Putin über die Gründe für die Lebensmittel- und Energiekrise: „Eine einfach dumme Politik

Der Westen wirft Russland vor, an den Krisen im Bereich Lebensmittel und Energie schuld zu sein. Dazu hat sich der Putin in einem Interview geäußert und die Politik des Westens als „einfach dumm“ bezeichnet.

Quelle: anti-spiegel

Die Vorwürfe des Westens gegen Russland sind bekannt: Russland ist angeblich an der Energiekrise und auch an Lebensmittelkrise schuld, die zu einer weltweiten Hungersnot führen wird. Dass das nicht so ist, habe ich oft aufgezeigt, denn die Energiekrise mit den stark steigenden Preisen für Strom und Heizung in Europa begann lange vor der russischen Intervention in der Ukraine und ist auf schwere Fehlentscheidungen der EU-Kommission zurückzuführen. Und die Lebensmittelkrise ist eine Folge der westlichen Sanktionen, nicht von Russlands Intervention in der Ukraine.

Nun wurde Präsident Putin zu diesen Themen befragt und ich habe das Interview, das Putin dem russischen Fernsehen gegeben hat, übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Frage: Herr Präsident, wir haben soeben Ihr Treffen mit dem senegalesischen Staatschef, der auch der Vorsitzende der Afrikanischen Union ist, verfolgt. In der vergangenen Woche wurde deutlich, dass viele Länder eine große Hungersnot befürchten, und zwar nicht nur wegen der Nahrungsmittelkrise, sondern weil die weltweiten Nahrungsmittelpreise, ebenso wie die Öl- und Gaspreise, in die Höhe schnellen. Diese Dinge hängen miteinander zusammen.

Der Westen gibt uns natürlich auch dafür die Schuld. Wie ist die tatsächliche Situation im Moment, wie entwickelt sie sich? Und was wird Ihrer Meinung nach als nächstes mit den Lebensmittel- und Energiemärkten geschehen?

Putin: Ja, natürlich sehen wir jetzt Versuche, die Verantwortung für die aktuelle Situation auf dem globalen Lebensmittelmarkt und die Probleme, die auf diesem Markt entstehen, auf Russland abzuwälzen. Ich muss sagen, dass das der Versuch ist, die eigene Schuld auf andere abzuwälzen. Warum?

Erstens begann die ungünstige Lage auf dem globalen Lebensmittelmarkt nicht erst gestern oder gar, als Russland seine Militäroperation im Donbass und der Ukraine gestartet hat. Das begann im Februar 2020, als es darum ging, die Folgen der Coronavirus-Pandemie zu bewältigen, als die Weltwirtschaft zusammenbrach und die Weltwirtschaft wiederhergestellt werden musste.

Die Finanz- und Wirtschaftsbehörden in den USA haben sich nichts Besseres ausgedacht, als der Bevölkerung, einzelnen Unternehmen und ganzen Wirtschaftszweigen viel Geld zur Verfügung zu stellen.

Im Großen und Ganzen haben wir das Gleiche getan, aber ich kann Ihnen versichern, dass das Ergebnis offensichtlich ist: Wir sind sanfter vorgegangen, wir haben es gezielter getan, wir haben die Ergebnisse erzielt, die wir brauchten, ohne dass sich diese Maßnahmen in makroökonomischen Indikatoren niedergeschlagen hätten, einschließlich eines abgrundtiefen Anstiegs der Inflation.

In den Vereinigten Staaten war die Situation ganz anders. In nicht mal zwei vollen Jahren, von Februar 2020 bis Ende 2021, ist die Geldmenge in den USA um 5,9 Billionen gestiegen. Das ist ein noch nie dagewesenes Werk der Druckerpresse. Die Gesamtgeldmenge ist um 38,6 Prozent gewachsen.

Offenbar gingen die US-Finanzbehörden davon aus, dass der Dollar die Weltwährung sei und dass sich das, wie früher, in der gesamten Weltwirtschaft verteilen und das es in den USA nicht spürbar sein würde. Wie sich herausstellt, war das nicht so. Anständige Leute gibt es auch in den USA und die Finanzministerin hat vor kurzem gesagt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Es war also ein Fehler der Finanz- und Wirtschaftsbehörden der Vereinigten Staaten, der nichts mit dem Vorgehen Russlands in der Ukraine zu tun hatte, überhaupt nichts.

Und das war der erste Schritt, ein sehr ernster Schritt in Richtung der ungünstigen Situation auf dem Lebensmittelmarkt, denn zunächst einmal stiegen die Lebensmittelpreise, sie gingen in die Höhe. Das ist das Erste.

Der zweite Grund ist die kurzsichtige Politik der europäischen Länder, insbesondere der Europäischen Kommission, im Energiebereich. Wir sehen, was dort geschieht. Ich persönlich glaube, dass viele politische Kräfte sowohl in den USA als auch in Europa begonnen haben, auf die natürliche Angst der Menschen vor dem Klima, vor dem Klimawandel, zu spekulieren, und begonnen haben, diese „grüne Agenda“ voranzutreiben, auch im Bereich der Energie.

Das ist alles gut und schön, nicht gut ist es nur, wenn unqualifizierte und vollkommen unbegründete Empfehlungen darüber abgegeben werden, was im Energiesektor zu tun ist, und wenn alternative Energien überbewertet werden: Sonne, Wind – ich weiß nicht, noch irgendwas, Wasserstoff – das ist vielleicht eine Perspektive, aber heute gibt es das nicht in der nötigen Menge, der nötigen Qualität oder zu den nötigen Preisen. Gleichzeitig begannen sie, die Bedeutung der traditionellen Energieformen, vor allem der fossilen, herunterzuspielen.

Wozu hat das geführt? Die Banken haben die Kreditvergabe eingestellt, weil sie unter Druck gesetzt werden. Die Versicherungsgesellschaften haben die Versicherung entsprechender Geschäfte eingestellt. Die Behörden haben die Bereitstellung von Grundstücken für die Ausweitung der Produktion eingestellt, und der Bau von Transpostkapazitäten, einschließlich Pipelines, wurde eingeschränkt.

All das führte zu unzureichenden Investitionen im globalen Energiesektor und infolgedessen zu höheren Preisen. Ich bitte Sie, letztes Jahr gab es nicht genug Wind, der Wind war nicht so, wie man es erwartet hatte, der Winter zog sich hin – und sofort sind die Preise explodiert.

Außerdem haben die Europäer unsere dringenden Bitten, die langfristigen Verträge für die Erdgas-Lieferung an europäische Länder beizubehalten, nicht beachtet. Viele Verträge laufen zwar noch, das wirkte sich aber negativ auf den europäischen Energiemarkt aus: Die Preise kletterten in die Höhe. Russland hat damit absolut nichts zu tun.

Aber sobald die Gaspreise stiegen, stiegen auch die Düngemittelpreise, da einige dieser Düngemittel ebenfalls mit Gas hergestellt werden. Alles hängt miteinander zusammen. Als die Preise für Düngemittel stiegen, wurden viele Unternehmen, auch in den europäischen Ländern, unrentabel und begannen, den Betrieb einzustellen. Und so sank die Menge an Düngemitteln auf dem Weltmarkt, während die Preise entsprechend stiegen – und zwar dramatisch, man könnte sagen, für viele europäische Politiker völlig unerwartet.

Aber wir haben davor gewarnt, und das hat nichts mit der russischen Militäroperation im Donbass zu tun, überhaupt nichts.

Doch der nächste Schritt, als wir unsere Operation begannen, war, dass die europäischen und US-amerikanischen Partner Maßnahmen ergriffen haben, die die Situation in diesem Bereich verschärft haben: sowohl im Lebensmittel- als auch im Düngemittelsektor.

Übrigens hat Russland bei Düngemitteln einen Anteil von 25 Prozent am Weltmarkt und bei Kalidüngemitteln haben Russland und Weißrussland, wie mir Lukaschenko sagte – ich muss das natürlich überprüfen, aber ich denke, es stimmt -, einen Anteil von 45 Prozent am Weltmarkt. Das ist eine enorme Menge.

Aber der Ernteertrag wird von der Menge an Düngemitteln, die in den Boden eingebracht wird, bestimmt. Sobald klar wurde, dass es keine russischen Düngemittel mehr auf dem Weltmarkt gibt, begannen die Preise für Düngemittel und Lebensmittel sofort zu steigen, denn wenn es keinen Dünger gibt, gibt es auch die benötigten Mengen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht.

Wie bei einer Kette hängt mit eins dem anderen zusammen, und Russland kann da überhaupt nichts für. Unsere Partner haben selbst viele Fehler gemacht, und nun suchen sie nach einem Schuldigen. Russland ist in dieser Hinsicht natürlich der bequemste Kandidat.

Frage: Übrigens wurde soeben bekannt, dass die Ehefrau des Chefs eines unserer größten Düngemittelunternehmen in das neue europäische Sanktionspaket aufgenommen wurde.

Was meinen Sie, wozu das alles führen wird?

Putin: Dazu: die Situation wird sich verschlechtern.

Schließlich haben die Briten und dann die Amerikaner – die Angelsachsen – Sanktionen gegen unsere Düngemittel verhängt. Als die Amerikaner erkannten, was vor sich geht, haben sie die Sanktionen aufgehoben, die Europäer jedoch nicht. Sie selbst sagen in Gesprächen mit mir: Ja, wir müssen nachdenken, wir müssen etwas tun. Aber heute verschlimmern sie die Situation nur.

Das wird die Situation auf den weltweiten Düngermärkten verschlechtern, was bedeutet, dass die Ernte viel bescheidener ausfallen wird, was wiederum bedeutet, dass die Preise nur steigen werden – das ist alles. Das ist eine absolut kurzsichtige, fehlerhafte, ich würde sagen, eine einfach dumme Politik, die in eine Sackgasse führt.

Frage: Aber sie beschuldigen Russland von den hohen Podien aus, dass wir zwar Getreide haben, aber es liegt in ukrainischen Häfen, und Russland erlaubt angeblich nicht, es zu exportieren.

Putin: Das ist ein Bluff. Und zwar deshalb:

Erstens gibt es einige objektive Dinge, über die ich jetzt sprechen werde. Weltweit werden jedes Jahr rund 800 Millionen Tonnen Getreide, Weizen, produziert. Jetzt sagt man uns, die Ukraine sei bereit, 20 Millionen Tonnen zu exportieren. 20 Millionen Tonnen sind 2,5 Prozent der Weltproduktion von 800 Millionen Tonnen. Wenn wir aber davon ausgehen, dass der Anteil von Weizen an der Gesamtmenge der Nahrungsmittel in der Welt nur 20 Prozent beträgt – und das sind nicht unsere Daten, sondern die der UN -, dann bedeutet das, dass diese 20 Millionen Tonnen ukrainischen Weizens 0,5 Prozent ausmachen, also nichts. Das ist das Erste.

Zweitens: 20 Millionen Tonnen ukrainischer Weizen sind der potenzielle Export. Ab heute, und nach Angaben amerikanischer offizieller Stellen, könnte die Ukraine jetzt sechs Millionen Tonnen Weizen exportieren – nach Angaben unseres Landwirtschaftsministeriums sind es nicht sechs, sondern etwa fünf Millionen Tonnen, aber tun wir so, als seien es sechs Tonnen Weizen – und, nach Angaben unseres Landwirtschaftsministeriums, sieben Millionen Tonnen Mais. Wir verstehen, dass das nicht viel ist.

In diesem Landwirtschaftsjahr, 2021/2022, werden wir 37 Millionen Tonnen exportieren und ich denke, dass wir diese Zahl in 2022/2023 auf 50 Millionen Tonnen erhöhen werden. Das nur nebenbei.

Was den Export von ukrainischem Getreide betrifft, so verhindern wir ihn nicht. Und es gibt mehrere Möglichkeiten des Getreideexportes.

Etstens: Bitte schön, exportiert es über die Häfen, die von der Ukraine kontrolliert werden, insbesondere im Schwarzmeerraum, Odessa und die nahe gelegenen Häfen. Wir haben die Zufahrten zum Hafen nicht vermint, das war die Ukraine.

Ich habe allen unseren Kollegen schon oft gesagt: Sollen sie doch die Minen räumen und, bitte schön, die mit Getreide beladenen Schiffe können aus den Häfen auslaufen. Wir garantieren ihnen die friedliche und problemlose Durchfahrt in internationale Gewässer. Es gibt kein Problem, bitte schön.

Sie müssen die Schiffe, die absichtlich versenkt wurden, um den Zugang zu diesen Häfen im Süden der Ukraine zu erschweren, entminen und vom Grund des Schwarzen Meeres heben. Wir sind dazu bereit, wir werden die Minenräumung nicht ausnutzen, um Angriffe von See aus zu starten, das habe ich bereits gesagt. Das ist das Erste.

Zweitens: Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Die Häfen am Asowschen Meer – Berdjansk, Mariupol – stehen unter unserer Kontrolle und wir sind bereit, die reibungslose Ausfuhr, auch von ukrainischem Getreide, über diese Häfen zu gewährleisten. Bitte schön.

Wir haben die Räumung der Minen – die ukrainischen Truppen haben das Gebiet einst in drei Reihen vermint – bereits erledigt, die Arbeiten werden gerade abgeschlossen. Wir werden die notwendige Logistik schaffen. Bitte, wir werden das tun. Das ist das Zweite.

Drittens: Man kann Getreide aus der Ukraine über die Donau und durch Rumänien transportieren.

Viertens: Es geht auch über Ungarn.

Fünftens: Es geht auch über Polen. Ja, es gibt gewisse technische Probleme, denn die Spurweite der Züge ist anders, und man muss die Fahrgestelle wechseln. Aber es ist nur eine Frage von Stunden, und das war’s.

Und außerdem ist der einfachste Weg über Weißrussland. Das ist der einfachste und billigste Weg, denn von dort geht es direkt zu den Ostseehäfen, zur Ostsee und weiter in die ganze Welt.

Dazu müssen jedoch die Sanktionen gegen Weißrussland aufgehoben werden. Aber die Frage geht nicht an uns. Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko formuliert die Frage jedenfalls genau so: Wenn jemand das Problem des Exports ukrainischen Getreides lösen will – wenn es überhaupt existiert -, dann ist der einfachste Weg über Weißrussland. Niemand verhindert das.

Es gibt also kein Problem mit dem Export von Getreide aus der Ukraine.

Frage: Wie könnte die Logistik für die Ausfuhr aus den Häfen aussehen, die unter unserer Kontrolle stehen? Was könnten die Bedingungen sein?

Putin: Es gibt keine Bedingungen.

Bitte, wir sorgen für eine friedliche Durchfahrt, wir gewährleisten die Sicherheit der Zufahrten zu diesen Häfen und wir stellen die Einfahrt ausländischer Schiffe und deren Fahrten im Asowschen und Schwarzen Meer in alle Richtungen sicher.

In den ukrainischen Häfen liegen heute übrigens viele Schiffe fest, ausländische Schiffe, Dutzende von Schiffen. Sie sind dort einfach eingesperrt und die Besatzungen werden übrigens bis heute als Geiseln festgehalten.

Ende der Übersetzung

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Putin über die Gründe für die Lebensmittel- und Energiekrise: „Eine einfach dumme Politik
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4 Kommentare

  1. Wie WP meint…., ist alles, was die Politik so veranstaltet, durch Blödheit in der Politik entstanden…….würde dazu noch berechnende macht- und moneygierige Politik dazu geben….Wenn WP was sagt, ist das ernst zunehmen. Der richtige Ansprechpartner für alles, was passiert, ist WP……Wird vielleicht bald erkannt werden..

  2. Willst du was fragen, dann WP fragen…….äußert er sich viel zu selten, obwohl er sicher am meisten weiß——– Gibt es heute keine Möglichkeit für einen Reg.Chef mehr , den Menschen was mitzuteilen.? Müßten alle Medien sich darum reißen, ihn vor ihre Mikrophone zu kriegen…Was ist denn da die Alternative???

  3. Vielleicht werden die russischen Medien der anglo-zionistischen Bevölkerung des Westens auch deswegen vorenthalten, weil die Russen zunehmend auf Konfrontationskurs zur Fortsetzung der Pseudo-Pandemie gehen?

    Übrigens: Sowohl Lauterbach als auch Cichutek haben denselben irren Gesichtsausdruck wie Drosten, der mich abstößt!

    https://de.rt.com/meinung/140320-gesundheitminister-lauterbach-prognostiziert-vulnerable-gruppen-erneut-vulnerabel/

    https://de.rt.com/europa/140408-zehn-osteuropaische-lander-fordern-eu/

    https://de.rt.com/inland/140356-paul-ehrlich-institut-verweigert-weiterhin-antworten-zu-impfschaeden-bei-kindern/

    https://de.rt.com/inland/140396-bmg-sieht-weiterhin-keinen-bedarf/

  4. Gut für viele, daß es RF gibt. Hat man immer einen Schuldigen für allen Unfug, den man selbst verursacht hat, immer parat… Menschen erzeugen gerne Feindbilder, um sich selbst als Engeln darzustellen und allen Unfug machen zu können.

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