Goldpreisabsturz: Marktkommentar von Mack&Weise

Der spektakuläre Kurssturz des Goldpreises am 12. und 15. April 2013 um insgesamt rund 13 % ist sicherlich geeignet, Börsengeschichte zu schreiben. Im Mittelpunkt des größten Preiseinbruchs seit 30 Jahren stand die US-Derivatebörse COMEX, wo Marktteilnehmer in nur 48 Stunden ca. 3.500 t PAPIERgold (ca. 170 Mrd. USD!) handelten; eine Dimension, welche die physische Weltgoldproduktion von knapp 15 Monaten repräsentierte! Verkaufsaufträge mit einem Volumen von bis zu 100 t Papiergold (!), die am 12.04. binnen kürzester Zeit und teils sogar unlimitiert (!) in den „COMEX-Ring“ geworfen wurden, zogen den Goldpreis unter die wichtige charttechnische Unterstützungslinie von 1.520 USD, woraufhin dann einsetzende Stopp-Loss-Verkäufe als auch Zwangsliquidationen zahlreicher institutioneller Investoren den Preisverfall nochmals verstärkten. Parallel erlitt das Industrie- und Edelmetall Silber sogar noch größere Kursverluste, während der Ausverkauf der Aktien der Goldproduzenten (siehe NYSE Arca Gold BUGS Index (HUI)) Züge von Panik offenbarte.

In ihrer Nachlese wissen jetzt die Analysten vieler Großbanken zu berichten, dass die Goldblase endgültig geplatzt sei, nachdem Investoren-Legende George Soros schon Anfang April erklärte, dass in der seit 19 Monaten andauernden Goldpreis-Korrekturphase der Ruf des „Goldes als sicherer Hafen zerstört wurde.“ Doch repräsentieren diese Meinungen nun die Wirklichkeit oder sind sie lediglich nur Wunschdenken?

 

 

Obwohl an der goldpreisbestimmenden Derivatebörse COMEX riesige Mengen Gold auf Termin – ohne dieses physisch zu besitzen – hin- und hergeschoben wurden, kam es bemerkenswerterweise unter den Besitzern des gelben Metalls hingegen zu keiner Verkaufspanik. Ganz im Gegenteil; sofort nutzten weltweit Goldkäufer die „Gunst der Stunde“ um sich nun preissubventioniert mit Münzen und Barren einzudecken, und zwar in Größenordnungen, wie sie zuletzt 2008 und 2009 zu den vorläufigen Höhepunkten der Finanzkrise zu sehen waren.

Diese jüngste „in gold we trust“ Reaktion großer Bevölkerungsteile zeigt, dass Gold entgegen aller Stimmungsmache tatsächlich immer stärker als sicherer Hafen gesucht wird, denn schließlich werden die Konsequenzen aus den geldpolitischen Offenbarungseiden für die Menschen auch immer sichtbarer. Angesichts der in den letzten Jahren verfolgten Politik der „in debt we trust“-Protagonisten, die die Ursache allen Übels – Verschuldung – mit immer mehr Schulden bekämpfen wollen, muss man sich eigentlich wirklich wundern, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die nach Wertlosigkeit strebenden Papierwährungen noch nicht vollkommen zerrüttet ist. Doch was nicht ist, kann noch werden!

Allein die USA werden dieses Jahr 1,02 Billionen USD vertrauensentzugsfördernd an neuem Geld produzieren, während die „Retter“ des Euros in der vertrauensentzugsfördernden Konfiszierung von Kontoguthaben (siehe Dublin-Beschluss) ein probates Mittel sehen, um die Billionenlöcher der Banken und Staaten „alternativlos“ füllen zu können. In Japan hingegen, das sagenhafte 50 % des Staatshaushaltes über Schulden finanzieren muss, steht den Erfindern des „quantitative easing“ inzwischen das (Schulden-)Wasser längst nicht mehr nur bis zum Hals, so dass sie sich mit der geplanten Verdopplung der Geldmenge innerhalb von nur zwei Jahren (+1,15 Billionen Euro!) nun offenkundig für den geldpolitischen Seppuku (Harakiri) entschieden haben.

Es ist offensichtlich, dass die geldpolitischen Verzweiflungstaten der Notenbanken und die ungehemmte Aufschuldung der Staaten als Reaktion auf die Finanzkrise seit 2007 das Finanzsystem nicht etwa robuster, sondern immer fragiler machen. Niemals real zurückbezahlbare, exponentiell wachsende Schulden (ca. 100 Billionen USD!), Währungskriege, ein 639-Billionen-USD-Derivate-Casino für spielsüchtige systemrelevante Banker und zu Bad Banks mutierte und Billionenbeträge druckende Notenbanken stellen ein hochexplosives Gemisch dar, welches das Finanzsystem jederzeit in die Luft jagen kann.

Physisches Gold hingegen wird jede Krise überdauern, und nach unserer Einschätzung, wie in den letzten Jahren gesehen, auch weiterhin von steigenden Unsicherheiten profitieren. Letztere könnten sogar von der COMEX selbst ausgehen, wo die ohnehin geringen und jetzt auch noch stark abschmelzenden Lagerbestände an physischem Gold (s. Chart) nicht ansatzweise reichen, um die auf Termin verkauften Mengen jemals tatsächlich liefern zu können. Sollten die Lager aufgrund eines gesteigerten physischen Auslieferungsverlangens der Investoren oder der weiterhin Gold akkumulierenden Notenbanken geleert werden, wird es an den Goldmärkten Preissprünge geben, die ebenfalls geeignet sein werden Börsengeschichte zu schreiben.

Angesichts der beispiellosen manipulativen Eingriffe von Notenbanken und Regierungen in das Währungssystem und der beispiellosen (straffreien) Zinsmanipulationen eines auf 500 Billionen USD geschätzten Marktes (Libor-Skandal) durch Großbanken ist es nach unserer Einschätzung völlig naiv zu glauben, dass Gold als das zum heutigen Kreditgeldsystem einzig in Konkurrenz stehende Geld nicht ebenfalls massiven Manipulationen ausgesetzt sein sollte (siehe unsere Goldstudie). Natürlich sind die aktuell hohen (Buch-)Verluste des Goldes gerade in einem Umfeld (noch) stabiler Anleihemärkte und (noch) stabiler Aktienmärkte geeignet Anleger zu verunsichern, doch ist nach dem 15. April kein einziger der Gründe verschwunden, die für die Notwendigkeit des physischen Goldbesitzes sprechen. Vielmehr muss man im Gegenteil erwarten, dass die Notenbanken auf die sich inzwischen weltweit deutlich eintrübende Konjunktur mit noch größeren geldpolitische Verzweiflungstaten reagieren werden, was an der aktuellen Diskussion in der EZB über negative Einlagenzinsen auch schon abzulesen ist. Wir haben die Kursrückschläge der Edelmetalle daher genutzt, um in unseren Fonds weitere Positionen aufzubauen.

Quelle: Mack&Weise

 

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