Panik auf dem Bondmarkt

von Michael Winkler (454. Pranger)

Bonds, das ist die amerikanische Bezeichnung für Anleihen. Der Bondmarkt ist also der Markt für Anleihen. Wobei man von einem großen, weltweiten Anleihemarkt sprechen kann, aber auch von regionalen oder nationalen Märkten. Und was ist eine Anleihe? Eine Anleihe ist eine handelbare Schuldverschreibung. Wobei das „handelbar“ Privatpersonen weitgehend ausschließt. Ich, Friedrich Wilhelm von Reineke, kann zwar ein Darlehen aufnehmen, aber keine Anleihe auflegen. Meine Friedrich Wilhelm von Reineke GmbH hingegen kann als Unternehmen eine solche Anleihe herausgeben.

Eine kleine GmbH aus Nordoosterstedt wird allerdings nicht auf „dem“ Bondmarkt auftreten, also nicht in New York, London, Singapur oder Tokio gehandelt, sondern in Hamburg und Hannover, außerdem wird die lokale Sparkasse diese Anleihen der Oma Tüttelbek empfehlen. Anleihen sind Zinspapiere, sie haben eine Rendite, die sich aus Kurs und Zinsen zusammensetzt. Wenn Sie eine Anleihe zu 95 Euro kaufen, die nach einem Jahr zwar keine Zinsen auszahlt, aber für 100 Euro zurückgekauft wird, haben Sie (runde) 5,25% Rendite erzielt. Das gleiche Ergebnis erhalten Sie, wenn Sie zu 100 Euro kaufen und dafür 5,25% Jahreszins erhalten.

Die Rendite wiederum setzt sich aus zwei Teilaspekten zusammen: Den Verzichtsausgleich und dem Risikoaufschlag. Sie verzichten für jene Zeit, in der Sie das Geld in eine Anleihe stecken, auf eine andere Anlagemöglichkeit. Sie geben Ihr Geld aus der Hand und bekommen dafür eine Prämie, die landläufig als Zinsen bezeichnet wird. Der Risikoaufschlag berücksichtigt, wie gut die Friedrich Wilhelm von Reineke GmbH als Schuldner ist. Hat sie in der Vergangenheit immer vorblidlich alle Schulden bedient und zurückbezahlt, genießt sie beste „Bonität“ und bezahlt einen sehr geringen Risikoaufschlag. Diese Bonität ist die Güte, die Qualität eines Schuldners. Die Hallodri & Schwindler GmbH & Co KG hat einen nicht ganz so guten Ruf, deshalb muß sie einen deutlich höheren Zinssatz bieten. Bei Reineke erhalten Sie 5,25%, dafür Ihr Geld auch unter Garantie zurück, bei Hallodri & Schwindler bekommen Sie 12,5% Zinsen – und womöglich ist Ihr Geld verloren.

Die Schuldner, also die Emittenten einer Anleihe, erhalten eine Bonitätsnote. Diese geht von AAA (Bestnote) bis D (Bankrott), wobei die Stufen dazwischen von Ratingagentur zur Ratingagentur unterschiedlich ausfallen. Persönlich vergebe ich noch zwei weitere Bewertungen: FoB (Faß ohne Boden) und BH (Black Hole / Schwarzes Loch), die sich voneinander nur geringfügig unterscheiden. Die größten Akteure auf den Bondmärkten sind die Staaten, vorzugsweise die immer geldbedürftigen Demokratien.

Der ständige Geldbedarf gehört zu den Geburtsfehlern der Demokratie. Ein Volldemokrat kann seine Chancen auf Wiederwahl dadurch erhöhen, daß er seinen Wählern Geschenke macht. Das sind leider keine Blumensträuße zum Muttertag, die wären preiswert. Die Geschenke der Volldemokraten sind Umgehungsstraßen, Bahnhöfe, Konzerthallen und andere Großprojekte, die viel Geld kosten. Geld aber liegt nicht so einfach herum, das muß irgendwo geliehen werden. Im Prinzip läuft das genauso, wie bei einem normalen Bürger, der sich für 20.000 Euro eine Einbauküche leistet und diese auf Raten abzahlt. Mit einem kleinen Unterschied: Sie als Verbraucher zahlen an Ihrer Einbauküche, bis Sie den letzten Cent getilgt haben. Die Damen und Herren Volldemokraten hingegen sind nicht mehr im Amt, wenn die von ihnen aufgenommenen Schulden fällig werden. Ganz davon abgesehen, sind deren Wohltaten keine Geschenke, sondern Zahlungsverpflichtungen, die diese Herrschaften im Namen der Bürger eingehen – und am Ende zahlen die Bürger, deren Kinder und Kindeskinder.

Ist das schon schlimm genug – Sie kreuzen bei den Wahlen, also der einzigen Veranstaltung der ganzen Demokratie, bei der Sie tatsächlich gefragt werden, einen Volltrottel an, den Parteifunktionäre Ihnen vorsetzen, und dieser Dreckskerl hat nichts Besseres zu tun, als Schulden aufzunehmen, die noch die Enkel Ihrer Urenkel bezahlen müssen – ist das nur der sichtbare Teil der Wahrheit. Wie bei einem Eisberg liegt der größere und gefährlichere Teil unsichtbar unter der Wasserlinie. Die Volldemokraten zahlen ihre Schulden nämlich nie zurück. NIE! Mit dem Geld, das Schulden tilgen könnte, lassen sich genausogut weitere „Geschenke“ finanzieren, und diese „Geschenke“ sorgen für die Wiederwahl. Für diese Wiederwahl tun die Volldemokraten alles, wirklich alles.

Sämtliche Demokratien haben die Bonität FoB. Ob ein Herr Noch-Finanzminister Schäuble pro Jahr 15 oder 150 Milliarden neue Schulden aufnimmt, diese NEUEN Schulden sind ein Bruchteil dessen, was er tatsächlich bei den Finanzmärkten an Schulden aufnimmt. Sämtliche Altschulden, die fällig werden, werden nicht durch angespartes Geld getilgt, sondern durch neu aufgenommenes Geld verlängert. Eine zehnjährige Bundesanleihe, die 2003 ein Hans Eichel aufgenommen hat, wurde durch Wolfgang Schäuble dadurch „getilgt“, daß er 2013 eine neue Anleihe aufgelegt hat, mit deren Einnahmen er die Eichelsche Anleihe ausbezahlt hat. Dadurch entstehen keine NEUEN Schulden, da nur die alten, schon bestehenden Schulden weitergeführt werden.

Bislang ist es den Finanzministern der BRD immer gelungen, genug neues Geld an den Finanzmärkten aufnehmen zu können, um die Altschulden zu bedienen und neue Schulden aufzutürmen. Bislang! Bis jetzt hat es funktioniert, wer Staatsanleihen gekauft hat, bekam sein Geld zurück und konnte mit diesem Geld neue Staatsanleihen kaufen. Lebensversicherungen haben mit dieser Taktik jahrzehntelang gute Renditen für ihre Kunden und hohe Gewinne für das Unternehmen erwirtschaftet.

Seit Menschengedenken – was nicht viel heißt, da Menschen sehr vergeßlich sind – waren Staatsbankrotte etwas, das man mit Simbabwe verbunden hat, mit Staaten, in denen irgendwelche Neger-Diktatoren die Staatskasse für ihren Klan und ihre Günstlinge geplündert haben. Spätestens seit Griechenland wissen wir, daß Neger-Diktatoren weder Neger noch Diktatoren sein müssen, hellhäutige gewählte Volldemokraten greifen genauso in die Staatskasse, um ihren Klan und ihre Günstlinge zu finanzieren. Griechenland hat mittlerweile den Übergang von FoB zu BH geschafft – dort verschwindet das Geld nicht nur, es wird auch noch per Schuldenschnitt vernichtet.

Noch sind es Kleinstaaten, die auf dem Bondmarkt für Unruhe sorgen. 3.000 Jahre Kultur interessieren den Bondmarkt nicht, wenn das nur zehn Millionen Menschen betrifft, die nur eine überschaubare Wirtschaft zustande gebracht haben. Spanien, Italien, Frankreich – das wären die Schwergewichte, die den Bondmarkt erschüttern. Und der GAU, der größte anzunehmende Unfall: die USA.

Nun trifft es sich gut, daß die USA gerade auf die Zahlungsunfähigkeit zusteuern. Bis zum Ablauf des 17. Oktober muß der Kongreß entweder die Schuldenobergrenze angehoben haben, oder die USA können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Das heißt, genau der Mechanismus, der im Augenblick dafür sorgt, daß die Demokratien immer genug Geld zum Verschwenden zur Verfügung haben, bricht zusammen. Die USA können nicht mehr umschulden, also neues Geld aufnehmen, um alte Schulden zu bedienen.

Damit wäre sie da, die Panik auf dem Bondmarkt.

Panik auf dem Bondmarkt heißt, verkaufen um jeden Preis. Wenn ich weiß, daß Hallodri & Schwindler nächste Woche in Konkurs gehen, verkaufe ich meine Firmenanleihe unter Wert. So rette ich 80 von 100 Euro, die ich sonst als Totalverlust abschreiben müßte. Falls Ihnen der Name Kostolany etwas sagt: der gescheite alte Jud (Eigenwerbung) hat Anleihen des Deutschen Reiches weit unter Wert gekauft, in der Hoffnung, die BRD würde diese schließlich anerkennen und bedienen. Seine Spekulation ist aufgegangen.

Also, wir schreiben den 18. Oktober 2013 und die USA sind zahlungsunfähig. Was passiert? Es muß nicht zwangsläufig zur Panik kommen. Die USA verlieren ihre Bestnote, doch als Demokratie war diese ohnehin nie gerechtfertigt. Auf neue Anleihen müssen die USA höhere Zinsen bezahlen und der Dollar wertet ab. Ob es nun ein paar Tage oder ein paar Wochen dauert, der Kongreß hebt die Schuldenobergrenze schließlich an, weil Obama ein paar Kröten geschluckt hat, damit sind die USA wieder in der Lage, ihre Schulden zu bedienen. Das ist nicht anders als ein Bankkunde, der wegen eines kurzfristigen Engpasses drei Monate mit seinen Hypothekenraten aussetzt. Wenn er rechtzeitig mit seiner Bank redet, geht das praktisch immer. Die Bank – und der Bondmarkt – ist daran interessiert, daß der Kunde im Geschäft bleibt, da kommt man ihm lieber ein klein wenig entgegen.

Wie sähe die realistische Panik aus? Die Risiko-Aufschläge gehen rasant in die Höhe! Eine fünfjährige Anleihe, die zum Kurs von 90,573 verkauft wird, steigt damit um 2% in der Rendite. Zum Kurs von 78,353 wäre ihre Rendite sogar um 5% höher. Werden die alten Anleihen der USA mit solchen Kursabschlägen gehandelt, dann müssen neue Anleihen diese Rendite wiederspiegeln. Die USA können also nicht mehr 1,5% für fünf Jahre bieten, wenn Altanleihen dank des Kursverfalls 6,5% bieten. Die USA müßten also in Zukunft höhere Zinsen bezahlen. Sie sind damit dem Bankrott näher gekommen, eingetreten ist er jedoch noch nicht. Eine zeitweise Zahlungsunfähigkeit ist ein Engpaß, kein Bankrott.

Höhere Zinsen bedeuten, daß die Schuldenobergrenze schneller und schneller nach oben gesetzt wird. Und sie bedeuten, daß auch andere Länder höhere Zinsen zahlen müssen. Das betrifft auch Merkeldeutschland, denn warum sollte jemand 0,8% akzeptieren, wenn woanders bei gleicher fundamentaler Ausfallsicherheit 5,5% geboten werden? Ein halbes Prozent höhere Zinsen – bei einer Staatsverschuldung von 2.100 Milliarden Euro sind das bereits 10,5 Milliarden Euro, die zusätzlich aufgenommen werden müssen. Zusätzlich zu den Altschulden, zusätzlich zur regulären Neuverschuldung.

Für uns, im alltäglichen Leben, hat sich nichts geändert! Es geht weiter bergab, es geht stetig bergab, es geht nur plötzlich etwas schneller bergab als vorher. Der 18. Oktober wird nicht zum Weltuntergang, auch wenn die USA zeitweise zahlungsunfähig werden sollten. Dieses Datum erhöht jedoch den Druck auf die Regierenden, und dieser Druck könnte zu unerwünschten Reaktionen führen. Gerade Demokratien sind in dieser Hinsicht sehr anfällig, da deren Politiker ihre Wähler irgendwie bei Laune halten müssen. Franklin Delano Roosevelt hat es nicht geschafft, sein Land aus der Depression zu führen, nicht mit der Dollar-Abwertung, nicht mit dem „New Deal“. Erst der zweite Weltkrieg hat den USA wieder auf die Beine geholfen, deshalb hat das Roosevelt-Regime sich hinter den Kulissen als intensiver Kriegstreiber betätigt.

Barack Obama schaut heute schon sehr oft wie eine zornige Ratte. In die Enge getrieben, werden Ratten zu ungeahnten Aktionen fähig, werden zu todesmutigen Kämpfern. Zudem ist der angeblich mächtigste Mann der Welt eine Marionette, die fest an den Schnüren jener hängt, die aus dem Hintergrund heraus steuern. Diesen Leuten sind Menschenleben gleichgültig, und wenn ein Krieg mit Milliarden Toten sie an der Macht hält, werden sie ihn beginnen. Deshalb ist der wachsende Druck gefährlich.

Der schlimmste Fall wäre eine „Rothschild-Panik“. Diese hat besagter Rothschild in London entfesselt, als er verbreiten ließ, Napoleon habe bei Belle Alliance gewonnen. In London haben viele reiche Leute den Kopf verloren und um jeden Preis verkauft. Rothschild mußte sich nur noch bücken und alles aufheben und einsammeln, was keiner mehr haben wollte. Gewissermaßen hat er das getan, was auch Kostolany zu Reichtum verholfen hat. Das „Ätsch, Ätsch, reingelegt!“ wird diesmal viel länger dauern, denn die Finanzmärkte sind heute weitaus instabiler als 1815.

Wenn die US-Staatsanleihen um jeden Preis auf den Markt fliegen, dann gibt es nur eine Institution, die noch eingreifen kann: die Federal Reserve Bank. Sie kann genug Dollar „drucken“, um alle Anleihen aufzukaufen, doch um den Preis des stabilen Dollars. Das Kartenhaus der Weltfinanzen wird dadurch einstürzen, denn dieser Dollarschwemme wird ein Verfall der Währung folgen. Aber auch da gibt es Beispiele, daß ein solcher Verfall nicht schlagartig eintritt. Die Inflation im Deutschen Reich hat von 1919 bis 1923 benötigt, um die Finanzen völlig zu zerrütten. Ob die Unze Gold nun 2.000, 5.000 oder 10.000 Dollar kostet, die USA können noch weiterwursteln.

Mit der Dollarschwemme werden die Welthandelsströme zusammenbrechen. Seit Nixon die Goldbindung aufgehoben hat, ist der Dollar die Ölwährung geworden, gedeckt durch US-Army, US-Navy, US-Air Force und US-Marines. Ein wertloser, verfallender Dollar vernichtet das Vermögen der Ölscheichs, die sich deshalb nach anderen Zahlungsmitteln umtun müssen. Und die Kampfmoral der Soldaten dürfte nicht gerade die allerhöchste sein, wenn der Sold rapide an Wert verliert.

Der Dollar reißt die anderen Währungen mit in die Tiefe, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung. Drei Werte sind dabei Indikatoren: Der Dollar, der Euro und das Gold. Zuerst wird der Dollar gegenüber Euro und Gold gleichzeitig fallen, der Euro gegenüber dem Gold nur moderat. In der zweiten Phase fällt der Dollar gegenüber dem Euro langsamer, beide aber relativ schnell gegen Gold. Die Zeit für die Währungsreform ist gekommen, wenn Dollar und Euro gegeneinander stabil sind und das Gold in luftige Höhen enteilt ist. Die Welt wird neu geordnet werden…

Vom Schwarzen Freitag an der Wall Street bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs in Europa hat es noch knappe zehn Jahre gedauert. Der Tag, der alles verändert hat, war für Deutschland zunächst ein fernes Ereignis, das erst am 13. Juli 1931 mit dem Zusammenbruch der Danat-Bank richtig durchgeschlagen ist. Danach entfaltete die weltweite Depression auch bei uns ihre zerstörerische Wirkung.

Am 18. Oktober mag gar nichts geschehen, die Bondmärkte mögen gelassen reagieren, mit sanfter Panik oder mit entfesselter Panik – bis sich das auf uns auswirkt, wird es einige Zeit dauern. Wer jedoch einen leeren Heizöltank besitzt oder überzähliges Geld herumliegen hat, sollte den Tank füllen und das Geld in Gold oder Silber umtauschen. Öl und Edelmetalle werden am sensibelsten reagieren. Ein wenig Bargeld im Haus ist ebenfalls ratsam. Geschlossene Supermärkte und Hungeraufstände in Merkeldeutschland wird es im Oktober 2013 jedoch nicht geben. Auch Ihren Arbeitsplatz werden Sie nicht gleich verlieren, selbst im schlimmsten aller Fälle. Vielleicht zum 31. März 2014, bestimmt nicht zum 31. Oktober 2013.

Selbst wenn später in den Geschichtsbüchern steht, daß der 17. Oktober das Ende einer Epoche markiert, werden diesem Datum noch andere folgen, die uns alle dem Abgrund einen weiteren Schritt näher bringen. Er wird der Beginn einer Entwicklung sein, die längst im Gange ist – und nur diejenigen überrascht, die sich weigern, das zu sehen, worauf die Welt zusteuert.

© Michael Winkler

 

 

 

 

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