Mit Gold gegen den teuflischen Pakt

von Manfred Gburek

Vor einer Woche habe ich das Thema Geduld (in Bezug auf die Geld- und Goldanlage) nur kurz gestreift. Es ist gerade jetzt ein paar weitere Bemerkungen wert. Denn der seit über 15 Monaten im Trend (nach Glättung der Ausschläge) seitwärts gerichtete Goldpreis verlangt geradezu danach, weil er aktuell beachtlich nach oben dreht. Viele Goldanleger werden allmählich nervös, weil sie hochgeschraubte Preiserwartungen hatten und nun sogar an den Verkauf ihrer Bestände denken. Das wäre allerdings ein Fehler, den sie schon bald sehr bereuen würden. Warum, versuche ich im Folgenden zu erklären.

Die großen Käufergruppen sind weitgehend bekannt: börsengehandelte Goldfonds, die Schmuckindustrie, Chinesen, Inder und Asiaten aus einer ganzen Reihe anderer Länder, zunehmend auch Zentralbanken. Die großen Verkäufergruppen sind ebenfalls bekannt: Minen und Altgoldbesitzer. Die Nachfrage der Goldfonds schwankt in großen Zyklen, die der Schmuckindustrie ist recht stabil, während der Trend der Goldkäufe aus Asien trotz manch hektischer Schwankungen seit Jahren nach oben gerichtet ist. Aus all dem hat sich der erwähnte geglättete Seitwärtstrend des Goldpreises ergeben.

Seitwärtstrends machen viele Anleger mürbe, seien es auf der einen Seite – wie im vorliegenden Fall – Goldbesitzer, seien es auf der anderen Seite Anleger, die hoffen, der Goldpreis möge fallen, um das Edelmetall dann in großem Stil zu kaufen. Seit August 2011 ist die Preisgefahr vor allem von Goldfonds ausgegangen, in denen auch viel spekulatives Kapital steckt. Für die meisten Spekulanten ist aus Seitwärtsbewegungen weniger Gewinn herauszuschlagen als aus hektischen Aufwärts- und Abwärtsbewegungen. Folglich spekulieren sie seit einiger Zeit lieber mit volatilen Industriemetallen und Agrarrohstoffen. Am Freitag haben es sich jedoch einige von ihnen anders überlegt: Sie haben das Gold wiederentdeckt.

Gibt es also überhaupt noch eine Gefahr für den Goldpreis? Kurzfristig immer wieder mal, wie die vergangenen Wochen gezeigt haben, aber der Spuk dauerte dann immer nur wenige Tage. Auf Sicht von einigen Monaten kann es zwar zu Wellenbewegungen kommen, aber aus der Preisentwicklung der besagten 15 Monate geht hervor, dass die Wellen immer wieder nach oben schlugen, sobald der Goldpreis irgendwo unter 1600 Dollar je Feinunze einen Boden gefunden hatte. Das war ja im Herbst 2008 ähnlich, nur dass der Boden damals in der Zone um 750 Dollar lag. Am interessantesten wird es, wenn man die mögliche Preisentwicklung in den kommenden zwei bis drei Jahren abwägt: Sie verheißt einen Ausbruch des Goldpreises nach oben, und der kann sogar schon am Freitag seinen Ausgang genommen haben.

Diese Erkenntnis ist den meisten von Ihnen sicher bekannt, und die Argumente dazu dürften Ihnen nicht allein von dieser Kolumne her geläufig sein. Doch auf einen wichtigen Punkt weise ich Sie heute trotzdem besonders hin: Je länger sich die seit August 2011 anhaltende Seitwärtsbewegung des Goldpreises hinzieht, desto gewaltiger verspricht der anschließende Preisanstieg zu werden. Der wird dann nämlich sowohl von den eingangs genannten traditionellen Käufer- und Verkäufergruppen als auch von Anlegern geprägt sein, die es leid sind, dass ihr in Anleihen und anderen Geldwerten investiertes Geld real immer weniger wert wird.

Für einen solchen Preisanstieg über die bisherigen Höchstmarken hinaus bedarf es nur noch einer Initialzündung. Darunter kann man sich alles Mögliche vorstellen: von einer neuen internationalen Geldschwemme bis zu stark wachsenden massiven Goldkäufen durch Zentralbanken, von zum x-ten Mal fehlgeschlagenen Verhandlungen in Sachen Griechenland bis zur Eskalation des Streits um den EU-Haushalt, von nicht mehr einzudämmenden Krawallen in den armen Euroländern bis zum Austritt gleich einiger solcher Länder aus dem Euro.

Diese Entwicklungen liegen in der Luft, sodass Ihre Geduld, falls Sie höhere Beträge in Gold investiert haben, nicht mehr strapaziert werden dürfte. Was sonst noch in der Luft liegt, hat am Freitag die Spiegel-Onlineredaktion treffend so formuliert: „Teuflischer Pakt zwischen Staaten und Banken“. Hierbei geht es um die nicht mehr zu verantwortenden Käufe von Staatsanleihen durch Banken, die sich auf diese Weise dafür erkenntlich zeigen, dass die Staaten sie nicht pleite gehen lassen – ein Spiel nicht allein mit Milliarden, sondern mit Billionen Euro. Zwar scheint es keinen unmittelbaren Bezug zum Goldpreis zu haben, aber sobald auch nur ein Teilnehmer an diesem Spiel durchdreht, ist schlagartig eine neue Fluchtwelle in den dann als besonders sicher geltenden Hafen Gold zu erwarten.

Damit bleibt noch zu klären, ob nicht Aktien, die im Idealfall ja Sach- und Ertragswerte sind, dem Gold (und den anderen Edelmetallen) die Schau stehlen könnten. Doch obwohl sie am Freitag beachtenswert gestiegen sind, rechne ich nicht damit. Denn zum einen sind Aktienanleger und Goldanleger weitgehend verschiedene Investorengruppen. Zum anderen zeigt sich der Sachwertcharakter der Aktien erst dann richtig, wenn ihre Kurse nicht nachhaltig unter die Buchwerte rutschen; eine solche Entwicklung lässt sich im Hinblick auf europäische und amerikanische Aktien aktuell noch nicht ausmachen.

Als Ertragswerte sind Aktien besonders dann interessant, wenn die Unternehmensgewinne zu steigen versprechen. Ob das schon jetzt der Fall ist, bleibt offen, auch wenn die Konjunktur in China erste Hoffnungsschimmer erkennen lässt und der deutsche Ifo-Geschäftsklima-Index nach monatelangem Rückgang eine erste Wiederbelebung zeigt. Im Übrigen signalisieren meine kurstechnischen Indikatoren, die sich in den vergangenen Jahren bewährt haben, beim Deutschen Aktienindex Dax alles andere als eine Hausse. Dennoch – oder gerade deshalb – erscheint es sinnvoll, die Aktienkurse, insbesondere die deutschen, weiter zu verfolgen. Auch hier wird sich die Geduld eines Tages auszahlen.

Bliebe noch die Psychologie, und zwar im Hinblick auf Gold, Silber & Co. wie auch auf Aktien. Sie ist ein eminent wichtiger Faktor, weil – gerade nach einer längeren Seitwärtsbewegung wie beim Goldpreis – Zweifel aufkommen könnten, ob man wirklich richtig investiert hat. Oder weil dann, wie bereits erwähnt, sogar Verkaufsabsichten im Kopf herumkreisen. Oder weil zwischenzeitlich anderswo Geld zu verdienen sein soll (angeblich mit Immobilien, aber das ist zumindest bezüglich vermieteter Objekte in der Regel Unsinn). Schieben Sie all diese Zweifel beiseite und üben Sie sich weiter in Geduld.

Quelle: gburek 

 

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