Politisch motivierte Diagnosen: Was in Deutschland über die Charite nicht berichtet wurde

von Thomas Röper (anti-spiegel)

Das russische Fernsehen hat über sehr interessante Informationen über die Berliner „Charite“ berichtet, die zu überprüfen recht aufwändig war, aber sie haben sich als wahr herausgestellt. Und sie zeigen ein recht erschreckendes Bild über politische Macht in Deutschland.

Die „Charite“ wird immer wieder politisch instrumentalisiert, das ist bekannt. Unvergessen ist Julia Timoschenkos Bandscheibenvorfall, als sie in der Ukraine im Gefängnis gesessen hat. Damals wurde sie immer wieder von Ärzten der „Charite“ besucht. Geleitet wurde das Team von Dr. Lutz Harms, einem Neurologen der „Charite“. Die Presse zitierte ihn damals mit schockierenden Aussagen darüber, dass Julia Timoschenko dauerhaft behindert bleiben würde, wenn sie nicht schnellstmöglich in Berlin operiert wird.

Als Timoschenko dann nach dem Maidan aus der Haft kam, war plötzlich keine Operation mehr nötig und nachdem sie noch für eine kurze Zeit im Rollstuhl aufgetreten ist, ging es ihr dann sehr schnell wieder gut. Ich würde Herrn Dr. Harms gerne mal zu dieser Wunderheilung befragen.

Dr. Harms, so berichtete das russische Fernsehen am Sonntag inklusive der entsprechenden Filmaufnahmen, hat es sich in Kiew gut gehen lassen. Er bekam Einladungen in den VIP-Bereich bei der damals laufenden Fußball-EM in Kiew, jedes Ticket kostete ca. 8.000 Euro, und als „Dolmetscherin“ diente ihm in seiner Freizeit eine frühere Misswahl-Gewinnerin und Nacktmodell, die gar kein Deutsch spricht. Darüber ist in Deutschland kaum etwas zu finden, lediglich ukrainische und russische Medien haben seinerzeit berichtet, übrigens auch auf Deutsch.

Aber das ist nicht der einzige derartige Fall. Am Sonntag hat das russische Fernsehen im Zuge der Berichterstattung über den Fall Navalny auch über andere, höchst merkwürdige Fälle der Vergangenheit berichtet, bei denen westliche Kliniken mit Diagnosen zur Stelle waren, die nie von unabhängiger Seite bestätigt wurden. Der russische Fernsehbericht dauerte fast 20 Minuten, ich habe den – in meinen Augen – für das deutsche Publikum interessanten Teil (Minute 3.40 bis 11.50) übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Um ehrlich zu sein, ist es wirklich schwer, westlichen Kliniken zu glauben. Sie haben mehr als einmal gelogen. Auch die Berliner Klinik „Charite“. Das vielleicht schillerndste Beispiel für politisch motivierte Lügen der „Charite“ ist ihre Teilnahme an dem Spiel um Julia Timoschenko, als sie unter Präsident Janukowitsch wegen Gasverträgen mit Russland im Gefängnis saß. Er hätte sie nicht einsperren müssen, aber Janukowitsch sagte, wie sich seine Mitarbeiter erinnern, nachdem er noch einmal „Der Pate“ geschaut hatte: Julia muss sitzen!

Als Julia saß, dachte sie sich, dass der einzige Weg, um aus dem Gefängnis zu kommen, wäre, krank zu werden. Aber da Timoschenko vor ihrer Verhaftung Zehn-Kilometerläufe machte, über die ganze TV-Berichte gesendet wurden, war es nicht einfach, in dem gesunden Körper nach schweren Krankheiten zu suchen. Julia begann, über unerträgliche Rückenschmerzen zu klagen. Kiewer Ärzte untersuchten sie, fanden eine kleine Osteochondrose und einen leichten Ischias.

Ärzte der Berliner Charite wurden zu Hilfe gerufen. Sie kamen und sprachen wichtig aussehend von einer sehr ernsten Diagnose, die eine dringende Operation an der Wirbelsäule notwendig machen würde, natürlich in Deutschland. Von Timoschenko wurde als Beweis ein Video veröffentlicht, auf dem die Gefangene kaum in ihrer Zelle gehen kann, sie braucht dafür einen Rollator. Aber ein Detail zeigt, dass sie simuliert: die Patientin, die an „unmenschlichen“ Schmerzen in der Wirbelsäule leidet, trägt dabei High Heels. Wir schauen es nochmal an. Hier ist sie – gebrechlich und unglücklich. Sie trägt ein hautenges Kleid, ist perfekt frisiert und läuft auf High Heels. Aber wir achten auf das falsche. Der Plan war ja, zu zeigen, wie sie mit letzter Kraft und unter größten Schmerzen nur mit Hilfe eines Rollators laufen kann und daher die Gefängniszelle dringend gegen ein Krankenzimmer in der „Charite“ tauschen muss.





Der Assistent des damaligen ukrainischen Ministerpräsidenten Nikolai Asarow war Sergej Savotny. In die Geschichte um Timoschenko war er tief eingebunden, und da sein Aufgabenbereich internationale Fragen umfasste, sind die Angelegenheit der Ärzte der „Charite“ über seinen Schreibtisch gegangen.

„Und dann wurde die deutsche Klinik „Charite“ zu einem Schlüsselteilnehmer dieser grandiosen Performance, dieser mit Geld arrangierten Show, das ist sehr wichtig, mit dem Geld der deutschen Steuerzahler arrangierten Show. Die „Charite“ ist eine staatliche Klinik und die Ärzte, die zu uns kamen, waren nicht einfach Ärzte, es waren Koryphäen, berühmte Menschen. Lutz Harms zum Beispiel ist einer der besten Ärzte, Anett Reißhauer auch. Das heißt, das sind solide, hochdekorierte Biographien. Und dann stellte sich heraus, dass diese besten Ärzte der Klinik „Charite“ auf Kommando tanzen und an dieser Show teilnehmen. Die Aufführung von Timoschenkos falscher Diagnose, ein Stück, das arrangiert wurde, um sie nach Berlin zu bringen“, sagte der Politikwissenschaftler Savotny.

Es ist klar, dass die höchsten deutschen Politiker entsprechende Erklärungen abgegeben haben und dass die gesamte deutsche Presse den brutalen „Diktator“ Janukowitsch verurteilte. Die Kampagne lief viele Monate. Und die ganze Zeit über hat die Klinik „Charite“, viele ihrer Ärzte, einschließlich des Chefarztes, schamlos öffentlich gelogen, offenbar auf Anordnung von ganz oben. Und in Kiew wurden sie bestens „empfangen“.

„Die Ärzte der „Charite“ waren wegen der Tatsache, dass sie so oft nach Kiew fliegen mussten, offen gesagt, etwas müde. Sie sind auch Menschen, sie mussten wichtig aussehen und Pressekonferenzen geben. Natürlich wollten sie sich auch irgendwie entspannen. Und so entspannte sich Dr. Lutz Harms in Kiew: Er fuhr mit einer Yacht, aber nicht allein, sondern begleitet von einem der schönsten Mädchen der Welt, der ehemaligen Miss World Teilnehmerin Furdychko, eine – wie man so sagt – Frau mit einer reduzierten sozialen Verantwortung“, sagte Sergej Savotny. (Anm. d. Übers.: „Frau mit reduzierter sozialer Verantwortung“ ist auf Russisch die gängige Umschreibung für Prostituierte)

Und das ist die Yacht und das ist Maria Furdychko, die stolz alles auf ihrer Facebook-Seite gepostet hat. Neben ihr sitzt Dr. Lutz Harms von der Berliner Klinik „Charite“, während seiner Dienstreise nach Kiew, bei der er die angeblich „schreckliche“ Diagnose von Julia Timoschenko noch einmal bestätigen sollte. Maria Furdychko wurde damals als „Übersetzerin“ des Arztes vorgestellt, allerdings spricht sie kein Deutsch, sondern hat auf ihre anderen Stärken gesetzt. Diese Stärken hat Furdychko im Männermagazin XXL gezeigt. Es ist klar, dass den Ärzten der Berliner Klinik „Charite“ solche Geschenke bei Dienstreisen nach Kiew gefallen haben, obwohl auf der offiziellen Website der „Charite“ etwas Erhabeneres zu lesen ist: „Die „Charite“ fühlt sich einem ethisch fundierten Umgang mit medizinischen Forschungsergebnissen gegenüber Gesellschaft verpflichtet.“

Aber trotzdem.

„Wie Dr. Lutz Harms sich benommen hat, er ist ja nicht nur angereist und hatte nicht nur Spaß mit einem der schönsten Fotomodelle, sondern war auch Gast der Fußball-Europameisterschaft, die damals in der Ukraine stattfand. Er hatte Karten für die VIP-Loge, mit VIP-Service, die etwa 8.000 Euro gekostet haben, die irgendjemand bezahlt haben muss, der Arzt hat solche Mittel nicht“, sagte Sergej Savotny.

Als das ukrainische Video mit dem Arzt der „Charite“ im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, wurde der Bericht sofort entfernt und einfach nie wieder ausgestrahlt. Die „Charite“ hat Dr. Harms dann nicht mehr in die Ukraine geschickt. Danach kamen andere, die vorsichtiger waren.

Noch ein Nachwort? Janukowitsch hat Julia nicht freigelassen. Als im Februar 2014 nach dem Staatsstreich in Kiew das Gefängnis geöffnet wurde, erschien Timoschenko, die ihre Rolle weiterspielte, im Rollstuhl auf der Bühne des Maidan. Daran erinnern wir uns. Nachdem sie aus dem Gefängnis heraus war, verzichtete sie schnell auf die Requisiten. Sie brauchte auch keine Operation. Jetzt geht es ihr, nach der überstandenen Corona-Infektion, gut.

Und was ist mit Dr. Harms von der „Charite“? Bei einem späteren Besuch in Berlin erinnerte sich Sergej Savotny an den Arzt: „Ich habe einen guten Freund getroffen, einen ziemlich bekannten deutschen Journalisten. Und er erzählte mir eine sehr interessante Geschichte. Es stellt sich heraus, dass er Dr. Lutz Harms zu seinen Rückenerkrankungen konsultiert hat. Natürlich konnte er nicht anders, als die Frage zu stellen, wie dieses Kiew-Epos geendet hat. Als Harms ständig in Kiew war, war es schwer, einen Termin bei ihm zu vereinbaren, er war auf allen TV-Bildschirmen, er wurde ein Star. Der Arzt winkte ab, lachte und sagte: Es war eine lustige Geschichte, es gab keine tödliche Wirbelsäulenerkrankung bei Julia Timoschenko, es gab eine Osteochondrose, es war behandelbar, eine Operation war nicht notwendig, wissen Sie, wir sind Untergebene. Er winkte ab und lachte.“

Das heißt, die Klinik „Charite“ ist eine Untergebene. Und Diagnosen gibt es auf Befehl von oben. So wie jetzt auch.

Und hier ist noch eine andere Geschichte, aus meiner persönlichen journalistischen Erfahrung. Für mich ist diese Geschichte mit dem pseudo-vergiftenden Navalny ein regelrechtes Déja vu. Man möchte sich kneifen. Schließlich wurde diese Technik der Pseudo-Vergiftung schon früher politisch eingesetzt. In der Ukraine. Bei Viktor Juschtschenko.

Das war Ende 2004. Ich habe damals in Kiew für den ukrainischen Fernsehsender ICTV gearbeitet. Die Orange Revolution. Präsidentschaftswahlen. Janukowitsch ist Kutschmas Nachfolger. Juschtschenko ist für die „Orangenen“, aber Chancen auf den Wahlsieg hatte er nur dank der Geschichte mit seiner angeblichen „Vergiftung“. Juschtschenko wurde in die österreichische Klinik Rudolfinerhaus in Wien geschickt. Angeblich wurde er mit Dioxin vergiftet und natürlich war Russland schuld. Es gab viele Unklarheiten, Ungereimtheiten, Schweigen und Lügen in dem Fall. Es war nur schwer zu ertragen.





Das Team der österreichischen Klinik, in der Juschtschenko mit entstelltem, geschwollenem Gesicht lag, war gespalten. Der Präsident der Wiener Klinik Rudolfinerhaus, Michael Zimpfer, und sein ukrainischer Assistenzarzt Nikolai Korpan berichteten von der Dioxinvergiftung. Ersterer auf politische Weisung von oben, Letzterer wegen seiner Sympathien für die „Orangenen“.

Währenddessen schwieg der Chefarzt der Klinik, Lothar Wicke, weil er – wie es mir schien – nicht bereit war, seinen Ruf mit der Vergiftungsdiagnose zu schädigen. Ich stieg damals ins Flugzeug und flog für ein großes Interview zu dem ehrlichen Dr. Lothar Wicke. In dem Interview sagte er mir ganz ehrlich und offen, dass es keine Vergiftung gegeben hat.

Gleichzeitig mit mir war Petro Poroschenko in Wien, der die Klinik regelrecht stürmte, an die Türen der Ärzte klopfte, drohte und bestach und verlangte, die Vergiftung zu bestätigen.

Unterdessen reisten Reagenzgläser mit Juschtschenkos Blut um die ganze Welt und verschiedene unabhängige Laboratorien bestätigten – wie jetzt auch -, darin Dioxin gefunden zu haben, wie CNN und die BBC einvernehmlich berichteten.

Der ehrliche Chefarzt der Klinik Rudolfinerhaus, Lothar Wicke, wurde nach unserem Interview gefeuert und der Presse wurde befohlen, Dr. Wicke zu vergessen.

In Kiew heizte die Version von Juschtschenkos Vergiftung die „orangene Revolution“ an, bei den Präsidentschaftswahlen fand eine verfassungswidrige dritte Runde statt, in der Juschtschenko Janukowitsch mit minimalem Vorsprung besiegte und mit 51 Prozent gewann. Die Ukraine änderte ihren Kurs und schlug einen anti-russischen Weg ein.

Und Juschtschenkos Vergiftung? Sie wurde nie bewiesen, denn selbst als Präsident weigerte er sich, verfahrenstechnisch korrekt Blut zu spenden, in dem, wenn er tatsächlich vergiftet worden wäre, Spuren von Dioxin zu finden gewesen sein müssten.

Die Entstellung seines Gesichts kam, wie die Untersuchungskommission des Parlaments später herausgefunden hat, durch eine fehlerhafte kosmetische Behandlung mit Stammzellen, sowie durch eine seltsame Diät, bei der nach der kosmetischen Prozedur ein herzhaftes Abendessen in der Sauna mit Cognac, Bier, Selbstgebranntem, Krebsen, Schmalz und Trauben folgte.

Und wie kann man europäische Kliniken und Laboratorien nach solchen Geschichten auf´s Wort glauben? Das alles hatten wir schon mal. Und man kann sich nur wundern, dass sie von uns wieder scheinheilig fordern, ihnen zu glauben und zu „gestehen“.

Ende der Übersetzung

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Politisch motivierte Diagnosen: Was in Deutschland über die Charite nicht berichtet wurde
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2 Kommentare

  1. Jeder , der noch glaubt das das Gesundheitswesen etwas mit Gesundheit zu tun hat, sollte schnellstens in die Klapse!

    Es geht nur darum, Menschen krank zu machen und krank zu halten. In diesem Zustand wird die dicke Kohle verdient. deshalb wurden auch die natürlichen Heilweisen zerstört!

    9 Tonnen Medikamente werden jedes Jahr verordnet. Wer glaubt das das für  die Gesundheit ist, ist ein wirklicher Einfallspinsel!

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