Konflikt mit Amerika: „Man hat Russland den Krieg erklärt“

STIMME RUSSLANDS Der Westen mit den USA an der Spitze setzt auf eine Konfrontation mit Russland, stellt ein russischer Auslandsexperte fest. Er beschäftigt sich mit der Frage, mit welchen Verbündeten der Kreml in diesem globalen Kampf rechnen könnte.

Der russische Auslandsexperte Jewgeni Satanowski schreibt in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „WPK“, der westliche Klub um die USA werde derzeit schwächer und versuche, diesen Rückschritt auf Kosten seiner Konkurrenten wettzumachen. Zu diesen Konkurrenten zähle auch Russland, das einen wesentlichen Teil des sowjetischen Technologie-Potenzials behalten habe. Auf Initiative von Barack Obama sei man bestrebt, Russland am Zugriff auf westliche Finanzen und Technologien zu hindern. Die Staats- und Regierungschefs der EU hätten sich dieser Kampagne angeschlossen, obwohl das den Interessen ihrer Länder widerspreche.

„Vielleicht konnten es nicht alle bemerken, doch man hat Russland den Krieg erklärt. Vorerst ist dieser Krieg kalt“, stellt Satanowski fest. Es sei nicht mehr möglich, den Konflikt zu vermeiden. Falls die Regierung in Moskau dem Druck des Westens nachgebe und dessen Bedingungen erfülle, höre Russland auf zu existieren.

„Barack Obama bezeichnete Wladimir Putin als ‚keinen rational denkenden Staatschef‘. Das ist ein Beleg dafür, dass Obamas Team nicht mehr darauf hofft, seine im postsowjetischen Raum bewährten Methoden (wie Bestechung, Erpressung oder haltlose Vorschläge wie ‚Reset‘) gegen die russische Führung zu verwenden. Deshalb wird der Druck auf Russland in allen Bereichen steigen“, so der Experte.

Das bedeute allerdings nicht, dass jeder andere Staat, den die USA unter Druck setzen, automatisch zu einem Verbündeten Russlands wird. Denn jedes Land lasse sich von seinen eigenen Interessen leiten und sei bestrebt, Konflikte mit einem starken Gegner wie Washington zu minimieren.

International wage kaum jemand, die USA offen herauszufordern. Im Rahmen der Vereinten Nationen zögen Amerikas Opponenten vor, sich der Stimme zu enthalten oder auf Abstimmungen zu verzichten. Ein Beispiel dafür sei die Abstimmung zur Ukraine in der UN-Vollversammlung gewesen. Jener Test habe gezeigt, inwieweit Russland auf die Länder bauen könne, die in der Konfrontation mit den USA wichtig wären.

Die „Amerika-Skeptiker“ wie beispielsweise China seien sich darüber im Klaren, dass es dem Kreml im Moment wichtig sei, mit ihnen zu kooperieren. Deshalb seien sie bestrebt, möglichst viele Vorteile aus dieser Kooperation zu ziehen. Es sei auch sinnlos, darauf zu hoffen, dass diese Länder in jeder Situation automatisch Partei für Russland nehmen würden.

Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (Russland, China, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan) sei zwar möglicherweise fähig, die Verwandlung zentralasiatischer Ex-Sowjetrepubliken in ein Bollwerk des radikalen Islamismus zu verhindern, denn dieser Islamismus sei sowohl für China als auch für Russland gefährlich. Doch die Shanghai-Organisation werde kein Militärbündnis sein (und wenn schon, dann werde dieses Bündnis eher Chinas Interessen entsprechen).

Dabei könne Russland von Amerikas Fehlern und Schwierigkeiten Gebrauch machen. Das seien etwa die Abkühlung der Beziehungen der USA zu Saudi-Arabien und Ägypten, die gescheiterte US-Politik in Sachen Syrien und Irak, die Probleme mit der afghanischen Präsidentenwahl, der „Kalte Frieden“ zwischen Washington und Islamabad, aber auch alles, was zum Konflikt-Potenzial zwischen Amerika und China beitrage, meint Satanowski.

 

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