von Egon von Greyerz (goldswitzerland)
Original in Englisch vom Donnerstag, 2 August, 2018
Über der Weltwirtschaft hängt das Damoklesschwert, und nur ein einziges Rosshaar hält es. Eigentlich könnte man einer so offensichtlichen Gefahr dadurch entgehen, dass man das Haar mit einer Goldkette austauscht oder das Schwert ganz einfach entfernt.
Doch die Elite und die Zentralbanker hatten andere Pläne. Das Haar wurde nicht durch eine solide Metallkette ersetzt, stattdessen hängt das Schwert heute an einem hauchdünnen Faden, der jederzeit reißen kann.
Vor einem Jahrzehnt stand das globale Finanzsystem kurz vor seinem Zusammenbruch. Auf der ganzen Welt pumpten Zentralbanken, allen voran die Federal Reserve, rund 25 Billionen Dollar an Krediten und Garantien ins System. Banken wie Citigroup, Morgan Stanley, Merrill Lynch und die Bank of America bekamen Billionen (siehe Tabelle unten).
Heute, mehr als zehn Jahre nach Beginn der großen Finanzkrise, ist das Schuldenproblem unkontrollierbar geworden. Seit 2006 kam es zu einer Verdoppelung der globalen Verschuldung, in Verbindung mit Derivaten und ungedeckten Verbindlichkeiten sprechen wir von einem exponentiellen Anstieg des Risikos. Das heißt: 100 Billionen Dollar mehr Schulden und Verbindlichkeiten haben keine nachhaltige Stabilisierung der Welt gebracht, sondern das weltwirtschaftliche Fundament derart geschwächt, dass der nächste Rettungsversuch komplett scheitern wird.
REGIERUNG DER NEUEN WELTORDNUNG
Es ist daher unvermeidlich, dass das Damoklesschwert in Kürze fallen und der Welt irreparablen Schaden zufügen wird. Man kann darüber spekulieren, ob sich die Zentralbanker der Risiken überhaupt nicht bewusst sind oder ob sie heimliche Absichten verfolgen. Es existieren Theorien, denen zufolge die Elite einen Zusammenbruch des Dollars und des Finanzsystems – die Folge ist eine globale Panik – inszenieren will. Das Ziel wäre die Übertragung der politischen und wirtschaftlichen Macht an eine zentrale Behörde; hierbei könnten die BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) und der IWF (Internationaler Währungsfonds) eine zentrale Rolle spielen. Soziale Unruhen und Migration sind Teil des Plans. Das ultimative Ziel wäre eine NWO (Neue Weltordnung) für Regierungen und Währung. Mikrochips für alle und die Beseitigung von Privateigentum wären ebenfalls Teil des Plans.
Ob es sich dabei um Verschwörungstheorien handelt oder ob ein solcher Plan tatsächlich existiert, wird die Zeit zeigen. Die meisten halten das alles für sehr weit hergeholt und unwahrscheinlich. Sicher scheint zumindest, dass sich die gegenwärtige Weltwirtschaft als auch das politische System mit dem Platzen der Superblase drastisch verändern werden. Wenn Regierungen und Zentralbanken die Kontrolle über das Finanzsystem und das politische System verlieren, kann ein extrem gefährliches Vakuum entstehen. Wenn sich Recht und Ordnung nicht aufrechterhalten lassen, wird sich das gesamtgesellschaftliche Gefüge auflösen. Das würde auch die Auflösung der nationalen Grenzen bedeuten – und auch Massenmigration in noch viel größerem Umfang.
EINE ANDERE WELT
Ganz gleich, wie sich die Dinge im Detail abspielen werden – ab den nächsten Jahren wird sich die Welt stark verändern. Mitte des Jahrhunderts werden unsere Kinder und Enkelkinder in einer ganz anderen Welt leben als die, die der Westen seit dem Zweiten Weltkrieg kannte. Im Verlauf der Geschichte hat sich die Menschheit immer wieder angepasst und sie wird es sicherlich auch diesmal tun. Trotzdem wird es für einen großen Teil der Weltbevölkerung wahrscheinlich Leid und Not bedeuten. Die Explosion der Weltbevölkerung von 1 Milliarde auf 7,5 Milliarden seit 1850 dürfte sich umkehren. Aufgrund von Kriegen, Unruhen, Hungersnöten und Nahrungsmangel wird es zu einem Rückgang von vielleicht 2-3 Milliarden kommen.
Jede Prognose ist per definitionem falsch – nur die zukünftigen Historiker werden die Fakten richtig einschätzen können. Allerdings lässt sich das, was auf kurze Sicht passieren wird, leicht und genauer prognostizieren. Wenn das Damoklesschwert innerhalb der nächsten 1 bis 3 Jahre fällt, wird der Schaden für das Finanzsystem so groß sein, dass die Zentralbanken verzweifelt hunderte Billionen oder aber Billiarden Dollar drucken werden, um das System zu retten. Doch diesmal wird das Geld nicht wie gewünscht wirken. Es wird stattdessen den Wert des Geldes zerstören und für die größte hyperinflationäre Periode der Geschichte sorgen.
GOLD OFFENBART DEN GLOBALEN WÄHRUNGSEINBRUCH
Wichtige Trends beginnen in der Regel in der Peripherie, bevor sie ins Zentrum vorrücken. Es gibt kein besseres Maß für Hyperinflation als Gold: Gold offenbart wirtschaftliches Missmanagement und die Währungsabwertung, die in den letzten 100 Jahren in den meisten Ländern der Welt um sich griffen. Nehmen wir allein den US-Dollar: Seit 1970 ist er gegenüber Gold um 97 % gesunken – und seit 1999 um 80 %.
HYPERINFLATION IN VENEZUELA
Das ist noch gar nichts im Vergleich zu anderen Ländern, die bereits von einer Hyperinflation erfasst wurden.
Bis Ende dieses Jahres soll die Inflation in Venezuela 1 Million Prozent erreicht haben!
Angesichts solcher Entwicklungen stürmt Venezuela dem Gipfel der Weimarer Republik entgegen. Im Januar dieses Jahres lagen die Schätzungen des IWF für die venezolanische Inflation im Jahr 2018 bei 2.400%. Nur der IWF kann einen so unglaublichen Fehler machen: Er prognostiziert 2.400%, wenn der tatsächliche Wert bei 1 MILLION Prozent liegen wird. Dies zeigt aber auch, dass die Hyperinflation, wenn sie um sich greift, schwindelerregende Höhen erreicht. Eine Tasse Kaffee kostete vor einem Jahr noch 2.300 Bolivar, jetzt kostet sie 2 Millionen Bolivar. Ab August werden fünf Nullen von der Währung gestrichen. Mal sehen, wie lange es dauern wird, bis die Hyperinflation sie wieder anhängt.
Wie Margret Thatcher sagte: „Das Problem mit dem Sozialismus ist, dass einem schließlich das Geld anderer Leute ausgeht.“ Und an diesem Punkt ist Venezuela gerade. Eine ölreiche und einst wohlhabende Wirtschaft wendet sich dem Sozialismus zu und hat jetzt kein Geld mehr.
Die ökonomischen Auswirkungen sind vollkommen katastrophal. In den letzten 3 Jahren sank das BIP des Landes um über 40 %. Allein für 2018 wird ein Rückgang um 18% erwartet.
Die wirtschaftliche Notlage ist so groß, dass viele Menschen kein Geld und wenig Essen haben. 2017 lebten 87 % der Bevölkerung in Armut; seit 2016 haben 4 Millionen Venezolaner das Land verlassen.
Wenn man aber sehen möchte, welche Auswirkungen das Drucken wertloser Papierzettel (die man dann als Geld bezeichnet) hat, dann bietet sich einfach kein besserer Maßstab an als Gold. Denn Gold offenbart die betrügerischen Versuche von Staaten und Regierungen, die Wahrheit vor dem Volk zu verbergen. Hätte ein Venezolaner im Jahr 1998 sechs Unzen Gold für 900 Bolivar (1.800 $) gekauft, so wäre er heute Bolivar-Milliardär. Und das zum offiziellen Wechselkurs. Der Schwarzmarktkurs liegt um ein Vielfaches höher. Wie das Diagramm zeigt, begannen die exponentielle Aufwärtsbewegung beim Gold und der dramatische Anstieg der Hyperinflation in Bolivien im Jahr 2018.
Obgleich Venezuela derzeit noch das einzige Land ist, das in der Weimarer Liga spielt, so sind auch viele andere Länder auf dem Weg dahin. Schauen Sie sich unten Argentinien und die Türkei an – mit Inflationsraten von 12.000 % bzw. 10.000 % gemessen in Gold.
Die Chart-Bewegungen für Gold in venezolanischen Bolivar oben sind sehr typisch für ein hyperinflationäres Muster. Die Bewegung beginnt relativ langsam und explodiert dann, wie in Venezuela 2018. Und aus diesem Grund wird die Inflation in Venezuela in diesem Jahr 1 Million Prozent betragen – anstatt der erwarteten 2.400 %.
WENN DIE SCHULDENBLASEN PLATZEN, KOMMT GLOBALE HYPERINFLATION
Mit Blick auf die Schuldenblasen in den USA, Europa, China, Japan und den Schwellenländern müsste die Welt in den nächsten 2-5 Jahren in gedrucktem Geld ertrinken. An diesem Punkt könnte Gold ohne große Probleme auf 175 Millionen Dollar, Euro oder Yen steigen. Real betrachtet, sind diese Stände natürlich bedeutungslos. Doch Folgendes ist von großer Bedeutung: Gold erhält zumindest die Kaufkraft und schützt vor allem die Anleger vor der totalen Vermögensvernichtung, die die armen Venezolaner gerade am eigenen Leib erfahren.
So wie sich die meisten Venezolaner gerade wünschen, sie hätten vor einiger Zeit etwas Gold gekauft, so werden sich auch die meisten Menschen im Westen und im Osten in den kommenden Jahren wünschen, sie hätten dasselbe getan.
Jetzt ist es entscheidend, eine Versicherung zu besitzen und nicht zu denjenigen zu gehören, die dann sagen werden, „Ach, hätte ich doch nur…“.
Egon von Greyerz
Gründer und Managing Partner
Matterhorn Asset Management
Zürich, Schweiz
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