Quo vadis Europa

von Heinz Sauren (freigeistblog)

Der Krieg in der Ukraine offenbart, was anderswo versteckter ist. Die USA und Russland teilen sich den Kuchen der politischen Machtbereiche neu. Beide Seiten versuchen nach Kräften ihren Einfluss zu erhöhen. Zumeist dezent mit diplomatischen Mitteln, aber auch, bei fehlender Gefügigkeit des zu Überzeugenden, mit wirtschaftlichen Drohungen. In letzter Konsequenz sind sowohl die USA als auch Russland bereit mit militärischen Optionen zu spielen.

Die Länder die entweder wirtschaftlich, oder militärisch bereits in Abhängigkeit, von einem der beiden Großen stehen, haben keine Wahl mehr. Aber Europa ist noch politisch einflussreich, als auch wirtschaftlich stark genug, um bezüglich seiner zukünftigen strategischen Ausrichtung, eine eigene Entscheidung zu treffen und es wird sie treffen müssen. Natürlich wird eine solche Entscheidung nicht folgenlos bleiben und den Unmut einer Seite hervorrufen. Aufgrund der zu erwartenden Konsequenzen, wird noch versucht eine solche Entscheidung hinaus zu zögern, aber das wird nicht ewig möglich sein. Zu sehr drängen sowohl die USA als auch Russland, auf den europäischen Treueschwur.

Es ist ein völlig normaler Prozess in der Vergangenheit gewesen, strategische Bündnisse, neuen Gegebenheiten anzupassen. Kein Bündnis ist für die Ewigkeit angelegt, das wissen alle Beteiligten. Entscheidend ist nicht ob ein Bündnis in der Vergangenheit sinnvoll und gut war, sondern ob es das in der Zukunft sein wird und ob ein bestehendes oder zukünftiges Bündnis die Probleme der Zukunft lösen kann. Wer sich in dieser Frage von ideologischen oder nostalgischen Beweggründen leiten lässt, riskiert seine Zukunft.

Für Europa ergeben sich drei Optionen.

Die erste, ist die Aufrechterhaltung des Bündnisses mit den USA. Es hat Europa in den vergangenen Jahrzehnten sicher durch die Turbulenzen der Politik geführt. Dennoch gibt es gute Gründe, es für die Zukunft in Frage zu stellen. Die USA wird nicht die Ressourcen bereit stellen können, die Europa brauchen wird und auch die geldpolitische Anbindung an die USA, kann durch die katastrophale Überschuldung der USA, für Europa zu einer Gefahr werden. Ebenfalls hat sich verdeutlicht, das die viel beschworene Freundschaft, deutliche Risse bekam. Die USA halten Europa für so gefährlich in Bezug auf ihre eigenen Interessen, das sie es wie selbstverständlich flächendeckend überwachen. Auch Europa hat so seine Probleme mit den USA. Todesstrafe, Guantanamo, weltweite völkerrechtswidrige Drohnenangriffe und ein entfesselter Kapitalismus sind für die USA selbstverständlich, aber mit europäischen Wertevorstellungen nicht vereinbar. Die USA würden nicht die Kriterien erfüllen, die Europa von jedem Land verlangt um ein europäisches Mitglied zu sein.

Die zweite Option wäre ein Bündnis mit Russland. Dafür würden gemeinsame kulturelle und historische Wurzeln, aber auch ein sichererer Zugang zu Ressourcen sprechen. Aber auch zu Russland gibt es deutliche Diskrepanzen, wie zum Beispiel die autoritäre und zentralistische Auslegung der Demokratie, ungelöste Menschenrechtsfragen und Beschränkungen der Pressefreiheit. Auch Russland würde die Beitrittskriterien Europas nicht erfüllen.

Es geht zwar nicht darum, das die USA oder Russland, Europa beitreten sollten, aber es ist das europäische Wertesystem an dem sich eine zukünftige strategische Partnerschaft, aus europäischer Sicht messen muss.

Die dritte Option wäre die Alleinstellung Europas. Diese würde zwar den internationalen Einfluss Europas beschränken, aber die momentane politische und wirtschaftliche Überbewertung Europas ist realistisch betrachtet, auch auf keinem anderen Weg zu erhalten. Der Vorteil wäre, sowohl die Vorteile einer Beziehung mit den USA, als auch mit Russland nutzen zu können, ohne die Nachteile daraus zwingend übernehmen zu müssen. Ein solcher Weg wäre jedoch nur denkbar, wenn Europa einen neutralen Status einnehmen würde, der auch eine militärische Neutralität beinhalten müsste. Europäische Expansionsbestrebungen müssten gegen selbstauferlegte, wirtschaftliche und politische Nichteinmischungsrichtlinien ersetzt werden.

Jede dieser Optionen würde eine lange Zeit brauchen um umgesetzt zu werden und jede würde ihre eigenen Schwierigkeiten mit sich bringen. Keine wäre leicht und ohne Konsequenzen zu verwirklichen. Dennoch wird Europa eine Entscheidung treffen müssen. Trifft Europa diese Entscheidung nicht, werden sie andere für Europa treffen und dann wird diese Entscheidung von anderen Wertesystemen geprägt sein.

Ich verbleibe in diesem Sinne
Heinz Sauren

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Wie würden Sie entscheiden?

Welchen Weg soll Europa gehen, um seine Zukunft zu sichern?

  1. Europa soll seine strategische Partnerschaft zu den USA erhalten.
  2. Europa soll eine strategische Partnerschaft mit Russland eingehen.
  3. Europa soll keine strategische Partnerschaft suchen, sondern Neutral werden.

Um abzustimmen, bitte hier klicken.

Heute um 00:30 Uhr sah das Ergebnis so aus:

  • Europa soll keine strategische Partnerschaft suchen, sondern Neutral werden. 75%
  • Europa soll eine strategische Partnerschaft mit Russland eingehen. 25%
  • Europa soll seine strategische Partnerschaft zu den USA erhalten. 0%

 

 

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