Negativ-Zinsen oder unendliche Staatsverschuldung ?

Ich kann nicht umher, das Thema Negativ-Zins erneut aufzugreifen. Selbst ein Computer, der vor etwa 2 Jahren in den USA mit Daten zu Inflation und Wirtschaftslage gefüttert wurde, errechnete tatsächlich Minuszinsen! Die Forscher waren überrascht, denn Negativ-Zinsen gelten als undenkbar.

Willem Buiter, Professor an der London School of Economics, ist da allerdings anderer Meinung: „Es gibt keinen theoretischen oder praktischen Grund dafür, dass die Federal Funds Rate, der wichtigste US-Leitzins, nicht bei minus fünf Prozent oder wo auch immer liegen könnte“.

Sein Harvard-Kollege Greg Mankiw argumentiert ähnlich und vergleicht die Einführung negativer Leitzinsen mit der Erfindung negativer Zahlen: „Frühe Mathematiker haben die Idee negativer Zahlen für absurd gehalten“.

Leider wurde nicht näher darauf eingegangen, welche Fakten dem Computer eingeimpft wurden, um das Ergebnis von Negativ-Zinsen auszuspucken. Minuszinsen, so die einhellige Meinung, könnte dazu führen, dass die Sparer ihr Geld von den Banken abziehen und privat aufbewahren und somit das Geld dem Wirtschaftskreislauf fehlen würde.

Buiter und Mankiw sind überzeugt, dass sich dieses Problem lösen ließe, indem die Regierung z.B. einmal pro Jahr jeden zehnten Geldschein für ungültig erklären würde. Um die Menschen davon abzuhalten, Bargeld zu horten, schlägt Buiter folgendes vor: Bargeld müsse weniger wert sein als Geld auf dem Konto oder dem Sparbuch. „So entstünde eine Art Wechselkurs zwischen Münzen und Scheinen auf der einen und Kontoeinlagen auf der anderen Seite.“ Vorstellbar wäre in diesem Zusammenhang eine Bargeld-Steuer.

All das beruht auf der Freigeldtheorie von Silvio Gesell, die er bereits vor etwa 100 Jahren thematisiert hatte.

Allerdings halten die Notenbanken nichts von solchen Experimenten. Warum wohl nicht? Nun, die US-Notenbank ist keine staatliche Bank, sondern ein Kartell mehrerer Privatbanken. Mehr über die US-Notenbank lesen Sie in dem Artikel Das FED-Kartell.

Stattdessen kaufen die Notenbanken der EU, Großbritannien, Japan und den USA vermehrt Staats- und Unternehmensanleihen auf (quantitative Lockerung), um die Wirtschaft mit Liquidität zu versorgen. Dieses Vorgehen halten die Ökonomen Buiter und Mankiw für riskant, zumal nicht abzusehen sei, ob diese Maßnahmen den Zweck tatsächlich erfüllen. Hingegen sei die Wirkung von Zinssenkungen bekannt, und dies gelte auch für Minuszinsen. Fakt ist, dass bei einer quantitativen Lockerung neues Geld geschaffen und somit die Geldmenge in der Volkswirtschaft erhöht wird.

Minuszinsen haben insbesondere bei den Reichen einen faden Beigeschmack, denn dadurch wäre ihr leistungsloses Einkommen, welches sie mittels Zinsen generieren, gefährdet. Natürlich gibt es auch jede Menge Kritiker, so z.B. Martin Klein, Professor an der Universität Halle-Wittenberg, der sagt: „Negative Leitzinsen bedeuten eine offene Subventionierung für die Banken durch die Zentralbank.“

Diese Argumentation ist durchaus gerechtfertigt, aber müsse man sich dann nicht auch fragen, was die ganzen EU-Rettungsschirme bedeuten? Bei diesen Rettungsschirmen werden keine Staaten gerettet, sondern lediglich die Banken, die in hohem Maße Staatsanleihen aufkauften und dafür satte Zinsen kassieren.

Letztendlich muss die Frage erlaubt sein, ob wir bei Negativ-Zinsen heute auch so viele hochverschuldete EU-Staaten wie z.B. Griechenland, Irland, Portugal, Italien, Belgien … hätten. Unter den Industrienationen ist Japan mit einer Staatsverschuldung von rund 200 Prozent gemessen am BIP der Spitzenreiter. Deutschland mit rund 80 Prozent erfüllt die Maastrichtkriterien (max. 60 %) schon lange nicht mehr. Die Verlierer sind und bleiben die Arbeitnehmer, für die seit Jahren unterm Strich immer weniger übrig bleibt.

Und genau deshalb wird es auch keinen Negativ-Zins geben, denn:

  1. wird die Elite dies verhindern
  2. ist die Umverteilung von unten nach oben noch nicht abgeschlossen
  3. bleiben die Arbeitnehmer mit niedrigen Löhnen erpressbar

Die Ausbeutung der Arbeiterklasse ist in vollem Gang. Die meisten wissen es nur noch nicht.

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