von Egon von Greyerz (goldswitzerland)
Original in Englisch vom Donnerstag, 4 Oktober, 2018
Der kommende Gold- und Silberschub ist garantiert. Die Frage ist nicht, OB er kommt, sondern nur WANN. Die anstehende Aufwertung der Edelmetalle wird anfänglich nichts mit einer Anlage-Manie zu tun haben, sondern mit dem vollendeten Missmanagement der Weltwirtschaft. Spektakuläre Kursanstiege bei den Metallen sind nur ein Spiegel des Chaos, in dem die Welt sich befindet. Wenn jedoch die Papiermärkte für Gold und Silber zusammenbrechen, wird es Panik geben und manische Märkte.
Hat die Silber-Rakete also gerade gezündet? Letzte Woche hatte ich über die kommende Silberexplosion geschrieben, und wir sehen möglicherweise gerade den Anfang davon. Wie ich oft schon geschrieben habe, ist das Gold-Silber-Verhältnis das Schlüsselelement für eine positive Wende bei den Edelmetallen.
GOLD-SILBER-VERHÄLTNIS – EIN FRÜHINDIKATOR
Angesichts negativer Divergenz der Momentum-Indikatoren im kritischen Bereich von 80-84 war es schon immer nur eine Frage der Zeit, bis das Gold-Silber-Verhältnis einbrach. Wenn das Verhältnis von einem wichtigen Niveau abweicht und sinkt, bedeutet dies Kursgewinne bei den Metallen, wobei Silber die Führungsposition übernimmt. Wie man im langfristigen Chart unten sehen kann, liegt das Ziel für dieses Verhältnis bei 15-30 Punkten. Eine Rückkehr zum historischen Niveau von 15 würde bedeuten, dass Silber um das 6-fache schneller steigt als Gold.
Wenn wir uns den Wochen-Chart für das Gold-Silber-Verhältnis unten anschauen, sehen wir, dass es in den letzten 10 Handelstagen um 4 % gesunken ist. Dieser Rückgang an sich mag nicht sonderlich groß erscheinen. Der Knackpunkt ist aber, dass die Wende an einem sehr wichtigen Top-Bereich stattfand, verbunden mit einer negativen Ausrichtung der technischen Indikatoren. Wie die Grafik zeigt, kann dieses Verhältnis, wenn es einmal am Sinken ist, sehr schnell fallen – z.B. 2010-2011 mit 65 % oder 2016 mit 23 %.
NUR EINE EINZIGE LÖSUNG FÜR DAS GLOBALE CHAOS
Normalerweise vermeide ich es, kurzfristige Bewegungen zu thematisieren, da sie im langfristigen strategischen Gesamtbild keinen Unterschied machen, gerade beim Thema Vermögensschutz. Fakt ist: Die Welt steckt im Chaos fest – wirtschaftlich, finanziell, politisch und moralisch. Beispiele dafür sehen wir tagtäglich in den meisten Ländern der Welt.
Eines ist sicher: Keine politische Führungsperson – ob nun Trump, Merkel, May oder EU-König Junker – hat die Fähigkeit, diese Probleme zu lösen. Für den chaotischen Zustand der Welt gibt nur eine Lösung.
Derartige Exzesse und moralische Dekadenz, wie wir sie heute erleben, können niemals auf geordnetem Weg verschwinden. Traurigerweise kann das Problem nur durch einen wirtschaftlichen Totalzusammenbruch gelöst werden. Natürlich ist so etwas unvermeidlich. Keine Regierung, kein Unternehmen und auch sonst niemand kann die ausstehenden 250 Billionen $ Schulden jemals begleichen. Auch Werte und Anstand werden nicht einfach von selbst zurückkehren. Nur als Beispiel: Die Welt interessiert gerade viel mehr dafür, ob ein Supreme-Court-Richter vor 36 Jahren tatsächlich ein Teenager-Liebesabenteur hatte, und nicht für ein korrekt funktionierendes Rechtssystem.
Die globale Verschuldung muss also zusammen mit all jenen Vermögenswerten implodieren, die durch diese Schulden künstlich aufrechterhalten wurden. Diese Verschuldung ist eine Plage, die vernichtet und aus der Welt geschafft werden muss. Die Welt braucht schlechte Zeiten, um zu echten Werten und Moral zurückzukehren. Nur von diesem Niveau aus können wir zu echtem Wachstum auf allen Ebenen zurückkehren.
Natürlich ist das Leid, das es auf dem Weg dorthin geben wird, schrecklich für die ganze Welt. Es ist jedoch der Preis, den wir alle für die inzwischen unhaltbaren Zustände zahlen müssen.
All das kann sehr schnell geschehen oder aber ein langsamer, qualvoller Prozess sein. In der Zwischenzeit müssen wir uns nach besten Kräften vorbereiten – und das Leben genießen, denn das ist schließlich der Grund, warum wir alle hier sind.
1970er – MARKTCRASH, ÖLKRISE, BERGARBEITERSTREIK, 21 % HYPOTHEKENZINS
Wer auf ein langes Geschäftsleben zurückblicken kann, wie ich, der zieht natürlich gerne Parallelen zu vergangenen Perioden, die herausfordernd und hart waren. In gewisser Hinsicht hatte ich das Glück, schon früh in meinem Berufsleben eine Vielzahl von wirtschaftlichen und politischen Problemen miterleben zu können. Das gab mir schnell ein ausgezeichnetes Verständnis für Risiken und unvorhergesehene Ereignisse.
In den frühen 1970er Jahren kam ich aus der Schweiz nach Großbritannien. Ich begann für eine kleine Fotogeschäftkette zu arbeiten. In den frühen 1970ern kam es zu einer globalen Ölkrise. In Großbritannien streikten die Bergleute, und unsere Geschäfte hatten nur drei Tage in der Woche Strom. An den anderen Wochentagen verkauften wir Fernseher bei Kerzenlicht. Zwischen 1973 und 1974 hatte der britische Aktienmarkt Verluste von 60 % zu verzeichnen. In den USA sank der Dow um 47%. Als ich meine ersten Unternehmensoptionen erhielt, waren diese 1,32 £ wert. 18 Monate später waren es noch 9 Pence. Die Zinsen für meine Hypothek waren zudem auf 21% gestiegen. Doch das Vereinigte Königreich überlebte und auch unser Unternehmen, das wir später zum größten britischen Einzelhändler für Unterhaltungselektronik und zu einem FTSE-100-Unternehmen aufbauten. Das waren mit Sicherheit harte Zeiten, voll von scheinbar unüberwindbaren Hindernissen. Was als nächstes kommt, wird um ein Vielfaches schlimmer werden.
NIXON WARF DEN DOLLAR DEN WÖLFEN ZUM FRASS VOR
Zu dieser Zeit, im August 1971, warf Nixon den Dollar den Wölfen zum Fraß vor, indem er die Goldbindung des Dollars aufhob. Das hatte zur Folge, dass der Dollar zwischen 1970 und 1980 96% gegenüber Gold verlor. Auch anderen Währungen gegenüber verlor der Dollar massiv an Wert. Zwischen 1971 und 1979 verlor er z.B. gegenüber dem Schweizer Franken ganze 65 %.
Aus dem Chart oben für das Dollar-Schweizer-Franken-Verhältnis geht hervor, dass das Kursziel bei rund 45 Schweizer Rappen zu einem 1 $ liegt – das entspräche von heute aus betrachtet einer Abwertung um 46 %. Sicher ist, dass der Dollar in einem signifikanten Abwärtstrend steckt und noch einem langen Weg nach unten hat. Das sollte aber niemanden auf den Gedanken bringen, dass nun der Schweizer Franken stark bliebe. Es ist alles nur eine Frage der Relation: Auch der „Swissy“ wird im gegenseitigen Entwertungswettlauf der Währungen nur ein klein wenig besser dastehen als der Dollar.
US-ZINSEN HABEN IHREN 30-JAHRE-ABWÄRTSTREND DURCHBROCHEN
Mein Versuch, ein Bild von den wirtschaftlichen Problemen der 1970er Jahre zu zeichnen, hat einen Grund: Es gibt viele Ähnlichkeiten zur heutigen Zeit. Der Zinszyklus, der bereits 1945 seinen Tiefpunkt markiert hatte, befand sich jetzt in einem Aufwärtstrend. Die 10-jährigen US-Anleihen lagen 1971 bei rund 6 %. Wie die folgende Grafik zeigt, erreichte der Anleihezins dann 1981 mit 16% seinen Höhepunkt. 2016 erreichte der 35-Jahres-Zyklus dann pünktlich seinen Tiefpunkt mit 1,3%.
Ganz entscheidend ist hierbei Folgendes: Das Zinsniveau für 10-jährige US-Anleihen hat nicht nur sein Tief ausgelotet, es ist zudem aus seinem 30-jährigen Abwärtstrend ausgebrochen. Es wäre überraschend, wenn dieser Zins unter dem 16 %-Höchststand von 1981 bleiben würde. Im Fall von Hyperinflation, wenn US-Schulden wertlos werden, können die Zinsen ins Unendliche steigen.
DIE VIER DOMINANTEN TRENDS IN DEN KOMMENDEN 3-7 JAHREN
Es ist also wahrscheinlich, dass die Trends für die nächsten Jahre ähnlich sein werden wie in den 1970er Jahren:
❖ Zinsanstieg
❖ Dollareinbruch
❖ Absturz am Aktienmarkt
❖ Gold- und Silber-Explosion
Obgleich sich unmöglich vorhersagen lässt, was genau der Auslöser der kommenden wirtschaftlichen Katastrophe sein wird, so gibt es doch unzählige Kandidaten. So ist beispielsweise die gesamte EU eine totale Katastrophe – aufgrund der Brüsseler Politik, Brexit, Migration, Defizite, Bankenprobleme und vielem mehr. Die populistische italienische Regierung hat gerade eine Welle öffentlicher Ausgaben beschlossen. Das bedeutet noch weiter steigende Defizite und Schulden. Doch welche Rolle spielt das noch? Schließlich ist Italien bereits mit seinen 2,4 Billionen Euro Schulden bankrott –140% des nationalen BIP.
Hinzu kommt, dass 20 % der Kredite notleidend sind, und bei korrekter Berücksichtigung zum Einfrieren des Bankensystems führen würden. Zudem haben sich italienische Banken 500 Mrd. EUR von der EZB via Target 2 geliehen. Das ist eine weitere vorprogrammierte Katastrophe, die niemand auch nur anzusprechen wagt.
DIE USA SIND DER GRÖSSTE VORPROGRAMMIERTE UNFALL
Doch das größte potentielle Desaster sind natürlich die Vereinigten Staaten mit ihren unkontrollierbaren Schulden und Defiziten. Im Fiskaljahr 2018 fielen in nur 11 Monaten Defizite von 900 Milliarden $ an. Das Haushaltsdefizit 2018 wird also die Marke von 1 Billion $ auf jeden Fall knacken. Allein das August-Defizit belief sich auf 214 Milliarden $. In den letzten 12 Monaten ist die US-Verschuldung um 1,6 Billionen $ gestiegen. Wie ich seit einiger Zeit schon prognostiziere, wird die Verschuldung der USA in den kommenden Jahren um mindestens 2 Billiarden $ pro Jahr wachsen. Im Umfeld steigender Zinssätze werden auch die Steuereinnahmen nicht mehr ausreichen, um allein die Zinskosten zu decken.
Italien und die USA sind nur zwei Beispiele für potentielle Impulsgeber, die die Weltwirtschaft in den Abgrund reißen werden. Dazu mehr in den kommenden Artikeln. Da wir höchstwahrscheinlich am Ende eines säkularen Superzyklus der Weltwirtschaft stehen, könnte die Top-Bildung etwas länger dauern, gerade bei Aktien. Allerdings bewegen sich die Marktrisiken aktuell auf Extremständen. Die Anleger müssen also entscheiden, ob sie die vermutlich letzte kleine Welle noch mitnehmen wollen oder aber die Schotten dicht machen und alle verfügbaren Schutzmaßnahmen ergreifen.
Angesichts historischer Risiko-Extreme ist Vermögensschutz entscheidend. In buchstäblich jeder bisherigen Krise haben physisches Gold und Silber als die beste verfügbare Versicherung gedient.
Es gibt keinen Grund, warum es diesmal anders sein sollte.
Egon von Greyerz
Gründer und Managing Partner
Matterhorn Asset Management
Zürich, Schweiz
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