Insider kaufen weiter Gold

von Manfred Gburek, 12. November 2010

Insider kaufen weiter Gold

Da geht der Aktienindex der Börse in Shanghai mal eben um 5,2 Prozent auf Tauchstation, und schon reagieren alle anderen Märkte übernervös, Gold und Silber inbegriffen, vor allem am Freitagabend mitteleuropäischer Zeit mit dem Preisverfall bis 1360 Dollar beim Gold. Wer die Edelmetall & Rohstoffmesse am 5./6. November in München besucht und dort den Vortrag von PSM-Partner Ralf Borgsmüller verfolgt hat, kann sich daraus und aus dem Ereignis von Shanghai diesen Reim machen: Nachdem China „das größte Kreditprogramm aller Länder und aller Zeiten aufgelegt hat“ (Borgsmüller), braucht sich niemand darüber zu wundern, dass bereits das Gerücht über eine mögliche chinesische Zinserhöhung eine globale Reaktion auslöst.

Doch um Sie gleich wieder zu beruhigen, falls Sie Gold, Silber, Edelmetallaktien oder -fonds besitzen: „Temporäre Rückschläge bringen neue Kaufgelegenheiten“, so stand es hier vor einer Woche, und daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Die chinesische Kreditblase, die unter anderem zu einer gigantischen Immobilienspekulation in Chinas Metropolen geführt hat, ist indes kein Pappenstiel. Die Fragen, die sich nun stellen: Wird das mögliche Platzen der Blase dazu führen, dass die Anleger des Landes ihr Gold ebenso hurtig verkaufen, wie sie das am Freitag mit Aktien getan haben, allein um sich auf den Ernstfall vorzubereiten? Oder werden sie ins Gold flüchten, um auf der sicheren Seite zu sein?

Die Antwort auf diese Fragen lässt sich nur vage mit Zahlen belegen, wohl dagegen mit einer klaren Überlegung: Der chinesische Immobilienmarkt macht ein Vielfaches der Aktienmärkte in Shanghai und Hongkong aus, und diese wiederum übertreffen vom Börsenwert und von den Umsätzen her den chinesischen Goldmarkt um ein Vielfaches. Von daher ist also kaum Druck auf den Goldpreis zu erwarten, sondern schlimmstenfalls nur ein vorübergehender Kaufstop. Wenn es zum Druck kommt, dann am ehesten aufgrund von ETF- und ETC-Verkäufen, also von börsengehandelten Fonds aus der westlichen Hemisphäre. Deren Transaktionen sehen zurzeit allerdings nicht danach aus, als würden sie in größerem Umfang abgebaut; im Übrigen erscheinen sie im Vergleich zur chinesischen Immobilienspekulation geradezu winzig.

Falls Sie nervös sind, was Ihr Edelmetallengagement angeht, rate ich Ihnen zu dem folgenden Experiment: Halten Sie einen Spiegel etwa im Winkel von 90 Grad über den Charts von Gold, Silber und Edelmetallaktien. Sie sehen dann Kurven, die spiegelbildlich stark abwärts gerichtet sind. Wenn Sie schon einmal erlebt haben, wie früher irgendwelche Aktien von ihnen derart abgeschmiert sind, wissen Sie, dass dieser Entwicklung fast immer ein weiterer Absturz gefolgt ist, den Sie dann mit dem Prinzip Hoffnung erduldet haben. Oder wenn Sie die Kurse bestimmter Aktien im Abwärtstrend verfolgt haben, um sie möglichst günstig zu kaufen, haben Sie in der Regel doch sicher nicht ins fallende Messer gegriffen (um eine populäre Metapher aufzugreifen), sondern weiter abgewartet.

So verhält es sich aktuell unter umgekehrten Vorzeichen mit dem Aufwärtstrend der Edelmetalle und ihrer Aktien. Das heißt, noch lassen sie sich von nichts auf der Welt nachhaltig stoppen, ja man gewinnt zunehmend den Eindruck, hier fänden Insiderkäufe statt – nur dass es sich bei den Insidern in diesem Fall nicht um Vorstände oder Aufsichtsräte handelt, sondern um Käufer mit Billionen von Vermögen und besten Beziehungen zu Kreisen aus Politik und Hochfinanz, die dem Gold im kommenden Währungssystem eine große Rolle einräumen.

Nun ist es nicht so, als bliebe alles im Verborgenen. Immerhin hat vor Kurzem ja schon Weltbank-Chef Robert Zoellick über die Rolle des Goldes im kommenden Weltwährungssystem laut nachgedacht. Als er daraufhin vom Establishment der Währungshüter mit der Bemerkung verspottet wurde, er wolle sich nur wichtig machen, war mir klar, dass seine Gedanken ernst zu nehmen sind. Und dass der frühere malaysische Premier Mahathir Mohamad nach längerer Zeit dem Gold im neuen Währungssystem wieder einmal die Reverenz erwiesen hat, kann ebenfalls als Indiz dafür gelten, dass dem Gold eine neue Rolle zukommen wird.

Von der schon erwähnten Edelmetall & Rohstoffmesse ist mir noch eine These von Bruno Bandulet, Herausgeber des Informationdienstes Gold & Money Intelligence und Urgestein der Szene, in Erinnerung geblieben: Um die Euro-Krise zu bewältigen, sei es am vernünftigsten, Deutschland würde den Euro-Block verlassen und die D-Mark wieder einführen. Das brächte wegen des Aufwertungseffekts zwar Nachteile für den deutschen Export, würde aber die Binnenwirtschaft beleben und hätte obendrein noch den Vorteil, dass Deutschland seine Schulden mit dem abgewerteten Euro zurückzahlen könnte. Dieser Gedanke ist alles andere als nur ein Gag, zumal Bandulet schon mehrfach bewiesen hat, dass er Insiderkenntnisse besitzt.

Wie Sie merken, erscheint es sinnvoll, sich zu Gold- und Währungsthemen Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen, die jenseits der Zinsaufschläge für Staatsanleihen maroder Euro-Länder und jenseits des G20-Theaters in Seoul ansetzen. Wobei für Sie als Anleger den Zinsaufschlägen immerhin mehr Aufmerksamkeit schenken sollten als dem Geplapper von Seoul, und das aus einem naheliegenden Grund: Wenn Griechenland für zehnjährige Anleihen 12 und Irland 8 Prozent zahlen muss, während Deutschland mit gerade mal etwas über 2 Prozent davonkommt, bedeutet das schlicht und einfach, dass der Euro-Block in der jetzigen Form auseinanderbrechen muss. Er wird in nicht allzu ferner Zukunft auf jeden Fall anders aussehen als heute; der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Lassen Sie also die Finger von hochprozentigen Euro-Staatsanleihen.

Schließlich noch zu einem gängigen Spruch, den ich zuletzt mehrfach nicht nur von Anlegern, sondern auch von Bankern aufgeschnappt habe: Gold bringt keine Zinsen. Da es mindestens ebenso viele Zinstheorien wie Wirtschaftsnobelpreisträger gibt, kann dieser Spruch durchaus als umstritten bezeichnet werden. Doch abgesehen davon, ist er dumm, wenn man davon ausgeht, dass der Goldpreis weiter steigt, denn in diesem Fall verzinst sich das Edelmetall in Form eines Gewinns, und der ist nach einem Jahr sogar steuerfrei. Der Spruch ist aber auch dumm, wenn der Goldpreis fällt, weil dann ja nicht die Zinslosigkeit ausschlaggebend dafür ist, dass Anleger um ihr Geld bangen müssen, sondern der Verlust.

Fazit: Der Spruch wird gerade jetzt von Bankern gern unters Volk gebracht, damit Anleger ihnen Geld für 1 bis 2 Prozent Zinsen zur Verfügung stellen. Solange Gold seinen Aufwärtstrend – wenn auch mit Unterbrechungen wie vor allem am Freitag – beibehält, ist es solchen Angeboten allemal vorzuziehen.

Quelle: http://gburek.eu/

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