Israel drängt Washington zu einem weiteren Krieg

von Vladimir Odintsov (theblogcat)

https://journal-neo.org/2020/01/21/israel-pushes-washington-towards-another-war/

Es wurden bereits eine Menge Artikel mit zuverlässigen Informationen darüber veröffentlicht, wie Israel seine Lobby in den USA benutzt, um Washington dazu zu drängen, die bevorzugte Politik Israels im palästinensisch-israelischen Friedensprozess umzusetzen, im Nahen Osten, bei bewaffneten Konfrontationen, militärischen Interventionen und bei der Zerstörung von Israels militärisch-strategischen Gegnern in der Region. Die Vereinigten Staaten haben gewaltsame Methoden eingesetzt, um diese Ziele zu verfolgen, und ein Resultat ist, dass die potentielle militärische Bedrohung für Israel von benachbarten arabischen Staaten (insbesondere Irak, Syrien und Libyen) alles andere als verschwunden ist. Washington hat Gegner auch mit einer Vielzahl von Sanktionen unter Druck gesetzt, was der UN-Charta widerspricht, und man hat Resolutionen in Internationalen Organisationen blockiert, wenn diese für Israel ungünstig waren oder dessen Politik kritisierten.

Die Konfrontation ums Gas wurde kürzlich zu einem weiteren Gebiet, auf welchem Israel die USA in einen weiteren Krieg treibt. Die aktivste Phase haben wir 2019 erlebt. Man sollte sich daran erinnern, dass es den Bemühungen der USA zu verdanken war, dass Gas in den letzten Jahren zu einer ziemlich formidablen Waffe wurde. Obwohl sie selbst keine strategischen Gasreserven besitzen (das Fracking-Gas ist kurzlebig und sein Preis steigt ständig), versuchen die USA trotzdem, die internationalen Gasströme aktiv zu kontrollieren und verwandeln diesen Rohstoff in eine ihrer strategischen Waffen. Die einzige Frage hierbei ist, wer am meisten darunter leidet, dass die USA den saubersten und billigsten Brennstoff in eine Leidensursache für Millionen Menschen verwandeln. Heute versucht Washington aktiv, die Entwicklung einer Gaskooperation zwischen Russland und Europa zu behindern, um Russlands Annäherung an europäische Länder zu verhindern.

In den letzten Jahren hat sich diese Politik der USA bei Israel als sehr beliebt herausgestellt, denn Israel hat sich entschieden, im „Gas-Krieg“ mitzumischen und unliebsame Konkurrenten auf dem Gas-Markt mit Hilfe Washingtons zu beseitigen, so wie sie es mit ihren potentiellen militärisch-strategischen Gegnern taten.

Israels Kampf um vermutete, aber noch unerforschte Öl- und Gasreserven im östlichen Mittelmeer begannen 2012 nahe der Küsten Zyperns und Griechenlands, wo das Tiefsee-Gasfeld Aphrodite entdeckt wurde. Dessen Reserven werden auf 140 mrd m³ geschätzt. Des weiteren hat Israel nahe der maritimen Grenze zum Libanon das Gasfeld Tamar entdeckt (300 mrd m³) und fördert dort seit 2013, zusammen mit den USA. Leviathan wird jedoch als das größte Feld in der Region angesehen. Es liegt 135km vor der israelischen Stadt Haifa, etwa auf halbem Weg zwischen den Küsten Israels und Zyperns. Das US Geological Survey schätzt die potentiellen Reserven von Leviathan auf 6,2 bio m³ Erdgas und 1,7 mrd brl Erdöl.

Daneben gibt es weitere Felder, aber die Region ist durch eine ziemlich komplexe geologische Struktur bestimmt, somit ist die Art der Grenzziehung von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund entfaltet sich in den neutralen Gewässern des östlichen Mittelmeeres ein neuer Nahost-Konflikt um Gasfelder. Daher ist neben den Streitereien zwischen der Türkei, Griechenland und Zypern um den Besitz der Felder ein weiterer Konflikt zwischen Israel und der Türkei entstanden, diese Gebiete liegen „typischerweise“ in libanesischen und syrischen Gewässern. Und weil das noch nicht reicht: eine von Israels Zonen liegt ziemlich nahe im Süden. Im Juni 2019 drohte Griechenland der Türkei mit EU-Sanktionen. Als Antwort darauf weigerte sich Ankara, die EU die Grenzen im Mittelmeer bestimmen zu lassen. Mit offensichtlicher israelischer Einmischung haben die USA die Türkei dazu aufgefordert, ihre Bohraktivitäten nahe der Küste Zyperns zu unterlassen.

Aus diesen Gründen wurden in Nordzypern türkische Drohnen stationiert um die Israelis zu beobachten, gleichzeitig patrouillieren israelische Flugzeuge bedrohlich tief über türkischen Bohrinseln. Babak Taghvaee, ein berühmter Blogger, der auf Malta lebt und sich als Militärexperten ausgibt, schrieb sogar auf Twitter, dass eine F-16I der israelischen Luftwaffe mit einer Delilah Cruise Missile auf ein türkisches Bohr-Schiff gezielt habe. Als Vergeltung wurde das israelische Forschungsschiff Bat Ghalim von einem türkischen Kriegsschiff aus der Wirtschaftszone Zyperns vertrieben.

Israel hat ein finanzielles Interesse daran, sein Gas nach Europa zu exportieren, und nach zweijährigen Verhandlungen mit Zypern, Griechenland und Italien erzielten die Parteien 2018 ein Abkommen, die EastMed Pipeline zu bauen – die längste Unterwasser-Pipeline in die EU. Experten schätzen die Kosten der Pipeline vorsichtig auf €6 Mrd. Gemäß dem Projekt-Entwurf soll die Pipeline am Grund des Mittelmeeres und durch Griechenland verlaufen. Die Gesamtlänge der Pipeline wird auf über 1.300km geschätzt, laut anderen Quellen auf 1.900km. Sie wird in Israel beginnen und an drei Orten in Zypern, Kreta und Griechenland enden. Danach wird das Erdgas zu italienischen Terminals transportiert. Die Kapazität der Pipeline soll 20 mrd m³ pro Jahr betragen, aber unabhängige Experten glauben, dass es einfach nicht möglich sei, mehr als 10 mrd m³ aus Leviathan und Aphrodite herauszupressen. Die Pipeline soll 2025 in Betrieb gehen.

(Anm.d.Ü.: Zum Vergleich: Nordstream2 soll einen Jahreskapazität von max. 55 mrd m³ haben)





Die Bedeutung der EastMed Pipeline für Israel selbst ist kaum zu überschätzen. Die Pipeline wird finanzielle Gewinne bringen, und auch die Gelegenheit, politische Entscheidungen direkt und indirekt zu beeinflussen, seine Interessen auf dem internationalen Markt zu verteidigen und die Europäische Union als vertrauenswürdigen Alliierten zu sichern. Gleichzeitig ist die Haltung Europas zur EastMed Pipeline eher unklar. Stefan Wolfrum von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin hat vor kurzem das Projekt heftig kritisiert und behauptet, Israel sei als Mediator unzuverlässig. Wolfrum besteht darauf, dass das Land erst seine Beziehungen zu seinen Nachbarn herstellen muss, erst dann könne es Europa Versprechungen machen.

Unter diesen Umständen verteidigte Israel seine Interessen, indem es in den USA Lobbyarbeit betrieb, um die berühmt-berüchtigte Kampagne für eine angebliche „Energiesicherheit der EU vor russischen Gaslieferungen“ zu initiieren. Israel drängte Washington zudem dazu, Sanktionen gegen die russischen Pipelines Nord Stream und Turkish Stream zu verhängen, um Russland und die Türkei als Konkurrenten für die Gaslieferungen nach Europa auszuschalten. Am 20. Dezember unterzeichnete US-Präsident Donald Trump den Verteidigungshaushalt des Landes für das Haushaltsjahr 2020 und genehmigte damit Sanktionen gegen die russischen Gasleitungen Turkish Stream und Nord Stream 2. In der Folge wurde der Bau von NS2 vorübergehend ausgesetzt, genau dann, als Israel die EastMed-Gaspipeline in Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern erfolgreich entwickelt, so berichten israelische Medien.

Und so begann Israel am 31. Dezember mit der Lieferung von Gas aus dem riesigen Offshore-Leviathan-Feld an die Natgaz-Terminals. Von dort aus wird es (vorerst) nur an israelische Verbraucher geliefert. „Zum ersten Mal seit seiner Gründung ist Israel jetzt ein Energiekraftwerk, das in der Lage ist, seinen gesamten Energiebedarf zu decken und gleichzeitig Erdgas in seine Nachbarländer zu exportieren“, erklärte Yossi Abu, CEO des israelischen Unternehmens Delek Drilling.

Unterdessen investiert der US-Kongress in neue Projekte im Mittelmeerraum, um die Türkei und Russland zu untergraben und seinen Verbündeten Israel zu unterstützen, bestätigte The Hill ganz offen. Das Nachrichtenmedium stellt fest, dass die amerikanischen Gesetzgeber die USA als Teil eines 1,4 Billionen Dollar umfassenden Ausgabenpakets zu einem Hauptakteur auf dem Erdgasmarkt im östlichen Mittelmeerraum gemacht haben, indem sie Partnerschaften in den Bereichen Sicherheit und Energie mit Israel, Griechenland und Zypern eingegangen sind. Diese Bemühungen beinhalten unter anderem die Stärkung der Beziehungen zu Griechenland und die Aufhebung des jahrzehntelangen Waffenembargos gegen Zypern. Damit bekräftigen die USA ihre Verpflichtungen gegenüber diesen Nationen und geben ihren Verbündeten die Möglichkeit, die regionalen Ambitionen der Türkei in Schach zu halten. Dieser Schritt schafft nicht nur neue Möglichkeiten für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, sondern ist auch nachteilig für Russland, schreibt The Hill.

Als Reaktion auf diese Aktionen unterzeichnete die Türkei Ende November wichtige Abkommen mit zwei Nationen in der Nahost-Region, nämlich mit Katar, ihrem ideologischen Verbündeten, und dem vom Krieg zerrütteten Libyen, das strategischen Einfluss in Nordafrika hat. Laut Regionalanalysten, die die ideologischen, militärischen und finanziellen Aspekte der Beziehungen zwischen Ankara, Tripolis und Doha außer Acht lassen, bleibt Erdgas der einzige gemeinsame Nenner in den Beziehungen der Türkei zu den beiden ölreichen Ländern.

Mit dem Versuch, Erdgas in eine strategische Waffe zu verwandeln, haben die USA und Israel die Büchse der Pandora geöffnet, und wir müssen erst noch sehen, welche Art von Dämonen aus ihr herausklettern, um das Leben der Menschen in unzähligen Ländern und Regionen zu vergiften.

*

Ergänzung des Übersetzers: Passend dazu dieser Artikel von zerohedge vom 24.01.2020:

Die Türkei verlangt im Erdgas-Streit von Griechenland, 16 ägäische Inseln zu „demilitarisieren“

https://www.zerohedge.com/geopolitical/turkey-demands-greece-demilitarize-16-aegean-islands-amid-gas-drilling-dispute

 

                   Die Auschließliche Wirtschaftszone Griechenlands (EEZ)

                                              Geforderte Demilitarisierungszone

                 Vorschlag für eine gemeinsame maritime Zone Türkei-Libyen

(Visited 195 times, 1 visits today)
Israel drängt Washington zu einem weiteren Krieg
0 Stimmen, 0.00 durchschnittliche Bewertung (0% Ergebnis)

1 Kommentar

  1. Nun ja ,sollte es zu einem Krieg kommen hat der AFD Mann Gauland ja schon im Bundestag kundgetan das Deutschland dazu bereit zu sei an der Seite Israels zu sterben.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*