Behörden befreien 18 Arbeiter aus sklavenähnlicher Situation. Kaffeeunternehmen bestreitet, Produkte von Plantage bezogen zu haben
Von Mario Schenk (amerika21)
Der Kaffeegigant Starbucks bestreitet, jemals Kaffee von einer Plantage bezogen zu haben, auf der Menschen ausgebeutet wurden. Dabei ist die Plantage seit zwei Jahren von Starbucks zertifiziert.
Belo Horizonte/Seattle. Ermittler des brasilianischen Arbeitsministeriums (MT) haben Ende Juli 18 Menschen von einer Kaffeeplantage im Bundesstaat Minas Gerais befreit. Die Personen hatten dort unter sklavenähnlichen Zuständen gelebt und gearbeitet. Am Zugang zu der Plantage verwiesen Schilder auf eine Zusammenarbeit mit dem Kaffeekonzern Starbucks und wiesen das Siegel für Nachhaltigkeit des Zertifizierers UTZ auf. Dies berichtet die Nichtregierungsorganisation Reporter Brasil, die die Behörden bei der Befreiung der Arbeiter begleitete.
Die Realität auf der Farm war von menschenunwürdigen Bedingungen geprägt. Befreite Arbeiter beschrieben die Situation gegenüber Reporter Brasil wie folgt: „Wir haben nie Geld für Arbeit an Feiertagen oder Sonntagen erhalten. Man arbeitete von Montag bis Samstag, von sechs Uhr bis mindestens 17 Uhr, ohne geregelte Pausen“. Auch die hygienischen Bedingungen seien miserabel gewesen. „Es gab viel Fledermäuse und Mäuse in den Unterkünften. Ratten fraßen unser Essen. Dann musste man wieder in die Stadt einkaufen“, sagt ein anderer ehemaliger Landarbeiter.
Die Gruppe lebte in Gemeinschaftsunterkünften ohne Trink- oder Abwasser. Die Ermittler stellten fest, dass die sanitären Anlagen so prekär waren, dass die Gesundheit der Arbeiter gefährdetet war. Laut Bericht der geretteten Gruppe war es üblich, tote Fledermäuse in den Wasserbehältern zu finden, die keine Abdeckung hatten. Das Wasser zum Kochen und Trinken sei von toten Tieren oder Kot verunreinigt gewesen.
Bei der Entlohnung sei es immer wieder zu Betrug durch die Plantagenvorsteher gekommen. „Manchmal verschwand unsere Ernte von einem auf den anderen Tag und wurde nicht ausgezahlt und die lachten nur“, so einer der Arbeiter. Von der Entlohnung seien zudem überteuerte Kosten für Unterkunft abgezogen worden. Nie sei Geld übrig geblieben, um etwas zu sparen oder nach Hause zu schicken.
Dabei verfügte das Landgut über das Ökolabel für kontrollierten Anbau „C.A.F.E. Practices“ der Kaffeegiganten Starbucks und SCS Global Services. Starbucks teilte mit, dass man der Finca das Siegel im Jahr 2016 ausgestellt, aber seitdem keinen Kaffee von der Plantage gekauft habe. Man sei dabei, den Vorfall zu untersuchen und den Hinweisen des Arbeitsministeriums nachzugehen, so Starbucks in einer Stellungnahme. Beide Unternehmen versprachen gegenüber Reporter Brasil, die Zertifizierung des Kaffeeproduzenten zu überprüfen.
Auch das Unternehmen UTZ setzte nach Hinweis über die Zustände auf der Farm die Zertifizierung vorerst aus. UTZ bestätigte, dass die Vor-Ort-Prüfung der Plantage im Februar dieses Jahres stattgefunden habe und die Produktionsstätte im April zertifiziert wurde. Die Pächterin und Verwalterin des Betriebs, Fabiana Soares Ferreira, ließ über eine Anwältin wissen, dass sie „bestürzt“ sei über das Vorgefallene. Sklavenarbeit sei „nicht die Philosophie des Unternehmens“.
Der Fall bildet dennoch keine Ausnahme. Anfang Juli hatte das Arbeitsministerium zwei Stunden entfernt 19 Menschen aus sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen auf einer Kaffeeplantage befreit. Die Arbeitsbedingungen und Lieferketten sind schwer zu kontrollieren. Der Kaffeegigant Nestlé bestätigte 2015, dass er Kaffee von zwei Plantagen gekauft hatte, auf denen die brasilianischen Behörden Arbeiter von sklavereiähnlichen Bedingungen befreit hatten. Auch im Jahr 2016 mussten die Konzerne Nestlé und Jacobs Douwe Egberts zugeben, dass Bohnen von brasilianischen Plantagen, auf der Sklavenarbeit zum Einsatz kam, möglicherweise in ihrem Kaffee gelandet sind.
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Starbucks? Nein Danke!
Noch nie haben wir dort einen Cent hingebracht. Für einen Pappbecher 5-7 Euro zahlen? Wie bescheuert ist das denn?
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