Interview mit Peter Boehringer
Sehr geehrter Herr Boehringer,
Sie sind Gründer der PBVV Vermögensberatung (München), sowie Gründungsvorstand der Deutschen Edelmetall-Gesellschaft e.V.
Erlauben Sie mir bitte einige Fragen.
krisenfrei.de:
Bei goldseitenblog.com veröffentlichen Sie in gewissen Abständen interessante Artikel zu Gold und Silber, sowie zu anderen aktuellen Themen. In Ihrem Artikel vom 08.04.2011 titeln Sie das Aus der deutschen Silber-Zehner. Silber-Zehner aus einer Cu-Ni-Legierung?
Sollte man statt dieser Silber-Zehner, wobei dieser Begriff schon an Betrug grenzt, nicht besser gleich 1 und 2 Eurocent Münzen massiv sammeln? Zumindest ist bei diesem Zahlungsmittel der Materialwert höher als der Nominalwert.
Peter Boehringer:
Rein rechnerisch wäre das in der Tat heute schon plausibel. Ich gebe aber drei Dinge zu bedenken:
- Wenn jemand seinen Zeit- und Arbeitsaufwand zum Sammeln der 1- und 2-Eurocent-Münzen mit einbezieht, dürfte die Rechnung bei der absolut pro Münze wirklich minimalen Gewinnspanne eher unattraktiv aussehen. Nicht zufällig konzentrieren sich professionelle Kupferdiebe nicht auf die Kassen von Supermärkten mit 1- oder 2-Eurocent-Münzen, sondern stehlen lieber gleich einige Kilometer bzw. Tonnen Kupferkabel. Dabei ist die Gewinnspanne bereits heute derart attraktiv, dass sogar Starkstromkabel nicht sicher vor dem Diebeszugriff sind, obwohl es bereits einige Tote bei derartigen Diebstählen gegeben hat…
- Die „Profis“ rechnen noch immer mit dem Kupferpreis pro Tonne – nicht pro Unze oder (wie bei Münzen) gar pro Gramm. Die Tonne kostet derzeit etwa 9000 Dollar. Lebensgefahr, Gefängnisgefahr oder Beschaffungsaufwand werden im Tonnenbereich akzeptiert. Bei Münzen ist dies nicht der Fall. Sobald der Kupferpreis nicht mehr in Tonnen oder Kilogramm, sondern in UNZEN oder Gramm bepreist wird, sollten wir diese Frage erneut debattieren. Dann wird Kupfer zum Edelmetall avanciert sein. Bis dahin macht die Kollektion von Kupfermünzen eigentlich nur für Unterbeschäftigte Sinn.
- Wer 50.000 Münzen zusammen hat, muss diese mehrere Hundert Kilogramm dann noch zur Schmelze bringen („Portokosten“!). Diese behält dann garantiert nochmals 30-50% ein. Fazit: Die Silberzehner waren in der bis Januar 2011 erhältlichen echten Silberversion zu genau 10 EUR einfach attraktiver und praktikabler.
krisenfrei.de:
Geht es dem BMF bei der Ausgabe der neuen „Silber-Zehner“ (Cu-Ni-Legierung) nicht vielmehr darum, dem Münzsammler „billiges“ Metall zu Höchstpreisen zu verscherbeln? Immerhin braucht der hochverschuldete Staat jeden Euro, den er sich früher oder später so oder so von dem „kleinen“ Bürger holen wird.
Peter Boehringer:
Doch, genau darum geht es und ging es eigentlich immer. Bei der Erstausgabe der Silberzehner (2002) bis mindestens noch 2006, als ich erstmals über die Silberzehner Vorträge gehalten habe, waren die impliziten Aufpreise über dem damaligen Silber-Materialwert prohibitiv hoch. Das änderte sich erst durch den seit Anfang 2009 massiv von 8 $ auf bis zu 20 $/oz angestiegenen Silberpreis. Da der Verkaufspreis der Silberzehner immer stabil auf noch dazu MWSt-freien 10 EUR/Münze gehalten worden war, wurde dieser Aufpreis aber mit stetig steigendem Silberpreis immer geringer und die Münzen daher immer attraktiver. Im Oktober 2010 stellte der Staat daher die Emission der 925er Sterlingsilber-Ausgabe ein und verschlechterte die Legierung auf 625/1000, weil der Materialwert der 925-er-Version den Nominalwert von 10 EUR fast eingeholt hatte. Und der Bürger sollte aus Sicht des Staates hier ja nicht auch noch ein gutes Geschäft ohne Risiko nach unten (10 EUR = Deflationsschutz) machen können. Und so kam es eben zur Münzverschlechterung.
=> Der Staat hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass nur 4 Monate (!) nach der Verschlechterung sogar in der 625-er Variante der Materialwert den Nominalwert wieder erreichen würde. Den Grund dafür hatte ich hier http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer/index.php/2011/04/08/das-aus-der-deutschen-silber-zehner-nach ja ausführlich beschrieben. Nach diesem peinlichen Erlebnis hatte die BuBa dann genug. Auch der 625er-Silberzehner wurde nach nur einer Ausgabe (!) eingestellt. Heute gibt es nur noch pro-forma eine Silberzehner-Münze, deren Preis eben nicht mehr fixiert ist auf 10 EUR wie in all den Jahren seit 2002, sondern deren Preis mit dem Silberkurs schwankt, so dass der Materialwert per Definition niemals mehr den Verkaufspreis erreichen kann. Jedenfalls nicht mehr kurz nach der Emission, denn es wurde zugleich ein heftiger Aufpreis pro Münze eingeführt, der mit dem Charakter eines „gesetzlichen Zahlungsmittels“ so gar nicht mehr zusammengeht. Es ist reine Show-Politik der BuBa, dass es einen deutschen „Silberzehner“ heute überhaupt noch gibt: Ein gesetzliches Zahlungsmittel mit riesigem Aufgeld und sogar MWSt ist ein reiner Witz; eingeführt nun ab Juni 2011 zu dem einzigen Zweck, das Gesicht der BuBa zu wahren und die Münzverschlechterung bzw. die Inflation von Papiergeld ggü. Silber zu kaschieren.
krisenfrei.de:
Sie schreiben in Ihrem Artikel Silber bei 50 Dollar: Zurück zur Natur vom 25.04.2011
„… dass der Silbermarkt seit mind. 15 Jahren von Spekulanten beherrscht war!“
Glauben Sie, dass sich dies jemals ändern wird, und was sind Ihrer Meinung nach die Gründe?
Peter Boehringer:
Das vollständige Zitat von mir lautet wie folgt:
„Der Silbermarkt wurde v.a. von Short-Spekulanten beherrscht. Und höchstwahrscheinlich von halbnackten oder nackten Short-Spekulanten – wegen ihrer extrem hohen Konzentration auch Manipulateure genannt. Er wurde kontrolliert über die Comex und über
unallokierte (vulgo: ungedeckte) GoldSilber-Konten und mutmaßlich sogar über einige GoldSilbervehikel mit veröffentlichten (aber niemals gleichzeitig und physisch auditierten) Barrenlisten.“
=> Eine Einschränkung sollte man vielleicht machen: es gab zugegebenermaßen …
Das vollständige Interview finden Sie hier:
Klicke, um auf Sordon_Interview_PBoehringer.pdf zuzugreifen
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