„Deutschland agiert wie ein Hund der USA“ – Ehemaliger CIA-Analyst Larry Johnson im Gespräch
In Sankt Petersburg fand auch in diesem Jahr wieder das Wirtschaftsforum statt, an dem über 17.000 Teilnehmer aus über 130 Ländern teilnahmen. Angesichts einer sich dynamisch entwickelten multipolaren Weltordnung war das Forum auf die Länder des Globalen Südens ausgerichtet. Der Westen war mehrheitlich nicht vertreten. Dennoch fand sich am Rande des Forums ein US-Amerikaner, der mehrere Jahre als Analyst für die CIA und im Innenministerium tätig war. Larry Johnson, der heute überwiegend als Experte für Geopolitik bekannt ist, war vor Ort und nahm sich Zeit, über die wesentlichen politischen Entwicklungen der Gegenwart zu sprechen. Dabei ging es um Fragen rund um die Ausrichtung der BRICS-Staaten, die Rolle Russlands in einer multipolaren Weltordnung sowie die mögliche Wiederwahl Donald Trumps und dessen Bedeutung für den weiteren Verlauf im Ukraine-Krieg.
„Deutschland agiert wie ein Hund der USA.“ Sagt mir nichts neues. Es gefällt mir nicht, daß Larry Johnson immer nur vom „Westen“ spricht, wobei niemand eigentlich weiß, wer damit gemeint ist. Er hätte meiner Meinung nach mindestens vom „anglo-zionistischen Westen“ sprechen müssen als Synonym für die anglo-zionistischen Plutokraten, die die Welt aus dem Hintergrund beherrschen.
Man kann kein bißchen jüdische oder zionistische Sachen streifen, um nicht sofort eine Retourkutsche zu bekommen. Bereits zu erkennen, daß die Juden was besonderes sind, wo wir es doch jeden Tag genau das vorgeführt bekommen, macht uns schon hoch verdächtig, weil das Rassismus sein könnte. Deswegen wurde auch die Rassenwissenschaft verboten. Der Jeremias Corbyn wurde auch entfernt, weil Israel bei einer Rahmenbildung (Frame), Punkt c) von Chomsky,
https://krisenfrei.com/die-deutsche-beva%c2%b6lkerung-ist-massenhypnotisiert-interview-mit-prof-dr-gua%c2%a9rot/#comment-244192
als Anti-Semit interpretiert wurde. Corbyn hat jetzt als unabhängiger Abgeordneter seinen Sitz im Unterhaus gegen die zionistische Labour-Führung verteidigt.
https://www.rt.com/news/600498-uk-election-labour-corbyn/
„Corbyn triumphs over former party in UK election
The independent MP has beaten his Labour rival and issued a warning to Keir Starmer
The 75-year-old Corbyn has represented Islington North as an MP since 1983. A long-time advocate of Palestinian rights, he led Labour from 2015 to 2020, but was ousted from his position and suspended over his response to allegations of anti-Semitism in the party during his tenure.
Corbyn insisted that the claims were “dramatically overstated for political reasons,” while his supporters have argued that he was the victim of a smear campaign by party rivals due to his anti-austerity and anti-war stance. An Al Jazeera investigation concluded that Israel was behind a move to frame Corbyn as an anti-Semite.“
Corbyn geht es genauso wie Lord Passfield, der den Arabern in Palästina gerecht werden wollte. Seit hunderzwanzig Jahren nichts neues in dieser Angelegenheit!
GISELHER WIRSING
ENGLÄNDER, JUDEN, ARABER IN PALÄSTINA
EUGEN DIEDERICHS VERLAG JENA, 1939
Der Lebenskampf der Araber
Hope-Simpson kam im September 1930 nach England zurück. Am 20. Oktober wurde sein Bericht zusammen mit einem Weißbuch, dem sogenannten Passfield-Weißbuch, veröffentlicht, und nun erwies sich plötzlich, daß die Versuche des Judentums, den Bericht Hope-Simpsons sowohl wie das Weißbuch der britischen Regierung in ihrem Sinne zu beeinflussen, erfolglos geblieben waren. Es war das erste Dokument, das den Arabern gerecht wurde. Felix Warburg erklärte später:
„Auf Grund der Nachrichten, die uns während Hope-Simpsons Untersuchungen in Palästina erreichten, hatten wir guten Grund anzunehmen, daß wir günstige und konstruktive Vorschläge zu erwarten hätten. Bevor wir Gelegenheit hatten, den Bericht zu lesen, nahm ich eine Einladung Lord Passfields an, nach London zu kommen und mit ihm die Lage zu besprechen. Lord Passfield sprach über die Schwierigkeiten, die sich ihm bei der Verwaltung des Mandats in den Weg stellten. Ich erklärte, ich sei überzeugt, daß er mich nicht bloß nach London gerufen habe, damit ich diese Klagen anhörte. Ich sei in der Hoffnung gekommen, von ihm eine Botschaft konstruktiven Inhalts zu erhalten, die ich der Konferenz der Jewish Agency vorlegen könnte. Daraufhin übergab mir Lord Passfield jene Botschaft, die das Versprechen enthielt, daß für die Sicherheit der Juden in Palästina gesorgt werden würde. . . Was in der Zeit zwischen dieser Konferenz und der endgültigen Ausgabe des Simpson-Berichts geschehen ist, ist bis heute ein Rätsel geblieben“.
In Wirklichkeit war natürlich gar nichts Rätselhaftes vorgefallen, sondern die britische Regierung hatte lediglich ein Dokument herausgegeben, das nach bestem Wissen und Gewissen der Sachverständigen bearbeitet war. Es lief in der Hauptsache darauf hinaus, daß die jüdische Einwanderung ganz wesentlich zurückgeschraubt werden müsse. Einige Kernsätze aus dem Weißbuch mögen zeigen, wie bestimmt und sicher der Ton war, den Passfield anschlug:
„Es muß ein für allemal erkannt werden, daß es für jüdische Führer zwecklos ist, den Versuch zu machen, die britische Regierung dahin zu beeinflussen, daß sie beispielsweise ihre Politik in der Einwanderungs- und Bodenfrage den Forderungen der radikaleren zionistischen Anschauung anpaßt. Es ist daher notwendig geworden, daß die Regierung von vornherein klarstellt, daß sie weder durch Druck noch durch Drohungen sich von dem im Mandat vorgeschriebenen Weg und von der Verfolgung einer auf die Förderung der Interessen der Einwohner Palästinas, Araber sowohl wie Juden, gerichteten Politik . . . abbringen lassen wird.
„Aus dem Wortlaut des Artikels 11 des Mandats geht klar hervor, daß die Bevölkerung Palästinas als eine Einheit und nicht irgendein Sonderinteresse das Objekt der Regierungsfürsorge zu sein hat, und es soll hierbei bemerkt werden, daß die Bestimmung, wonach mit der Jewish Agency Vereinbarungen für den Aufbau oder die Bewirtschaftung öffentlicher Unternehmungen getroffen werden müssen, nur fakultativen und nicht obligatorischen Charakter haben. Diese Bestimmungen über die Jewish Agency dürfen nicht mit den allgemeinen Interessen der Bevölkerung in Konflikt geraten. Dies wird hervorgehoben, weil von der Jewish Agency Ansprüche auf Einräumung einer gewissen Stellung in der allgemeinen Verwaltung des Landes erhoben worden sind, die die Regierung als weit über die klaren Absichten des Mandats hinausgehend betrachten muß.“
Das Weißbuch wendet sich dann klar dagegen, daß das Mandat einseitig für die Juden auszulegen sei, und stellt fest, daß die Verpflichtungen der britischen Regierung gegenüber den beiden Bevölkerungsteilen von gleichem Gewicht seien. Sodann wendet sich Passfield gegen jene Bestimmungen der Jewish Agency, die wir schon besprochen haben, durch die der von der Agency erworbene Boden unveräußerliches Eigentum des jüdischen Volkes sein soll, sowie gegen die ausschließliche Beschäftigung jüdischer Arbeiter in jüdischen Betrieben. Das Weißbuch greift schließlich auch das drängende Problem der illegalen Einwanderung auf, und, um ein übriges zu tun, erklärte es sich nicht einverstanden mit kommunistischen Experimenten in der jüdischen Landsiedlung. Zum erstenmal – und es wird vielleicht der einzige Fall bleiben – ist mit diesem Weißbuch vom 20. Oktober 1930 der Versuch gemacht worden, die Fehlerquellen und einseitigen Abmachungen zugunsten des Judentums, die das Mandat von Anfang an enthielt, auszumerzen und zu einer Politik zurückzukehren, durch die die britischen Interessen in Palästina wirklich gewahrt worden wären.
Die Wirkung war unbeschreiblich. Binnen weniger Stunden wurde Lord Passfield, der alte Fabian Sidney Webb, zum damals bestgehaßten Mann des Weltjudentums. Weizmann erklärte noch am Tage der Veröffentlichung des Weißbuches seinen Rücktritt als Präsident der zionistischen Organisation und der Jewish Agency. Lord Melchett trat vom Amt des Vorsitzenden der politischen Kommission und des Joint Committee zurück. Sein Demissionsschreiben strotzte von Drohungen: „Die groteske Travestie des Zweckes des Mandats, die in dem Weißbuch gegeben wird, kann nur charakterisiert werden als eine Beleidigung der Intelligenz der Judenschaft und als ein wohlüberlegter Affront gegen die Mandatskommission. Die unbekümmerte Art, in der diese Regierung die loyale Unterstützung der Juden im ganzen Britischen Reich und in der Welt gefährdet hat, scheint unglaublich – eine Hilfe, die Großbritannien und seinen Alliierten eine Stützung in einer großen Krisis war, die die Balfour-Deklaration von 1917 hervorgerufen hat . . . es ist ein Akt von Undankbarkeit und Verräterei einer Regierung fast ohnegleichen.“ Gleichzeitig erklärte in New York Felix Warburg seinen Rücktritt vom Vorsitz des Administration Committee der Jewish Agency mit dem Zusatz, das Weißbuch bedeute „einen grausam wirkenden Verrat des Vertrauens, das der britischen Regierung vom jüdischen Volke entgegengebracht worden sei“.
Das Dokument Lord Passfields war noch kaum der Öffentlichkeit übergeben, als schon in London, Jerusalem und New York gleichzeitig die jüdischen Drähte zu spielen begannen. In Warschau wurden die Fenster der englischen Gesandtschaft von einer aufheulenden Judenmenge zertrümmert. Ein Sturm des Weltjudentums setzte ein, wie er ähnlich prompt und effektvoll acht Jahre später zum Sturz der Regierung Goga in Rumänien inszeniert wurde. Nachdem Melchett, Weizmann und Warburg in dieser Weise unverhüllte Drohungen gegen die britische Regierung ausgestoßen hatten, setzte sich alsbald jener ganze Apparat in Bewegung, in dem nun durchaus nicht nur die Sprecher des Judentums eine Rolle spielten. Selbst in dem zurückhaltenden Peel-Bericht, der diese ganze Episode naturgemäß nicht allzu breit behandelt, heißt es von jenen Tagen: „Für einen Augenblick schien eine ernsthafte Gefahr zu bestehen, daß die Verwaltung Palästinas sich auf die englische Parteipolitik auswirken würde mit einer Partei auf arabischer und der anderen auf jüdischer Seite. Eine so beklagenswerte Bloßstellung wurde zum Glück abgewendet. Doch die öffentliche Erörterung des Streitfalles war eine eindrucksvolle Demonstration der politischen Macht, welche die Zionisten in England mobilisieren konnten.“
Zwei Tage nach dem Rücktritt Weizmanns erschien in der „Times“ ein Brief der konservativen Oppositionsführer, der von Baldwin, Austen Chamberlain und dem früheren Kolonialminister Amery unterzeichnet war und dem sich später auch noch Churchill anschloß. In diesem Brief hieß es am Schluß: „Es ist nur zu deutlich, daß das Weißbuch in der öffentlichen Meinung der Judenschaft Amerikas und anderer Länder ein Gefühl von Mißtrauen in jenen guten Glauben Englands erzeugen wird, der das wertvollste Besitztum unserer auswärtigen Reichspolitik bildet!“ In Amerika wurde für den 2. November, den Jahrestag der Balfour-Deklaration, eine Protestversammlung einberufen, deren Kernstück ein Brief des damaligen Governors von New York, Franklin D. Roosevelt, war, in dem er schrieb, auf Grund seiner Erinnerungen an die Friedenskonferenz in Paris habe er vollstes Verständnis für die Enttäuschung des jüdischen Volkes angesichts der neuen Erklärung über die Verwaltung Palästinas. Kaum drei Wochen waren vergangen, als die „Jüdische Rundschau“ in Berlin schreiben konnte: „Der Kampf, den die geeinte jüdische Welt gegen das englische Weißbuch geführt hat, hat heute schon gewisse Resultate gezeitigt. Insbesondere fällt dabei die grandiose Protestbewegung der amerikanischen Juden, sowie die Stellungnahme prominenter englischer Persönlichkeiten ins Gewicht. Die Regierung scheint von diesen Protesten einigermaßen überrascht zu sein, obwohl sie bereits im Mai nach der Suspension der Arbeitereinwanderung eine Generalprobe dieses Proteststurmes miterlebt hat. Jetzt versucht die Regierung zu beschwichtigen, und man kann es schwer verstehen, aus welchen Gründen sie sich überflüssigerweise selbst in diese blamable Situation hineinmanövriert hat. Lord Passfield ist zur Defensive gezwungen worden…“ Am 14. November 1930 bereits ließ MacDonald ein Communique ausgeben, die Regierung habe Vertreter der Jewish Agency eingeladen, mit ihr über das Weißbuch zu verhandeln. Es bestehe die Hoffnung, daß über alle etwaigen Differenzpunkte eine Einigung erzielt werde. Eine weitere Erklärung über diese Frage würde dann abgegeben werden. Tatsächlich, Lord Passfield befand sich in der Defensive. Die Untersuchungen der unabhängigen britischen Kommissionen sollten umsonst gewesen sein. Der letzte Versuch, die Palästinafrage im Sinne einer Gesamtpolitik zu beeinflussen, die den wirklichen Interessen des Empire diente, war zum Scheitern verurteilt.
Das Zusammenspiel der verschiedenen jüdischen Körperschaften bei dem Kampf gegen Lord Passfield ist sehr eindrucksvoll. Der Generalstab des „Board of Deputies of British Jews“ trat sofort in Aktion. Der Sohn des Präsidenten des „Board“ Nathan Laski, der Professor für Nationalökonomie Harold Laski, wurde „als jahrelanger Mitarbeiter von Judge Brandeis“ zum Vertreter der amerikanischen Juden bei den Verhandlungen ernannt. Sir Herbert Samuel, Lord Reading, Lord Melchett und James de Rothschild, kurz, sämtliche führenden Mitglieder des „Board“ „standen in ständiger Verbindung mit Weizmann“. So war der gesamte jüdische Generalstab, einschließlich der jüdischen Hochfinanz in Amerika, eingesetzt. Die britische Regierung sah sich einer einheitlichen Aktion des Weltjudentums gegenüber, aus der ersichtlich wurde, daß „Board“ und Jewish Agency in Wirklichkeit von denselben Kräften geleitet werden.
Am 14. Februar 1931 wurde schließlich in London ein Brief des Ministerpräsidenten Ramsay MacDonald veröffentlicht der mit den Worten begann: „Dear Dr. Weizmann.“ Ein würdiges Gegenstück zur Balfour-Deklaration, die mit „Dear Lord Rothschild“ begann. Der Brief MacDonalds stellte praktisch eine völlige Widerrufung des Weißbuches vom 20. Oktober 1930 dar. Ausdrücklich wurde nun wiederholt, „daß das Mandat eine Verpflichtung gegenüber dem jüdischen Volke und nicht gegenüber der jüdischen Bevölkerung von Palästina ist“. Das Weltjudentum hatte also durch seine Drohungen und die Proteststürme, die gegen die Politik von Lord Passfield inszeniert wurden, erreicht, daß Großbritannien von neuem sich als Schutzherr nicht nur der Juden in Palästina, sondern der Judenschaft überhaupt auf dem Umweg über das Mandat aufwarf. Selbstverständlich ist von britischer Seite später versucht worden, die Bedeutung dieses MacDonald-Briefes an Weizmann abzuschwächen. Es steht aber außer Frage, daß er eine Schwenkung der britischen Politik um beinahe 180 Grad bedeutete. Toynbee wies in seiner politischen Jahresübersicht über das Jahr 1930 darauf hin, daß man die britische Regierung in ihrer Palästinapolitik des Opportunismus zeihen müsse, da sie zum mindesten den Eindruck erweckt habe, als ob sie demjenigen jeweils nachgebe, der sich am stärksten in Szene zu setzen verstehe.
In der Tat, wenn man berücksichtigt, daß im Passfield-Weißbuch auf Grund der vorhergehenden sorgfältigen Untersuchungen der künftigen jüdischen Einwanderung nur noch sehr bedingte Chancen gegeben wurden, war es bemerkenswert genug, wenn im MacDonald-Brief nun erklärt wurde, „die ökonomischen Bedingungen in Palästina dürfen nicht zum Erstarren gebracht werden. Im Gegenteil, die Verpflichtung, die jüdische Einwanderung zu erleichtern und geschlossene Ansiedlung von Juden auf dem Land zu fördern, bleibt eine positive Verpflichtung des Mandats, und sie kann erfüllt werden, ohne die Rechte und die Lage anderer Teile der Bevölkerung Palästinas zu beeinträchtigen.“ Es wurde ausdrücklich festgestellt, daß die Regierung nicht beabsichtige, den Juden ein Verbot der Erwerbung von weiteren Ländereien aufzuerlegen. Lord Passfield war zweifellos mit seinem Angriff auf jene Artikel des Statuts der Jewish Agency ins Zentrum des Problems vorgestoßen, in denen vorgeschrieben ist, daß in jüdischen Unternehmungen nur Juden beschäftigt werden sollen. Passfield hatte im Weißbuch diese Vorschriften als dem Mandat widersprechend erklärt. Im MacDonald-Brief heißt es dagegen wörtlich: „Die Regierung greift in keiner Weise das Recht der Agency an, eine solche Politik zu formulieren oder zu billigen und zu bestätigen. Die Jewish Agency ist berechtigt, das Prinzip vorzugsweiser oder sogar ausschließlicher Beschäftigung jüdischer Arbeiter durch jüdische Organisationen aufrechtzuerhalten.“
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung dieses Dokuments, das die Macht des Judentums in einer beinahe unvorstellbaren Weise unter Beweis stellt, gab Weizmann eine Erklärung ab, in der es hieß: „Es war für mich eine Freude, den Brief des Premierministers zu erhalten… Nachdem die jetzt erfolgte Darlegung der Regierungspolitik zur offiziellen Regierungsdirektive geworden ist, hat sie nach meiner Ansicht die Basis für jene Kooperation mit der Mandatarmacht wiederhergestellt, auf der unsere Politik aufgebaut ist.“ Auf dem darauffolgenden zionistischen Kongreß in Basel hielt Weizmann am 30. Juni 1931 eine Rede, in der er die ganzen Fragen um das Weißbuch und den MacDonald-Brief nochmals höchst aufschlußreich zusammenfaßte.
„Das Weißbuch als solches konnte nicht zurückgezogen werden“, erklärte dort Weizmann, „es gab keinen Präzedenzfall in der konstitutionellen Praxis Englands dafür, daß eine politische Erklärung innerhalb einer Woche nach ihrer Veröffentlichung zurückgezogen worden wäre! Aber von einer solchen formellen Zurückziehung abgesehen, durften wir Genugtuung für unsere Beschwerden erwarten. Die Frage war also, ob wir das Angebot, das uns redlichen Sinnes gemacht wurde, annehmen oder auf einer klaren und einfachen Zurückziehung des Weißbuches bestehen sollten, obwohl wir wußten, daß die Regierung einem derartigen Verlangen nicht nähertreten konnte.“ Schon hieraus ergibt sich also, daß binnen einer Woche die weltjüdische Aktion ein Angebot der Regierung MacDonald erzwungen hatte, das Passfield-Dokument nicht formell, aber praktisch aus der Welt zu schaffen. Weizmann fuhr fort: „Es hätte die Möglichkeit bestanden, daß unsere Freunde im englischen Unterhaus am Ende der Palästinadebatte eine Abstimmung über die Frage des Weißbuches erzwungen hätten. Eine solche Abstimmung wäre für uns im höchsten Maße gefährlich gewesen; denn hätte sich eine noch so kleine Mehrheit für das Weißbuch ergeben, so hätte es damit die Sanktion des Parlaments erhalten. . . In der Stunde der höchsten Gefahr haben unsere Freunde unter den englischen Konservativen und Liberalen ihre Stimme für uns erhoben. Es sprachen aber nicht nur Männer aus ihren Reihen: das Gewissen Englands meldete sich zum Wort, und es sprach auch durch den Mund von Mitgliedern der Arbeiterpartei. Es erhob seine Stimme sogar in der Mitte der Regierung. Zwar bestand formell eine kollektive Verantwortung der Regierung für das Weißbuch, aber in Wahrheit war es doch nicht so. Die Zeit ist noch nicht gekommen, wo wir auf die Einzelheiten dieses noch zu frischen Stücks Geschichte eingehen können. Aber diejenigen, die wissen, werden mit mir eins sein, wenn ich die Männer ehre, die den Mut hatten, sich für das jüdische Volk einzusetzen . .. Die Zurateziehung unserer Seite, wie sie in der Vergangenheit üblich gewesen war und die Lord Passfield im Oktober 1930 glaubte ablehnen zu müssen, fand nunmehr statt – in der Form einer Beratung der Jewish Agency mit einer autoritativen Körperschaft britischer Staatsmänner.“
Trotz dieses gewaltigen Triumphs des Judentums, der bei Lichte besehen den der Balfour-Deklaration noch übersteigt, weil er nicht unter dem Druck einer verzweifelten Kriegslage zustande kam, gab Weizmann für einige Zeit das Amt des Präsidenten der Jewish Agency an Nahum Sokoloff ab. Gleichzeitig wurde Sir John Chancellor als Hoher Kommissar abberufen und General Sir Arthur Wauchope ernannt, ein in Deutschland nicht unbekannter Mann, da er von 1924 bis 1927 Leiter der britischen Sektion der berüchtigten Internationalen Abrüstungskommission in Berlin gewesen war.
Unmittelbar auf den Zionistenkongreß folgt die Tagung des Rates der Jewish Agency, die mit einer Resolution abschließt, in der der Rat des Weltjudentums zwar den Brief MacDonalds vom 14. Februar 1931 anerkennt, gleichzeitig aber schon wieder neue Forderungen erhebt. „Der Rat konstatiert“, so heißt es dort, „daß der Brief keine vollständige Erklärung der Regierungspolitik darstellt und auch Vorbehalte enthält, die zu Befürchtungen Anlaß geben. Der Rat erwartet, daß Seiner Majestät Regierung in diesen Punkten mit der Jewish Agency zu einer befriedigenden Regelung im Sinne des Mandats kommen wird.“ Das Ergebnis des MacDonald-Briefes war also eine geradezu schon diktatorische weitere Forderung der Jewish Agency. Das Judentum hatte auf der ganzen Linie gesiegt. Die unmittelbar darauf phantastisch in die Höhe schnellenden jüdischen Einwanderungsziffern waren die praktische Folge. Weltpolitisch aber war ein Präzedenzfall für das Ausspielen des jüdischen Machtapparates geschaffen, der sich natürlich nicht allein auf Palästina beschränkte. Es war eine Durchbruchschlacht des Weltjudentums.
Wie sich denken läßt, herrschte auf der arabischen Seite tiefste Niedergeschlagenheit. Die Araber Palästinas, die in einem erheblichen Teil der britischen Beamtenschaft immerhin gerechte Beurteiler gefunden hatten, sahen sich jeglicher Einwirkungsmöglichkeit auf ihr künftiges Schicksal beraubt. Die britischen Beamten selbst waren, wie uns in Jerusalem von einigen Engländern, die jene Jahre noch an Ort und Stelle miterlebt hatten, erzählt wurde, von einer Art Verzweiflungsstimmung erfüllt, da sie ihre ganze Arbeit, die auf eine gerechte Lösung der Palästinafrage zusteuerte, als erfolglos ansehen mußten. Nicht nur die Araber, sondern auch das Colonial Office war durch den MacDonald-Brief geschlagen. Er wurde alsbald im Gegensatz zum „Weißbuch“ auch in den britischen Verwaltungskreisen Palästinas als der „schwarze Brief“ bezeichnet. Die Kämpfe, das war allen Beteiligten klar, würden früher oder später von neuem und weit blutiger beginnen. Der Einfluß des Weltjudentums in London hatte sich in einer Form manifestiert, die auch nicht den geringsten Raum mehr für irgendwelche Zweifel ließ. Hierdurch aber ist erst jene Radikalisierung des Arabertums in Palästina ausgelöst worden, die dann schließlich seit 1936 zu den neuen großen Aufständen führte, deren Vorgeschichte wir bereits umrissen haben.