Irren ist menschlich, lügen demokratisch

Eine Welt von westlichen Netto-Importeuren

von Peter Ziemann

Der Untergang des Westens manifestiert sich nirgends so deutlich, wie beim Niedergang seiner Industrien. Dabei war es ja gerade die Industrialisierung, die den Westen nicht nur einen höheren Lebens-Standard ermöglicht hatte – sondern auch die Vorherrschaft auf der Welt.

Zuerst war es Großbritannien, das in zwei großen Wellen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg durch die sozialistische Experimentier-Politik von Clement Attlee und in den achtziger Jahren zu Zeiten von Margaret Thatcher praktisch völlig deindustrialisiert wurde. Als Nachwirkung der Kolonialpolitik ist dieses Land noch nicht einmal mehr in der Lage, sich ohne den Import von Agrarprodukten selbst ernähren zu können.

Ähnlich erging es den Vereinigten Staaten von Amerika, die sich während der Regierungszeit von Ronald Reagan der schmutzigen Industrie und Waren schaffenden Wirtschafts-Zweige entledigten, um aus den Blue Collar Jobs die wesentlich prestigeträchtigeren White Collar Jobs zu kreieren. Allerdings führte diese Transformation in eine Dienstleistungs-Gesellschaft dazu, dass die bislang gut bezahlten Industrie-Jobs durch schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse in der reinen Dienstleistungs-Industrie ersetzt wurden. Bei der Burger-Braterei McDonalds verdient man eben wesentlich weniger als am Fließband bei General Motors.

Hinzu kamen Staaten wie Spanien, die in der Vergangenheit ohne Industrie relativ bescheiden leben mussten, weil sie für Importe einfach nicht die nötigen Devisen erwirtschaften konnten. Aber mit der Euro-Einführung und einer Immobilien-Blase unglaublichen Ausmaßes wurden innerhalb kürzester Zeit riesige Scheinwerte geschaffen, mit denen man sich in einer wie damals bei der Deutschen Mark international akzeptierten Währung alle Produkte des Weltmarktes einkaufen konnte.

Diese genannten drei Staaten sind die schlimmsten Netto-Importeure des Westens. Das heißt sie haben bezogen auf ihr Brutto-Inlandsprodukt das größte Defizit in der Handelsbilanz.

Hinzu kamen erst der bislang erfolgreiche Norden Italiens und schließlich auch Frankreich, deren Industrien in zunehmendem Maße nicht nur im globalen Handel  Marktanteile verloren. Sondern deren Produkte immer mehr von importierten Waren selbst auf dem Heimatmarkt verdrängt wurden. Der Euro hat eben in vielen Staaten sein ganze Industrie-Zweige zerstörendes Werk verrichten können.

Es verblieben: Deutschland und Japan – beide allerdings mit so großen Handelsbilanz-Überschüssen (kumuliert knapp $330 Mrd. im Jahr 2010), dass ein Teil dieses westlichen Defizits wieder ausgeglichen werden konnte.

Mit Frankreich scheint einer der beiden letzten großen Industrie-Staaten Europa in den Abgrund zu stürzen. Der Wahl-Pariser Karl Lagerfeld sieht das schon ganz richtig, wenn er die Wettbewerbs-Fähigkeit der französischen Industrie wie folgt einschätzt: „Außer bei Mode, Schmuck, Parfüm und Wein ist Frankreich nicht wettbewerbsfähig. Die anderen Produkte verkaufen sich nicht. Wer kauft schon französische Autos? Ich nicht.“

Verstärkt wird diese Entwicklung noch durch die sozialistischen Experimente des neuen Präsidenten. Lagerfeld: „Hollande hasst die Reichen … Er will sie bestrafen, und klar, sie gehen und keiner investiert mehr … Hollande, dieser Dummkopf, werde so katastrophal sein wie Spaniens sozialistischer Ex-Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero“.

Sozialismus tut eben nur einer Gruppe gut: Dem Staat-Apparat, der so nicht nur seine angebliche Wichtigkeit steigern (Prestige-Denken) kann, sondern massig zusätzliche Jobs für Günstlinge schafft. Die Habenichtse, die ihre Stimme dem sozialistischen Kandidaten gegeben haben, weil sie in ihm einen neuen Robin Hood (nehme den Reichen und gebe den Armen) sehen (wollen), werden zuerst feststellen, dass das Geld der dann ausgebeuteten Reichen bei ihnen gar nicht ankommen wird. Und im nächsten Schritt werden sie ihren Job und den bescheidenen Wohlstand verlieren, weil die Kapital-Vernichtung, die hinter all diesen sozialistischen Ideologien steht, die Industrien in den Abgrund ziehen wird.

Wer (zuerst) Dreck wählt, verdient es auch nicht besser, als (nachher) im Dreck zu landen.

Aber das Ende der Fahnenstange ist beim Westen noch nicht erreicht. Die Entwicklung der anderen westlichen Staaten hin zu einer in sich nicht überlebensfähigen Dienstleistungs-Gesellschaft scheint nun auch Japan zu ergreifen. Japans Export bricht wegen Streit mit China ein – titelt SPIEGEL ONLINE seinen heutigen Bericht und zeigt die Dramatik des Niedergangs des Landes der aufgehenden Sonne auf: Die Außenhandelsbilanz der drittstärksten Wirtschaftsnation der Welt verzeichnete nach Ministeriumsangaben im September ein Defizit von 558,6 Milliarden Yen (5,5 Milliarden Euro). Das sei das erste Defizit in einem September seit 1979. Im September 2011 hatte Japan noch einen Außenhandelsüberschuss von 288,8 Milliarden Yen erwirtschaftet.

Das sind kumulativ 847,4 Mrd. Yen oder 8,13 Mrd. Euro – pro Monat versteht sich – die Japan im Jahresvergleich weniger (im Vergleich zu den Importen) exportiert.

Im Jahr 2010 hatte Japan mit $166,5 Mrd. noch den größten Handelsbilanz-Überschuss der Welt nach China ($272,5 Mrd.) erzielen können.

Nicht viel besser sieht es bei einem anderen Eckpfeiler der westlichen Gesellschaft aus – der Reproduktions-Fähigkeit der autochthonen Bevölkerung. Dort macht insbesondere das Demokratie-Modell aus dem Menschen ein Opfer von ständiger Suggestion und falschen Verheißungen (irren ist menschlich, lügen demokratisch) – die narzisstische Gesellschaft entledigt sich durch Selbstverwirklichung, Feminismus und Homophilie ihrer zukünftigen Existenz. Dieser innere Mangel hat ein Verlangen nach immer mehr Äußerlichkeiten, nach immer mehr Konsum und Verbrauch angeheizt, in der illusionären Hoffnung, das seelische Defizit materiell auffüllen zu können. Gepaart mit dem Sozialstaats-Placebo eines Lebens, dass eine im zunehmenden Maße dezimierte Nachfolge-Generation finanzieren soll, steuern wir langsam – aber nicht mehr aufhaltbar – in unser eigenes Verderben.

Bis auf ein Papiergeld-System, das auf Lug und Trug basiert und der militärischen Überlegenheit insbesondere der USA, hat der Westen nichts Greifbares mehr zu bieten.

Und selbst die hochgerüstete Armee Israels hat ihren letzten erfolgreichen Sieg in dem Jom-Kippur-Krieg im Jahr 1973 erzielen können.

Was bleibt am Ende von einer westlichen Gesellschaft, die als narzisstisch begründete Demokratie plötzlich nicht mehr das beste aller Systeme ist, weil die notwendigen Mehrheiten nicht auf dem Weg emotional getragener, rationaler Entscheidungen zustande kommen – sondern wo die narzisstische Abwehr in der politischen Arena das Sagen hat?

Quelle: bullionaer

 

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