiter und Gold liegt wieder nahe bei $1690, wurde aber zum Börsenstart in New York nach unten geprügelt.

Aber auch das hat nicht funktioniert.

Hoppla!

Und in diesem Durcheinander versuchte die OPEC, sich mit einer historischen Förderkürzung zu retten.

Die OPEC braucht diese Drosselung um relevant zu bleiben. Das Kartell stirbt. Es stirbt schon seit Jahren und wird nur durch Russlands Bereitschaft am Leben gehalten, Gefälligkeiten auszutauschen, um damit andere geostrategische Ziele zu erreichen.

Ich habe früher schon gesagt, dass die Drosselungen der OPEC für Erdöl nicht bullisch sind, genauso wie Zinssenkungen während einer Krisenperiode nicht inflationär sind.

Aber am Ende hat Russland Nein gesagt. Und sie waren nicht zweideutig. Man hat allen gesagt, dass sie für niedrigere Ölpreise bereit sind.

Die Panik war in der Berichterstattung über das Treffen spürbar:

„Was die Förderkürzungen betrifft, so ist angesichts der heutigen Entscheidung ab dem 1. April niemand – weder die OPEC-Länder noch die OPEC+-Länder – verpflichtet, die Produktion zu senken“, sagte er den Reportern nach dem Treffen.

Der Generalsekretär der OPEC, Mohammed Barkindo, sagte, das Treffen sei vertagt worden, obwohl die Konsultationen fortgesetzt würden.

„Letztendlich war es die allgemeine, schmerzhafte Entscheidung der gemeinsamen Konferenz, das Treffen zu vertagen“, sagte er den Reportern.

Zuvor hatte der Oanda-Analyst Edward Moya vorgeschlagen, dass ein Scheitern der Einigung das Ende der OPEC+ bedeuten könnte.

„Eine Nicht-Einigung der OPEC+ bedeutet, dass das dreijährige Experiment vorbei ist. Die OPEC+ ist tot. Die Saudis setzen alles daran, die Ölpreise zu stabilisieren, und sie müssen vielleicht etwas Außergewöhnliches tun“, sagte er.

Irgendwann kommt der Punkt, wo die Verhandlungen mit deinem Gegner enden, wo jemand schließlich sagt: „Es reicht“. Russland wurde vom Westen gnadenlos attackiert, für das Verbrechen, Russland zu sein.

Und ich habe fast jede Drehung und Wendung dokumentiert, wie sie ihre Position geschickt gestützt haben, um auf den richtigen Moment zu warten, um die maximale Rendite zu erzielen und das Blatt gegen ihre Peiniger zu wenden.

Und für mich war dies der perfekte Moment, um endlich „Nein“ zu sagen, um die maximale Wirkung zu erzielen.

Wenn man es mit einem mächtigeren Feind zu tun hat, muss man dort ansetzen, wo er am verwundbarsten ist, um den größten Schaden anzurichten.

Für den Westen liegt dieser Ort in den Finanzmärkten.

Erinnert euch an die erste grundlegende Tatsache der Wirtschaft. Die Preise werden am Rand festgesetzt. Der einzige Preis, der zählt, ist der zuletzt festgestellte.

Dieser Preis bestimmt die Kosten für die nächste zum Verkauf stehende Einheit dieses Gutes, in diesem Fall ein Barrel Öl.

In einer Welt der kartellisierten Märkte auf der ganzen Welt, in der die Preise von externen Akteuren festgelegt werden, vergisst man leicht, dass in der realen Wirtschaft (unabhängig von der politischen Überzeugung) die Welt eine Auktion ist und alles zum Bieten bereit steht.

Das hohe Gebot gewinnt.

Die wichtigste geostrategische Frage lautet also: „Wer produziert das marginale Barrel Öl?

Seit mehr als drei Jahren unterstützt Präsident Trump seine Politik der Energiedominanz in einem quixotischen Bestreben, die USA zu diesem Lieferanten zu machen. Billionen von Dollar wurden ausgegeben, um die heimische Produktion auf ihr derzeitiges, nicht nachhaltiges Niveau zu bringen.

Diese Politik stammt sicherlich aus der Zeit vor Trump, aber er hat sie am eifrigsten verfolgt, indem er jeden sanktioniert und mit einem Embargo belegt hat, um sie vom Angebot abzuhalten.

Was er jedoch nie geschafft hat: Russland von diesem Bieterprozess auszuschalten.

Der Grund warum die US-Produktionsraten nicht haltbar sind: ihre Kosten sind pro Barrel höher als der Grenzpreis, vor allem wenn alle anderen Preise deflationieren. Das ist einfache, geradlinige Ökonomie.

Wenn sie per Saldo profitabel wären, dann hätte die gesamte Branche im letzten Jahrzehnt nicht einige hundert Milliarden an freiem Cashflow verbrannt.

Daher kommt die Macht der Russen. Russland ist einer der kostengünstigsten Produzenten der Welt. Selbst nachdem sie ihre Steuern an die Regierung gezahlt haben, sind ihre Kosten mit fast 20 Dollar pro Barrel weitaus niedriger als in jedem anderen Land der Welt, wenn man die externen Kosten berücksichtigt.

Wenn man niemandem etwas schuldet, kann man ihm sagen: „Nein“.

Sicher, die Saudis produzieren zu ähnlichen Kosten wie die Russen, aber wenn man den Haushaltsbedarf berücksichtigt, sind die Zahlen nicht einmal annähernd gleich, da sie etwa 85 Dollar pro Barrel brauchen.

Sie können ihren Leuten nicht sagen: „Nein“, ihr müsst verzichten. Denn die Bevölkerung wird rebellieren.

Russland kann in diesem Niedrigpreisregime ausharren, wenn nicht sogar gedeihen, weil :

1. Der Rubel kann schwanken, um Preisschocks im Dollar abzufangen.

2. Der größere Teil ihres Öls wird jetzt in anderen Währungen als dem Dollar verkauft – Rubel, Yuan, Euros etc. – das vermindert ihre Anfälligkeit für Kapitalabflüsse.

3. Die großen Erdölfirmen haben geringe Schulden in Dollar.

4. Sie haben niedrige Produktionskosten

5. Das grundlegende Staatsbudget schwankt mit den Ölpreisen.

All dies führt dazu, dass Russland beim globalen Markt für Öl am längeren Hebel sitzt.

Die Fähigkeit, „Nein“ zu sagen.

Und sie werden es noch jahrelang haben, da die US-Produktion implodiert. Denn sie können das billigste Barrel Öl produzieren und tun das auch.

Deshalb sind die Ölpreise heute bis zu 10% gefallen, als die Nachricht kam, dass sie die Produktion nicht kürzen würden.

Unter diesem Markt lauert eine Lawine. Die Banken und Pensionsfonds in den USA sind in hohem Maße dem Risiko der nun bald notleidenden Fracking-Schulden ausgesetzt.

Im Laufe dieses Jahres werden die Liquidationen ernsthaft in Angriff genommen.

Aber der Markt behindert dies jetzt.

Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig und weitreichend dieser Schritt Russlands ist. Wenn sie hier keinen Handel machen, können sie die OPEC aufbrechen. Wenn sie ein Abkommen schließen, wird es mit Bedingungen verbunden sein, die sicherstellen, dass der Druck in anderen Bereichen aufgehoben wird.

Die Auswirkungen des Absturzes des Öls von 70 Dollar pro Barrel auf 45 Dollar über zwei Monate hinweg werden über Monate, wenn nicht sogar Jahre zu spüren sein.





Und es ist für mich kein Schock, dass Russland hier durchgehalten hat. Wenn sie es nicht getan hätten, wäre ich überrascht gewesen.

Dies war Putins Gelegenheit, endlich gegen Russlands Peiniger zurückzuschlagen und ihnen für ihr skrupelloses Verhalten an Orten wie Iran, Irak, Syrien, Ukraine, Jemen, Venezuela und Afghanistan echte Schmerzen zuzufügen.

Er ist nun in der Lage, maximale Zugeständnisse von den USA und jenen OPEC-Nationen zu erwirken, die die US-Kriegsführung gegen Russlands Verbündete in China, Iran und Syrien unterstützen.

Wir haben die Anfänge davon in seinen Verhandlungen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan in Moskau gesehen, als er ein Waffenstillstandsabkommen erreichte, das einer türkischen Kapitulation gleichkam.

Erdogan bat darum, vor seiner eigenen Dummheit gerettet zu werden, und Russland sagte: „Nein“.

Diese Bedingung, in einer deflationären Welt das marginale Barrel Öl zu fördern, setzt Russland in den Fahrersitz, um das außenpolitische Verhalten der USA in einem Wahljahr voranzutreiben.

Sprechen wir über die Einmischung in unsere Wahlen!

Die Achillesferse des US-Imperiums sind die Schulden. Der Dollar ist seine größte Waffe gewesen und er ist immer noch King. Und er ist eine Waffe mit großer Macht, die aber nur gegen die Verbündeten der USA, nicht gegen Russland, eingesetzt wird.

Die Märkte werden sich in wenigen Tagen anpassen und beruhigen. Die Panik wird nachlassen. Aber sie wird schon bald in einer virulenteren Form zurückkommen. Heute ist eine Wiederholung von 2007-08, aber diesmal ist Russland viel besser vorbereitet, um sich zu wehren.

Und wenn das geschieht, werden wohl nicht die Saudis oder die Türken nach Russland laufen, um sie zu retten, sondern die USA und Europa.

An diesem Punkt muss ich mich fragen, ob Putin seinen inneren Rorschach kanalisieren wird.

                                                                                                                         …und ich werde hinunterblicken und flüstern: „Nein.“

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Russland hat zur Welt gerade „Nein“ gesagt
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3 Kommentare

  1. Bemerkenswert ist doch, dass Russland mit PUTIN mehr 'Demokratie' im kleinen Finger hat, wie die NATO-Ländern im ganzen Körper.

    Und mit dem Versuch, dauerhaft die Wahrheiten zu unterdrücken, sind auch die Altparteien in Deutschland jämmerlich gescheitert.

    Da darf jeder gespannt sei, ob die über die Medien vermittelten 'Ängste' auch bei der nächsten Bundestagswahl die 'Wahlhand' führen werden?!

  2. "Die Saudis setzen alles daran, die Ölpreise zu stabilisieren, und sie müssen vielleicht etwas Außergewöhnliches tun“, sagte er."  Und das taten sie gestern auch, indem sie willkürlich den Markt mit Rohöl überfluteten, dessen Preis sich dann gleich um 20 % verbilligte.

    "Russland wurde vom Westen gnadenlos attackiert, für das Verbrechen, Russland zu sein." Indem z. B. Ted Cruz, der sich jetzt in Coronavirus-Isolation befindet, den Schweizern verbot, North stream 2 zu Ende zu bauen.

    "Wenn man es mit einem mächtigeren Feind zu tun hat, muss man dort ansetzen, wo er am verwundbarsten ist, um den größten Schaden anzurichten.

    Für den Westen liegt dieser Ort in den Finanzmärkten."  Es empfahl sich besonders den nervus rerum bzw. den Hebel gegen das "westliche" Finanzsystem dort anzusetzen, wo es wieder einmal gegen die eigene Bevölkerung vorging durch die von ihm verbreitete Coronavirus-Hype und -Hysterie, um einen ihm dienenden geordneten Wirtschaftsabschwung einzuleiten.

    "Denn die Bevölkerung " Saudi-Arabien  "wird rebellieren" und hoffentlich die saudische Monarchie und ihre ca. 5000 Prinzen beseitigen.

    "Die Fähigkeit, „Nein“ zu sagen", wünscht man sich auch von der EU und insbesondere von Frau Merkel, die jedoch aller Voraussicht nach vor dem Hochstapler am Bosporus erneut einknicken wird.

    "Deshalb sind die Ölpreise heute bis zu 10% gefallen, als die Nachricht kam, dass sie die Produktion nicht kürzen würden."  Nein um 20 %, weil Saudi-Arabien selbst die Ölproduktion gewaltig gesteigert hat, um seinen eigenen Untergang zu beschleunigen.

    "Die Märkte werden sich in wenigen Tagen anpassen und beruhigen. Die Panik wird nachlassen."  Glaube ich eher nicht.  Das Coronavirus kam für die Schattenmächte wie gerufen, um den Wirtschaftsabschwung einer in Agonie sich windenden Weltwirtschaft (Minuszinsen!) einzuleiten und die Wirtschaft zu sanieren durch hohe Inflation und nebenbei Trumps Wahlchancen entscheidend zu torpedieren.  Aber ob die Schattenmächte daran gedacht haben, daß nebenbei die Energiepreise zusammenfallen werden, so daß die ungeheuren Kredite der Shale Industry keine dingliche Sicherung mehr aufweisen, glaube ich eher nicht.

    Heute nachmittag haben die europäischen Aktienmärkte ca. 7 % verloren mit Ausnahme der Maurer-Nation Italien mit 10 %.  Der Dollar ist schwach gegen Yen, Euro und Schweizer Franken und Brent liegt bei ca. 36 $, also hervorrragende Gelegenheit um Heizöl zu kaufen. Und die deutsche Regierung wird aller Voraussicht nach die von Coronavirus und Arbeitlosigkeit gebeutelten Deutschen mit weiteren nicht verwendungsfähigen arabisch schreibenden vorhautbeschnittenen Migranten belasten.

    •  Ja, ja, die Schattenmächte, wie auch immer sie heißen mögen … kaum vorstellbar, daß das Geschehen auch von anderer Seite initiert und auch dieser nützen könnte? 🙂

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