Hetze gegen Grass: Offener Brief an Oskar Lafontaine

Wo bleibt das linke Eintreten gegen den israelischen Angriffskrieg?

Lieber Oskar Lafontaine,

in unserem Land tobt eine entscheidende Diskussion, aber von der Linkspartei ist nichts zu sehen. Günter Grass hatte den Mut, das Offensichtliche auszusprechen: dass Israel den Weltfrieden bedroht, dass es den Angriff auf Iran mit deutschen U-Booten durchführen könnte – und dass hierzu in Deutschland geschwiegen wird, weil sich jeder – auch er selbst, bis dato – unter dem Schatten der Vergangenheit duckt.

Wenn es noch eines Beweises für diese Thesen bedurft hätte, so lieferte ihn die folgende Debatte: Die Medien hetzten unisono gegen Grass. Junge Schnösel, die die Tinte nicht halten können,verrichten ihre publizistische Notdurft über dem Nobelpreisträger. Henryk M. Broder freute sich heute, dass sich unter allen (!) veröffentlichten Stimmen in Deutschland  gerade fünf für Grass ausgesprochen haben. Wenn das keine Gleichschaltung ist, was dann? Als Grass aber diesen Umstand mit genau diesem – richtigen! – Begriff anprangerte, bekam er von der WELT gleich die Retourkutsche, er verwende Nazi-Vokabular. Nazi ist also der, der vor der Wiederkehr von Nazi-Praktiken warnt – so hätten es die Gleichschalter und Netanjahu-Freunde gerne.

Warum schweigt die Linkspartei zu alldem? Warum schweigen Sie? Unter den fünf Aufrechten, über die Broder spottet, ist immerhin ihr Bundestagsabgeordneter Wolfgang Gehrcke, ein immer zuverlässiger Kritiker von Imperialismus und Krieg. Aber nun ist eine Stimme aus der ersten Reihe der Partei gefordert. Nach Lage der Dinge darf man eine solche Stellungnahme nicht von Gregor Gysi erwarten, der bereits Merkels unsägliches Dogma von der Sicherheit Israels als Teil der “Staatsräson Deutschlands” unterstützt hat, und auch von den bräsigen Parteivorsitzenden Lötzsch und Ernst nicht.

Aus den Zeiten, als ich selbst noch für die Linksfraktion im Bundestag arbeitete, weiß ich, dass Sie sich in den Jahren 2006/2007 ernsthaft mit dem Gedanken trugen, nach Teheran zu reisen, um Flagge ggen die Kriegstreiber zu zeigen. Im persönlichen Gespräch sagten Sie mir damals, die Reise sei nur aufgeschoben. Aber letztlich ist sie bis heute nicht zustande gekommen. Liegt das daran, dass Sie den geamten Bereich der Außebnpolitik Gysi überlassen haben und er Ihnen dafür die Wirtschaftspolitik?

Wie dem auch sei: Die LINKE bezieht einen Gutteil ihrer Legitimation daraus, dass sie eine Antikriegspartei ist. Dann muss sie jetzt in die Offensive gehen! In der Bevölkerung hat Grass 85 Prozent Zustimmung – trotz der Gleichschaltung der Medien! Stellen Sie sich hinter Grass – und das Volk wird es Ihnen danken! Lassen Sie das Grass-Gedicht von Ihren Leuten auf allen Ostermärschen verlesen! Die Wahl in NRW, bisher laut Umfragen für die Linken eine Zitterpartie, würde zum Triumph für Sie!

Aber ich will nicht taktisch argumentieren. Man müsste Grass auch dann unterstützen, wenn man dafür an der Wahlurne gestraft würde. Es geht um die Wahrheit, nicht um den Beifall. Ein großer Krieg, vielleicht ein atomarer Weltkrieg, steht bevor, wenn die Falken in der israelischen Regierung nicht gestoppt werden. Jetzt muss jeder seine Stimme erheben! Wer schweigt, macht sich vor der Geschichte schuldig! Grass hat sein ganzes Renommée in die Waagschale geworfen. Folgen Sie seinem Beispiel! No paseran – pasaremos!

Herzlich,

Ihr Jürgen Elsässer (Chefredakteur COMPACT-Magazin)

http://juergenelsaesser.wordpress.com/2012/04/06/hetze-gegen-grass-offener-brief-an-oskar-lafontaine/

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„In der Bevölkerung hat Grass 85 Prozent Zustimmung“

Lieber Jürgen, der überwiegende Teil (über 2/3) der Bevölkerung ist gegen den Afghanistaneinsatz, gegen den Euro, gegen den ESM … usw. Der Regierung, sowie der Opposition interessiert das herzlich wenig, was die Bevölkerung denkt und will. In Berlin sitzen die größten Lügner der Nation. Was soll man von denen auch schon erwarten!

 

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