Mit neuen Kampfjets und Raketen für Milliarden rüstet Deutschland weiter auf – trotz gesellschaftlicher Spaltung, klammer Haushalte und wachsender internationaler Spannungen.
Quelle: transition-news
Während die soziale Infrastruktur bröckelt und die Inflation viele Menschen belastet, treibt die Bundesregierung ein gigantisches Rüstungsprogramm voran: Für weitere 15 US-Kampfjets vom Typ F-35 will das Verteidigungsministerium unter Boris Pistorius rund 2,5 Milliarden Euro ausgeben – zusätzlich zu den bereits bestellten 35 Maschinen. Die Information stammt aus geheimen Dokumenten, über die Der Spiegel berichtet. Auch die Nachrichtenagentur Reuters bestätigt den Vorgang unter Berufung auf eine Bundestagsquelle.
Zur Begründung wird auf «neue Anforderungen der NATO» verwiesen – ein Begriff, der zunehmend als Legitimation für massive Militärausgaben herhalten muss. Dass es sich bei den F-35-Jets um Trägersysteme für US-Atomwaffen handelt, macht die Sache noch brisanter: Die Flugzeuge sollen im Rahmen der sogenannten «nuklearen Teilhabe» taktische Atombomben transportieren können, die nach wie vor auf deutschem Boden stationiert sind – etwa in Büchel oder Ramstein.
Verteidigungsminister Pistorius, der offen davon spricht, die Bundeswehr «kriegstüchtig» machen zu wollen, scheint keine Berührungsängste mit der Rückkehr zur militärischen Logik des Kalten Krieges zu haben. Die neuen Kampfjets sind nur ein Baustein in einer lange nicht mehr gekannten Aufrüstungsoffensive. Bereits am 8. Oktober hatte der Bundestag weitere 7 Milliarden Euro für Rüstungsprojekte freigegeben – darunter 20 neue Eurofighter im Wert von 3,75 Milliarden Euro, deren Auslieferung zwischen 2031 und 2034 erfolgen soll.
Nicht nur aus den USA wird beschafft: Ein weiteres Beispiel für die militärische Einkaufstour ist ein Vertrag über zwei Milliarden Euro für israelische Spike-Panzerabwehrraketen, abgeschlossen über das NATO-Netzwerk EuroSpike, an dem der israelische Rüstungskonzern Rafael beteiligt ist. Allein 2025 kaufte Deutschland Waffen im Wert von 315 Millionen Euro in Israel – mehr als in den vier Jahren zuvor zusammen.
Friedensbewegungen und Teile der Opposition warnen davor, dass diese Aufrüstungspläne die Spannungen mit Russland weiter verschärfen könnten – statt zur Sicherheit beizutragen. Besonders der Ausbau nuklearfähiger Plattformen gilt vielen als ein beunruhigender Rückfall in die Logik atomarer Abschreckung.
Auch die finanzielle Nachhaltigkeit steht in Frage: Während für Waffen Milliarden bereitgestellt werden, bleiben grundlegende Fragen zur Wartung, Ausbildung und Langzeitfinanzierung unbeantwortet. Zugleich wird in anderen Bereichen – etwa beim Klimaschutz, in der Bildung oder bei der Pflege – auf die Schuldenbremse verwiesen.
Selbst innerhalb der Regierungskoalition gibt es Stimmen, die den massiven Ausbau der Rüstung kritisch sehen. Denn mit jedem weiteren Milliardenprojekt wird klarer: Es geht nicht mehr nur um Verteidigung – sondern um die militärische Neuaufstellung Deutschlands als zentrale Macht innerhalb der NATO.
Offiziell wird betont, die neue militärische Stärke solle vor allem der Abschreckung dienen. Doch die internationale Realität ist komplexer: Jedes neue Kampfflugzeug, jede neue Rakete kann auch als Provokation verstanden werden – besonders in einem sicherheitspolitischen Klima, das ohnehin von Misstrauen geprägt ist.
Der Ausbau der Rüstungsindustrie, die Wiederbelebung der nuklearen Komponente und die klare Orientierung auf NATO-Führungsrolle werfen grundlegende Fragen auf: Was bedeutet Sicherheit im 21. Jahrhundert wirklich? Und wie weit ist Deutschland bereit zu gehen – politisch, finanziell und moralisch?
Die Richtung ist klar: Deutschland verabschiedet sich zunehmend von der sicherheitspolitischen Zurückhaltung der Nachkriegszeit. Was fehlt, ist eine ehrliche gesellschaftliche Debatte darüber, welche Rolle das Land künftig militärisch einnehmen soll – und zu welchem Preis. Denn eines ist sicher: Rüstung ersetzt keine Diplomatie. Und Aufrüstung allein schafft keinen Frieden.
Quelle:
Reuters: Germany plans to order 15 more US-made F-35 jets, says source – 20. Oktober 2025
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