Merkel und ihre Untertanen (Minister)

Das ist mal wieder ein Pranger so ganz nach meinem Geschmack.
Warum tun sich diese Möchtegern-Politkarrieristen diese Merkohl eigentlich an?
Eine Merkohl als Marionette der Lobby ist schon ein undankbarer Job, aber als Marionette einer Marionette zu dienen ist schon mehr als unterwürfig. Ein Hund dient nur einem Herrn!  Weitere Kommentare spare ich mir.
Michael Winkler kann das viel besser.

Hier sein neuester Pranger.

Junges Gemüse (9.2.2011)

Wenn man früher einen Minister als „jung“ bezeichnet hatte, dann bedeutete das, er war noch keine Fünfzig. Das war der Parteikarriere geschuldet, vor Dreißig hat es kaum jemand geschafft, den vormaligen Abgeordneten abzuschießen und selbst ins Parlament zu gelangen. Danach folgten fünfzehn bis zwanzig Jahre der „Reifung“, um den lieben Parteifreunden zu verdeutlichen, daß der Dienstwagen einzig und allein einem selbst zusteht und nicht dem Feind / Todfeind / Parteifreund. Heute haben wir gleich drei Bundesminister unter Vierzig: Guttenberg, Rösler und Ex-Köhler und Jetzt-Schröder.

Heißt das nun, daß sich die Politik verjüngt? Etwa gar, daß jetzt neue Ideen einziehen? Leider nein, wie man ganz leicht am CDU-Nesthäkchen Kristina Schröder sieht: Die Dame ist zwar laut Geburtsurkunde jung, als ausgewiesene Verehrerin des bleiernen Kanzlers Kohl steht sie jedoch mit beiden Beinen, Haut, Kopf und Haaren felsenfest mitten im vergangenen Jahrhundert. Philipp Rösler, der Quoten-Jungmann der FDP, versteht unter innovativer Gesundheitspolitik gähnend langweilige Beitragserhöhungen für alle. Und bei Karl-Theodor usw. Freiherr von und zu Guttenberg, dem Wiederauferstehungs-Messias der CSU, betonen nicht nur Haargel und Name die Verhaftung in der Vergangenheit, sondern auch die politischen Ansichten.

Wer in der Union zur innovativen Jugend gehören möchte, liest am besten bei Konrad Adenauer nach und verkündet lautstark dessen Regierungsphilosophie, dann wird er als Mann / Frau / Weißnich der Zukunft angesehen. Ach so, ja: Das Mann / Frau / Weißnich sollte man einsetzen, denn sonst wirkt man antiquiert. Wenn da nur „Mann“ steht, merkt jemand vielleicht, daß man bei Adenauer abgeschrieben hat. Dann muß man nur noch darauf achten, daß nirgendwo Deutschland in den Grenzen von 1937 abgebildet ist, denn auch das wirkt antiquiert. Richtig perfekt wirkt eine solche Vorlage, wenn der hoffnungsfrohe Jungspund das verwendete Deutsch signifikant verschlechtert, Denglisch und Kanakisch verkörpern jene Moderne, die der Berufsjugendliche zum Ausdruck bringen möchte.


Was ist mit den „Alten“, oder besser, mit jenen Leuten, die jetzt in den Fünfzigern nach alter Auffassung ministrabel wären? Die wurden inzwischen frustriert. Ja, ehrlich. Aus der Zeit des bleiernen Kanzlers haben sich nur Schäuble, Seehofer und Leutheusser-Schnarrenberger herübergerettet, wobei Seehofer als junge Garde der CSU zwecks Erneuerung der Partei nach München abgezogen ist. Und, ach ja, Honeckers Rache. Die Ursache wird viel zu oft für die Wirkung gehalten.

Den Begriff „Hundejahre“ haben Sie bestimmt schon mal gehört. Hundejahre bedeuten für Menschen den höchstmöglichen Streß, denn als Hund hat man nur auf Kommando zu bellen und ansonsten nichts zu sagen. Herrchen, Frauchen oder Weißnichchen ist der Boß, der Hund hat zu gehorchen und sonst nichts. Vierbeiner sind solche Verhältnisse gewohnt, deshalb bezeichnet man sie als „Rudeltiere“ oder als „Teamplayer“.

Ein guter Politiker ist ein solcher „Teamplayer“, jedoch mit Brutus-Ambitionen. Letzteres bedeutet, solange vor Cäsar zu Kreuze kriechen und sich von Cäsar beschenken, streicheln und fördern lassen, bis sich eine gute Gelegenheit bietet, Cäsar per Dolchstoß zu meucheln, um danach selbst Cäsar zu werden. Nach diesem Schema absolviert ein Politiker seinen Aufstieg, indem er die Altvorderen aufs Altenteil befördert.

Dieses Spiel hat jedoch ein paar Regeln, die auf der Maturität beruhen, also auf dem Alter der Kandidaten. Der neue Mann / Frau / Weißnich sollte zumindest optisch jünger sein, als derjenige, den er ersetzt. Es genügt völlig, wenn Rentner die Partei wählen, sie sollen die Partei nicht auch noch führen. Fünf Jahre älter ist demnach ganz schlecht, zehn Jahre jünger hingegen akzeptabel. Ältere Leute, wie Seehofer, holt man nur, wenn man einen „geregelten Übergang“ für eine Amtsperiode durchführen möchte. Junge Leute stehen generell für einen Neuanfang, für die Überwindung des Alten. Wenn junge Leute ans Ruder kommen, sollte das so geschehen, daß irgendwo im Hintergrund die Vater- / Mutter- / Weißnich-Figur steht, die entweder das Jungvolk gut ausgebildet hat oder noch als Ratgeber präsent ist. Ansonsten werden die Jungen als „zu unerfahren“ angesehen.

In der CDU passierte 2000 der größte denkbare Unfall: Die Partei benötigte plötzlich einen „geregelten Übergang“ und ihre alte Garde war bereits durch den Regierungswechsel verbraucht. Nach Kohl kam Schäuble und wenn der die Wahl 2002 verliert, wäre ein junger Mann an der Reihe gewesen, ein Koch, ein Wulff, ein Müller oder ein anderer Landeschef. Alles wäre seinen geregelten Trott gegangen. Aber leider war Helmut Kohl eben doch nicht so professionell, wie die CDU angenommen hatte, denn er hatte gegen die wichtigste aller Regeln demokratischer Politiker verstoßen, die da lautet: Du sollst dich nicht erwischen lassen!

Und da ein Parteichef dafür Sorge tragen muß, daß seine Unterleute keinesfalls besser sind als er selbst, waren auch Schäuble und Koch so unprofessionell, daß sie sich mit Schwarzgeld in der Kasse erwischen ließen. Das wäre die Chance für Kurt Biedenkopf gewesen, für Heiner Geißler, Norbert Blüm oder einen anderen Partei-Opa. Die hätten die CDU ein paar Jahre geführt, Stoiber als Kanzlerkandidat gegen die Wand rennen lassen und dann kontrolliert an „die nachfolgende Generation“ übergeben.

Leider war die CDU in den entscheidenden Augenblicken kopflos. Nun ja, nicht ganz, sie haben immerhin einen völlig unbedarften Kandidaten gefunden, jemand, der es nicht konnte und infolgedessen getrost in der Übergangszeit verschlissen werden durfte. Ja, der Mann / Frau / Weißnich hieß Angela Merkel. Sie erfüllte alle notwendigen Voraussetzungen: Sie stellte nichts dar, hatte in jedem Amt versagt, war in der Partei nicht verankert, hatte keinen Stallgeruch und keine Freunde. Ihr einziger Gönner, der bleierne Altkanzler, war gerade abserviert worden. Allerdings haben die CDU-Größen ganz übersehen, daß Merkel sich schon mal als Möchte-Meuchel-Brutus geübt hat, indem sie dem bereits scheintoten Kohl noch schnell einen vergifteten Dolch in den reglosen Leib gejagt hat.

Dann begann das unwürdige Schauspiel der Selbstzerfleischung in der ministrablen Generation der CDU: Wer immer versucht hatte, sich als Nachfolger der Übergangs-Merkel zu installieren, hatte seine lieben Parteifreunde an der Kehle oder zumindest beißwütig in den Waden. Das eigentliche Ziel, Merkel, lohnte nicht, die hätte jeder mit einem Steinwurf versenkt. Deshalb wurde die Hauptartillerie auf die Mitbewerber gerichtet. Das lief wie in einem Film mit „Mr. Bean“, in dem sich feindliche Agenten scharenweise gegenseitig erledigen, während ihre Zielperson gar nicht mitbekommt, daß dieses Abschlachten überhaupt stattfindet.

Wer immer gut war und sich für besser als Merkel gehalten hat, hat seine Konkurrenten belauert und sich selbst nicht getraut. Soll sich doch ein Anderer die Finger verbrennen. In diesen Jahren wurden die möglichen Merkel-Ersetzer alt, grau, müde, verzweifelt und suchten schließlich eine andere Karriere, mit weniger Macht und Aufsehen, aber dafür viel mehr Geld. Wobei Merkel das mit ihrer Geltungssucht durchaus gefördert hat. Zu Zeiten von Bundespräsident Weizsäcker hatte man das Gefühl, daß selbst öffentliche Bedürfnisanstalten vom Bundesgrüßaugust persönlich eröffnet und eingeweiht werden. Heute ist dafür die Kanzlerin zuständig, die bestimmt auch zum 25jährigen Bestehen eines Runkelrübenzuchtvereins spricht, wenn sie damit der Arbeit an ihrem Schreibtisch entrinnen kann.

Stellen Sie sich vor, welche Belastung das für die Herrschaften im zweiten Glied ist. Da hat ein Sigmar Gabriel eine seiner wenigen Ideen und dann werden daraus Bilder mit Merkel vor Eisbergen. Da glaubt ein Horst Köhler sich in einem Spitzenamt, doch er bekommt von Merkel ständig gezeigt, daß er nur eine Marionette ist, Merkels Hut auf der Stange, der zwar gegrüßt werden muß, aber keine wirkliche Macht besitzt. Da überlegt sich ein Christian Wulff, ob er als letztes Mitglied im Andenpakt doch noch eine Chance auf das Siegestreppchen hat, und schon setzt ihn Merkel in die Pförtnerloge, wo er wichtige Leute begrüßen muß, aber nicht belästigen darf. Das hat Karin Stoiber 2005 ganz schnell gemerkt und ihrem Edmund untersagt, in Berlin an den unaufhörlichen Merkel-Festspielen mitzuwirken.

Das System Merkel ist ganz einfach: Erstklassige Leute wegbeißen, alle Aufmerksamkeit immer auf sich lenken, generell bunt und breit in der ersten Reihe sitzen, drittklassige und unerfahrene Leute heranziehen und alle Probleme solange aussitzen, bis ein nicht genannter Unterling versehentlich eine brauchbare Lösung vorschlägt. Was Merkel betreibt, steht schon in der Bibel, in dem mit Blut geschriebenen Teil: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ und „Gedenke, daß du die Merkel heiligst“. Wer das als junger Mann / Frau / Weißnich beherrscht, darf sich im Wohlwollen der Kanzlerin sonnen und wird es als minder befähigter Minister gut in ihrer Regierung haben.

Warum minder befähigt? Weil das die Voraussetzung für ein wenig Versagen ist, das es der Kanzlerin erlaubt, die Dinge zur „Chefsache“ zu erheben und dann die Lorbeeren abzuernten. Ein perfekter Minister würde zu schnell zum Nebenkanzler. Deshalb, als vorzeigbares Opfer, das in Gnaden wieder aufgenommen wurde, durfte Schäuble in die Regierung. Deshalb ist er auch der wichtigste Minister geworden, unter einer Frau, die ihn als Parteivorsitzenden abgeschossen und ihm den Aufstieg zum Bundespräsidenten verwehrt hat.

Zum Teile und Herrsche, einer weiteren Machttaktik, gehört, daß niemand länger im gleichen Amt verweilen darf, auf jeden Fall nicht solange, daß er dort eine Hausmacht erwirbt. Wenn ein Mann / Frau / Weißnich sich in einem Amt festsetzt, wird er schließlich als wichtig wahrgenommen, wie einst Blüm bei Kohl. Wer jedoch heute dies und morgen das macht, gilt als austauschbar. Wer kann sich nach all den Bundeswehraffären daran erinnern, daß ein Guttenberg mal Wirtschaftsminister gewesen ist? Und nach all den Finanzkrisen, daß Schäuble mal ein allseits gefürchteter Innenminister?

Das Ergebnis sind die jungen Minister, das junge Gemüse, das es nicht wagt, „Mutti“ ernsthaft zu widersprechen. Sie können es einfach nicht, wer immer sie auch sein mögen. Wenn eine Zensursula von der Leyen es nicht einmal schafft, innerhalb eines Jahres eine verfassungskonforme Hartz-IV-Reform ausarbeiten zu lassen, zeigt das überdeutlich, was für hochqualifizierte Minister wir in diesem Land haben. Das junge Gemüse ist Programm, da kann Merkel sicher sein, daß die Herrschaften von nichts Ahnung haben. Was die jungen Leute davon haben? Nichts, natürlich! Die nachfolgende Generation erlebt dabei immer nur Hundejahre, ohne etwas zu erreichen oder Erfolge zu erzielen. Das mit der Jugend gibt sich übrigens relativ schnell, denn ein Hundejahr sind bekanntlich sieben Menschenjahre.

© Michael Winkler

http://michaelwinkler.de/Pranger/Pranger.html

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