Keine Angst vor der Goldpreismanipulation!

von  Manfred Gburek

Was ist noch Markt, was ist bereits Manipulation? Diese Frage stellt sich im Hinblick auf den Goldpreis wieder einmal, seit er im Verlauf der vergangenen Wochen manchmal plötzlich nach unten wegbrach, obwohl die Nachfrage nach Barren und Münzen neue Rekorde erreichte. Dazu erst das passende Zitat von Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank:

„Fakt ist, dass ein monopolistisches Oligopol mit US-Interessenhintergrund dieses Segment beherrscht. Fakt ist, dass die CFTC seit Jahren Manipulationsvorwürfe gegen dieses mögliche Kartell untersucht und zu keinem Ergebnis kommt, obwohl es erdrückende Beweislast durch Statistik und sogar ‚Whistleblower‘ bei JP Morgan gab. Man sollte nicht nur über freie Märkte wohlfeile Reden halten und Forderungen stellen, sondern sie zulassen.“

Zugegeben eine beachtenswerte Aussage. Doch Manipulationen gehören zu Märkten, solange es diese gibt. Das mag noch so verwerflich erscheinen, aus der Welt schaffen kann man sie nicht. Bleiben wir beim Gold: Sein Preis wurde schon in den 60er Jahren systematisch nach unten manipuliert, und zwar durch führende Zentralbanken mit Wissen der jeweiligen Regierungen. Zwar nannte sich das Ganze damals geheimnisvoll „Londoner Goldpool“, aber es ging unter anderem im Kern um das krampfhafte Festhalten an der Dollar-Gold-Parität von 35 Dollar je Unze.

Aus heutiger Sicht mutet es seltsam an, dass diese 35 Dollar damals als unverrückbarer offizieller Goldpreis galten. Zu ihm gesellte sich später der inoffizielle Handelspreis. Dieser machte 1968 seinen ersten zaghaften Satz nach oben, dem der zweite 1970 folgte. Und nachdem er nicht mehr zu bremsen war, wandte sich am 15. August 1971 US-Präsident Richard Nixon mit einer Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede an seine Nation und die weite Welt, um anzukündigen, dass die USA nicht mehr gewillt waren, Gold gegen Dollar herauszurücken.

Zwar war auch das eine Manipulation, aber wieder funktionierte der Markt, der den Goldpreis fortan – mit nur einer größeren Unterbrechung 1975/76 – in immer neue Höhen trieb. Erst im Januar 1980 war damit Schluss. Während das Edelmetall in den 80er Jahren nur noch die eine oder andere Spekulationswelle erlebte, kam es ein Jahrzehnt später zum Preisdruck über ein raffiniertes, Goldleihe genanntes System. Das funktionierte, simpel gesagt, wie folgt: Bullion Dealer (Banken) verbündeten sich mit Minenkonzernen und Zentralbanken, um auf dem Umweg über geliehenes Gold Zinserträge zu generieren. Dabei nahmen sie einen Kollateralschaden in Kauf, und der bestand im rückläufigen Goldpreis während eines Großteils der 90er Jahre.

Alles nur Manipulation? Man kann es so sehen. Allerdings ist die Bedeutung des Marktes auch in diesem Fall nicht zu unterschätzen. Denn kaum hatten die Profiteure der Goldleihe ihre happigen Zinserträge eingestrichen, beschlossen 15 Zentralbanken im September 1999 das Washington Agreement on Gold, das auf eine Begrenzung der Goldverkäufe durch eben diese Zentralbanken hinauslief. Prompt reagierte der Markt, indem er – wenn auch nur für zwei Tage – den Preis des Edelmetalls nach oben schließen ließ. Dann folgten, bevor der Preis von April 2001 an seine langjährige Fahrt nach oben aufnahm, eineinhalb Jahre einer – zum Teil manipulierten – Preisberuhigung.

In diese Phase fiel ein Großteil der aberwitzigen britischen Goldverkäufe zur denkbar ungünstigsten Zeit, nicht zu vergessen die von den USA erzwungenen Verkäufe der Schweiz. Und wieder stellte sich vielen Beobachtern des Marktes die Frage: Teil einer ausgetüftelten Strategie oder schiere Manipulation? Aus Sicht der Goldanleger ist es egal, wie die Antwort lautet, denn für sie sollte sicher sein: Manipulation gehört zu jedem Markt, so auch zum Goldmarkt, nur muss man aufpassen, nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.

Besteht diese Gefahr für Goldanleger jetzt? Nie und nimmer. Zum einen, weil die – hier nur kurz skizzierte – Geschichte des Goldpreises aus den vergangenen fünf Jahrzehnten Folgendes belegt: Den offenkundigen Manipulationsversuchen, mögen sie sich sogar über mehrere Jahre erstreckt haben, folgten anschließend immer Preisausbrüche nach oben. Und zum anderen, weil die internationalen Finanzen das Bild von einem derartigen Durcheinander vermitteln, dass Gold als sicherer Hafen, als Versicherung gegen heftige Währungsturbulenzen, als einzige ohne Wenn und Aber akzeptierte globale Währungsreserve und noch einiges mehr zwangsläufig vor dem nächsten Preissprung nach oben steht. Nicht zu vergessen: Silber wird ihm mit den bekannten größeren Ausschlägen folgen, wenngleich es als Währungsreserve auch in Zukunft keine Rolle spielen dürfte.

Lediglich über das genaue Timing des Preissprungs kann man unterschiedlicher Meinung sein. Wer neu in Gold und Silber investieren will, hat dazu jetzt wieder eine günstige Gelegenheit. Und wer bereits engagiert ist, sollte halt Geduld an den Tag legen, eine Tugend, die ich hier in den vergangenen Monaten immer wieder propagiert habe.

Einige Worte mehr zum Timing, weil von ihm ja ein nicht unwesentlicher Teil des Anlageerfolgs abhängt: Die bisher fehlgeschlagenen Versuche der Preismanipulation, die der eingangs zitierte Folker Hellmeyer beschrieben hat, sprechen dafür, dass der nächste Sprung des Goldpreises nach oben kräftiger ausfallen dürfte als der vorangegangene. Bis dahin kann es zu weiteren Manipulationen kommen, die jedoch keinen nennenswerten Preisdruck mehr auslösen dürften, weil potenzielle Käufer quasi Gewehr bei Fuß stehen. Betrachten Sie deshalb jeden temporären Rückschlag als willkommene Kaufgelegenheit.

Dazu noch ein wichtiger Punkt: Wie viel Geld Sie wann in Gold investieren – oder schon investiert haben – und wie hoch der Anteil von Gold und Silber an Ihrem Vermögen betragen soll, ist zuvorderst Ihre ganz persönliche, auf die individuellen Finanzen abgestimmte Angelegenheit. Nur sollte es nicht zu wenig sein, wegen der stets zu beachtenden Risikostreuung aber auch nicht zu viel. Ein Viertel bis ein Drittel dürfte im Regelfall richtig sein. Höhere Anteile sind ratsam, falls Sie keine Wohnimmobilie für den Eigenbedarf besitzen; vermietete Immobilien sollten Großanlegern vorbehalten sein.

Zu guter Letzt: Das richtige Timing ist eine Kunst, die niemand hundertprozentig beherrschen kann. Kalkulieren Sie speziell im Hinblick auf die kommende Entwicklung des Goldpreises ein, dass er und erst recht der Silberpreis – wie schon zuletzt geschehen – unerklärliche Sprünge vollziehen kann. Lassen Sie sich davon nicht nervös machen. Und investieren Sie nicht das ganze für Edelmetallkäufe vorgesehene Geld auf einmal, sondern auf drei bis fünf Käufe verteilt – unter anderem wegen der immer wieder virulenten Preismanipulation, die für Sie jedes Mal ein willkommener Anlass für Käufe zu günstigen Einstandspreisen bilden sollte. In diesem Sinn viel Erfolg!

 Quelle: gburek

 

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