Noch einmal Blackout!!!

Immer wieder zeigt sich, dass viele Entscheidungsträger die Tragweite eines weitreichenden Infrastrukturausfalls infolge Blackout total unterschätzen.

Durch Nichtfürmöglich-Halten oder Verweigerung das Problem zur Kenntnis nehmen zu wollen wird die Grundlage dafür gelegt, dass ein solches Ereignis weitaus schlimmer ausfällt, als es sein müsste. Angesichts der hoch komplexen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen kommt man mit keinem Masterplan weiter.

Der erste und wichtigste Schritt wäre die Erfassung des Gesamtproblems. Aber damit beschäftigt sich kaum jemand – viel lieber mit der Verwirklichung diverser Ideologien.

Ein Thema für das Szenario „Blackout“ mit sehr hoher Brisanz ist die Gesundheitsversorgung.

Die folgenden Ausführungen basieren auf unmittelbaren Erfahrungen von Herbert Saurugg.

Krankenhäuser verfügen zwar über eine mehrtägige Notstromversorgung. Jedoch reicht diese alleine bei weitem nicht aus, um die weitreichenden und länger andauernden Folgen eines Blackouts bewältigen zu können. Der gewohnte Dienstbetrieb könnte rasch nur mehr sehr eingeschränkt aufrechterhalten werden. Binnen weniger Tage würde es zum Zusammenbruch der gesamten medizinischen Versorgung kommen. Denn weder die Bevölkerung noch der niedergelassene Bereich (Apotheken, Ärzte, Pflegeeinrichtungen, Heimbetreuungen, etc.) und auch nicht der Krankenhausbetrieb sind auf ein derart weitreichendes Ereignis vorbereitet. Vor allem fehlt die wesentliche Basis, um mit einem solchen Ereignis umgehen zu können: Die persönliche Vorsorge eines jeden Einzelnen von uns!

Die aktuelle öffentliche Kommunikation, dass Krankenhäuser auf einen weitreichenden und länger andauernden Stromausfall gut vorbereitet seien, da sie über eine eigene Notstromversorgung verfügen, verschärft daher sogar die Problematik. Denn es werden damit falsche und nicht haltbare Hoffnungen geweckt.

Der Krisenvorsorgegrad der Bevölkerung ist generell äußerst mangelhaft. Die Selbstversorgungsfähigkeit mit lebenswichtigen Gütern reicht häufig nur für wenige Tage. Das betrifft genauso das Krankenhauspersonal wie auch das Personal anderer wichtiger Einrichtungen und Organisationen. Die Verfügbarkeit des Personals ist daher im Fall einer derart weitreichenden Katastrophe aufgrund der zu erwartenden persönlichen und familiären Notlagen nicht sichergestellt.

Nach dem unmittelbaren Stromausfall ist mit umfassenden und länger andauernden Engpässen bei der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern zu rechnen.

Krankenhäuser

Durch den Notstrombetrieb wird das Krankenhaus zur „Lichtinsel“, wodurch vor allem in der kalten und dunklen Jahreszeit rasch hilfesuchende Menschen angezogen werden. Ohne einer vorbereiteten und rasch durchgeführten Ersttriage (Ersteinschätzung und Vorsortierung bzw. Abweisung) bereits vor dem Zutritt in das Krankenhausgelände könnte der geordnete Betrieb binnen weniger Stunden völlig lahmgelegt werden. Unterlässt es die Gemeinde/Stadt zusätzliche Anlaufstellen (Selbsthilfe-Basen) im Umfeld des Krankenhauses bzw. generell einzurichten, wird dies umso rascher eintreten. Handlungsbedarf besteht demzufolge weit über den unmittelbaren Krankenhausbereich hinaus. Dieses Eskalationspotential muss auch vorbeugend und frühzeitig in der öffentlichen Krisenkommunikation (Radio) bekannt gemacht werden.

Der größte Ansturm auf die Krankenhäuser sollte erst nach dem Primärereignis (Stromausfall) erwartet werden. Dann, wenn die öffentliche Stromversorgung und Teile der Telekommunikationsversorgung wieder zu funktionieren beginnen und Menschen, die bisher keine Hilfe bekommen konnten bzw. nicht versorgt wurden, sich bereits in einer medizinischen Notlage befinden. Zu diesem Zeitpunkt werden jedoch die Personalressourcen schrumpfen, da auch von persönlichen familiären Notlagen des Krankenhauspersonals auszugehen ist. Zudem wird die Leistungsgrenze jenes Personals erreicht werden, welches möglicherweise schon mehrere Tage im Einsatz war. Daher ist eine möglichst lange dezentrale Notversorgung mit lebensnotwendigen Gütern (Trinkwasser, Lebensmittel, Medikamente, etc.) und Leistungen (Pflege, medizinische Erstversorgung, etc.) im niedergelassenen Bereich und zu Hause unverzichtbar.

Wie der niedergelassene Bereich erreicht werde kann, ist derzeit offen. Sollte es nicht gelingen, diesen stärker in die Vorbereitung und Bewältigung zu integrieren, droht eine rasche Überlastung der Krankenhäuser.

Pflegeeinrichtungen

Die Versorgung und Unterstützung von Menschen, die temporär oder permanent Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen angewiesen sind (Pflegebedürftige), wird bei mehrtägigem Stromausfalls nicht mehr zu garantieren sein, wenn das gesamte Krisenmanagement die veränderten Bedingungen nicht im Vorfeld anpasst.

Im Gegensatz zu Krankenhäusern werden bei Alten- und Pflegeeinrichtungen bereits bei kurzzeitigem Stromausfall technische Einrichtungen ausfallen.  Die Grundversorgung der zu Betreuenden wird entscheidend gestört. Grundbedürfnisse können nicht mehr befriedigt  werden.

Wasserversorgung

Das die Wasserversorgung bei einem Blackout ausfallen kann, ist bekannt. Eine bisher kaum beachtete Sollbruchstelle in dieser sehr wichtigen Lebensader könnte bei einem Blackout zu dramatischen Folgen für Menschen und Tiere führen. Im Detail:

Bei UV-Anlagen (ultravioletts Licht zur Entkeimung) in Wasserversorgungen besteht die größte Gefahr durch den Ausfall der Spannungsversorgung. Bei Stromausfall wird sofort die Zulaufklappe geschlossen und die Verwurfklappe geöffnet, die Befüllung des Hochbehälters wird unterbrochen.

Die Versorgung ist daher nur auf das in diesem Moment im Behälter vorhandene Wasser gestützt. Der Behälter entleert sich zur Gänze, Luft kommt in das Rohrnetz, die Wasserversorgung bricht zusammen.

Die Folgen sind prekäre bis lebensbedrohliche Situationen in Krankenhäusern, Altenheimen, aber auch in Produktionsbetrieben, die Brandbekämpfung kommt zum Erliegen.

Eine sinnvolle Notstromversorgung von Entkeimungsanlagen und der Pumpensysteme zum Hochbehälter ist bisher kaum vorhanden.

Generell gilt offenbar bei den Verantwortlichen: Was hier vertuscht, verheimlicht, schöngeredet oder ganz einfach ignoriert wird, geht auf keine Kuhhaut.

Dabei geht es nicht allein um den Blackout!

Beitragsbild: eigenes Foto

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