Ministerium für Industrie, Technologie und Außenhandel

Bevor dieser Pranger von Michael Winkler nächste Woche wieder verschwindet, möchte ich seinen Pranger hier für spätere Leser festhalten.

Es lohnt sich, ihn zu lesen.

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MITA (2.3.2011)

Ministerium für Industrie, Technologie und Außenhandel

Ich bin kein Freund von Bürokraten, denn eine einstmals sinnvolle Verwaltung tendiert dazu, mehr und mehr Aufgaben an sich zu reißen, um so an Wichtigkeit zuzunehmen und damit an Geld, Personal und Macht zu wachsen. Ich kenne natürlich Parkinsons Gesetz, das mir schon einmal einen Pranger wert gewesen war, wonach jede Verwaltung bestrebt ist, in die Selbstbeschäftigung und damit in die Sinnlosigkeit auszuwuchern. Ganz ohne Verwaltung geht es leider auch nicht, hin und wieder muß Sankt Bürokratius ein Opfer dargebracht werden.

In Zeiten von Plagiatsaffären bei Bundesministern möchte ich vorausschicken, daß ich hier zwei bewährte Ideen aufgreife und zusammenführe. Zum einen das Ministerium MITI (Ministry of International Trade and Industry), das japanische Wirtschaftsministerium. Verwechseln Sie dieses Ministerium bitte nicht mit der verschnarchten Behörde, zu der Erhards ehemaliges Ministerium inzwischen verkommen ist. Aus politischen Gründen wurde das deutsche Ministerium zurechtgestutzt, wichtige Abteilungen wurden ins Finanzministerium umgegliedert. Dabei zeigten sich wieder einmal die Unzulänglichkeiten der Parteien-Demokratie: Damit das Wirtschaftsministerium dem kleinen Koalitionspartner überlassen werden konnte, wurde es auf Bonsai-Format kleingeschnitten.

Das MITI hatte folgende Aufgaben, bei dem es vom Finanzministerium unterstützt wurde (Laut Brockhaus, Wissenmedia GmbH):


1) Förderung von wachstumsträchtigen Zukunftsindustrien durch Steuervergünstigungen, staatlich koordinierte Forschungsprojekte und vorübergehenden Schutz vor ausländischer Konkurrenz
2) Beschleunigung des Marktaustritts von Verliererindustrien durch die Gewährung von Anpassungshilfen und die Erlaubnis zur Bildung von Krisenkartellen
3) Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Industrie durch technologieorientierte Subventionen und eine gezielte staatliche Beschaffungspolitik
4) Beschleunigung des Strukturwandels durch die Publikation von Szenarien, die in Zusammenarbeit von Ministerien, Wissenschaft und Industrie erstellt werden

Die zweite Idee stammt aus dem internationalen Handel des Deutschen Reiches nach dem ersten Weltkrieg, die unter Hitler intensiviert wurde: Tauschhandel, auf Neudeutsch auch „Barter-Trading“ genannt. Das Reich mußte auf diese archaische Form des Handels zurückgreifen, weil ihm das Geld – damals Gold – für den normalen Ankauf von Gütern gefehlt hatte. Wer Baumwolle braucht, kann dafür mit Gold bezahlen. Dann kann der Baumwollbesitzer das Gold nehmen und damit Autos kaufen. Oder, beide Handelspartner machen es sich einfach, und tauschen Baumwolle gegen Autos. Das Deutsche Reich hatte, dank des Versailler Vertrags, der weltweiten Handelsbeschränkungen und des jüdischen Boykotts deutscher Waren kein Gold, um ausländische Güter zu kaufen. Der Tausch Ware gegen Ware funktionierte trotzdem, ohne Gold, ohne Papiergeld, ohne daß die internationalen Banken dabei einen Groschen leistungsloses Geld verdient haben.

M wie Ministerium

Das „M“ ist im Rahmen einer Parteien-Demokratie natürlich ein Nachteil. Ein Ministerium wird von einem Minister geleitet, und meistens hat dieser Minister keine Ahnung, doch davon sehr, sehr viel. Das MITA ist das zentrale Ministerium des zukünftigen Staates, es zu leiten, wird ein überaus prestigeträchtiger Posten sein. In der heutigen Regierung haben wir den Kanzler, den Außenminister, den Innenminister, den Finanzminister und den Wirtschaftsminister als Prestige-Pöstchen, Ämter, die vorzugsweise mit Parteivorsitzenden besetzt werden. Kanzler und Außenminister stehen im Blickpunkt der Öffentlichkeit, auf sie sind die Kameras gerichtet, sie reisen um die Welt, eröffnen Kunstausstellungen und halten gewichtige Reden. Der Innenminister hat die Polizei unter sich und kann das Land mit seiner Terror-Paranoia terrorisieren, was ihm Schlagzeilen und Bekanntheit verschafft. Der Finanzminister teilt seinen Kabinettskollegen die Mittel zu, deshalb müssen sich alle gut mit ihm stellen. Er kann zudem der Schweiz mit dem Einsatz der Kavallerie drohen. Das Wirtschafts-Ministerium betrachtet die FDP als ihren Erbhof, auch wenn dort nur noch der abblätternde Glanz früherer Zeiten zusammengefegt wird. Das hat eine Karin Stoiber eingesehen, statt in Berlin in der dritten Reihe zu sitzen, hat sie ihren Edmund in München gehalten.

Ein MITA kann nur funktionieren, wenn die Politik daraus weitgehend ferngehalten wird. Der Minister kann repräsentieren, er darf gerne Reden halten, die seine Beamten verfaßt haben, aber er hat darin höchstens zu entscheiden, ob in der Kantine weiße oder bunte Möbel stehen sollen. Er darf um die Welt fliegen, er bekommt einen schönen großen Dienstwagen, er darf vor irgendwelchen Wirtschafts-Gremien auftreten, wenn Kanzler und Bundespräsident verhindert sind. Das aber war es, wenn die Beamten im Ministerium auf Zack sind, halten sie ihren Minister so beschäftigt, daß sie in Ruhe arbeiten können.

Das MITA ersetzt nicht das Außenministerium, es sorgt aber dafür, daß sich der Außenminister auf die Diplomatie konzentrieren kann. Ein Ministerium für Entwicklungshilfe wird durch das MITA vollständig ersetzt, ebenso das Wirtschaftsministerium. Das Bildungsministerium wird ebenfalls überflüssig, solange Schulen und Hochschulen Ländersache sind. Das MITA wird zum dauerhaften Gastgeber der Kultusminister-Konferenz, es schafft damit Platz für ein Kultur-Ministerium, das sich um Baudenkmäler, deutsche Sprache, Theater usw. kümmern darf. Dieses Ministerium eignet sich wunderbar für einen Parteifunktionär, der anderweitig keinen Schaden anrichten soll.

Universitäten und Hochschulen wenden sich mit ihren geisteswissenschaftlichen Bereichen an das Kulturministerium, Ingenieurs- und Naturwissenschaften werden vom MITA gefördert und gegebenenfalls koordiniert. Dazu mehr in einem folgenden Abschnitt.

Das MITA benötigt Spitzenpersonal, keine Parteibuchkarrieristen. Um im kaiserlichen Marine-Ministerium als Ingenieur zu arbeiten, mußte ein Bewerber zunächst seinen zivilen Ingenieur erwerben, danach einige Jahre zur See fahren, schließlich eine Ausbildung im Ministerium durchlaufen und erst nach erneuter Prüfung wurde er übernommen. Diese Männer konstruierten die besten Schlachtschiffe ihrer Zeit. Sie redeten mit ihren Kollegen von den Werften von gleich zu gleich, während heute oft genug ministeriale Juristen nicht verstehen, was erfahrene Ingenieure ihnen erklären, sondern stur auf die Buchstaben beharren, die ihnen von Offizieren oder gar Bürokraten aufgeschrieben worden sind, die nur in Ansprüchen, aber nicht in Machbarkeiten denken.

Sicher, jedes Ministerium benötigt Verwaltungsjuristen, doch dieses Ministerium benötigt in der Mehrzahl erfahrene Praktiker, die sich ihre Sporen in der freien Wirtschaft verdient haben, bevor sie für das Volk, das Land und den Staat Verantwortung übernehmen. In diesem Ministerium sind keine redegewandten Selbstdarsteller gefragt, sondern fachkompetente Arbeiter. Wenn Beamte des MITA einen Betrieb besuchen, dann gehen sie nicht mit dem Vorstand ins Luxusrestaurant, sondern setzen sich mit den Ingenieuren an die Zeichenbretter respektive CAD-Bildschirme

I wie Industrie

Ein Industrie-Ministerium, das seinem Namen gerecht wird, darf kein willfähriges Subventions-Institut sein, in dem Lobbyisten dem Minister die Gesetzesvorlagen schreiben, damit dieser in Muße seine Weinfeste eröffnen kann. Das heutige Wirtschaftsministerium ist zur Dinosaurier-Farm geworden, das unfähigen Managern in Großfirmen gestattet, auf Kosten des Steuerzahlers ihre altgewohnten Spielwiesen zu pflegen. „Arbeitsplätze“ wird heute als Zauberwort benutzt, als Sesam-öffne-dich, um an die Tresore der Steuergelder zu gelangen. „Arbeitsplätze“ ermöglicht es, Subventionen zu erhalten, das unproduktive Gestern fortzusetzen, anstatt sich entschlossen dem Morgen zuzuwenden.

Die schlesischen Weber sind ein gutes Beispiel für das Gestern, ihnen wurde in der Literatur ein Denkmal gesetzt. Die Handweberei konnte nicht mehr mit den Maschinen mithalten, was Generationen ein auskömmliches Leben ermöglicht hatte, verdammte sie jetzt zum darben in Armut. Die Weber stemmten sich gegen die Zukunft, und sie wurden überrollt. Die neuen Arbeitsplätze in den Bergwerken und in der Stahlindustrie bezahlten bessere Löhne, wiesen den Weg zu Wohlstand und zum Aufstieg. Anstatt dreifachen Fluch in ein Leichentuch zu weben, hätten diese Weber schnell umsatteln sollen. Das neue Ministerium wird solche Projekte fördern, die Erneuerung vorantreiben, das Morgen herbeiführen, anstatt uns im Gestern festzuhalten.

Alte Industrie ist ein Dinosaurier, wenig Gehirn, viel Masse. Gruppenleiter, Unterabteilungsleiter, Abteilungsleiter, Bereichsleiter, Direktor, Vorstand, Vorstandsvorsitzender, Aufsichtsrat, die klassische Hierarchie, in der sich Verbesserungsvorschläge totlaufen und in der jeder Vorgesetzte sich mit dem Nimbus der Unfehlbarkeit umgibt – das ist das Gestern, das sind die Leute, die Innovationen zuverlässig verhindern. Wenn der berühmte kleine Erfinder, der Held so mancher Romane, eine bahnbrechende Neuerung ertüftelt, dann wendet er sich an eine deutsche Großfirma und bekommt ein höfliches Formschreiben als Ablehnung. Danach stehen ihm, außer zu resignieren, zwei Wege offen: Er bietet es ausländischen Firmen an, die diese Erfindung aufgreifen, perfektionieren und später an deutsche Firmen Lizenzen verkaufen. Oder er gründet selbst eine Firma, wird von deutschen Beamten nach Strich und Faden schikaniert, bringt sein Produkt auf den Markt, wird von Großfirmen mit Patent- und sonstigen Verfahren überzogen und schließlich, wenn er nervlich und finanziell am Ende ist, von einer amerikanischen Heuschrecke aufgekauft, die dieses Produkt an deutsche Firmen für viel Geld lizenziert.

Wie sieht das in Zukunft aus? Nach dem höflichen Formschreiben wendet sich der Erfinder an MITA. Die dortigen Fachleute prüfen seine Erfindung eingehend und bürokratisch – aber eben nach der Bürokratie des MITA, also fachkompetent und zügig. Danach bietet das MITA die Erfindung im Rahmen einer Versteigerung einschlägig tätigen Firmen an. Die Erfindung verfügt nun über ein Gütesiegel, denn Fachleute haben sie geprüft und für gut befunden. Die Firmen bieten entweder Geld dafür, die Erfindung nutzen zu dürfen, oder sie erstellen ein Konzept, wie sie mit Hilfe des MITA dieses Produkt auf den Markt zu bringen. Wenn sich keiner dafür interessiert, organisiert das MITA die Firmengründung. Der Erfinder bringt sein Produkt selbst auf den Markt, wobei ihm die Beamten des Ministeriums assistieren und die Hürden zur Seite räumen, die heute solche Firmen behindern.

Subventionen des MITA werden nach Möglichkeit zurückbezahlt. Wenn eine existierende Firma Geld des MITA annimmt, wird dieses aus den Gewinnen zurückbezahlt. Das MITA praktiziert dabei das moderne „Joint Venture“, ebenso, wenn der Erfinder eine eigene Firma gründet. Er bezahlt das Geld aus seinen Gewinnen zurück, oder seine Firma wird aufgekauft und so das Geld an das MITA bezahlt.

Das Industrie-Ministerium soll primär keine Gewinne erwirtschaften, sondern Risiken abdecken. Anders als heute, wo das Wirtschaftsministerium Geld an jene Großindustriellen verschenkt, die genügend Anwälte beschäftigen, um alle Gesetzeslücken auszunutzen, wird das Geld nur geborgt. Das Ministerium ist der Bauer, der die Pflanzen sät, gießt und düngt, um sie später zu ernten. Das eingesetzte Kapital soll mit Zinsen zurückbezahlt werden, was nur gelingt, wenn die Förderprojekte sorgfältig ausgewählt werden.

Das MITA soll zudem alten, schwindenden Industrien das Sterben erleichtern. Das MITA zahlt den schlesischen Webern Beihilfen, sorgt für Umschulungen und die Ansiedelung neuer, zukunftsträchtiger Firmen. Anders als die heutige Bundesagentur zur Verschleierung der Arbeitslosigkeit werden diese Umschulungen nur bezahlt, wenn danach ein Arbeitsplatz garantiert wird. Dafür kann die einstellende Firma bei diesen Umschulungen mitreden, Lehrinhalte bestimmen und die Umschüler als Praktikanten beschäftigen.

Alles in allem erfüllt das MITA darin jene Funktionen, die oben für das japanische MITI aufgeführt sind.

T wie Technologie

Das Technologie-Ministerium benötigt das größte Fingerspitzengefühl. Die Freiheit der Wissenschaft bedeutet, daß die Universitäten drauflosforschen, sich in einem Elfenbeinturm emporarbeiten, ohne auf die Umgebung und deren Bedürfnisse zu achten. Die Förderung der Technologie bedeutet, daß alles anwendungsbezogen sein muß. Damit werden die Universitäten die erweiterten, kostengünstigen Forschungsabteilungen von Unternehmen.

Welches Ziel soll das Ministerium verfolgen? Natürlich beide! Wir brauchen die Grundlagenforschung im Elfenbeinturm, und wir brauchen die Anwendungsforschung, um marktfähige Produkte zu entwickeln. Hochschulförderung kann nicht bedeuten, noch mehr Anwälte heranzuziehen, noch mehr Soziologen, Philosophen, Kunstgeschichtler, Ägyptologen und andere brotlose Künste. Oh ja, ich weiß, das sind jene Fächer, die irgendwie eine verfeinerte Zivilisation ausdrücken, doch eine verfeinerte Zivilisation ist eine dekadente, absteigende Zivilisation. Expandierende, sich entwickelnde, voranstürmende Kulturen erarbeiten keine Teezeremonien, fabrizieren keine Kunst, die umfangreicher Erklärungen bedarf, verfassen keine Philosophien, die so formuliert sind, daß jeder einzelne Satz einer Viertelstunde des Nachdenkens bedarf.

Das MITA verfügt über Fördermittel für Forschungen, die jedoch zurückgezahlt werden müssen. Kleine Unternehmen können Diplomarbeiten und Dissertationen vergeben, in Zusammenarbeit mit den Hochschulen. Der Student arbeitet sich auf diese Weise in dem Betrieb ein, ihm stehen Mittel des Betriebs und der Hochschule zur Verfügung.

Auf der anderen Seite vergibt das MITA selbst Forschungsaufträge, an Betriebe und Hochschulen, um den technischen Fortschritt zu fördern, im Hinblick auf vermarktungsfähige Produkte. Das ist nicht übertriebener Kommerz, damit soll das Leben erleichtert werden. Nicht der Verkaufswert, sondern der Nutzen soll dabei im Mittelpunkt stehen.

A wie Außenhandel

In Handelsverhältnissen erleben wir ganz direkt den Aufstieg der Zivilisation. Das ursprünglichste aller Handelsverhältnisse entwickelte sich daraus, daß die Partei eins Nahrung zu bieten hatte und die Partei zwei Waffen. Ob nun eine Kuh (Partei zwei) das Gras (Partei eins) auffrißt, ob eine Fliege im Spinnennetz landet oder ein Tier durch einen Jäger erlegt wird – der Anbieter wird verzehrt und scheidet aus dem Markt aus. Die nächste Stufe bestand darin, daß Partei eins etwas hatte und Partei zwei diese überfiel und niedermetzelte, um sich selbst in den Besitz dieses Gutes zu setzen. Ob es sich dabei um Weibchen, Fischgründe oder Feuersteine handelte, ergibt keinen Unterschied. Die dritte Stufe wird auch heute noch praktiziert: Da durfte die Partei eins überleben. Sie wurde zwar verprügelt und ausgeraubt, aber nicht mehr umgebracht, was dem Räuber den Vorteil verschaffte, diese Art der Güterbeschaffung mehrmals beim gleichen Opfer durchzuführen. Und deshalb zahlt Deutschland nach diesem Prinzip noch immer an die EU, an Israel, an die USA…

Ja, das Ausrauben des Anderen ist nicht unbedingt das, was man unter „fairen Handel“ versteht. Ein Handel besteht aus einem Austausch von Gütern, die als weitgehend gleichwertig angesehen werden. Zehn Kohlköpfe gegen ein Huhn, das ist ein typischer Tauschhandel. Wenn der eine Handelspartner keinen Kohl mehr sehen kann, erachtet er das Huhn als überaus wertvoll, während der andere unbedingt Gemüse in seinem Topf haben möchte. Der nächste Schritt, der heute als der größte und wichtigste angesehen wird, war der Schritt zu einem Universal-Tauschmittel. Während ein Tischler täglich Brot braucht, benötigt ein Bäcker nur eine begrenzte Anzahl Tische, was dazu führt, daß der Tischler seine Erzeugnisse anderweitig gegen das eintauschen muß, was er später beim Bäcker gegen Brot eintauscht.

Mit Geld wird es einfacher, denn weil der Bäcker für Geld alles bekommt, was er sich wünscht, gibt er gegen Geld immer sein Brot ab. Der Tischler kann jetzt seine Tische überall hin verkaufen, ohne sich erst zu überlegen, ob er dafür etwas bekommt, was der Bäcker annimmt. Er bekommt Geld, und das nimmt der Bäcker immer. Auf diese Weise sind alle glücklich und zufrieden.

International sieht die Geldwirtschaft ein wenig anders aus. Sie haben bestimmt schon von den legendären Glasperlen gehört, gegen die „Eingeborene“ Gold, Edelsteine, Gewürze, exotische Tiere und Frauen getauscht haben sollen. Die „Europäer“ haben die „Eingeborenen“ über den wahren Wert dieser Glasperlen nicht informiert und folglich zum „gefühlten Wert“ getauscht. Diese Glasperlen gibt es heute immer noch, sind grün, aus Papier und es steht das Wort „Dollar“ darauf. Ob die Glasperlen für die Entdecker funktioniert haben, ist schwer nachzuweisen, da die Quellen aus subjektiven Erzählungen und Romanen bestehen. Bei den Dollars ist es eindeutig, daß sie funktionieren.

Dies soll nicht zu einer weiteren Erklärung der Geldschöpfung ausarten, auch die Macht, die solches Geld entwickelt, habe ich bereits hinreichend beschrieben. Die Dollars als Glasperlen-Ersatz werden von den Kolonialherren billig gedruckt, und sie werden gegen Dinge eingetauscht, die den Eingeborenen als gleichwertig erscheinen. Papier im Wert von zwei Dollar gegen Waren im Wert von 1.000 Dollar – das ist doch ein guter, einträglicher Handel?

Das Papier-Zeitalter mit Dollar-Glasperlen herrscht seit 1971. Zuvor war der Dollar an das Gold gekoppelt und davor war das Gold selbst der Wertmaßstab. Damals, 1971, hat eine Unze Gold 35 Dollar gekostet (offiziell), heute kostet sie (rund) 1.400 Dollar. Das heißt, die Glasperlen haben heute noch ein Vierzigstel des Wertes von 1971.

Auf der anderen Seite erfordert der Handel ein Universaltauschmittel. In den USA gab es zeitweise ein nettes Ausbeutungsmodell: Da erhielten die Arbeiter eine Sonderwährung, mit der sie ausschließlich im „Company Store“, also dem werkseigenen Einkaufsladen bezahlen konnten. Noch interessanter war die Verschuldung: Die Arbeiter haben im Company Store anschreiben lassen und ihr Gehalt wurde ganz oder teilweise an diesen Store überwiesen, um die Schulden zeitweise auszugleichen. Wenn Kolonien nur die Binnenwährung des Mutterlandes erhalten, wird damit das gleiche Abhängigkeitsverhältnis begründet.

Ein sinnvoller Handel benötigt eine konvertierbare Währung, das ist einer der Leitsätze der Globalisierung. Deutschland kauft Öl in Saudi-Arabien und bezahlt mit Glasperlen, also mit Dollars. Saudi-Arabien kauft in Deutschland Autos und bezahlt ebenfalls mit Glasperlen, so sind alle zufrieden. Spanien kauft in Saudi-Arabien Öl, Saudi-Arabien in Taiwan Computer und Taiwan in Spanien Oliven – auch das funktioniert und Spanien hat seine Glasperlen zurück, ohne daß jemand übervorteilt wurde.

Was passiert, wenn ein Land gerade nichts braucht und seine Dollars „anlegt“? Schon eine Verzinsung von 9,66% pro Jahr genügt, um die Kaufkraft dieser Dollars zu erhalten. Ansonsten zahlt das Land an die Hochfinanz, weil seine Anlagen verfallen. Das ist eben der Nachteil einer Papierwährung – sie raubt all jene aus, die dieses Papier nicht selbst drucken. Verstehen Sie, wieso ich die drei primitiven Handelsverhältnisse geschildert habe? Manche Länder fühlten sich durch den Dollar-Imperialismus aufgefressen…

Der Gold-Standard ist dagegen ehrlicher, denn Gold läßt sich nicht beliebig vermehren. Allerdings kann man ein Land auch mit Gold ausbeuten, vor allem, wenn es kein Gold besitzt. Dann muß sich das Land Gold leihen und dafür natürlich Zinsen bezahlen. Auch bei einem Gold-Standard bezahlt so ein Land seine Tribute an die Hochfinanz und sorgt auf diese Weise für ein Anwachsen der Geldmacht. Spanien leiht sich bei Goldman Sucks ein paar Tonnen Gold, kauft dafür bei Saudi-Arabien Öl (das Gold lagert noch immer bei Goldman Sucks, es wird nur umgebucht, gegen Gebühren). Saudi-Arabien kauft in Taiwan Computer (das Gold lagert noch immer bei Goldman Sucks, es wird nur umgebucht, gegen Gebühren). Taiwan kauft bei Spanien Oliven (das Gold lagert noch immer bei Goldman Sucks, es wird nur umgebucht, gegen Gebühren). Schließlich bezahlt Spanien an Goldman Sucks die Zinsen fürs Ausleihen und alle Gebühren. Das Gold aus Spanien verschwindet in den Tresoren von Goldman Sucks. Und da Goldman Sucks eine vertrauenswürdige Großbank ist, die sich streng an den Ehrenkodex der jüdischen Kaufleute hält, braucht niemand in deren Tresor zu schauen, ob das Gold, mit dem so eifrig gehandelt wurde, jemals dort gelegen hatte. Es genügt völlig, wenn das Gold für die Zinsen und Gebühren dort eintrifft. Man könnte sagen, hier wird mit Glasperlen gehandelt, die gar nicht vorhanden sind.

Das Deutsche Reich besaß kein Gold, und auf den Gedanken, eine ehrenwerte Großbank nach dem Kodex der jüdischen Kaufleute zu gründen, kam es auch nicht. Folglich mußte das Deutsche Reich eine Zivilisationsstufe zurückstecken, zum reinen Tauschhandel. Deutsche Maschinen gegen Rohstoffe, Südfrüchte oder meinetwegen Rindfleisch. Die beiden Länder einigen sich, was ihnen als Leistung und Gegenleistung gleichwertig erscheint, dann wird einander das geliefert, was sie ausgehandelt haben. Es funktioniert bestens, nirgendwo gibt es Glasperlen, der moderne Ausdruck dafür wäre „Fair Trade“, nur, leider, verdient Goldman Sucks gar nichts dabei. Man sagt, daß dies der eigentliche Grund für den zweiten Weltkrieg gewesen sei.

Genau das, der „Fair Trade“, gehört zu den Aufgaben des MITA. Dieses Ministerium sorgt dafür, daß international Ware gegen Ware gehandelt wird. Die Siemens-Telephonanlage wird über das MITA nach Tunesien verkauft, dafür bekommt Deutschland eine Ladung Datteln geliefert, für die Münchner Großmarkthallen. Gewissermaßen kauft die Großmarkthalle die Telephonanlage bei Siemens und bekommt Datteln geliefert.

Was passiert, wenn Deutschland nun gar keine Datteln braucht, sondern Erdöl? Dann lassen wir die Datteln eben nach Singapur liefern, gegen Baumwollhemden. Diese gehen nach Taiwan, im Tausch gegen Computer. Die Computer werden nach Saudi-Arabien geliefert, das uns nun endlich das Erdöl schickt. Das MITA dient somit als weltweite Handelsagentur. Wer braucht den Dollar, wer braucht die Tresore einer Großbank, in denen Gold gelagert sein soll, für einen reinen Tauschhandel? Einen Handel ohne Glasperlen, seien sie rund und bunt, aus Papier und bedruckt, oder als Glaube in einem geheimnisvollen Tresor?

Das MITA als staatliche Stelle schafft den großen Ausgleich, ohne einen anderen Staat auszubeuten. Wie viele VW Golf ist eine Tonne Tee wert? Im Augenblick wird mit Dollars bezahlt, und der Verkäufer einer Ware weiß bis zu dem Folgegeschäft nicht, was er für seine Dollars wirklich bekommt. Wer dringend Dollars braucht, verschleudert seine Ware. Beim Tauschhandel kann er den Gegenwert seiner Ware besser steuern. Denken Sie an das Märchen „Hans im Glück“, mit seinen stets ungleichen Tauschgeschäften, bei denen „Hans“ jedoch immer die Gleich-, ja die Höherwertigkeit suggeriert wurde. Es kann durchaus vorteilhaft sein, Tee aus Norwegen einzutauschen, obwohl dort gar keiner wächst und die Lieferung letztlich aus Ceylon erfolgt.

Die Tauschbörse MITA wird schnell zum Lehrbeispiel, andere Länder werden ebenfalls solche Tauschbörsen gründen. Geld wird so zur Binnenwährung, international wird es nicht mehr benötigt. Es gibt keine unausgeglichene Handelsbilanz mehr, da nicht Geld, sondern nur Waren fließen. Der Titel des Exportweltmeisters hat einen großen Nachteil: Der Exporteur bekommt für seine Waren nur Glasperlen, ja, schlimmer noch, er bekommt Versprechen auf Glasperlen! Die Chinesen leihen den Amerikanern das Geld, mit dem die Amerikaner chinesische Waren einkaufen. China hat das ganz große Problem, entweder die schon eingenommenen Dollars wieder den USA zurückzugeben, gegen US-Schuldverschreibungen, oder das Geld zu behalten und zuzusehen, wie die Amerikaner neues Geld drucken und damit das alte entwerten.

Die Situation von Merkeldeutschland ist noch schlimmer: Wir liefern Waren nach Griechenland, welche die Griechen mit Schulden bezahlen, wobei diese Schulden unsere Währung ruinieren. Deutschland liefert den Griechen Waren, die mit Geld bezahlt werden, das sich die Griechen von deutschen Banken leihen. Damit die deutschen Banken nicht zusammenbrechen, druckt die Europäische Zentralbank Geld und kauft damit die griechischen Staatsanleihen auf. Dank der Idiotie von Kohl und Genscher schenken wir den Griechen deutsche Autos, schenken ihnen deutsches Geld und drucken auch noch kräftig Papiergeld nach, das unsere Währung zerstört und letztlich die Sparkonten unserer Großmütter plündern wird. Genial, nicht wahr? Geradezu supergenial!

Wie würde es mit MITA laufen? Die Griechen bekommen so viel Ware, wie sie mittels Tauschhandel begleichen können. Hinzu kommt noch deutsches Geld, das die Touristen dalassen. Denn das funktioniert weiterhin: Touristen kaufen griechisches Geld und bezahlen mit deutschem Geld, wobei all diese Währungen Binnenwährungen sind. Mit dem so erlangten deutschen Geld können die Griechen zusätzlich in Deutschland einkaufen. Dieses deutsche Geld ist jedoch eine Ware, die genauso zirkulieren kann, wie jede andere Ware. Doch diese Ware wird ebenfalls vom MITA verwaltet, denn jede Buchung ist mit einer Gegenbuchung verbunden. Das Ziel ist es, möglichst schnell die Ungleichgewichte auszugleichen.

Ein weiterer Vorteil soll hier nicht unerwähnt bleiben: Internationale Konzerne können ihre Gewinne nicht beliebig verschieben. Die Firma General Motors bzw. Opel handelt über das MITA, kauft Teile und verkauft Autos. Was im Land an Gewinnen anfällt, fällt in der Binnenwährung an, die nur begrenzt konvertibel ist. Dieser Gewinn wird versteuert, hier, bei uns, im Land. Und dieses Geld bleibt im Land. Wenn General Motors den Gewinn abschöpfen möchte, soll es meinetwegen Kartoffeln kaufen – denn nur Waren werden ausgeführt, kein Geld.

Warum staatlich?

Gerade der Außenhandel böte sich für eine private Börse an, für eine Agentur. Eine solche Agentur, die den ganzen Außenhandel kontrolliert, hätte jedoch Macht über das ganze Land. Diese Macht darf nicht in private Hand gelangen, vor allem nicht in die Hand von privaten Anteilseignern. Aktien werden gehandelt und wechseln den Besitzer, das ist ihre Natur. Sollten Ausländer über die Aktienmehrheit die Kontrolle über die Außenhandelsagentur erlangen, so ist das Land diesen Mehrheitsaktionären ausgeliefert.

In „ordentlichen“ Ländern, bei denen die Korruption wie in Merkeldeutschland nicht allzu offensichtlich ist, kann man davon ausgehen, daß, von der Übernahme der Aktienmehrheit abgesehen, eine private Agentur nicht viel schlechter wäre als ein staatliches Ministerium. Deshalb sollte das Ministerium diese Aufgabe übernehmen. In weniger ordentlichen Ländern wäre eine staatliche Organisation zwar für Korruption anfällig, doch das wäre das kleinere Übel gegenüber einer privaten Agentur. Die Privatleute würden sich noch viel ausgiebiger bereichern und das Land intensiver ausplündern.

Das MITA verfügt über drei Hauptabteilungen, die Industrie, die Technologie und den Außenhandel. Die Informationen werden zwischen diesen drei Hauptabteilungen ausgetauscht. Der Außenhandel liefert Bedarfsprognosen an die Industrie, die Industrie beauftragt die Technologie mit der Forschung. Ergebnisse aus der Forschung fließen in den Außenhandel, der so rechtzeitig Rohstoffe zu günstigen Preisen beschaffen kann. Die Industrie bevorratet antizyklisch, gegebenenfalls springt das MITA ein und hilft bei der Vorratshaltung.

Was wie eine Umwandlung Deutschlands in einen produktiven Ameisenstaat klingen mag, fördert einen fairen Welthandel, ohne gegenseitige Ausbeutung. Die Gewinne deutscher Arbeitskraft bleiben im Lande und fließen nicht in zweifelhafte Produkte des Finanzmarkts. Und Goldman Sucks? Tut mir leid, die müssen sich etwas einfallen lassen, denn Zinsen für nicht vorhandene Glasperlen wird niemand mehr bezahlen.

In der Gegenwart arbeiten wir in Merkeldeutschland im Durchschnitt 43 Stunden in der Woche, um Griechen, Portugiesen oder anderen Miteuropäern Waren und Geld zu schenken, damit die EZB mehr Geld drucken muß, um unsere Ersparnisse und Altersvorsorge zu entwerten. In der Zukunft, im „Ameisenstaat“ des MITA, arbeiten wir 30 oder auch nur 20 Stunden in der Woche, um unsere Bedürfnisse zu stillen und die Waren zu produzieren, die wir gegen andere Waren im Ausland eintauschen. Warum? Weil wir keine Überschüsse mehr produzieren und keine Gewinne für Goldman Sucks erwirtschaften müssen.

Wir arbeiten weniger lang und weniger hart, damit werden die Deutschen gesünder alt. Rente mit 75? Warum nicht! Ab 60 gilt die Zwölf-Stunden-Woche, bei vollem Lohnausgleich. Die Alten sind nicht verschlissen und steuern ihre wertvolle Erfahrung bei. Eines ist jedoch nicht mehr in dieser Form möglich: den Lebensabend im Süden zu verbringen. Die Binnenwährung ist nur begrenzt konvertierbar, ein Leben im Ausland ist nur schwer zu finanzieren. Angesichts der Vorteile, die diese neue Ordnung bietet, sollte das aber zu verschmerzen sein.

Das MITA erfordert ein neues Wirtschaftssystem, und dieses Wirtschaftssystem wird unsere Leben verändern.

© Michael Winkler

Quelle: http://michaelwinkler.de/Pranger/Pranger.html


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