„Putin macht es beim Gold vor“: Wie Deutschland im Finanzbereich souverän werden kann

Alexander Boos (sputniknews)

„Putin macht es vor – holen auch wir unser Gold aus New York und London zurück!“ Nicht nur mit dieser Twitter-Meldung übt Anton Friesen (AfD), Abgeordneter im Bundestag, Druck auf die Bundesregierung aus. „Berlin sollte unser deutsches Staatsgold wieder heimholen“, fordert er im Sputnik-Interview und nennt finanz- und währungspolitische Gründe.

Die Souveränität Deutschlands auf allen Gebieten wiederherzustellen, sei das Ziel der AfD im Bundestag. „Dazu zählt eben auch die Währungspolitik“, sagte AfD-Bundestagspolitiker Anton Friesen gegenüber Sputnik. Vor diesem Hintergrund twitterte er Anfang August folgende Botschaft:

https://twitter.com/DrFriesenMdB/status/1158714478038528002?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1158714478038528002&ref_url=https%3A%2F%2Fde.sputniknews.com%2Fwirtschaft%2F20190824325644431-deutschland-russland-gold-souveraenitaet%2F

„Putin macht es vor – holen auch wir unser Gold aus New York und London zurück! Zu einem souveränen Land gehört auch eine souveräne Währungspolitik.“

Friesen erklärte im Interview den Hintergrund seines Tweets:

Die AfD trete dafür ein, die umfassende Souveränität Deutschlands „wieder herzustellen. Das gilt im Bereich der Währungspolitik genauso wie im Bereich der militärischen und nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit.“ Wenn fremde Nachrichtendienste „einfach so auf deutschem Boden operieren können und US-Atomwaffen immer noch bei uns stehen, dann kann man nur von einer beschränkten Souveränität sprechen. Wenn das deutsche Staatsgold im Ausland lagert – vorwiegend übrigens in New York und in London –, dann ist es so, dass es im Ernstfall, im Krisenfall, Deutschland und der Bundesrepublik entzogen ist. Wenn es zu einer Verschärfung der Euro-Krise kommt und der Euro-Raum zusammenbricht, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, dann brauchen wir Gold als Deckung für eine eventuelle neu einzuführende nationale Währung.“

Bundesbank in Frankfurt: „Von Merkel abhängig“

Sputnik hakte am Freitag bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/Main nach und wollte wissen, wieviel Prozent der deutschen Staatsgold-Reserven mittlerweile wieder in deutschen Tresoren lagern – und wieviel Gold noch im Ausland befindlich ist.

Eine Sprecherin der Bundesbank wies gegenüber Sputnik darauf hin, „dass das Goldlagerstellenkonzept vorsah, dass bis zum Jahr 2020 die Hälfte (50 Prozent) der deutschen Goldreserven in eigenen Tresoren der Bundesbank in Frankfurt am Main lagert. Dieses Ziel wurde bereits vorzeitig im Jahr 2017 erreicht. Damit sind die Goldverlagerungen abgeschlossen.“

Die Bundesbank sei „zwar formal unabhängig, aber natürlich entsprach und entspricht ihre Politik den von der Bundeskanzlerin und damit der Bundesregierung vorgegebenen Richtlinien“, kommentierte daraufhin Friesen die Antwort der bundesdeutschen Finanzinstitution.

„Ich stelle fest: Diese Bundesregierung hat offensichtlich kein Interesse daran, für eine währungspolitische Souveränität Deutschlands die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Das erstaunt mich nicht, da Schwarz-Rot auch beim Wirtschaftsverkehr sowie im militärstrategischen Bereich nichts unternimmt, um die hochgradige Abhängigkeit Deutschlands von den Vereinigten Staaten zu minimieren.“

Wo ist das deutsche Staatsgold?

Bereits im Sommer 2017 gab es öffentliche Diskussionen um das deutsche Staatsgold, das zu großen Teilen noch im Ausland lagert und nach den Vorstellungen vieler Beobachter und Experten nach Deutschland gehört. Sputnik berichtete damals und befragte dazu auch den Bundestagspolitiker und Goldmarkt-Experten Peter Boehringer. Friesen arbeite eng mit dem AfD-Finanz- und Währungsexperten Boehringer im Bundestag zusammen. Dieser hatte einst die Initiative „Holt Unser Gold Heim!“ ins Leben gerufen. Er nannte im Interview dessen aktuelle Zahlen zum Bestand des deutschen Goldes:

„Laut Herrn Boehringer haben wir momentan nur 53 Prozent des Goldes in Deutschland. Wenn man sich das ansieht: Wir haben 1.710 Tonnen in Frankfurt, aber nach wie vor 1.237 Tonnen Gold in New York, und dann sind noch 432 Tonnen des deutschen Staatsgoldes in London. Was interessant ist: Wir haben ja unser Gold aus Paris längst heimgeholt. Bis 2017 wurde unser Gold auch bei unserem engen Verbündeten in Frankreich gelagert. Das haben wir geschafft, und dabei gab es auch keine diplomatischen Krisen und Verwicklungen. Man muss natürlich sagen: Das ist ein längerfristiger Prozess, das wird ein wenig dauern.“





Was haben Putin und Charles De Gaulle gemeinsam?

„Grundsätzlich könnte ich sagen“, zog AfD-Bundestagspolitiker Friesen einen interessanten historischen Vergleich, „dass Charles de Gaulle ein Vorbild ist in dieser Hinsicht. Nur: De Gaulle und seine Aktionen liegen ein paar Jahrzehnte zurück. Er hatte in den 60er Jahren genau das gemacht, was ich und wir als AfD fordern. Er hatte Frankreichs Gold dem Zugriff einer fremden Macht entzogen. Das heißt: Er forderte die Vereinigten Staaten auf, die französischen Dollar-Reserven in Gold einzutauschen – und dieses Gold dann nach Frankreich zu liefern.“ Damals betrieb de Gaulle auch die „Politik des leeren Stuhls“, um Frankreichs Rolle als internationale und europäische Großmacht nach den Trümmern des Zweiten Weltkrieges wiederherzustellen. Oftmals auch gegen starke westliche Interessen wie den USA.

Friesen denkt, die aktuelle russische Gold-Einkaufspolitik unter Präsident Wladimir Putin und die historische Lektion unter de Gaulle passen „in den Kontext und die Ausrichtung, die wir als AfD haben“. Final gehe es darum, mit nationalem Gold sich auch Freiheit von der weltweiten US-Dollar-Dominanz zu erkaufen.

Weltleitwährung Dollar und das Gold

„Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unabhängigkeit von der Leitwährung, dem US-Dollar. In dieser Währung werden übrigens auch die Energiegeschäfte abgewickelt, was Öl und Gas angeht. Es gibt etliche Länder – Russland, China, Iran –, die eben daran arbeiten, diese Dominanz und Hegemonie des Dollars aufzuheben. Es wäre vor diesem Hintergrund auch eine Maßnahme, das deutsche Gold aus den USA zurückzuholen. Das empfiehlt sich.“ Dafür setze sich seine AfD-Fraktion politisch im Bundestag ein.

„Ich würde sogar so weit gehen und den Verkauf von US-Staatsanleihen sowie den Kauf von Gold fordern – wie Russland oder China –, um sich stärker vom US-Dollar zu emanzipieren“, erläuterte der AfD-Politiker. „Das wäre eine weitere Maßnahme im Sinne einer währungspolitischen Souveränität.“

Er nannte das Scheitern des alten Weltfinanzsystems, des Bretton-Woods-Systems. Dieses hatte in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg – auch durch teilweise gold-gedeckte Währungen – der Weltwirtschaft eine gewisse Stabilität verliehen. Mit der Aufhebung des Gold-Standards durch US-Präsident Richard Nixon („Nixon-Schock“) 1971 ging dieses System krachend unter.

„Das wiederum hat dazu geführt, dass die Finanz-Spekulation rasant zunahm. Diese riesige Finanzblase ist immer weiter angewachsen. Ökonomische Krisen kamen in immer kürzeren Zeitabständen. Wenn wir eine globale Stabilität wollen, dann müssen wir darüber nachdenken, wie wir das wieder ins Lot bekommen.“ Gold sei hierbei die beste Lösung.

Große Banken und „Master Card“: Die Gold-Gegner

Doch es gebe „große, einflussreiche“ Kräfte, die das wert-ungedeckte Geld weiter beibehalten oder gar ganz abschaffen wollen. Die kein Interesse daran haben, mit dem Edelmetall Gold Währungen in ihrem Wert zu decken und so zu stärken. Weil dies eben die unbegrenzte Spekulation stoppen würde. Das würde einen Finanzzweig treffen, der genau durch Spekulationen mit „Geld aus dem Nichts“ Milliarden scheffelt.

Zu diesen „Gold-Gegnern“ zählt der AfD-Abgeordnete die Kreditkarten-Anbieter „Visa“ und „Master Card“ und internationale Groß-Banken. „Diese arbeiten sowieso auf die bargeldlose Gesellschaft hin, und die werden ganz sicher massiv dagegen vorgehen. Man darf die Macht solcher Konzerne und auch von international operierenden Banken nicht unterschätzen.“

Letztlich bleibe es Aufgabe eines jeden ernsthaften Politikers, der die volle Souveränität Deutschlands anstrebe, diese auch in den Bereichen Währung und Finanzen durch Gold-Rückhol-Aktionen wiederherzustellen.

Das Radio-Interview mit Dr. Anton Friesen (AfD) zum Nachhören finden Sie hier.

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„Putin macht es beim Gold vor“: Wie Deutschland im Finanzbereich souverän werden kann
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2 Kommentare

  1. „Die Souveränität Deutschlands auf allen Gebieten wiederherzustellen, sei das Ziel der AfD im Bundestag.“
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    Ich wußte gar nicht, daß die AfD-ler an Realitätsverlust leiden:
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    Auch Kurt-Georg Kiesinger, der dritte Bundeskanzler der BRD, nahm
    diesbezüglich kein Blatt vor den Mund und sagte im Spiegel am 21.05.1958,
    Zitat: „Wir sind doch faktisch ein Protektorat der Vereinigten Staaten.

    „Deutschland ist ein besetztes Land und wird es auch bleiben“, diesen
    Satz sagte der US amerikanische Präsident Barack Obama am 5. Juni
    2009 während eines Besuchs auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein.

    Eine Bestätigung für diese Aussage kam unter anderem von Wolfgang
    Schäuble, der 2011 sagte: „Und wir in Deutschland sind seit dem 8.
    Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt mehr voll souverän gewesen“.

    „Deutschland ist ein amerikanisches Protektorat und ein tributpflichtiger Vasallenstaat“

    Zbigniew Brzezinski

  2. "Man darf die Macht solcher Konzerne und auch von international operierenden Banken nicht unterschätzen", weil sie tatsächlich über ihre Agenten die Welt beherrschen.

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