MH17: Kriegspropagandisten außer Rand und Band

Obwohl es noch Wochen dauern kann, bis die Ursache des Absturzes der malaysischen Zivilmaschine MH17 über der Ostukraine am 17. Juli forensisch kompetent geklärt ist, wird die Kriegstrommel für eine Konfrontation mit Rußland gerührt, angeführt von US-Präsident Obama und seinen Leuten wie UN-Botschafterin Samantha Power. Ihre Haltung ist: „Verwirrt mich nicht mit Fakten, ich habe das längst entschieden.“ Was in diesem Fall bedeutet, daß der russische Präsident Putin direkt oder indirekt für den Vorfall verantwortlich sein soll und Rußland dafür hart bestraft werden muß.

Der britische Premier David Cameron stand Washingtons spontanem Urteil in nichts nach. Er schrieb am 20. Juli in der Londoner Times, Putin sei für die Tragödie verantwortlich, und forderte von Europa einen klaren Bruch mit Rußland. „Wir müssen diesen Augenblick der Empörung in einen Augenblick des Handelns umsetzen.“

Aber niemand in Washington oder London hat irgendeinen handfesten Beweis vorgelegt, obwohl die US-Dienste und andere mit Sicherheit über präzise Satellitenbilder des fraglichen Gebietes verfügen.

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am 19. Juli einen Katalog mit 10 Fragen an die ukrainischen Behörden, über deren Territorium MH17 zum Zeitpunkt des Absturzes flog. U.a. wird gefragt: Warum steuerte die ukrainische Luftsicherung die Maschine in ein bekanntes Kampfgebiet, nördlich der üblichen Flugroute? Welche ukrainischen Militärmaschinen waren in der Nähe, als sie abgeschossen wurde? Warum hatte die ukrainische Armee dort Luftabwehrbatterien stationiert, obwohl die Milizen in der Ostukraine gar keine Militärflugzeuge haben?

In einer Pressekonferenz des Verteidigungsministeriums präzisierten Generalleutnant Andrej Kartapolow vom Generalstab und Luftwaffenchef Generalmajor Igor Makuschew die offenen Fragen und gingen auf vier Themenkomplexe ein.

Der erste betraf die Frage an die ukrainische Flugsicherung, warum MH17 eine nördlichere Route als normal genommen hat verbunden mit der Aufforderung, die Kommunikation mit MH17 für die Untersuchung zur Verfügung zu stellen.

Als zweites, berichteten sie, daß die russische Flugsicherung in Rostow am Don in der fraglichen Zeit und in dem Sektor vier Flugzeuge auf dem Radar gehabt hätten. Das seien neben MH17 noch zwei weitere zivile Flugzeuge und ein nicht identifizierter Jet gewesen. Da sich letzterer im Steigflug befunden und sich in Rostow nicht identifiziert habe, gehe man davon aus, daß es sich um eine ukrainische Militärmaschine, möglicherweise eine SU-25 gehandelt habe könnte. Diese habe sich bis auf wenig Kilometer der Unglücksmaschine genähert.

Die weiteren Punkte betrafen die ukrainischen Buk-Luftabwehrbatterien und ob aufgetauchte Amateurvideos etwas zur Aufklärung beitragen könnten.

Die zunehmende Kriegspropaganda in den westlichen Medien treibt die Welt, wie in blinder Wiederholung der Ereignisse vor hundert Jahren, immer näher an den großen Konflikt. Die Ukrainekrise war schon vor dem Absturz einer der gefährlichsten Brennpunkte. Obama hatte nur wenige Tage vor dem 17. Juli zusätzliche Sanktionen gegen Rußland verhängt und die NATO kündigte eine Ausweitung ihrer Manövern im Baltikum und in Osteuropa an.

Was in Washingtons und Londons Rhetorik jedoch völlig fehlt, ist die Frage nach dem Motiv: Cui bono? Wem nützt es, wer zöge den Vorteil aus einer solchen brutalen Terroraktion? Klar ist, daß Rußland am meisten zu verlieren hat.

Zudem kam dieser Abschuß unmittelbar nach dem welthistorischen BRICS-Gipfeltreffen in Brasilien, bei dem der Grundstein für eine neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung gelegt wurde. Daß jetzt Rußland, China, die Lateinamerikanischen Staaten und viele andere Entwicklungsländer an alternativen Strukturen zu IWF und Weltbank arbeiten, hat bei der bankrotten internationalen Finanzoligarchie die Alarmglocken schrillen lassen. Selbst die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnte kürzlich, daß die enorme Schuldenblase der transatlantischen Großbanken jederzeit platzen könne.

Und der ehemalige Chef der Bank von England, Mervyn King, dokumentiert in einem jüngst erschienenen Buch, daß der größte Finanzkrach des 20. Jahrhunderts im Frühjahr und Sommer 1914 stattfand, was unmittelbar in den Kriegsbeginn im August 1914 mündete. Die Parallelen heute, genau 100 Jahre später, sind auffallend. Der größte Unterschied ist, daß die Großmächte 1914 kein Kernwaffenarsenal hatten, mit dem man die Menschheit mehrfach auslöschen kann.

Quelle: bueso

 

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