Leidmedien werden unter Rettungsschirm gestellt

von StaatsZeuge (schnappfischkapitalismus)

Die Abozahlen der Leidmedien brechen dramatisch ein. Die Bundesregierung zögert nicht, der vierten Staatsgewalt helfend unter die Arme zu greifen. Bedingt durch die Eile konnte nicht lange gewartet werden, bis der Bundestag nach der Sommerpause wieder zusammenkommt um das milliardenschwere Rettungspaket zu schnüren, so dass umgehend ein Sofortpaket in Kraft tritt.

Die erste Stufe des Hilfsprogramms tritt bereits nächste Woche in Kraft und verpflichtet alle Kommunen, aus ihrem Sozialbudget jeweils 1.000 Exemplare einer noch zu bestimmenden, mehrseitigen Publikationsliste täglich zu kaufen. Damit keine dieser Exemplare auf Kosten bereits bezogener Exemplare genutzt werden, geht aus dem Positionspapier hervor, müssen diese umgehend in den örtlichen Heizkraftwerken verfeuert werden. Die Schutzfolie muss dabei intakt sein – damit will man dem Missbrauch einen Riegel vorschieben, so das Positionspapier unter Punkt 3 Absatz 2b.

Die Regierung betont, dass diese Sofortmaßnahme nur den radikalen Einbruch der Verkaufszahlen kurzfristig kompensieren soll. So wurde der Vorschlag der Grünen-Fraktion ausgeklammert, die einbrachten, die Exemplare doch mit weißer Farbe zu drucken, damit man dann auch die Folie sachgerecht entsorgen könne, da dann ja keine Missbrauchsgefahr mehr von den Druckerzeugnissen ausgehe. Der CO2-Ausgleich, so das Positionspapier, ergibt sich unmittelbar aus den eingesparten Sozialmitteln, durch die die Druckerzeugnisse bezahlt werden. So könne mit diesem Geld keine CO2-Emissionen durch die Sozialempfänger verursacht werden, was in der Gesamtbetrachtung zu einer positiven Umweltbilanz führt.

Sofort nach der Sommerpause wird dann der bereits angesprochene Rettungsschirm in Kraft treten. Dabei ist vorgesehen, dass der Verteilungsschlüssel sich an dem auflagenstärksten Monat der Firmengeschichte orientiert. Man rechnet damit, dass ein dreistelliger Milliardenbetrag für die notwendige Propagandazeit ausreichend ist.

Die Zeit bis zur Einrichtung des Rettungsschirms wird mit Hochdruck an der Gleichschaltung der Presse gearbeitet. Man verspricht sich durch diese Maßnahme einen nicht genauer benannten Einsparungseffekt in Milliardenhöhe. Kritische Stimmen, welche eine Abhängigkeit zwischen Presse und Staat konstruierten, wird man mit einem passenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts kontern, so das Positionspapier. Der Entwurf des knapp 2.500 Seiten starken Dokuments erwartet man noch in diesem Monat. Für die Öffentlichkeit ist auch bereits ein umfangreich geschwärztes Exemplar in Arbeit.

Aktuell lässt sich feststellen, dass unserer Administration kein Preis zu hoch ist, unseren Staat auf vier Säulen zu stellen. Auch wenn sich zuweilen der Verdacht einschleicht, dass diese Säulen neben einander stehen und man eher von einem Einbein sprechen könnte. Wie immer liegt die Wahrheit im Auge des Betrachters und so sind die Leidmedien voller Ruhmesworte über unsere reGIERungsVERTRETER. Zu Recht erwähnen besagte Vertreter, dass wir vor kurzem erst unser vollstes Vertrauen ihnen ausgesprochen haben und es nun an ihnen ist, besagten Vertrag zu erfüllen. Was so ein kleines Kreuzchen alles bewirken kann!

Bereits vorgefertigten Meinungsumfragen zufolge sind weit über 90% sehr für diese Soforthilfe. Weitere 76% sind zufrieden und nur 13% sind weniger zufrieden – wobei sich nachträglich herausstellt, dass diese 13% die Frage falsch verstanden haben und eigentlich auch sehr zufrieden waren, was dann 103% sehr zufriedene und 76% zufriedene ergeben. Bei den ‘nur’ zufriedenen stellt sich aber heraus, dass diese eigentlich nur zu bescheiden waren und eigentlich sehr zufrieden angeben wollten. Was dann ein klares Votum von 179% sehr zufriedener ergibt – wenn ich mich nicht verrechnet habe.

Das Gegenteil von schlecht muss nicht gut sein –
es kann noch schlechter sein.
(Paul Watzlawick)

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