Kommentar? Glosse? Satire?
von Niki Vogt (quer-denken)
Unser EU-Martin Schulz, das läßt er sich nicht nehmen: Um seinem demokratischen Auftrag zu folgen, will er durch Griechenland touren und den Griechen erzählen, sie sollen ihrem gewählten Herrn Tsipras nicht trauen und doch lieber in der der EU und im Euro bleiben. Jetzt regen sich alle furchtbar auf, denn es ist schon ein starkes Stück, daßer einfach durch Griechenland fährt und die Leute gegen ihre eigene Regierung aufwiegelt, weil Alexis nicht das tut, was Martin, Jean-Claude und Angela wollen. Demokratie ist für die nämlich nicht, was das Volk WILL, sondern was es SOLL. Und wenn es nicht will, was es soll, dann muß man es dazu zwingen. Ganz einfach. Und ich sage: Laßt ihn doch reisen!
Ich behaupte ganz und gar nicht, daß ich die Griechen kenne. Ich war nur zweimal in Urlaub da. Das besagt natürlich gar nichts. Aber so ein ganzkleinwenig hab ich schon was gemerkt dort. Zum Beispiel daß die Griechen im Allgemeinen sehr umgänglich sind und auch freundlich. Aber daß sie sich überhaupt nichts befehlen lassen, auf die Obrigkeit pfeifen, im Prinzip das tun, was sie meinen und sich schon gar nicht rumschubsen lassen. Vorschriften sind dazu da, mißachtet zu werden. Immer schön die Ruhe.
Von wem sie sich allerdings schonmal überhaupt gar nichts sagen lassen, das sind … naaaa? … BINGO! Die Deutschen!
Die EU mögen sie auch kein bißchen. Ein deutscher EU-Funktionär ist die Traumkombination.
So. Und nun stellen wir uns mal vor, unser Martin macht seine Demokratie-Tour durch Griechenland und erzählt denen, sie müssen gegen ihren demokratisch gewählten Tsipras stimmen, denn der würde sie belügen und betrügen und ins Unglück stürzen. Stattdessen sollen sie ihm, dem lieben deutschen EU-Martin glauben, alle richtig Dreck fressen, auf Rente verzichten, mehr Steuern zahlen, noch mehr Arbeitslose, gar keine Gesundheitsfürsorge mehr und sich noch härter bescheiden und den letzten Betrieb noch kaputtsparen, damit sie in der EU und im Euro bleiben dürfen. Was werden denn die Griechen dazu wohl meinen?
Na, ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und sage: Wenn unser Martin das macht, hat der Tsipras so gut wie 99% bei der Volksabstimmung.
Nein, lieber Martin, Du wirst da ganz sicher keinen Akropolis-Maidanos entfachen. Wenn Du Glück hast, fliegen Dir nur die faulen Tomaten um die Ohren.
Es ist doch sowieso vorbei. Ihr in Brüssel habt doch sowieso verloren. Ihr habt es komplett verkackt. Amtlich versagt. Selbst, wenn jetzt Washington mit aller Gewalt durchdrückt, daß Griechenland im Euro und in der EU bleibt, und wir europäischen Steuerzahler noch mehr Milliarden in die Banken schieben müssen (die Griechen bekommen fast nichts davon), findet dasselbe Theaterstück „Grexit nein- Grexit ja – Grexit ist bald wieder da“ ein Jahr später erneut statt.
Nur: Bis dahin hat Tsipras seine Verträge mit Rußland in Sack und Tüten. Und bis zu diesem Tag prozessieren er und Varoufakis fröhlich gegen Brüssel und gegen den Rauswurf Griechenlands. Washington sorgt per Ordere de Mufti dafür, daß die Deutschen als verspätete Reparation für den 2. Weltkrieg die ganzen Zig-Milliarden-Verluste der griechischen Tragödie übernehmen muß, die EZB rekapitalisiert mit europäischen Steuergeldern derweil die von den wochenlangen Abhebungen leergefegten griechischen Banken – und am Schluß kündigt Griechenland seine Mitgliedschaft und den Euro auf, und ist neuer Premiumpartner von Rußland, China, Iran und Indien.
So macht man das.
Was denkt Ihr denn, lieber Martin, Angela und Schang-Klohde usw, warum der Tsipras während der Zeit der heißesten Verhandlungen um Griechenlands Staatsbankrott nicht in Brüssel, sondern in Sankt Petersburg war? Wo er eine flammende Rede über Völkerfreundschaft und Zusammenarbeit geschwungen hat. Braucht ihr es schriftlich von ihm? Da sieht man doch ganz klar, wo die Prioritäten liegen. Und Varoufakis ist der einzige unter den EU-Finanzministern, der wirklich vom Fach ist. Der weiß genau, was er macht. Der hat Spieltheorie studiert, und der blufft Euch alle unter den Tisch. Was offensichtlich gar nicht schwer ist.
Ihr braucht Euch nicht herumzuwinden. Wir wissen alle, daß das Geld verloren ist, wie wir es von Anfang an prophezeit haben. Wir wissen alle, daß Ihr uns die ganze Zeit angelogen habt. Wir wissen auch, daß das Projekt EU gerade unrettbar in den Prozeß der Auflösung übergegangen ist. Ihr habt eine eigentlich wundervolle Idee eines friedlichen, freundschaftliche Europas zuschanden geritten.Ihr habt unser aller Zukunft auf viele Jahre hinaus verspielt. Ihr habt Hunderte Millionen Menschen verarmt. Ihr habt schleichend eine Diktatur errichtet, uns alle ausgeplündert, unsere Rechte und unsere Lebensfreude Tag für Tag beschnitten. Ihr habt die eigenen Länder in den Ruin getrieben und die Ukraine in Schutt und Asche gelegt. Ihr habt uns mit Eurem Dilettantismus an den Rand eines Weltkrieges getrieben. Gebe Gott, daß es nicht zu spät ist. Erspart uns doch bitte wenigstens dieses würdelose Debakel bis zum Ende.
Haltet einfach den Mund, geht nach Hause und laßt Euch nicht mehr blicken. Ihr habt doch sicher alle irgendwo Euren luxuriösen Unterschlupf für den Tag X vorbereitet, es ist jetzt an der Zeit.
Wir, die Völker, räumen den Schutt und die ganze Sauerei auf, jeder zahlt seine Rechnung und bringt seinen eigenen Stall in Ordnung. Dann können wir uns alle die Wunden lecken und uns tapfer wieder hocharbeiten, uns wieder untereinander versöhnen und das Verhältnis zu Rußland und der Ukraine wieder herstellen. Vielleicht haben wir in acht bis 10 Jahren wieder Wohlstand und Lebensqualität erreicht, wie wir sie genießen konnten, bevor dieser EU-Hühnerhaufen des Schreckens uns beglückte.
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