Glücksspiel mit Facebook, Hoffnung für Aktien, Rally bei Edelmetallen

Manfred Gburek, 18. Mai 2012

Besondere Ereignisse erfordern entsprechende Kommentare aus der Anlegerperspektive. Deshalb heute ganz kurz, bevor ich mich Facebook, der Bewältigung der Euro-Krise, den Aktien und den wieder erstarkenden Edelmetallen zuwende, nur so viel: Der aktuelle G8-Gipfel markiert zum Teil schon die Wende von der Krise zu besseren Wachstumsaussichten, die „Blockupy“-Bewegung in Frankfurt, die ich von meinem Büro aus gewissermaßen hautnah miterleben kann, beschleunigt diese Wende eher noch (zu den Gründen komme ich in einer späteren Ausgabe), und was die Geldanlage angeht, winken jetzt mehr Chancen als Risiken.

Anleger im Facebook-Fieber, anders lässt sich der Rummel um den Börsengang des größten sogenannten sozialen Netzwerks – in Wahrheit eine gigantische Datenbank – kaum beschreiben. Die entscheidende Frage ist zunächst weniger, ob der Ausgabekurs von 38 Dollar angemessen war oder welcher sonstige Kurs als einigermaßen vernünftig gelten kann, sondern: Wann und in welchem Ausmaß wird es Facebook gelingen, die Zahl der weltweit auf eine Milliarde zusteuernden Nutzer nicht nur ein wenig (wie zurzeit), sondern voluminös und damit entscheidend in klingende Münze umzusetzen? Bis dahin ist alles möglich, auch das Gegenteil von allem, wie einst die Börsenlegende André Kostolany bei solchen Gelegenheiten zu formulieren pflegte. Das heißt, der Kauf und Verkauf von Facebook-Aktien – und erst recht von Facebook-Optionsscheinen an der Stuttgarter Börse – bleibt bis auf Weiteres ein Glücksspiel.

Kommt es 2012 zu einer Neuauflage des Krisenjahres 2008? Nein, denn die Europäische Zentralbank wird rigoros eingreifen und dabei vom Internationalen Währungsfonds kräftig unterstützt, von den Regierungen der Euroländer sowieso. Wie wird sich das Ganze abspielen? Das ist zwar noch nicht hundertprozentig klar, aber die Pflöcke sind eingeschlagen: im Zweifel alle Macht an EZB-Präsident Draghi & Co. Ihm liegen, so ist zu hören, zwei knallharte Lösungsvorschläge zur Abstimmung vor. Einen wird er wählen, voraussichtlich den, der neben dem Stabilitätspakt auch einen Wachstumspakt enthält.

Wer nun glaubt, die Idee mit dem Wachstumspakt stamme allein vom neuen französischen Staatspräsidenten Hollande, liegt nicht ganz richtig. Dazu der O-Ton von Bundeskanzlerin Merkel schon Wochen vor der Frankreich-Wahl: „Wir brauchen genauso Wachstum, und wir brauchen Wachstum in Form von nachhaltigen Initiativen, in Form der Strukturreformen.“ Das klingt zwar ein wenig abgedroschen, weil es scheinbar an den Wachstums-Fetischismus aus Anlass der letzten Bundestagswahl erinnert, aber dieses Mal hat die Aussage eine ganz andere Qualität: Es soll nicht mehr ein so und so vieltes Konjunkturprogramm aufgelegt werden, sondern eine zwischen den Euroländern abgestimmte Förderung der Infrastruktur, von erneuerbaren Energien, Forschung und Entwicklung, das alles und noch mehr unter strenger Aufsicht der EZB, die mittelbar für die gezielte Finanzierung sorgen wird.

Wenn Sie sich bisher vor allem gefragt haben, warum die deutschen Aktienkurse wegen der Eurokrise nicht noch tiefer in den Keller gegangen sind, erscheint es jetzt wegen der hier beschriebenen Wachstumsinitiative opportun, die Fragestellung zu ändern: Warum sind die Aktienkurse eigentlich noch nicht gestiegen? Die zweigeteilte Antwort liegt auf der Hand: 1. Weil viele Anleger unter kräftiger Beteiligung der Mainstream-Medien wie gebannt abwechselnd die Anleiheemissionen des angeschlagenen spanischen Staats, die Plünderung griechischer Konten oder sonstige Begleiterscheinungen der Krise verfolgen. 2. Weil die sogenannten zittrigen Hände vor diesem Hintergrund Aktien verkaufen. Aus dieser Konstellation ergeben sich Kaufgelegenheiten.

Auch bei Gold, Silber und Edelmetallaktien? Ja, allerdings aus anderen Gründen: Zurzeit ist gut zu beobachten, wie sich die Nachfrage nach Edelmetallen immer mehr in Richtung Asien verlagert, während die Börsenspieler an der Comex in New York und anderswo bisher eher à la baisse spekuliert haben. Beides ist aufgrund der Erfahrungen mit ähnlichen Konstellationen ein gutes Zeichen. Die abschließende Umkehr der Edelmetallpreise nach oben findet jedenfalls auf absehbare Zeit in diesem Jahr statt. Ihr Anstieg seit Donnerstag ist erst eine Vorhut. Auf dem Weg nach oben wird es immer wieder zu Preisschwankungen kommen. Lassen Sie sich dadurch nicht beirren; so etwas ist nach dem gewaltigen Anstieg bis zum vergangenen August und nach der langen Durststrecke danach durchaus üblich.

Das ist kein Zweckoptimismus, sondern dem Umstand gezollt, dass Gold, Silber, zum Teil auch andere Edelmetalle und Rohstoffe ähnlich wie Aktien von negativen Realzinsen profitieren. Also davon, dass die Inflationsraten höher sind als die Nominalzinsen, ausgenommen natürlich in Krisenländern, die ihre Anleihen mit hohen Nominalzinsen ausstatten müssen, um genug Abnehmer für sie zu gewinnen.

Einen ganz gravierenden Unterschied zwischen Edelmetallen und Aktien gibt es indes doch: Letztere gehören zu Unternehmen, die in der Regel Dividenden zahlen (ausgenommen Facebook, sonstige Technologiestars u.a.). Dagegen sind die Edelmetalle unverzinslich. Dafür profitieren sie aber mehr als Aktien von Inflationserwartungen. Klingt kompliziert, ist jedoch in sich schlüssig und aufgrund vergangener Entwicklungen leicht belegbar.

Im Übrigen gibt es ja noch das Beste aus zwei Welten, aus Edelmetallen und Aktien, eben Edelmetallaktien. Sie sind aufgrund der hier angestellten Überlegungen zu den Realzinsen absolut reif für eine kräftige Rally. Zur Auswahl stehen neben einigen Spezialitäten im Prinzip alle Aktien in den Edelmetallindizes XAU und HUI. Die Indizes selbst sind unter anderem im Internet anzuklicken bei goldseiten.de und bei kitco.com, hier mit einem Klick auf die entsprechende Tabelle in der rechten Spalte finden Sie auch die einzelnen Aktien. Nebenbei bemerkt: Die in den beiden Indizes enthaltenen, zum Teil identischen Edelmetallaktien mit hohen Dividendenrenditen werden die anderen, auch die nicht zu XAU und HUI gehörenden, erfahrungsgemäß mit nach oben ziehen.

Quelle: Manfred Gburek

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