Nette Diktaturen

von Klaus Madersbacher (antikrieg)

Zufällig stieß ich heute bei meinem Streifzug durch YouTube auf das Video „Weißrussland – Europas letzte Diktatur“ (> LINK). Von arte, dem „Kulturkanal“ schlechthin, dem offenbar noch eine gewisse Gaubwürdigkeit zugebilligt wird. Nun, was soll ich sagen? Die Verehrer dieser Art von „Kultursendern“ werden es mir wohl übel nehmen, wenn ich dieses Video als primitiven Propagandaschund bezeichne. Überhaupt wo der Friedensnobelpreisträger Obama darin auftritt, der diese Diktatur entschieden verurteilt und ihre Abschaffung fordert.

Was Obama von sich gibt, der größte Kriegsverbrecher dieses Jahrhunderts, der nebst anderen Verbrechen die Verwüstung des friedlichen Landes Libyen zu verantworten hat, beeindruckt mich nicht.

Offenbar wissen nur die wenigsten, was eine richtige Diktatur ist. Nehmen wir die Nazidiktatur. Glauben Sie, dass die Gegner der Nazidiktatur irgendwelchen ausländischen Zeitungen oder Rundfunksendern Interviews geben und das überleben konnten? Ein paar Flugblätter genügten, um um einen Kopf kürzer gemacht zu werden, wie zum Beispiel die Geschwister Scholl („Die weiße Rose“). Das Hören von „Feindsendern“ war in vielen Fällen ein tödliches Unterfangen. Verbrechen wie „Feindbegünstigung“ wurden mit aller Härte bestraft, häufig mit dem Tod.

Beschäftigt man sich mit Geschichte, so wird man zur Erkenntnis kommen, dass Gewalt bei rechten Regimes sozusagen die Norm ist – kein Wunder, das geistige Potenzial bewegt sich ja auf dem Nullpunkt. Wer sich dem Regime in den Weg stellt, der wird „ausgeschaltet“ – ganz einfach, wie bei den Geißel- und Pantoffeltierchen.

Nun, der „Diktator“ Lukaschenko kann da offenbar nicht mithalten. Gibt man sich dieses arte-Video, so treiben sich die führenden Köpfe der Opposition auf allen möglichen Veranstaltungen/Demonstrationen herum und geben ihre Missbilligung zum Besten. Das würde ich ihnen ja zugestehen, nicht anders als der böse Lukaschenko, aber was hat das mit Diktatur zu tun? Soll Lukaschenko zurücktreten, weil diese Heinis das wollen und diese als Präsidenten einsetzen? Ist das dann vielleicht demokratisch, weil es in das Konzept von arte und andere Kultursendern und deren Hintermännern passt?





Nehmen wir den „Diktator“ Slobodan Milosevic. Dieser „Diktator“ wurde abgewählt und – na? – trat zurück wie in irgendeiner x-beliebigen Demokratie üblich. Das büßte er letztlich mit dem Tod in Den Haag. Das Verbrechen, das der Westen gegen das friedliche Land Jugoslawien – und dessen Anführer Slobodan Milosevic – begangen hat, ist bis heute ungesühnt. Aber noch ist nicht aller Tage Abend …

Es interessiert vielleicht, dass ich damals das Abonnement der Qualitäzzeitung „Salzburger Nachrichten“ gekündigt habe. Dieses Sudelblatt verbreiterte sich über einen „nationalistischen Rundumschlag Milosevics“, der mir allerdings aufgrund der offiziellen Veröffentlichung seitens der jugoslawischen staatlichen Nachrichtenagentur beograd.com bereits bekannt war. Nachdem ich auf meine Aufforderung, die Angelegenheit richtig zu stellen, von der Redaktion dieses Sudelblattes nur eine freche Antwort bekam, war die Kündigung des Abonnements die logische Konsequenz.

Zufällig sah ich auch das Interview, das der russische Präsident Vladimir Putin neulich der britischen Zeitung Financial Times (> LINK) gegeben hat. Ich kann nur hoffen, dass es bald eine deutsche Übersetzung dieses Interviews geben wird. Es ist immer erfreulich und tröstlich, eine Stimme der Vernunft zu hören, zum Beispiel die Stimme des russischen Präsidenten Vladimir Putin. Das eine oder andere würde ich noch gerne mit ihm diskutieren, aber im Großen und Ganzen bin ich froh, dass es Menschen wie Vladimir Putin gibt, die den Eindruck vermitteln, dass die Menschheit Zukunft hat. Übrigens bin ich auch von den beiden Redakteuren der Financial Times angetan, die einen Eindruck von wirklich seriösen Journalisten vermitteln.

„Diktator“ Putin – welchen Dachschaden muss man denn haben, um sich von der terroritischen Supermacht diesen Quatsch aufs Auge drücken zu lassen? Angesichts von Kriegshetzern wie „Bonkers“ Bolton und Mike Pompeo müssen wir froh sein, wenn Stimmen zum Durchbruch kommen, die die Durchsetzung des Internationalen Rechts und somit einer Politik des Friedens verlangen.

Wir von der „westlichen Wertegemeinschaft“ haben uns ja offenbar bereits davon verabschiedet – zu unserer Schande, was uns aber offenbar nix ausmacht.

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