‚Irakkriegstagebücher‘ nach zehn Jahren: Wahrheit ist Verrat

Ron Paul (antikrieg)

Der Zweck des Journalismus ist es, Wahrheit – insbesondere unbequeme Wahrheit – aufzudecken und zum Wohle der Gesellschaft zu veröffentlichen. In einer freien Gesellschaft müssen wir über die kriminellen Handlungen informiert werden, die von den Regierungen im Namen des Volkes begangen werden. Im Laufe der Geschichte haben Journalisten immer wieder aufgedeckt, auf welch vielfältige Weise Regierungen lügen, betrügen und stehlen – und welche großen Anstrengungen sie unternehmen, damit das Volk nichts davon erfährt.

Große Journalisten wie Seymour Hersh, der uns über die Tragödie des Massakers von Mai Lai und die Schrecken, die im irakischen Gefängnis von Abu Ghraib stattfanden, berichtete, sind unverzichtbar.

Vergangene Woche war es zehn Jahre her, dass Julian Assanges Organisation WikiLeaks ein Exposé über Fehlverhalten der US-Regierung veröffentlichte, das den oben genannten Hersh-Bombengeschichten gleichkommt. Die Veröffentlichung der „Irak-Kriegstagebücher“ zeigte uns die ganze Brutalität des US-Angriffs auf den Irak. Sie erzählte uns die Wahrheit über die Invasion und Besetzung des Landes durch die USA. Dies war kein Verteidigungskrieg gegen eine Nation, die uns mit Massenvernichtungswaffen drohte. Dies war keine Befreiung des Landes. Wir „brachten dem Irak keine Demokratie“.

Nein, die Veröffentlichung von fast 400.000 als geheim eingestuften Feldberichten der US-Armee zeigte uns in schmutzigen Details, dass der Angriff der USA ein auf Lügen basierender Angriffskrieg war, bei dem Hunderttausende von Zivilisten getötet und verletzt wurden.

Wir erfuhren, dass das US-Militär jeden, den sie im Irak töteten, als „feindliche Kämpfer“ einstufte. Wir erfuhren, dass mehr als 700 irakische Zivilisten getötet wurden, weil sie „zu nahe“ an einen der Hunderten von US-Militärkontrollpunkten heran gefahren waren – darunter auch schwangere Mütter, die dringend ins Krankenhaus mussten.

Wir erfuhren, dass US-Militärangehörige routinemäßig „Gefangene“ an irakische Sicherheitskräfte übergaben, wo sie gefoltert und oft getötet wurden.





Zehn Jahre nachdem Assange durch seinen mutigen journalistischen Akt die Welt verändert und eines der Verbrechen des Jahrhunderts aufgedeckt hat, sitzt er allein in Einzelhaft in einem Gefängnis im Vereinigten Königreich. Er sitzt und kämpft buchstäblich um sein Leben, denn wenn er an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wird, drohen ihm 175 Jahre in einem „Supermax“-Gefängnis wegen „Spionage“ gegen ein Land, dessen Staatsbürger er nicht ist.

Im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg haben wir die Wahrheits-Erzähler bestraft und die Verbrecher belohnt. Menschen, die uns wissentlich in den Krieg hineingelogen haben, wie Dick Cheney, George W. Bush, die „Experten“ der Beltway-Neokonservativen und die meisten Medien wurden für ihre Taten weder bestraft noch professionell bloßgestellt. Tatsächlich kamen sie ungeschoren davon, und viele von ihnen waren sogar erfolgreich.

Julian Assange erklärte, er habe die Tagebücher des Irak-Krieges veröffentlicht, weil er „hoffte, einen Teil des Angriffs auf die Wahrheit zu korrigieren, der sich vor dem Krieg ereignete und der seit dem offiziellen Ende dieses Krieges andauerte“. Wir haben mutige Journalisten gelobt, die sich nicht scheuen, es mit den „Bösen“ aufzunehmen. Jetzt foltern und inhaftieren wir sie.

Präsident Trump hat den US-Angriff auf den Irak ausdrücklich als einen der „dummen Kriege“ bezeichnet, die er unbedingt beenden wollte. Aber wir wüssten nicht die Hälfte davon, wie dumm – und böse – er war, wenn nicht Julian Assange und die Informantin Chelsea Manning mutig gehandelt hätten. Journalismus sollte kein Verbrechen sein, und Präsident Trump sollte Assange sofort begnadigen.

Ja, das sollte er – noch heute!

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